22. Apr 2013 – 18:14:13
„Anno 1724 d. 22. April Sonnabends des Morgens um 5 Uhr, ist mein Sohn Emanuel an diese Welt geboren“ notiert Frau Anna Regina Kant in das Hausbuch der Familie die Geburt ihres vierten Kindes, das wir heute als Immanuel Kant kennen. Diesen großen Philosophen der Aufklärung beschäftigten zeitlebens drei Fragen:
Was kann ich wissen,
was soll ich tun,
und was darf ich hoffen?
Was kann ich wissen?
Diese Frage betrifft unsere Erkenntnis der Wirklichkeit. Kant zufolge kann ich das wissen, was mir meine Sinne und meine Vernunft im Zusammenwirken vermitteln.
Sinnesdaten + Vernunft = Wissen
Kant, ein doppelter Stier (Sonne und Aszendent), das Zeichen der sinnlichen Empfindung, erkennt mit dieser Formel den großen Anteil des mit den fünf Sinnen wahrnehmenden Menschen am Erkenntnisprozess, der den Sinnesdaten allerdings „seine“ Ordnung überstülpt, was bedeutet, dass wir die Form unserer Erkenntnis selbst gestalten (Sonne im 12. Haus, das wie das 1. Haus zum ICH-Raum gehört). Daraus folgt, dass wir die Welt, so wie wir sie wahrnehmen, zum Teil auch selbst hervorbringen. Die Welt ist keine Welt der Dinge an sich, sondern eine Welt der Erscheinungen. Was wir erkennen, ist die Wirklichkeit, allerdings „unsere“ Wirklichkeit, wie wir sie durch unser „Ordnungssystem“ hervorbringen.
Bloßes Denken ist gemäß Kant noch kein Wissen, es braucht auch die Sinneswahrnehmung. Das bedeutet, dass wir über Dinge, die jenseits unserer Sinnenwelt vermutet werden, kein Wissen im Sinne obiger Formel gewinnen können, zum Beispiel über Gott, oder über die Unsterblichkeit der Seele. Wir können Gott zwar denken, aber wir können Gott nicht erkennen, weil wir ihn nicht sehen oder auf andere Weise sinnlich wahrnehmen können. Wir werden deshalb niemals „wissen“, ob es Gott gibt, und wie er wirklich ist.
Jupiter ist in der Astrologischen Psychologie der Chef der Sinnesfunktionen, der das Wahrgenommende beurteilt und in (s)ein Wertesystem einfügt. Er steht in Kants Horoskop stark auf der 11. Hausspitze im Halbsextil zu Saturn, das „täuschungfreie Realitätsbewusstsein“ und das Gedächtnis, im Trigon zur Venus (der gute Geschmack, das Wesensgemäße, harmonisch Ergänzende) und im Quadrat zum Aszendenten. Im 11. Haus interessiert man sich für den Menschen an sich. Man entwickelt im 11. Haus ein ideales Bild des Menschen und einer perfekten Gesellschaft, das man in frei gewählten Beziehungen, zum Beispiel in Freundschaften und Wahlverwandtschaften, zum Ausdruck bringen möchte.
In Kants Aspektbild finden sich einige aufschlussreiche Intelligenz-Figuren: Das Viereck zwischen Saturn, Jupiter, Mond und Venus trägt den Namen Recorder. Es besteht aus drei blauen, zwei grünen und einem roten Aspekt, deutet also auf ein großes Substanzpotential hin, aus dem geschöpft werden, und das auch noch wachsen und ausgebaut werden kann (kleines Talentdreieck), ein waches, sensitives Bewusstsein (Suchfigur) und einen inneliegenden, innerlich antreibenden Konflikt (Quadrat). „Der rot-grün bestrahlte Planet ist ein kritischer Beobachter, der jede Lücke in der Logik oder Erfahrung erkennt und sofort zu ergänzen sucht.“ (B., L. und M. Huber: Aspektbild-Astrologie)
Jupiter/Saturn-Verbindungen deuten auf ein philosophisches Denken hin, das mit Mond immer auch die Welt des Gemüts und der Gefühle einbezieht. Mond/Merkur-Aspekte weisen auf den sprichwörtlichen „gesunden Menschenverstand“ hin, gesund deshalb, weil er mit dem Mond immer auch das Menschlich-Allzumenschliche mit einschließt. Die Venus komplettiert dieses Bild und rundet ab zur „ästhetischen Intelligenz“, die sich nach einer gewissen formalen Perfektion (Schönheit, Harmonie, guter Geschmack) ausrichtet. Tatsächlich beeinflusste Kant mit seiner Kritik der Urteilskraft (Lehre vom ästhetischen Urteil) auch die Auffassung der Ästhetik.
Was soll ich tun?
