Nakshatra Ashlesha, Jyeshta, Revati (Merkur)

21. Dez 2011 – 11:08:20

MerkurGemeinsames Thema der von Merkur regierten Nakshatras sind Übergänge. Die 27 Nakshatras werden in drei Gruppen (Pariyaya) von jeweils neun Nakshatras unterteilt. Die Reihenfolge der Herrscherplaneten dieser neun Nakshatras wiederholt sich innerhalb der drei Gruppen wie folgt:

1. Ketu, 2. Venus, 3. Sonne, 4. Mond, 5. Mars, 6. Rahu, 7. Jupiter, 8. Saturn und 9. Merkur.

Merkur beherrscht das letzte Nakshatra einer Gruppe, und es folgt ihm stets ein Ketu-Nakshatra, mit dem ein neues Pariyaya beginnt.

In der griechischen Mythologie galt Hermes (das griechische Pendant zum römischen Gott Merkur) als Psychopompos, der die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits geleitet.

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Ashlesha

Nakshatra Ashlesha

„Umschlingender”

Gottheiten: Naga (Schlangengottheit); Sarpa (Schlange)
Fixstern: Minchir + weitere Sterne im Kopfbereich des Sternbilds Wasserschlange
Shakti: Gift zufügen
Obere Ebene: das Anschleichen der Schlange
Untere Ebene: Beben und Zittern
Ergebnis: die Zerstörung des Opfers

Nagas gelten als Wesen mit magischen Fähigkeiten, die jederzeit menschliche Gestalt annehmen können. Sie sind Wächter von Übergängen, Schwellen und Türen, auch im übertragenen Sinn. Da Schlangen sich regelmäßig häuten, sind sie ein Symbol für Transformation. Schlangen töten ihre Opfer entweder durch ihr Gift, oder sie umschlingen ihre Beute und würgen sie zu Tode.

Das Umschlingen bringt der Name Ashlesha zum Ausdruck. Es symbolisiert die eher unerwünschten Dinge im Leben, die uns nicht loslassen, oder die wir nicht loslassen können – wir sind karmisch mit ihnen verschlungen. Nicht selten verursachen diese karmischen Bande Ängste, denen der Mensch sich stellen muss. Wenn die Schlange sich uns nähert (obere Ebene), ist es Zeit für eine Transformation, auch wenn uns diese anfangs erschüttert und zittern lässt (untere Ebene). Es ist an der Zeit, sich seinen karmischen Bindungen zu stellen und sie abzulegen.

Die Schlange hat einen Bezug zur Kundalini-Energie an der Basis der Wirbelsäule, die einer Kobra gleich sich nach oben zum Kopf hin aufrichten kann. Während des Prozesses des Aufsteigens der Kundalini erreicht sie die einzelnen Chakras, die durch die Kundalini-Kraft einer Reinigung unterzogen werden („sich von alten, karmischen Bindungen befreien“). Ist die Kundalini einmal im obersten Scheitel-Chakra angekommen, löst sich das Individuum im göttlichen Bewusstsein auf.

Sternbild Hydra

Sternbild Hydra

Ashlesha ist der Kopf der Wasserschlange Hydra. Hydra ist ein ausgedehntes, lang gestrecktes Sternbild, das sich unterhalb der Sternbilder Krebs (über dem Kopf der Schlange), Löwe und Jungfrau erstreckt. Die Hydra der griechischen Mythologie war eine übergroße Schlange mit neun Köpfen, von denen einer unsterblich war. Der Held Herakles konnte die Hydra im Kampf bezwingen und töten. Im indischen Mahabharata wird eine sehr ähnliche Geschichte von Krishna und der Schlange Kaliya erzählt. Krishna, der „Param Brahman“ (Höchster Brahman) und „Purushottama“ (Höchstes Selbst), kämpfte nicht mit roher Gewalt gegen die Schlange, wie dies Herakles im griechischen Mythos tat. Krishna tanzte der giftigen Schlange Kaliya buchstäblich auf dem Kopf herum, bis sie so erschöpft war, dass sie sich dem Höchsten Selbst ergab.

