23. Mai 2008 – 16:52:20
Nach Dr. K. S. Charak „Essentials of Medical Astrology“ sind in einem vedischen Chart folgende Horoskopfaktoren bei Herzerkrankungen besonders zu beachten:
a) Beeinträchtigungen der Sonne
Dies ist der bei weitem wichtigste Faktor, der Herzerkrankungen anzeigen kann. Die Sonne kann wie folgt beeinträchtigt sein:
- Verbindung/Aspekt mit Mars, Saturn oder der Mondknotenachse
- im Zeichen ihres Falls stehend (Waage)
- Papakartari, d.h. auf beiden Seiten umgeben von Malefics
- Beziehung zum 6., 8. und 12. Haus (Dushtana) und/oder den jeweiligen Hausherrschern
b) Beeinträchtigung des Zeichens Löwe
Durch Verbindung/Aspekt mit einem Malefic (vor allem Mars, Saturn, Rahu, Ketu).
c) Beeinträchtigung des 5. Hauses
Durch Verbindung/Aspekt eines natürlichen Übeltäters oder Herrscher eines Dushtana-Hauses. Hier ist es wichtig, das 5. Haus
– vom Aszendenten
– von der Sonne
– vom Mahadasha und Antardasha-Planeten
zu untersuchen.
d) Beeinträchtigung des 5. Hausherrscher
Beschädigung durch natürliche Malefics, durch Herrscher der Dushtana-Häuser, oder durch rückläufige Planeten.
e) Das 4. Haus
Eine Beschädigung des 4. Hauses vom Aszendenten oder von der Sonne aus gerechnet zeigt Komplikationen im Bereich des Brustkorbes oder operative Eingriffe bei Herzkrankheiten an. Überwiegender Einfluss von Wohltätern auf die Sonne und das 5. Haus bzw. den 5.-Haus-Herrscher zeigen eine konservative Behandlung und Erholung an.
f) Das Dasha-Schema
Wenn ausreichend beeinträchtigende Faktoren gegenwärtig sind, können die Dasha-Perioden der Planeten, die mit der Sonne, dem 5. Haus oder dem 5.-Haus-Herrscher verbunden sind, zu einer Erkrankung des Herzens führen. Das Antardasha eines rückläufigen Planeten im 5. Haus während des Mahadasha eines Malefics ist von besonderer Bedeutung.
Beispielhoroskop
Junge mit angeborenem Herzfehler (Fallot Tetralogie), der chirurgisch korrigiert werden musste.
Die Sonne steht im Skorpion im 5. Haus (!), hat also bereits einen Bezug zum Herzen. Sie steht in Rezeption mit Mars (Sonne in Skorpion, Mars in Löwe). Mars als natürlicher Malefic aspektiert darüber hinaus die Sonne. Die Sonne steht in Konjunktion mit Merkur, der in diesem speziellen Horoskop ein ungünstiger Faktor ist (die Inder nennen das kurz einen „Übeltäter/Malefic“), denn Merkur ist Herrscher eines Dushtana-Hauses (12. Haus). Die Sonne ist Herrscher des 2. Hauses und damit ein Maraka, ein Planet der mit Tod und Lebensgefahr zusammenhängt (das muss nicht immer der physische Tod sein). Im Shadbala (eine Art Punkteauswertung für die Stärke/Schwäche aller Planeten) zeigt sich eine sehr niedrige Punktzahl für die Sonne und damit eine Schwächung.
Zu Punkt b) Löwe
Das Zeichen Löwe ist aus indischer Sicht durch die Anwesenheit von Mars „verletzt“, denn Mars ist in der indischen Astrologie ein Planet, der in der Regel problematisch ist. Allerdings ist er für einen Krebs-Aszendenten gleichzeitig auch ein günstiger Planet, der gute Ergebnisse bringen kann. Das 2. Haus hat mit Energie zu tun, und dieser Aspekt könnte sich für den Jungen mit der Zeit verbessern.
