29. Apr 2012 – 00:06:24
8. Tithi – Ashtami Shukla Paksha – Shiva (Matrgana) – Konflikt
Inzwischen hat sich der Mond von der Sonne 84° entfernt. Im Laufe des Tithis Ashtami, der achte lunare Tag, erhöht sich der Abstand auf 96 Bogengrade. In der Astrologie entspricht dieser Abstand dem „Quadrat„-Aspekt. Astronomisch ist das Quadrat zwischen Sonne und Mond am Halbmond erkennbar. Exakt ist ein Quadrat zwischen zwei Planeten, wenn sie im Tierkreis 90° von einander entfernt sind, also im rechten Winkel zueinander stehen. Darüber hinaus gewähren Astrologen einen Aspektumraum (Orbis), innerhalb dessen das Quadrat noch Gültigkeit hat. Bruno Huber hat für Quadrate zwischen Sonne und Mond einen Orbis von plus/minus 6° empirisch ermittelt. Dies entspricht exakt der Mond-Reise während des 8. Tithis!
Der achte lunare Tag ist ein schwieriger Tag. Acht ist die Zahl der Krise und Transformation (8. Haus, 8. Zeichen Skorpion usw.). Das Quadrat ist ein schwieriger Aspekt, der Konflikte und Herausforderungen anzeigt. Shiva ist ein „schwieriger“ Gott, denn er steht für Vernichtung und Zerstörung – damit wieder Neues entstehen kann. Der ewige Wandel von Entstehen, Zerstören und Neuwerden wird durch Shivas kosmischen Tanz in seiner Erscheinungsform als Nataraja symbolisiert.
Heute ist kein guter Tag für neue Projekte, es sei denn, wir möchten uns gegen Feinde zur Wehr setzen und hierfür Strategien zur Verteidigung oder Abwehr von Angriffen entwickeln. Ansonsten ist heute Vorsicht geboten. Sollten wir dennoch zum Handeln gezwungen sein, tun wir gut daran, die den Geist verdunkelnden Tendenzen des achten Tithis zu berücksichtigen. Am Meer ist gerade Nippflut, d.h. der Wasserstand vergleichsweise niedrig. Der Unrat am Meeresgrund (als Entsprechung zu den Leichen im Keller unserer Psyche) kommt nun leichter an die Oberfläche, was im übertragenen Sinne Aufruhr bedeuten kann. Fühlen wir uns dabei überwältigt, vom Pech verfolgt, können wir uns heute an die „Kräfte des Himmels“ wenden und um Führung und Beistand bitten. Nicht alle Probleme können wir selbst lösen. Manchmal gilt es einfach, sie loszulassen und einer „höheren Macht“ zu übergeben, ihr die Lösung zuzutrauen und anzuvertrauen.
Die Matrganas, auch bekannt als Matrikas, sind die Heerscharen der Muttergöttinen (Matri heißt Mutter, Gana kann übersetzt werden mit (Heer-) Schar). Es handelt sich dabei um sieben, in manchen Überlieferungen um acht Göttinnen. Die sieben Matrikas sind am Himmel als die von Auge sichtbaren sieben Fixsterne des Sternhaufens Plejaden verewigt.
Zur Entstehung dieser Muttergöttinnen gibt es verschiedene Überlieferungen. Gemäß Matsya Purana erschuf Shiva gemeinsam mit weiteren großen Göttern wie Vishnu, Kartikeya, Indra u. a. die sieben bzw. acht Matrikas, damit alle gemeinsam gegen den fürchterlichen und mächtigen Dämon Andhaka kämpften, der Shiva herausforderte, weil er dessen Gemahlin Parvati begehrte. Dieser Dämon hatte die beängstigende Fähigkeit, aus jedem Tropfen seines Blutes, den er im Kampf gegen Shiva verlor, zwei weitere Dämonen wiederauferstehen zu lassen. Die Matrikas tranken nun sein Blut und halfen so Shiva und den anderen Göttern, Andhaka zu besiegen. In anderen Puranas erschafft die Göttin Durga die Matrikas aus sich selbst heraus, um mit ihnen gemeinsam gegen die Dämonen zu kämpfen.
Das achte Tithi erinnert an die weibliche Kraft der Zerstörung mit dem Ziel, die Welt zu schützen und aufrecht zu erhalten. Der Dämon Andhaka wird durch Hilfe der weiblichen Göttinen daran gehindert, sich ins Unendliche zu vervielfachen. Die Dämonen verkörpern charakterliche Schwächen und negative Gewohnheiten im Menschen (insbesondere Verblendung und Unwissenheit, denn Andhaka war blind), die, wenn sie nicht rechtzeitig bekämpft werden, die positiven Eigenschaften und Charakterstärken im Menschen derart überwuchern können, dass der Mensch dem Untergang geweiht ist. Um diese charakterlichen Schwächen in Schach zu halten, braucht es die vereinten Kräfte aller positiven, männlichen und weiblichen „höheren“ Kräfte. Allerdings müssen auch die Matrikas „bewacht“ werden, denn laut einer Episode in den Puranas konnten die Göttinnen auch nach dem Sieg über Andhaka nicht von ihrem Zerstörungswerk lassen und verschlangen weiterhin Götter, Dämonen und Menschen, bis Narasimha, eine Verkörperung Vishnus, wiederum 32 weibliche Gottheiten erschuf, die die Matrikas zähmen konnten. Narasimha befahl nun den Matrikas, fortan die Welt zu beschützen, anstatt sie zu vernichten.
Wir müssen also darauf achten (!), am achten lunaren Tag Ashtami (was übersetzt natürlich „achter“ heißt) diese zerstörerischen Tendenzen nicht überhand nehmen zu lassen. Manchmal kommt die zerstörerische Kraft durchaus gelegen. Jedoch kann sie sich auch sehr schnell verselbständigen, wie ein Sturm durch das Leben oder zumindest diesen Tag wüten und ein Trümmerfeld zurücklassen. Unter diesem Tithi Geborene müssen immer wieder auf diese Tendenzen achten. Nicht selten haben sie großes Interesse an den inneren Konflikten und Schwächen anderer Menschen, natürlich auch an den eigenen. Sie beschäftigen sich allgemein gerne mit den verborgenen Dingen in der menschlichen Psyche und sammeln Wissen, wie mit diesen Themen bestmöglichst umgegangen werden kann.
Bilder: Wikipedia