Dies ist die Frage nach dem „guten“ Handeln. Kant zufolge kann dies nur ein moralisches Handeln sein, das von unserer Vernunft geboten wird (Ethik). „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ (kategorischer Imperativ). Oder umgangssprachlicher: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu.“
Der Drang nach Tätigsein findet sich astrologisch in erster Linie in Strichfiguren (lineares Aspektbild), die in Kants Horoskop in Teilen gegeben sind, in den beiden männlichen Planeten Sonne und Mars, darüber hinaus auch in roten Aspekten, speziell dem Quadrat, dem Leistungsaspekt per se. Sowohl die Sonne als auch der Mars sind in Kants Horoskop ausschließlich rot aspektiert, d.h. Willensimpulse spielen in Kants Bewusstsein eine sehr große Rolle. Das Zitat des Tages macht dies deutlich:
„Ich kann, weil ich will, was ich muß.”
Mars im Quadrat zur Mond/Merkur-Konjunktion drängt es, die in der Recorder-Figur gesammelten Erkenntnisse praktisch umzusetzen.
Den beiden großen Fragen nach dem Wissen und dem Handeln geht Kant in seinem bekanntesten Werk, der „Kritik der reinen Vernunft“ auf den Grund. Das Werk erschien erstmals 1781, dem Jahr der Entdeckung des geistigen Planeten Uranus, der in Kants Horoskop in Opposition zur Sonne im Schatten der Horizontachse steht: eine betont ex-zentrische Persönlichkeit. Der Alterspunkt befand sich im 10. Haus in den letzten Graden des Zeichen Steinbock (Trigon Pluto und Neptun, es entstand ein großes Talentdreieck) und im Übergang zum Zeichen Wassermann mit Jupiter auf der 11. Hausspitze. Neptun und Pluto stehen beide in Aspekt zum supergalaktischen Zentrum (Virgo Cluster) auf 27° Jungfrau, was die universelle Bedeutsamkeit und die „Zeitlosigkeit“ von Kants Überlegungen und Schlussfolgerungen betonen mag. Die Kritik der reinen Vernunft ist auch heute das philosophische Hauptwerk, mit dem sich zeitgenössische Philosophen auseinandersetzen.
Was darf ich hoffen?
Die Antwort auf diese Frage findet sich nicht in Kants Kritik der reinen Vernunft, und sie erwächst Kant zufolge auch nicht aus heiligen Schriften wie zum Beispiel der Bibel, sondern sie beantwortet sich aus dem moralischen Gesetz in uns. Wenn die Vernunft uns gebietet, im moralischen (kategorischen) Imperativ zu handeln, dann muss dies zu einem sinnvollen Ziel führen, sonst wäre dieses Vernunftgebot unsinnig und damit unvernünftig. In der Welt, in der wir leben, können wir jedoch ein solches Ziel nicht erkennen. Im Gegenteil: in unserer Welt ist der Ehrliche oft der Dumme. Deshalb dürfen wir, und zwar aus Vernunftgründen, auf eine andere, bessere Welt hoffen, in der die Verhältnisse sich umkehren, in der es also den guten Menschen besser gehen wird als den bösen. Durch unser moralisches Handeln leisten wir einen Beitrag zum Erreichen dieses Ziels. Wie dürfen Kant zufolge auf der Grundlage unserer moralischen Vernunft hoffen und glauben, dass es Gott gibt, und dass er dereinst eine Welt schaffen wird, in der das Böse nicht das letzte Wort haben wird.
Gottesdienst, kirchliche Rituale und religiöses Zeremoniell sah Kant hingegen sehr kritisch: „Alles, was außer dem guten Lebenswandel der Mensch noch zu thun können vermeint, um Gott wohlgefällig zu werden, ist bloßer Religionswahn und Afterdienst Gottes.“ Damals eine starke und gefährliche Aussage. Hier zeigt sich der rot-grün aspektierte Saturn als der „kritische Beobachter“ in der Recorder-Figur. Möglicherweise hängt diese Kritik auch mit seiner Kindheit und der Beziehung zu seiner Mutter zusammen, die einerseits für Bildung sehr aufgeschlossen gewesen sein soll, und gleichzeitig wie ihr Ehemann eine pietistische Einstellung hatte. Das Quadrat zwischen Mond und Saturn deutet auf eine konflikthafte Beziehung zwischen Mutter und Sohn, die in der Kindheit zwischen Aufbegehren und Anpassung geschwankt haben dürfte und möglicherweise dazu beitrug, dass Kant ledig blieb. Dieser Mutter/Kind-Konflikt ist der verborgene Antriebsmotor im Recorder-Viereck, und damit vielleicht seines ganzen philosophischen Denkens.
1793 und 1794 – in Frankreich war die Französische Revolution noch in vollem Gange – erscheint Kants religionsphilosophisches Werk „Die Religion innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft“, das mit der Zensur preußischer Behörden kämpfen musste. Der Alterspunkt befand sich in diesen Jahren im 12. Haus im eingeschlossenen Zeichen Widder und lief gerade über die Mond/Merkur-Konjunktion.
Immanuel Kant stirbt am 12. Februar 1804 gegen 11.00 Uhr in seiner Geburtsstadt Königsberg. Der Mondknoten-Alterspunkt befand sich auf der Kippstelle der Mond/Merkur-Konjunktion, der Radix-Alterspunkt im Sextil dazu.
Für den ersten Einstieg in die Philosophie Immanuel Kants:
Immanuel Kant Online-Ausgaben:
Kritik der reinen Vernunft
Kritik der Urteilskraft
Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft