Der kommende Vollmond auf der Achse Stier/Skorpion weist einige interessante Besonderheiten auf.
Die Sonne befindet sich in Skorpion im Nakshatra Anuradha. Skorpion wird in der Vedischen Astrologie von Mars beherrscht, der mutig und voller Selbstvertrauen Hindernisse überwinden und Probleme bewältigen will, die ihm der Nakshatra-Herrscher Saturn als karmische Lektionen präsentiert.
Anuradha wird die Lotus-Blume als Symbol zugeordnet. Sie gedeiht in stehenden Gewässern mitten im Schlamm. Nach der Blüte sinken ihre Samen in den Schlamm zurück, um im nächsten Wachstumszyklus wieder neu aus dem Schlamm heraus zu wachsen und zu erblühen. Der Lotus ist somit Symbol für den Prozess von Leben, Tod und Wiedergeburt und den evolutionären Prozess der Seele, die sich aus dem Schlamm als Symbol für das irdische Gefängnis heraus in Richtung der Sonne, dem universellen Bewusstsein, aufrichtet.
Die Gottheit Mitra, die dem Nakshatra Anuradha zugeordnet wird, ist eine der Sonnen-Gottheiten (Adityas). Mitra bedeutet in Sanskrit „das, was verbindet“. Diese Gottheit wurde in alter Zeit gemeinsam mit Varuna angebetet. Varuna symbolisiert die Nacht und den nächtlichen Sternenhimmel, während Mitra die Kraft der aufgehenden Sonne und des damit einhergehenden Licht des Tages symbolisiert. Entsprechend kämpft sich die Seele in Anuradha aus dem Dunkel der Nacht empor in das Licht des Tages der Sonne als Symbol des universellen Bewusstseins.
Die Sonne läuft auf die Scheren des Skorpions zu. Hinter dem Sternbild Skorpion erwartet sie das glänzende Sternenband der galaktischen Ebene mit dem Galaktischen Zentrum. Man nennt diesen Bereich des Himmels, in dem sich die Sonne während des kommenden Vollmonds befindet, auch das Silberne Tor der Ekliptik.
Der Mond auf der anderen Seite befindet sich während dieses Vollmonds im Nakshatra Krittika, das die Sternkonstellation der Plejaden beinhaltet. Er befindet sich am Goldenen Tor der Ekliptik. Die Säulen dieses kosmischen Tores sind auf der einen Seite das Sternbild der Hyaden, auf der anderen Seite das Siebengestirn Plejaden.
Als der Frühlingspunkt sich vor etwa 4000 bis 6000 Jahren dort befand, wurde dem Siebengestirn große Bedeutung beigemessen. Es ist auf der Himmelsscheibe von Nebra abgebildet worden, die auf den Zeitraum 1800 v. Chr. zu datieren ist. Schon im alten Sumer und Mesopotamien wurde das Siebengestirn häufig dargestellt. Im alten Babylon erkannten die Menschen, dass die Plejaden 40 Tage lang von der Sonne „verdeckt“ wurden, das heißt nicht am Sternenhimmel zu sehen waren. Möglicherweise sind die „magischen“ 40 Tage der Sintflut, des Moses auf dem Berg Sinai und des fastenden Jesus in der Wüste auf diesen astronomischen Zusammenhang zurückzuführen.
Im Horoskop des Schöpfers der „Göttlichen Komödie“, Dante, befanden sich vermutlich im Bereich des Goldenen Tors der Ekliptik die Planeten Merkur, Jupiter und Saturn. Im Horoskop des katholischen Mystikers Padre Pio findet sich hier ein Stellium von Sonne, Merkur, Mars, Neptun und Pluto. Der bekannte Yoga-Meister Paramhansa Yogananda wurde mit der Neptun/Pluto-Konjunktion in diesem Bereich im 10. Haus geboren.
Der Mond des kommenden Vollmonds wirft Aspekte auf alle drei geistigen Planeten: ein Sextil zu Uranus, ein Quadrat zu Neptun und ein Quincunx zu Pluto. Er ist damit besonders auf den Bereich des inneren Seins, der unsterblichen Seele ausgerichtet. In der Huber-Schule sprechen wir von einem „spiritualisierten Mond“, wenn er zu allen drei geistigen Planeten Aspekte bildet.
Dies alles verspricht tiefe innere Erfahrungen, wenn die kommende Vollmondzeit für Meditation und innere Einkehr genutzt wird.