Maria Stuart & Elizabeth Tudor

11. Feb 2012 – 19:23:29

Maria Stuart, Königin von Schottland, zeitweise Königin von Frankreich und eine legitime Anwärterin auf den englischen Thron, den jedoch ihre große Rivalin, Königin Elizabeth I. innehatte, heiratete innerhalb von neun Jahren dreimal, wurde zweimal Witwe und durch ihre turbulenten Lebensumstände auch von ihrem letzten Ehemann getrennt. Aber zunächst weiter mit ihrer Lebensgeschichte. 

Indisches Horoskop (tropisch)

Indisches Horoskop (tropisch)

Ihr zweiter Ehemann, Lord Darnley, von dem sie ein Kind erwartete, war eifersüchtig auf einen vermuteten Nebenbuhler und schmiedete gemeinsam mit einigen schottischen Adligen ein Komplott gegen Marias Privatsekretär Rizzio, der von den Verschwörern in den Privatgemächern der Königin in ihrem Beisein ermordet wurde. Die Verschwörer wollten die Königin gleich mitmeucheln, doch ihr Mann, offenbar in Unkenntnis der wahren Motive seiner Mitverschwörer, rettete ihr das Leben. Die Verschwörer verhängten zwar Hausarrest über ihre Königin, doch Marias diplomatisches Geschick funktionierte bei ihrem einfältigen Gatten: sie ging auf dessen Forderungen auf aktive Mitregentschaft (bislang trat er nur als eine Art „schmückender Prinzgemahl“ auf) zum Schein ein. Darnley half ihr daraufhin, dem Hausarrest zu entkommen. Doch fortan wollte Maria verständlicherweise nichts mehr von ihrem Ehemann wissen. Sie brachte im Rahu/Saturn/Venus-Dasha den gemeinsamen Sohn Jakob zur Welt, der spätere König Jakob VI., der Elizabeth eines Tages auf den englischen Thron folgen sollte. Jupiter ist natürlicher Karaka (Signifikator) für Kinder. Er steht in Maria Stuarts Rashi D-1 im Zeichen Waage, seine Dispositorin Venus wiederum im Zeichen Schütze, ein zweites Parivartana Yoga. Durch Jupiters Position in der Waage ermöglichte das Venus-Dasha die Geburt eines Kindes.

Maria Stuart

Maria Stuart

Die Liebe zu ihrem zweiten Ehemann, die so stürmisch begann, erkaltete nun vollständig. Er erkrankte zudem schwer, vielleicht an Syphilis oder an den Pocken, und erholte sich in einem Anwesen getrennt von seiner Ehefrau. Maria Stuart wiederum hatte engeren Kontakt zu Lord Bothwell geknüpft, ein protestantischer schottischer Lord, der schon Marias katholischer Mutter Marie de Guise zu treuen Diensten stand. Sie beauftragte ihn mit wichtigen Aufgaben, die ihr kranker und offensichtlich geistig zunehmend verwirrter Mann nicht mehr ausüben konnte. Im Februar 1567 (Rahu/Saturn/Mars-Dasha), knapp ein Jahr nach dem tödlichen Anschlag auf Marias Sekretär Rizzio, kam ihr Ehemann Darnley bei einer gewaltigen Explosion ums Leben. Allem Anschein nach wurde er ermordet. Viele vermuteten Marias neue Liebe Lord Bothwell als Drahtzieher, wahrscheinlicher ist jedoch, dass Darnley von seiner eigenen Sippe getötet wurde, die er zunehmend kompromittierte. Mit 24 Jahren war Maria Stuart zum zweiten Mal Witwe, und wieder haben alle ausgelösten Dasha-Planeten, Rahu, Saturn und Mars, einen direkten Bezug zum 7. Haus.