Krishna & Schlangendämon Kaliya

Krishna & Schlangendämon Kaliya

Der Blick einer Schlange wirkt meist hypnotisierend. Ashlesha-Geborene können ihr Gegenüber ähnlich hypnotisierend in ihren Bann ziehen. Sie fühlen sich angezogen vom Geheimnisvollen, Okkulten und Verborgenen. Ashlesha ist von scharfer Natur wie das Nakshatra Ardra, d.h. es liebt die „intensiven“ Dinge des Lebens. Ziel ist Dharma, die Ausrichtung nach der inneren, göttlichen Natur des Menschen, so wie sich die Schlange Kaliya dem Höchsten Selbst Krishna nach langem Kampf ergeben hat. Diese Haltung macht auch das Sattva Guna als motivierende Kraft Ashleshas verständlich: es geht ihm um die „wahre Essenz“, d.h. schlussendlich um Weisheit und Liebe.

Friedrich von Schiller wurde mit Mond in Ashlesha geboren. Er war Dichter und Dramatiker des Übergangs (Nagas als Wächter der Übergänge) vom Zeitalter des Absolutismus hin zur zunehmenden Bedeutung des Bürgertums. Er fühlte sich in Jugend und Adoleszenz von Vater und Herzog gegängelt und in einen ungeliebten Beruf gezwängt, und thematisierte in seinem frühen Werk deshalb vor allem die Freiheit.

 

Jyeshta

Nakshatra Jyeshta

„Ältester”
Gottheit: Indra
Fixstern: Antares im Sternbild Skorpion
Shakti: die Fähigkeit, sich zu erheben und zu erobern
Obere Ebene: Angriff
Untere Ebene: Verteidigung
Ergebnis: zu einem Helden werden

Der vedische Gott Indra war der höchste Gott des Himmels, des Sturmes und des Regens. Man beschwor ihn bei kriegerischen Auseinandersetzungen, denn er war auch der Gott der Krieger, der jeden Widerstand zerschmetterte. Eine seiner Waffen war Vajra, ein Donnerkeil.

Indra

Indra

Den ihm zugeordneten Fixstern Antares nannten arabische Astrologen „Herz des Skorpions“. Der Name Antares setzt sich aus der griechischen Bezeichnung Ares für Mars und der Silbe „ant(i)-“ zusammen: „Gegen-Mars“ oder „anstelle von Mars“. Antares funkelt rötlich wie Mars, weshalb der Fixstern von Laien oft mit dem Planeten Mars verwechselt wird. Ares war wie Indra ein Kriegsgott, jedoch wesentlich finsterer, blutrünstiger und nicht so hohen und edlen Ranges wie sein vedisches Pendant. Den Jyeshta zugeordneten Gottheiten entsprechend bezieht sich dieses Nakshatra auf den unerschrockenen Krieger, der das Leben als ein Feld des Kampfes ansieht. Das Stichwort „Angriff“ deutet an, dass die spirituelle Welt der Götter selbst Ursache für den Kampf ist. Sie fordert den Angriff heraus, und der Mensch ist gezwungen, den Kampf aufzunehmen und sich zu verteidigen, um so zu einem Helden zu werden, der seine Probleme und Hindernisse bewältigt und im Kampf Mut und Selbstvertrauen entwickelt.

Jyeshtas Shakti symbolisiert die Fähigkeit, sich gegen Herausforderer und (karmische) Konflikte zu erheben und seinen angestammten Platz zu erobern. Von Natur aus scharf wirft sich Jyeshta mit Haut und Haar in den Kampf. Es wird motiviert von Sattva, dem Streben nach Weisheit und Liebe. Artha ist seine Zielsetzung: die Erfüllung der Verpflichtungen, die das irdische Leben von uns verlangt. Eine davon ist der Kampf für das Gute.

Der Schauspieler Christopher Reeve wurde mit Mond in Jyeshta geboren. Er wurde berühmt durch seine Rolle des „Superman“, der Superheld mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die er im Kampf gegen böse Mächte einsetzt.