Zu Punkt c) 5. Haus
Das 5. Haus vom Aszendenten aus gerechnet ist beeinträchtigt durch die Anwesentheit des Marakas Sonne und des in diesem Horoskop schwierigen Merkurs. Das 5. Haus wird aspektiert von Mars im 2. Haus, ein starker Einfluss, denn Mars aspektiert hier mit Skorpion sein eigenes Zeichen. Es zeigt dies eine intensive Verletzung an.
Das 5. Haus von der Sonne aus gerechnet ist das 9. Haus im Zeichen Fische. Das 9. Haus ist aus indischer Sicht ein sehr positives Haus, das unser Dharma anzeigt. Es ist hier jedoch beeinträchtigt durch die Anwesentheit vom rückläufigen Saturn (Herrscher des Dushtana-Haus 8) und Ketu. Außerdem steht hier der AC-Herrscher Mond. Der Herrscher des 9. Hauses Jupiter steht stark in Schütze im 6. Haus, das einen direkten Bezug zu Krankheit hat. Darüber hinaus wirft Mars einen verletzenden Aspekt auf das 9. Haus.
Zu Punkt d) Herrscher des 5. Hauses = Mars
Mars selbst ist nicht beschädigt und für den Krebs-Aszendenten durchaus ein Planet, der viele positive Möglichkeiten bieten kann. Beim Blick ins Navamsha-Horoskop (ein wichtiges Unterhoroskop) fällt auf, dass Mars sich im schwierigen 8. Haus befindet. Dazu fällt mir das Stichwort „Überlebenskampf“ ein. Der Junge muss immer wieder für das Leben kämpfen!
Zu Punkt e) 4. Haus
Das 4. Haus liegt im Zeichen Waage, in dem sich Venus befindet. Dies ist eine sehr starke und sicher auch positive Verbindung. Allerdings wirft Mars auch einen Aspekt auf das 4. Haus, was wieder weniger günstig ist und sicher auf die operativen Eingriffe hinweist. Außerdem ist Venus eingeschlossen zwischen Rahu im 3. Haus und Sonne/Merkur im 5. Haus, sie kann sich nicht richtig entfalten.
Zu Punkt f) Dasha-Perioden
Vimshottari Dasha ist ein Prognosesystem der indischen Astrologie. Bestimmte Planeten sind zu bestimmten Zeiten im Leben aktiviert oder ausgelöst. Zum Zeitpunkt der Geburt des Jungen war die Hauptperiode des Merkur (= Mahadasha) und die Unterperiode des Rahu (= Antardasha). Merkur steht im 5. Haus in Konjunktion mit der Sonne, er ist Herrscher des 12. Hauses (und auch des 3. Hauses, welches aus indischer Sicht ebenfalls schwierig ist). Rahu befindet sich im 3. Haus im Zeichen Jungfrau, wird also von Merkur beherrscht. Dies ist ebenfalls ein Hinweis dass der Junge bereits bei Geburt mit den Problemen des 5. Hauses konfrontiert worden ist, und nicht erst im Laufe des Lebens.
Beim Blick auf die Placidus-Hausspitzen 4 und 5 fällt auf: die 4. Hausspitze befindet sich auf 11°55’ Waage im Nakshatra Swati, das von Rahu beherrscht wird – der Antardasha Planet bei Geburt. Die 5. Hausspitze ist auf 19°45’ Skorpion im Nakshatra Jyestha, das von Merkur beherrscht wird – der Mahadasha-Planet bei der Geburt des Jungen.
Das 5. Haus vom Mahadasha-Planet Merkur aus gerechnet ist das 9. Haus mit Saturn, Ketu und Mond (siehe Punkt c)).
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass eine Vielzahl von Horoskopfaktoren auf den angeborenen Herzfehler hinweisen, und dass die erforderlichen operativen Eingriffe vermutlich von Erfolg gekrönt sein werden, da die Prognose des Krankheitsverlaufs ermutigend ist.
Ursprünglich auf „astrologix“ im April 2003 veröffentlicht.
Dr. K.S. Charak ist M.S. (Surgery) F.R.C.S. (U.K.), Head of the Department of Surgery des Indira Gandhi Hospitals in Delhi, Indien