Ein Blick in das Navamsha D-9 (ein Klick auf die indische Grafik öffnet diese vergrößert in einem separaten Fenster) erlaubt tieferen Einblick in das Beziehungsleben und in das Wesen des Ehemannes. Das Navamsha ist auf der indischen Horoskopgrafik innerhalb des großen Rashi-Horoskopes abgebildet. Der Aszendent befindet sich im Fische-Navamsha und repräsentiert Maria Stuart, das 7. Rashi und sein Herrscher Merkur den 1. Ehemann, den französischen Dauphin Franz. Merkur befindet sich in Stier (Luxus und materieller Genuss – Frankreich!) gemeinsam mit zwei weiteren Wohltätern, aber unter Aspektierung der natürlichen Übeltäter Sonne und Saturn gegenüber im Skorpion. Der 2. Ehemann ist nach Auffassung vieler indischer Astrologen im 8. vom 7. Haus zu sehen (Tod des Ehemannes = 8. vom 7. Haus => 2. Ehemann = 2. Haus vom Lagna gerechnet). Hier befinden sich Mars und Rahu im Widder. Maria hatte sich diesen Mann in einem Anflug von Leidenschaft selbst in den Kopf gesetzt und durchgesetzt. Sonne/Saturn-Konjunktion im 8. Haus vom 2. Haus gerechnet deuten auf sein gewaltsames Ende hin und – auf den 3. Ehemann Lord Bothwell. Sonne und Saturn stehen im Skorpion unter der Herrschaft des Planeten Mars, d.h. in enger Beziehung zum 2. Ehemann. Es ging immerhin das Gerücht, Bothwell hatte beim Mordanschlag auf Marias zweitem Ehemann die Finger im Spiel.

Darnleys Tod lag keine drei Monate zurück, da heiratete Maria Stuart tatsächlich Lord Bothwell (Rahu/Saturn/Rahu-Dasha), den vermeintlichen Mörder ihres zweiten Ehemannes. Zuvor hatte er sie auf sein Schloss entführt und damit die Königin kompromittiert, da eine Vergewaltigung anzunehmen war. Nach Marias Freilassung ließ sich Bothwell von seiner ersten Frau scheiden, um die Königin heiraten zu können. Derartige Entwicklungen waren wohl nur im damals immer noch sehr rückständigen, archaischen Schottland möglich.

Diese dritte Heirat war natürlich ein Skandal und erwies sich sehr bald ebenfalls als großer Fehler, denn es kam zu einem Aufstand der Maria zuvor treu ergebenen Adligen, die ihre Abdankung forderten. Sie wurde wieder gefangen gesetzt, diesmal unter Federführung ihres (illegitimen) Halbbruders, der sie am 24. Juli 1567 (immer noch unter Rahu/Saturn/Rahu) zwang, ihre Abdankung zugunsten ihres erst einjährigen Sohnes zu unterzeichnen. Ihr Ehemann Bothwell musste aus Schottland fliehen und starb Jahre später in dänischer Gefangenschaft, ohne jemals nach Schottland zurückzukehren.

Die aus diplomatischer Sicht sehr ungeschickte dritte Heirat wirkte sich dramatisch auf Marias berufliche Position als Königin aus, was sich astrologisch durch das Parivartana Yoga (Rezeption) zwischen dem Herrscher von Haus 7 und Haus 10, Mars und Saturn, sehr gut nachvollziehen lässt. Darüber hinaus musste Maria Stuart die dritte Trennung vom Ehepartner verkraften. Die Eheleute Bothwell und Stuart sollten sich nicht mehr zu Lebzeiten wiedersehen.

Im Mai 1568 entkam Maria Stuart auch der Gefangenschaft durch ihren Bruder und des schottischen Adels. Sie stellte ein Heer auf, um ihre Krone zurückzuerobern, wurde jedoch wenige Tage später vernichtend geschlagen. Zuflucht suchte sie nun (AP Quincunx Mond) in England bei ihrer Cousine Elizabeth I., der Königin von England.