 

Revati

Nakshatra Revati

„reich“
Gottheit: Pushan, der Ernährer
Fixstern: Zeta Piscium im Sternbild Fische
Shakti: die Fähigkeit zu ernähren (symbolisiert durch Milch)
Obere Ebene: Kühe
Untere Ebene: Kälber
Ergebnis: die gesamte Welt ernähren

Revati erzeugt Überfluss, indem es für angemessene Nahrung sorgt.

Pushan ist eine solare Gottheit der Veden und gehört mit Varuna, Mitra und Indra zu den zwölf Adityas. Sein Name bedeutet übersetzt: „der Dinge und Menschen gedeihen und erblühen lässt“. Er regiert Zusammenkünfte, Eheschließungen, Reisen, Straßen und die Fütterung des Viehs. Als Schutzgott des Viehs hält Pushan seine Herde zusammen und führt sie auf neue Weiden. Im übertragenen Sinne fungiert er auch als Psychopomp, der die Seelen in die andere Welt geleitet, so wie er seine Herde zu neuen, nährenden Weidegründen führt.

Sternbild Fische

Sternbild Fische

Zum Sternbild Fische, in dem sich die Konstellation Revati befindet, gibt es verschiedene Mythologien. Die bekannteste ist jene von Aphrodite und ihrem Sohn Eros, die auf ihrer Flucht vor dem Meeresungeheuer Typhon von einem Fisch gerettet werden bzw. sich selbst beim Sprung in den Euphrat in zwei Fische verwandelten.

In seiner etymologischen Enzyklopädie führt Isidor von Sevilla eine unter heutigen Astrologen weniger bekannte Übersetzung des lateinischen Namens Pisces für dieses Sternbild an:

„Der Name Fische (‚piscis‘) ist gleichen Ursprungs wie Viehherde (‚pecus‘), d.h. beide stammen ab von „grasen, weiden“ (‚pascere‘).“
(Die Etymologie des Isidor von Sevilla)

„Constellations of Words“, eine Webseite, die sich der Etymologie und dem Symbolismus der Sternbilder widmet (und hierzu eine Fundgrube an Informationen bietet), folgert daraus:

Dieser Satz [von Isidor von Sevilla] enthält drei indoeuropäische Wurzeln: „Pisces“ von *peisk- ‚Fisch‘; „pecus“ von *peku- ‚Reichtum, beweglicher Besitz‘; und „pascere“ von *pa- ‚beschützen, füttern‘.

Varro, ein römischer Etymologe des Altertums behauptet, „pes“ (Fuß), beziehe sich auf „pecus“ (‚Herde oder Futter‘). Das lateinische „pes“ (‚Fuß‘) stamme von der indoeuropäischen Wurzel *ped-: „Denn der Reichtum („pecunia„) des Hirten lag damals in seinen Viehherden („pecus„), und die Grundlage für das Stehen ist der Fuß („pes„)

Diese etymologischen Ableitungen erklären, warum dem Zeichen bzw. Sternbild Fische traditionell die Füße zugeordnet werden.

Ichthys

Ichthys

Vor diesem Hintergrund wird außerdem klar, warum die frühen Christen das Sternbild Fische, in dem seit rund 2000 Jahren die Frühlings-Tagundnachtgleiche stattfindet, Jesus Christus zuordneten und dass Begriffe wie „Hirte“ oder „Lamm“, aber auch die Fußwaschung, sich tatsächlich direkt auf diese Konstellation zurückführen lassen. Beim letzten Abendmahl bot Jesus seinen Leib und sein Blut symbolisch als Nahrung für die Jünger (d.h. die Welt) dar.

Die Große Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahre 6/7 vor Christus, die oft mit dem Stern von Bethlehem in Zusammenhang gebracht wird, fand im Nakshatra Revati statt.

Revati ist in seiner Natur ein mildes, sanftes und freundliches Nakshatra. Sein Ziel ist Moksha, die endgültige Befreiung, und seine Motivation Sattva, die Vermehrung und Verteilung von Weisheit und Liebe.

Der indische Dichter, Philosoph und Nobelpreisträger Rabindranath Tagore wurde mit Mond in Revati geboren. Er wirkte neben seiner literarischen Tätigkeit auch als engagierter Kultur- und Sozialreformer sowie Universalgelehrter. Mutter Meera wurde ebenfalls mit dem Mond in Revati geboren.

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