Gayatri und Maha Mrityunjaya Mantra

Mantren entfalten schöpferische, heilende und transformative Kräfte in uns. Es bedarf heilender Sätze aus heiligen (= heilenden) Worten, um den häufig aus den Fugen geratenen Geist (Manas) zu besänftigen. Besonders in turbulenten Zeiten kann die Anwendung von Mantren Ängste, Befürchtungen und Nervosität beruhigen und unser Gemüt stabilisieren.

Im Horoskop haben vor allem der Mond, die Mondknoten und die 27 Nakshatras einen direkten Bezug zu unserem „mind“: unserem Geist, Gemüt oder Citta (das „meinende Ich“ in den Yogasutren des Patanjali). Wir können mit speziellen Mantren gezielt schwierige Konstellationen in unserem Horoskop „behandeln“ (siehe die Planeten-Mantras). Wir können jedoch auch jenseits astrologischer Gegebenheiten Mantren täglich oder in schwierigen Lebenssituationen anwenden. Gerade in der heutigen Zeit schadet es nicht, wenn wir unserem Geist mit Hilfe von vedischen Mantras Ruhe und Ausgleich verschaffen.

Gayatri Mantra

Vedische Mantren sind meist sehr alte Verszeilen aus den Veden. Das bekannteste unter ihnen ist das Gayatri Mantra. Sehr viele Hindus singen (= beten) es täglich morgens und abends. Es wendet sich an die Sonne als Symbol des höchsten Gottes:

Gayatri Mantra
oṃ = der Urklang des Universums; der Ton, mit dem Gott die Welt erschaffen hat
bhūr = die materielle Ebene, die Erde, Erdenwelt
bhuvaḥ = Welt zwischen Erden- und Himmelswelt; astrale Daseinsebene (ḥ = ha)
svaḥ = Himmelswelt, reiner Bewusstseinszustand; kausale, göttliche Daseinsebene
tat = Das; das Absolute und Unendliche
savitur = der Schöpfer; die auf- oder untergehende Sonne
váreniyaṃ = verehrungswürdig
bhargo = Beseitiger der Unwissenheit
devasya = strahlend
dhīmahi = wir meditieren; Intuition, Schaukraft, höhere Einsicht
dhiyo = Verstehen, Intellekt
yo = welcher
naḥ = unser
pracodáyāt = erleuchten; führen, antreiben („c“ wird „tsch“ ausgesprochen)

Gott, Erde, Himmel und die Welt dazwischen
Wir verehren den Schöpfer, das Absolute und Unendliche
Möge die strahlende Sonne in unserer Meditation
unser Verständnis erleuchten.

Eine englische Übersetzungsmöglichkeit:

We meditate upon the radiant Divine Light
of that adorable Sun of Spiritual Consciousness;
May it awaken our intuitional consciousness.

Gayatri

Gayatri

Savitur haben die Leser des Starfish-Blogs bereits als die vedische Gottheit kennengelernt, die über das Nakshatra Hasta wacht. Savitri steht für den Ursprung des gesamten Universums sowie den Beginn allen Seins. Die Upanishaden identifizieren ihn an mehreren Stellen außerdem mit Atman, dem „schauenden Selbst“.

Das Gayatri Mantra soll nicht nur besondere spirituelle Kräfte fördern, sondern auch geistige Unreinheiten beseitigen. Außer in den Veden finden sich auch in vielen anderen hinduistischen Schriften, den Upanishaden ebenso wie in der Bhagavadgita und in der späteren Literatur, unzählige Hinweise auf seine Heiligkeit und mystische Bedeutung.

Gayatri ist all das existierende Sein. Die Sprache ist Gayatri, denn es ist die Sprache, die singt und die alle Furcht überwindet.
(Chandogya Up. III.12.1.-6)

In der Bhagavadgita (10.35) identifiziert sich Krishna mit dem höchsten Mantra:

…“von den Metren bin ich Gayatri…'“

Die Göttin Gayatri gilt als Personifikation des gleichnamigen Mantras.


Maha Mrityunjaya Mantra

Ein weiteres Mantra, dem sehr machtvolle Eigenschaften zugesprochen werden, ist das Maha Mrityunjaya Mantra: „Großes den Tod besiegendes Mantra“

Maha Mrityunjaya Mantra

oṃ = der Urklang Gottes
try = drei (tri ausgesprochen)
ambakam = Augen
yajāmahe = wir verehren (j = dsch ausgesprochen)
sugandhim = der Duftende, Wohlriechende
pushtivardhanan = der alles ernährt und erhält
urvārukamiva = wie ein Kürbis; auch: mächtige Krankheiten
bhandhanān = vom Stiel; auch: gebunden, festgehalten
mrityor = vom Tod
mukshīya = befreie, erlöse
māmritāt = nicht von der Unsterblichkeit

Wir opfern dem Tryambaka (dem dreiäugigen Shiva),
dem duftenden, den Wohlstand mehrenden.
Wie den Kürbis vom Stiel, so möchte ich mich vom Tod,
nicht vom Nichtsterben losmachen.

Rudra

Rudra

Dieses große Mantra wird in Indien vor allem in besonderen Lebenslagen, bei Krankheit, vor großen Reisen oder langen Autofahrten, aber auch für Verstorbene gesungen, um ihnen das Loslassen von irdischen Verhaftungen und den Übergang in die feinstoffliche Welt zu erleichtern. Es richtet sich an den Sturmgott Rudra, ein Vorläufer des späteren Shiva („Glückverheißender“) . Shiva verkörpert in der Trimurti (die „hinduistische Trinität“ Brahma, Vishnu, Shiva) den zerstörenden Aspekt, die Voraussetzung für jeden Neuanfang. Shiva wird häufig angerufen, um Krankheit und Not zu zerstören und die Menschen von diesen Übeln zu erlösen.

Swami Sivananda erzählte von Wundern, die das Mantra bewirkt hatte:

„In Bangalore lebte einmal ein Beamter der Gesundheitsbehörde. Er war sehr krank und die Ärzte erklärten seinen Fall für hoffnungslos. Als ich während meiner Indien-Tour in Bangalore war, führte ich ihn in das Maha Mrityunjaya Mantra ein. Er praktizierte regelmäßig Japa und wurde geheilt. Bei einem Flugzeugabsturz in Teheran kamen alle Passagiere ums Leben, außer einem einzigen. Er hatte während des Absturzes das Maha Mrityunjaya Mantra wiederholt und wurde gerettet. Viele Leute schreiben mir, um mir Neuigkeiten über ihre Krankheiten mitzuteilen. Ich praktiziere dreimal am Tag Japa mit diesem Mantra für alle, mit denen ich korrespondiere.“

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