Elizabeth I., aus dem Hause Tudor

Elizabeth I., aus dem Hause Tudor

Maria Stuart und Elizabeth Tudor waren miteinander verwandt. Elizabeths Vater Heinrich VIII. war der Bruder von Marias Großmutter Margarete Tudor. Da Elizabeth aus der 2. Ehe Heinrichs VIII. stammte, derentwegen sich England von der katholischen Kirche abspaltete, galt Elizabeth aus katholischer Sicht als illegitimes Kind Heinrichs VIII., das keinen Anspruch auf den Thron geltend machen könne. Maria Stuart hingegen war eine legitime und zudem katholische Urenkelin Heinrichs VII. und damit ernstzunehmende Anwärterin auf den englischen Thron. Sicher fiel es Maria Stuart nicht leicht, ihre Cousine jetzt quasi um Asyl zu bitten, und Elizabeth musste in ihrem Handeln vorsichtig sein, damit sich die Stimmung in England nicht gegen sie wendet und ihr Thronanspruch in Frage gestellt wird.

Elizabeth war seit zehn Jahren Königin von England. Das Land war gespalten durch die Reformation. Ihre Vorgängerin, Königin Maria I. „die Katholische“ (auch „Bloody Mary“ genannt), ließ noch zehn Jahre zuvor die Protestanten im Land verfolgen und umbringen. Elizabeth hingegen bemühte sich um eine friedliche Koexistenz zwischen Protestanten und Katholiken, wobei die katholische Bevölkerung sich weiterhin lieber eine katholische Regentin gewünscht hätte, allein schon aus Sicherheitserwägungen. Elizabeth saß somit nicht wirklich fest auf dem Thron, und durch ihre Entscheidung, unverheiratet zu bleiben und somit keinen eigenen Thronfolger zu haben, stand auch die Unklarheit über ihre Nachfolge stets im Raum. Marias Hilfeersuchen musste für Elizabeth unangenehm und unwillkommen gewesen sein.Elizabeth I Radix

In Elizabeths Horoskop (7. September 1533J, 15.00 LAT, Greenwich) steht das Zeichen Steinbock am Aszendenten, die Sonne in der Jungfrau und der Mond im Zeichen Stier. Drei Erdzeichen deuten auf eine pragmatische, auf das Irdische bezogene Mentalität hin. So lag ihr als Herrscherin vor allem an einer gut gefüllten Staatskasse und einer florierenden Wirtschaft, denn sie wusste: geht es den Bürgern materiell gut, profitiert auch das Land und die Königin davon. Die Dreiecks-Struktur des Aspektbildes verrät eine Bewusstseinslage, die sich leicht an veränderte Bedingungen anpassen kann. Die in den Dreiecken enthaltene Motivation des veränderlichen Kreuzes (Lernen, Verstehen, Beziehungen erkennen) zeigt ein großes Interesse an Kulturschöpfungen, und so ist die Ära Elizabeths I., das „Elisabethanische Zeitalter“, auch bekannt für seine kulturellen Errungenschaften in Poesie, Theater und Musik.

Mond und Neptun, die beiden Planeten, die bei Fragen nach Liebe und Beziehung eine Hauptrolle spielen, stehen in Elizabeths Horoskop im Kollektivraum, besitzen also nicht die hohe Priorität wie vergleichsweise im Horoskop von Maria Stuart. Immerhin steht Venus dem MC am zweitnächsten mit einer Opposition zu Neptun und einem Quincunx zum Mond. Elizabeths „große Liebe“ schien Robert Dudley gewesen zu sein, den sie seit Kindertagen kannte. Als Königin entschied sie sich jedoch, nur ihrem Land als „Virgin Queen“ (jungfräuliche Königin) zu dienen. Die Venus steht im eingeschlossenen Zeichen Waage, in der benachbarten Jungfrau die Sonne nahe der Hausspitze. Im Häuserhoroskop (Grafik rechts) vereinen sich Sonne und Venus zur Konjunktion.

Häuserhoroskop Elizabeth I.

