24. Mär 2010 – 17:28:01
In der vedischen Astrologie ist die Sonne Symbol für Atman, das Selbst des gesamten Universums. Sie ist Brahman, die Weltseele, die mit der individuellen Seele im Wesen identisch ist. Sie ist das göttliche Wesen, das im Herzen aller Wesen als ihr Wahres Selbst wohnt. Der Mond symbolisiert das Bewusstsein im Allgemeinen: das, was über die Dinge nachdenkt, der Geist; im Sanskrit: Manas. Die Sonne symbolisiert das Selbst, das unabhängige, unmittelbar wahrnehmende Bewusstsein, während der Mond für unsere Mentalität, unser Gemüt steht, unser abhängiges, nachdenkendes und in der Regel konditioniertes Bewusstsein.
Der Geist – Mond – kann Sein oder Wirklichkeit – die Sonne – nicht erkennen. Er kann nur ihre Erscheinung widerspiegeln. Der Geist an sich bzw. der Verstand hat keine eigene Wirklichkeit, kein Sein. Daher ist der Mond auch nie vollkommen gegenwärtig oder präsent. Dieses Privileg obliegt der Sonne, dem Sein. Bildet der Geist = Mond eine Einheit mit dem Sein = Sonne, reflektiert er das Sein und die Wirklichkeit der Sonne in einer vollkommenen Art und Weise. Wir nennen diesen Zustand Er-Leuchtung.
Die Sonne leuchtet und strahlt immer. Sie tut das einfach aus sich selbst heraus. Nur sind wir uns dieser Tatsache in unserem Verstand = Mond meistens nicht bewusst. Denn der Verstand ist mit seiner Aufmerksamkeit nicht auf die Wirklichkeit der Sonne gerichtet, sondern immer anderswo in der Welt da draußen beschäftigt, gefangen in seinen Denkmustern, in der Erinnerung und Wiederholung früherer Konditionierungen. Der Mond lebt in der Vergangenheit, während die Sonne das Hier und Jetzt repräsentiert.
Die vedische Astrologie wird von vielen Autoren als Mond-Astrologie bezeichnet, denn es geht ihr darum, die mentale Konditionierung des Geistes aufzuzeigen, für die der Mond im Horoskop steht.
Auch in der Theosophie gilt der Mond als Gefäß karmischer Erfahrungen, die es loszulassen gilt:
Der Einfluss des Mondes ist Wesen und Wirkung nach rein symbolisch. Er ist nicht viel mehr als eine tote Form. Er hat keinerlei Ausstrahlung und demzufolge auch keinerlei Wirkung mehr. Der Mond ist ein Hindernis im Raum, eine unerwünschte Form, die eines Tages verschwinden muss. Seine heutige Wirkung ist das Ergebnis einer machtvollen, uralten Gedankenform.
Alice A. Bailey: Esoterische Astrologie
Der Veden-Experte Dr. David Frawley widmet den Erinnerungen ein Kapitel in seinem Buch „Die spirituelle Praxis des Vedanta“:
Unsere Erinnerungen sind der eigentliche und innere Besitz; er hält uns gefesselt. Erinnerung ist Anhaften, Festhalten an einer Erfahrung, in welcher die Energie gebunden bleibt. Erinnerung ist gewissermaßen stofflich, eine im Geist festsitzende Substanz. Sie ist der Rückstand einer Erfahrung, die in uns Spuren hinterlassen hat. Der Grad an Stofflichkeit hängt davon ab, wie wenig oder wie sehr wir an der Vergangenheit, also an einer persönlichen Geschichte haften. Unsere Erinnerungen bilden die Landschaft des Samsara, die Welt der Täuschung und des Leidens, in der wir gefangen sitzen.
Mit zunehmendem Alter erscheint uns das Leben (Sonne) immer beschwerlicher, weil wir ein hohes Maß an Erinnerungen (Mond) mit uns herumtragen, die uns herunterziehen und ein spontanes Leben im Hier und Jetzt, wie es für Kinder noch ganz selbstverständlich ist, fast unmöglich machen. Vielleicht sollten wir die Zunahme der Demenzerkrankungen im Alter als einen unfreiwilligen „Heilungsvorgang“ des Seins ansehen, denn die Demenz ist gekennzeichnet durch den zunehmenden Verlust des Erinnerungsvermögens. Der lateinische Begriff „dementia“ bedeutet übersetzt „ohne Geist“!
Literatur:
David Frawley: „Astrologie der Seher“, Windpferd-Verlag
David Frawley: „Die spirituelle Praxis des Vedanta“, Windpferd-Verlag
Alice A. Bailey: „Esoterische Astrologie“, Lucis Trust
http://de.wikipedia.org/wiki/Vedanta
http://de.wikipedia.org/wiki/Atman
Fotos:
Sonne: NASA
Vollmond von Torsten Edelmann