16. Sep 2010 – 22:37:15
Kürzlich stieß ich bei Paramhansa Yogananda auf eine Übersetzung des Begriffes Maya als: „die magisch Messende“. Der Sanskritbegriff maya bedeutet nicht nur Täuschung, sondern die Wurzel ma- wird übersetzt mit „messen, abmessen, durchmessen, ermessen, vergleichen mit, dem Maß entsprechen, Raum finden in“.
Maya ist in der hinduistischen Philosophie die kosmische Täuschung. Die Welt der Materie ist demnach nicht das, als was sie uns Menschen erscheint. Sie ist eine Illusion, eine Täuschung. Ich fand das immer sehr befremdlich, denn Materie ist doch greifbar, sichtbar. Was soll daran eine Täuschung sein?
Geht man in die Welt der kleinsten Teilchen, aus der sich Materie aufbaut, wird klar, dass die indischen Weisen schon vor Tausenden Jahren ohne Technik oder Apparate wussten, worauf die Quantenphysik vor fast hundert Jahren durch wissenschaftliche Untersuchungsmethoden gekommen ist.
Materie ist in Superposition,
solange nicht gemessen wird.
Superposition bedeutet, dass ein Teilchen keinen festen Ort hat; es ist unscharf, unbestimmt (siehe Heisenberg’sche Unschärferelation). Es könnte überall sein. Ihm stehen alle Möglichkeiten offen, an verschiedenen Orten zu existieren, solange es nicht „gemessen“ wird. Wo es sich in einem bestimmten Moment befinden wird, entscheidet ohne Beobachtung oder Messung der „Zufall“. Dies gilt für Photonen wie auch für größere Materiemoleküle. Für letztere jedoch nur unter den Bedingungen des Vakuums. Das Vakuum ist durch absolute Leerheit definiert. Es gibt keine Materie darin. Nichts. Keine Teilchen, keine Moleküle. Wenn mit Materiemolekülen jedoch unter den „normalen“ Bedingungen, wie sie in unserer Welt herrschen, quantenphysikalisch experimentiert wird, erfährt das kleinste Teilchen plötzlich (s)einen festen Ort. Sauerstoffmoleküle, Staubteilchen oder auch Strahlen, die den Raum erfüllen, führen die „Messung“ durch. Die Physik umschreibt dies mit dem Begriff Dekohärenz.
Die Welt erscheint uns als fix und nicht unbestimmt in Superposition, weil sie so beschaffen ist, dass sie sich selbst ständig misst. Materiemoleküle, Röntgen- und andere Strahlen in Atmosphäre und Weltraum messen ständig die Position der kleinsten Teilchen in unserem Universum, und erzeugen so den Anschein, dass die Welt um uns herum real und festgefügt sei. Dabei ist sie in ihren kleinsten Teilchen unbestimmt. Das ist Maya, die „kosmisch Messende“.
Die Wissenschaft weiß das seit etwa 30 Jahren. Im Mainstream ist es noch nicht angekommen.
Wer sich so etwas hat einfallen lassen, ist doch echt abgefahren.
Meine Hypothese: wer in seinem Bewusstsein einen Zustand analog dem des Vakuums erzeugen kann, der kann sich Maya entziehen und erkennen, was wirklich wirklich ist. Und einem Magier gleich die Zugspitze an die Nordsee versetzen.
Nebenbei: da Astrologie sich mit Planeten, Fixsternen und nicht zuletzt dem Menschen beschäftigt, ist sie auf Maya ausgerichtet, und damit so illusionär wie die Welt selbst. Eine geradezu wissenschaftliche Bestätigung meiner Theorie, dass Astrologie in letzter Konsequenz eine Illusion ist.
Aber da in unserer Welt ständig mindestens ein Astrologiekritiker am Messen ist, muss ich mir keine Sorgen machen, dass mein liebstes Hobby eines Tages unscharf wird… 😀