Häuserhoroskop Elizabeth I.

Das im Horoskop betonte veränderliche Prinzip (dreieckige Aspektbildstruktur, vier Planeten in veränderlichen Zeichen, sieben Planeten in veränderlichen Häusern, vier grüne Aspekte) verdeutlicht, dass Elizabeth sich vermutlich nie wirklich sicher fühlte. Saturn am Talpunkt des 7. Hauses wirkt wie ein Kontaktfilter auf verlorenem Posten. Er möchte gerne alle potentiell gefährlichen Begegnungen abwehren, erleidet damit am Talpunkt und in Konjunktion mit Uranus jedoch immer wieder Niederlagen. Saturn hat hier auch einen großen Teil dazu beigetragen, das Elizabeth ihr ganzes Leben vor einer Ehe zurückschreckte.

Als ihre Cousine Maria Stuart nun englischen Boden betrat, hinderte Elizabeth sie zunächst an der beabsichtigten Weiterreise nach Frankreich. Dann ließ sie Maria in einem englischen Schloss festsetzen und veranlasste eine Untersuchung der Hintergründe des gewaltsamen Todes des zweiten Ehemannes, der von Geburt englischer Untertan war. Elizabeth „wünschte“ jedoch keine Beweise dafür, dass Maria tatsächlich ihre Hände bei Darnleys gewaltsamen Tod im Spiel gehabt haben könnte, noch wünschte sie eine Freilassung. Am liebsten hätte sich Elizabeth zu überhaupt nichts festgelegt. Aber sie konnte ihre Cousine auch nicht nach Frankreich weiterreisen lassen, wo sie als Witwe des französischen Königs ihr großen Schaden hätte zufügen können. Elizabeth war in einer Zwickmühle, und das wegen dieser unbeherrschten jungen Frau, die die Folgen ihrer spontanen Handlungen offenbar nicht im Voraus abschätzen konnte, oder wollte. Elizabeth agierte sehr vorsichtig und vergleichsweise zurückhaltend. Sie befand sich damals mit dem Alterspunkt noch im veränderlichen 6. Haus, in dem man sich der Fragilität und Veränderlichkeit der äußeren Umstände (Zwillinge an der 6. Hausspitze) stets bewusst ist, aber schon im Zeichen Krebs, in dem Uranus und Saturn auf den AP-Übergang warteten.

Im Januar 1569 kam die Untersuchung zum Ergebnis, dass Maria eine Mitschuld am Tod ihres zweiten Ehemannes nicht nachgewiesen werden konnte. Dennoch wurde Maria weiterhin in England festgehalten, wenn auch unter luxuriösesten Bedingungen in verschiedenen Schlössern. Die veränderten Lebensbedingungen spiegeln sich in Marias Dasha-Planeten wider: Maha Dasha Herrscher ist immer noch Rahu in 10, Bhukti-Herrscher ist nun jedoch Merkur, der im 9. Haus in Steinbock mit dem Mond, dem Herrscher des 3. Hauses (= Geschwister, dazu gehören auch Cousinen!) in Konjunktion steht. Maria Stuarts Gefangenschaft, zuletzt im Schloss Fotheringhay, sollte 18 Jahre bis zu ihrer Hinrichtung dauern.

Häuserklick Maria & Elizabeth I.

Häuserklick Maria & Elizabeth I.

