14. Mär 2010 – 16:22:06
Das veränderliche Zeichen Fische repräsentiert eine Phase des Übergangs. Das Alte geht zu Ende, das Neue hat sich noch nicht manifestiert, ist noch nicht geboren. Die Welt hängt in einem Schwebezustand. Man weiß in den Fischen, dass ein Zyklus sich dem Ende neigt und dass danach „etwas“ kommt, aber man weiß nicht genau was, hat keine Sicherheit, kann sich nirgends festhalten, denn all das, woran man sich festhalten würde, nähme man als möglicherweise unnötigen Ballast mit in den neuen Zyklus.
Die christliche Kirche würdigt diese Zeit des Übergangs mit der 40tägigen Fastenzeit vor dem Osterfest, das immer am Sonntag nach dem ersten Widder-Vollmond gefeiert wird. Beim Fasten enthält man sich der Nahrung, in manchen Religionen oder Kulturkreisen sogar der Flüssigkeitsaufnahme während eines bestimmten Zeitraums. Man übt sich in der Loslösung von weltlichen Genüssen in dem Glauben, so der Seele und vor allem Gott näher kommen zu können.
Das Sternbild Fische am Himmel zeigt zwei Fische. Der eine Fisch steigt aufwärts (Richtung Norden bzw. der zirkumpolaren Sternbilder, die das ganze Jahr über sichtbar sind), der andere Fisch schwimmt horizontal auf der Ekliptikebene in Richtung des Sternbildes Wassermann.
Ein Teil dieser Konstellation ist auf die Vertikale ausgerichtet, himmelwärts, hin zum Göttlichen (das Menschen sich seit altersher „oben“ vorstellten), der andere Teil bewegt sich auf der Horizontalen, begegnet der Welt, den Menschen. So gibt es im Zeichen Fische zwei unterschiedliche Bewegungen, wie sie im Symbol des Kreuzes dargestellt sind, in dem sich die Vertikale mit der Horizontalen kreuzt. Es ist interessant, dass in den zwei Jahrtausenden, da der Frühlingspunkt entlang dieses Sternbildes wandelt, das Kreuz-Symbol durch das Christentum eine derart eminente Bedeutung erlangt hat.
Diese zwei Bewegungsrichtungen, aufwärts zum Göttlichen, seitwärts zu den Menschen, weist auf eine Dualität in diesem Zeichen hin, wie sie auch die zwei exoterischen Zeichenherrscher zum Ausdruck bringen. Neptun, in der Huber-Schule ein geistiger Planet, der uns mit der Ebene unseres Wahren Selbst, somit mit einer Form des Göttlichen in Verbindung bringen will, und Jupiter, der Chef der Wahrnehmungsfunktionen des Menschen, der fünf Sinne, damit auch der Sinnlichkeit, die uns gerne die Früchte des Irdischen genießen lässt. Venus gilt seit alter Zeit mit den Fischen verbunden, sie ist hier erhöht. Die Babylonier sahen in diesem Sternbild die Göttin Ishtar, die eine Analogie zu Aphrodite bzw. Venus hat.
Es geht in den Fischen einerseits um das Leben in der Welt und das Genießen all der damit verbundenen Annehmlichkeiten (die horizontale Bewegung), aber auch das Wissen, dass es ebenso ein Leben jenseits dieser Welt gibt (die vertikale Ausrichtung). Man ist sich hier der Vergänglichkeit der Materie geradezu schmerzlich bewusst und spürt, dass die vertikale Ausrichtung eine Hilfe, wenn nicht gar Heilung dieser Schmerzen des Vergänglichen bringen könnte. Doch wie so oft im Leben scheint es nicht ohne Kampf zu gehen. Auf der Seelenebene wirkt der esoterische Zeichenherrscher Pluto, der all das, was nicht mit dem Wahren Selbst in Übereinstimmung ist, den Wandlungsprozessen des Irdischen und Vergänglichen anheim gibt. Dieser plutonische Wandlungsprozess im Zeichen Fische führt zum „Tod des Egos“, der Persönlichkeit mit all ihren Ego-Ansprüchen, wodurch das Wahre Selbst, die unsterbliche Seele enthüllt werden kann.
Am 15. März 2010 findet um 22.01 Uhr der Neumond im Zeichen Fische statt. Wie jedes Jahr wird ein Same ausgebracht, der diesem Vollendungsprozess in der Welt neue Impulse geben wird.
Merkur und Uranus stehen in enger Konjunktion mit dem Neumond. Sie bilden ein Ambivalenz-Dreieck mit Saturn und Mars. Die Opposition in einem Ambivalenz-Dreieck bringt einen Konflikt zum Ausdruck, eine innere Unvereinbarkeit. Hier wird der idealistische und ideenreiche Fische-Neumond mit den harten Fakten der saturnischen Realität konfrontiert. Die Forderungen der Realität und des Alltages sind ohnehin generell problematische Themen des Zeichens Fische, vor denen gerne die Augen verschlossen werden. Mit Uranus entstehen schöpferische neue Ideen, die mit Merkur durchaus auch auf die Ebene der praktischen Intelligenz gebracht und ausformuliert werden können, während Neptun über das Halbsextil wichtige Hinweise aus seiner Erfahrungsebene vermittelt (siehe auch letzter Neumond im Wassermann). Aber diese neuen und schöpferischen Ideen erscheinen der traditionell orientierten Welt des Saturns vermutlich eher als Wolkenkuckuckshäuser denn als verwirklichungsfähige Möglichkeiten.
Mars an der blauen Spitze dieses Dreiecks bietet eine Möglichkeit des harmonischen Ausgleichs, der richtigen Handhabung dieses Konfliktes, um ihn erträglicher zu machen. Es gilt, die Ideen des Neumondes aktiv in Handlung umzusetzen. Die Alternative mit dem einseitigen Quadrat von Saturn zu Pluto wäre sonst eine Intensivierung des saturnischen Widerstands gegen die Wandlung, welche hier für Saturn durch die Aspekte zu Uranus und Pluto in jedem Falle angezeigt wäre.
Der Neumond findet auf 25°10′ Fische statt. Dem Sabischen Symbol dieses Grades wird das Stichwort „Klugheit“ zugeordnet: positiv ausgedrückt beinhaltet dieser Grad die Fähigkeit, all die wechselhaften Bedingungen des Lebens zu nutzen und alle sich zeigenden Potentiale des Selbst zur Entfaltung zu bringen. Gelingt dies nicht, droht ein willkürliches Schwanken zwischen den Gegensätzen, hier zwischen Realität (Saturn) und Idealität (Fische-Uranus).
Es bleibt uns zu wünschen, dass die Fische-Energie intuitiv erspürt, welchen alten saturnischen Ballast sie loslassen kann und sollte, um möglichst unbelastet und mit leichtem Gepäck in den neuen Zyklus starten zu können.
Grafiken:
Constellations of Words, Stellarium und MegaStar