05. Mai 2012 – 10:31:23
15. Tithi – Purnima Shukla Paksha – Vollmondphase – Soma
Heute ist der letzte lunare Tag der zunehmenden Mondphase (Shukla Paksha). Purnima, die Vollmondphase, hat begonnen. Die Erde (und damit der Mensch) steht im Spannungsfeld von Sonne und Mond. Der Mond reflektiert zum Ende dieses 15. Lunar-Tages ein Maximum an Sonnenlicht auf die Erde. Der Geist (mind), das „meinende Selbst“, kann heute erkennen, dass es eine Reflektion des Lichts des unsterblichen und unveränderlichen „schauenden Selbst“ (Atman) ist. Unser Geist (Mond) ist heute ganz besonders auf „Empfang“ eingestellt – die ideale Zeit für eine Meditation über den Vollmond und die Energien, die er an die Erde übermittelt.
Purnima wird von der Gottheit Soma beherrscht. Im hinduistischen Indien ist Soma der Mond (auch Chandra) und gleichzeitig die Bezeichnung für ein mythisches, berauschendes Getränk, vergleichbar mit dem griechischen Ambrosia. Die Götter trinken Soma aus dem Becher des Mondes. An Neumond ist der Becher leer und an Vollmond randvoll gefüllt. Auch den Menschen ist erlaubt, Soma zu trinken. Es hatte berauschende Eigenschaften, die man als Zugang zur Ebene der Götter interpretierte. Das neunte Buch des Rig Veda handelt ausschließlich vom Getränk Soma, was seine Bedeutsamkeit in vedischer Zeit unterstreicht.
Am Vollmondtag spielen unsere Hormone und Nerven zuweilen verrückt, auch ohne berauschendes Soma. Leider nimmt auch die Aggression zu, was wohl daran liegt, dass viele Menschen vom erhöhten Zustrom der Energien überwältigt sind. Grundsätzlich ist Purnima ein günstiger Tag, allerdings nicht für Neuanfänge. Es ist ein Tag, an dem Entwicklungen einen Höhepunkt finden können. Das jeweilige Thema steht „in voller Blüte“, „im strahlenden Licht der Sonne“ – im Fokus unseres Bewusstseins.
Menschen, die an Purnima geboren sind, können täglich die Fülle des hellen Mondes erleben. Sie sprühen vor Energie, Leidenschaft, Freude und Optimismus.
In Asien finden an den meisten Purnima-Tagen des Jahres religiöse Feste statt. In den letzten Jahrzehnten haben sich darüberhinaus in Europa und den USA Vollmond-Meditationen über die Qualitäten der zwölf Tierkreiszeichen eingebürgert. Der Meditierende stimmt sich dabei auf die Energie des Zeichens (oder Sternbildes) ein, in dem die Sonne am Vollmondtag steht.
Heute befindet sich die Sonne im Tierkreiszeichen Stier (bzw. im Sternbild Widder). Es ist Buddha Purnima, auch Vesakh genannt: das Fest, an dem die Geburt, die Erleuchtung und der Tod des Buddhas Siddharta Gautama gefeiert wird. In der Vollmond-Meditation an diesem Tag können wir über die Idee des Erwachens, der Erleuchtung und den Saatgedanken für das Zeichen Stier meditieren:
„Ich sehe, und wenn das Auge geöffnet ist, ist alles erleuchtet.“
Lese-Tipp:
Louise Huber: Die Tierkreiszeichen – Reflexionen, Meditationen
Bild-Quellen:
aufgehender Vollmond und Buddha Amitabha: Wikipedia