Maria Stuart und Elizabeth Tudor haben beide Saturn im 7. Haus, und in ihrer „Beziehung“ waren beide Frauen vorsichtig. Interessant ist der Häuservergleich der Sonnen. Sie stehen im Häuserklick (siehe rechts) in Konjunktion, was auf eine Konkurrenzhaltung hinweist. Tatsächlich machte die eine, Maria Stuart, der anderen ihren Platz, den englischen Thron, streitig. Wesentlich ist hierbei der Umstand, dass sich Marias Sonne „im Schatten“ der 9. Hausspitze befindet, während Elizabeths Sonne eindeutig im 9. Haus steht. Ein Schattenplanet befindet sich im letzten Sechstel eines Hauses, d.h. kurz vor der nächsten Hausspitze. Die Hausspitze können wir uns wie einen Gipfel vorstellen, den ein Planet vor dieser Hausspitze unbedingt erklimmen will. In dieses Ziel setzt er all seine Kräfte, Energien, Gedanken und Gefühle. Oft wird das Thema dieser Hausspitze zur „fixen Idee“. Ein Thema des 9. Hauses ist der Glaube, die Religion. Offenbar war es Maria Stuart tatsächlich ein sehr großes Anliegen, England für den Katholizismus zurückzuerobern. Im Schattenbereich übertreibt man es jedoch mit dem Krafteinsatz zur Erreichung des angestrebten Zieles, und oft wird der Zieleinlauf vereitelt, weil man den Blick für die richtigen Proportionen oder Realitäten verloren hat.

Elizabeth hingegen steht mit ihrer Sonne bereits im 9. Haus. Sie muss hier nichts mehr erobern, sie IST ganz selbstverständlich auf dem Gipfel. Sie ist die Herrscherin. Sie hat die Macht, ihrem protestantischen Glauben in ihrem Reich den ihm gebührenden Raum zu geben. Und sie ist immerhin so weise (hat also einen guten Blick für stimmige Proportionen), dass sie auch den Katholiken in England ihren Raum lässt.

Mit Saturn gleichzeitig jeweils im 7. Haus ist ebenfalls eine Konkurrenzsituation gegeben, wobei mit Saturn meist Ängste und Unsicherheiten angesprochen sind, die zur Selbstverteidigung und Abgrenzung herausfordern.

Dass Sonne (das autonome Ich) und Saturn (das heteronome, fremdbestimmte Ich) im Vergleich der Horoskope dieser Rivalinnen eine besondere Rolle zukommt, zeigen auch die Kreuzungspunkte. In jedem Horoskop gibt es zwei Kreuzungspunkte (K1 und K2). Dies sind die beiden Tierkreisgrade, an denen sich die Alterspunkte des Grundhoroskops und des Mondknotenhoroskops zeitlich treffen. Da das Grundhoroskop grob formuliert das „Hier&Jetzt-Bewusstsein“ umschreibt, während das Mondknotenhoroskop Themen des vergangenheitsbezogenen „Ex-Bewusstseins“ enthält, kommt es an den Kreuzungspunkten zu einer Begegnung des Gestern mit dem Heute, des tief Unbewussten mit dem Bewusstsein. Man könnte die Achse der Kreuzungspunkte auch karmische Achse nennen. Maria Stuarts Kreuzungspunkt liegen auf 22,5° Jungfrau/Fische und Elizabeth Tudors Sonne steht nahe dem ersten Kreuzungspunkt auf 24° Jungfrau. Elizabeth Tudors Kreuzungsachse liegt auf 17° Stier/Skorpion, in deren unmittelbarer Nähe sich Marias Saturn auf 16,5° Skorpion befindet.

Combin-Horoskop

Combin-Horoskop

Sehr interessant ist auch ein Blick auf das Combin-Horoskop der Cousinen. Der Combin-Aszendent liegt auf 17,5° Wassermann (nur zwei Grade entfernt von Maria Stuarts Pluto). Sonne und Saturn stehen im Trigon zueinander und bilden mit Pluto ein Dominantdreieck, das Neptun zu einer labilen (schwachen) „Oszillo-Figur“ ausweitet. Grundlegend ist hier ein Machtkonflikt (Sonne Quadrat Pluto), für den einerseits Pluto mehr widerwillig als willig (einseitiges Quincunx) einen langen Lösungsweg in Richtung Saturn einschlägt. Es könnte zum Beispiel darum gehen, Werte wie Tradition, aber auch Sicherheiten und natürliche Grenzen in Bezug auf diesen Machtkonflikt zu berücksichtigen, damit eine stabile und harmonische Basis geschaffen werden kann (Saturn Trigon Sonne). Gleichzeitig versucht die Sonne über das Halbsextil zu Neptun dessen Themen bei der Konfliktlösung einzubeziehen, hier vermutlich Fragen der christlichen Ethik, denn sowohl Katholiken als auch Protestanten glauben an denselben Gott und berufen sich auf die Bibel als Heilige Schrift. Nur die Rituale unterscheiden sich. Schlussendlich scheint es in dieser Oszillo-Figur um eine neue Ausbalancierung (Quincunx) des Realisten und der Tradition (Saturn) gegenüber dem Idealisten (Neptun) zu gehen, oder einfacher: ein Brückenschlag zwischen der (katholischen) Tradition oder äußerlichen Gesetzen – Saturn – und der Ausrichtung auf das, was alle Christen vereinen kann – Neptun.

Combin Mondknotenhoroskop

Combin Mondknotenhoroskop

Das Mondknotenhoroskop des Combins lässt eine alte Rivalität und eine tiefe Verstrickung in einen weitgehend unbewussten, sehr tief sitzenden Machtkonflikt zwischen den Frauen vermuten (Mars am MKH-MC am absteigenden Mondknoten, Sonne in 1 Quadrat Pluto in 4, Mars und Pluto auf der Individualachse 4/10).

Elizabeth wurde vom Parlament und ihren Beratern immer wieder aufgefordert, Maria Stuart wegen Hochverrats hinrichten zu lassen. Ganz konkret wurde diese Forderung zum Beispiel nach Aufdeckung der Ridolfi-Verschwörung. Elizabeth war 1570 vom Papst exkommuniziert worden, der den englischen Untertanen gleichzeitig ebenfalls die Exkommunikation androhte, wenn sie ihrer Königin weiterhin die Treue hielten. Englische Katholiken schmiedeten in der Folge ein Mordkomplott gegen Elizabeth mit dem Ziel, Maria Stuart auf den englischen Thron zu setzen. Das Komplott flog auf, und das englische Parlament forderte Maria Stuarts Hinrichtung. Elizabeth konnte sich jedoch nicht zu einer Verurteilung durchringen. Ihr Alterspunkt stand zu dieser Zeit in Konjunktion mit Uranus im 7. Haus.

Elizabeth I.

Elizabeth I.

Doch Anhänger Maria Stuarts konspirierten immer wieder für ihre „Königin“, ohne zu wissen, dass inzwischen der Begründer des englischen Geheimdienstes, Francis Walsingham, verdeckt arbeitende Agenten unter ihnen eingeschleust hatte und über ihre Aktivitäten informiert war. Mitte der Achtzigerjahre drängten Walsinghams Agenten einen Sympathisanten Maria Stuarts, den Katholiken Anthony Babington, zu einem Anschlag gegen Elizabeth. Babington schrieb Maria Stuart einen Brief, in dem er Einzelheiten seines Vorhabens schilderte und sie um Zustimmung bat. Am 17. Juli 1586 (Marias AP stand im Sextil zu Pluto und in der Kippstelle Venus/Sonne) beantwortete Maria Stuart unvorsichtigerweise diesen in ihr Gefängnis Schloss Fotheringhay geschmuggelten Brief.

Möglicherweise war Maria Stuarts Unvorsichtigkeit, um nicht zu sagen törichter Leichtsinn, dem Alterspunkt im Feuerzeichen Schütze anzulasten. Als ihr Alterspunkt seinerzeit durch das Feuerzeichen Löwe mit Uranus darin lief, erlebte sie turbulenteste Zeiten. Sobald der Alterspunkt in einem Feuerzeichen andere Planeten aspektiert, werden diese durch die intensive Feuerenergie des jeweiligen Zeichens regelrecht entzündet und zu schnellen, spontanen oder intuitiven Aktionen verleitet. Als Maria Stuarts Alterspunkt 1583 in das Zeichen Schütze eintrat, wurden mit Zeicheneintritt sowohl Venus als auch die Sonne in Schütze in Schwingung versetzt. Venus brachte schon 18 Jahre zuvor unüberlegte Entscheidungen und unvorhersehbare Entwicklungen auf partnerschaftlichem Gebiet, und die Sonne strebt ungeduldig nach Autonomie und Macht, träumt davon, endlich Königin von England zu sein und die katholische Religion wieder zur Staatskirche zu machen.

Maria Stuart Radix

Maria Stuart Radix

Im 8. Haus befindet sich der Bewusstseinsfokus (Alterspunkt) allerdings auf gefährlichem Terrain, nämlich im Bereich des Stirb und Werde, in dem wir oft Dinge, die wir mit viel Hingabe und Liebe gepflegt und aufgebaut hatten, verlieren oder aufgeben müssen. Maria Stuart hätte ihren Wunsch, katholische Königin von England zu werden, aufgeben müssen, um zu überleben. Dieser Wunsch entsprach nicht den realen Möglichkeiten, die sie jedoch viele Jahre konsequent ignorierte, indem sie sich einfach nur auf ihre Erbansprüche berief und nicht die veränderten Bedingungen ihrer Gegenwart akzeptieren konnte.

Während Maria also nach Abschicken des Briefes an Babington davon träumte, bald auf dem englischen Thron zu sitzen, las Walsingham die abgefangenen Briefe. Noch im August begann auf Schloss Fotheringhay der Hochverratsprozess gegen Maria Stuart. Das Gericht sprach sie am 25. September 1586 schuldig (AP Halbsextil Merkur).

Elizabeth zögerte wieder monatelang. Sie unterschrieb schließlich doch am 1. Februar 1587 das Todesurteil ihrer Cousine. Elizabeths AP stand in Opposition zum Mond, der übrigens auf Maria Stuarts Aszendent liegt.

Am 7. Februar erfuhr Maria Stuart, dass sie am nächsten Morgen enthauptet werden sollte (AP Halbsextil Saturn). Die Urteilsvollstreckung wurde auf 10.00 Uhr in Schloss Fotheringhay anberaumt und durchgeführt.

Obwohl Elizabeth das Todesurteil unterzeichnet hatte, tat sie nach Marias Tod so, als sei die Hinrichtung von übereifrigen Untergebenen eigenmächtig durchgeführt worden. Offenbar hätte sie ihren endgültigen Schritt, diese klare Entscheidung, am liebsten wieder rückgängig machen wollen (Saturn/Uranus-Konjunktion im 7. Haus).

Diesen Eindruck versuchte sie auch in einem Schreiben an den protestantischen schottischen König Jakob VI. zu erwecken, der gegen die Hinrichtung seiner Mutter protestierte, aber wohl nur, um die Form zu wahren. Nach dem Tode Elizabeths 16 Jahre später wurde er König Jakob I. von England und regierte gleichzeitig als Jakob VI. über Schottland. England und Schottland waren vereint unter einem protestantischen König, dem Sohn Maria Stuarts und Henry Stewart Lord Darnleys, die beide katholisch waren.

Maria und Elizabeth sind einander nie persönlich begegnet. Vielleicht wären sich die beiden Frauen sogar sympathisch gewesen, denn es gibt durchaus harmonische Synastrie-Aspekte (Elizabeths Mond auf Marias Aszendent und Marias Sonne auf Elizabeths Jupiter). Dichter und Künstler späterer Generationen versuchten sich immer wieder in der Phantasie vorzustellen, wie ein solches Treffen hätte ablaufen können, z. B. Friedrich von Schiller in seinem Drama „Maria Stuart“. Im eingangs erwähnten englischen Spielfilm gab es ebenfalls diese in Wirklichkeit fiktive Szene, die in der Originalversion dank You Tube angeschaut werden kann:

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