13. Okt 2011 – 17:54:26
Am 14. Oktober 1953 entdeckte um 00.19 Uhr EET die finnische Astronomin Liisi Oterma in Turku den Asteroiden Nr. 3811, der den Namen Karma erhielt. (Datenquelle: Asteroiden-Liste von Werner Held)
Karma ist ein Begriff aus dem Sanskrit und bedeutet Handlung, Tat, Wirken. Vedische Schriften beschreiben, dass jede Handlung die Ursache setzt für eine Konsequenz, die zum Handelnden eines Tages zurückkehren wird. Wenn nicht in diesem Leben, dann in einem künftigen. Die Konsequenzen können angenehm oder leidvoll sein, je nachdem, ob der Mensch die Regeln des Dharmas befolgt hat:
Furchtlosigkeit, Läuterung des eigenen Wesen, Standhaftigkeit im Yoga der Erkenntnis, Freigebigkeit, Selbstbeherrschung, Weihehandlung, Selbststudium, Askese, Aufrichtigkeit, Gewaltlosigkeit, Wahrheit, Freisein von Groll, Entsagung, Frieden, keine üble Nachrede, Mitgefühl mit den Geschöpfen, Freiheit von jeglichem Wunsch, Freundlichkeit, Zurückhaltung, Freiheit von Unstetigkeit, inneres Feuer, Geduld, Festigkeit, Reinheit, Freiheit von Feindseligkeit, keine Überheblichkeit haben, entstehen für den mit spiritueller Veranlagung Geborenen (Bhaghavad Gita 16.1–3)
Die Konsequenzen sind nicht als Strafe oder Belohnung aufzufassen, denn sie sind im Grunde eine Art „Automatismus des Universums“.
Die Konsequenzen unserer Handlungen wirken bindend. Wir können den Folgen unseres Tuns nicht ausweichen, sondern wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. So gesehen gibt es keine Freiheit vom Karma. Der Mensch ist gezwungen, den Folgen seiner Handlungen zu begegnen. Aber es steht ihm frei, wie er darauf reagiert und er kann beeinflussen, ob sich künftig angenehme oder leidvolle Konsequenzen manifestieren werden. Zudem besteht die Möglichkeit der „göttlichen Gnade“.
Das Aspektbild des Entdeckungshoroskopes ist äußerst komplex. Das bringt bereits die Anzahl der Aspekte (23 ohne Chiron-Aspekte) zum Ausdruck. Die mehreckige Struktur weist auf eine Motivation analog dem fixen Kreuz hin: Streben nach Harmonie, nach Verbesserung bis hin zur Perfektion. Der Schwerpunkt des Aspektbildes liegt in der unteren Horoskophälfte und weist darauf hin, dass die Konsequenzen im Allgemeinen unbewusst wirksam werden. Die Menschen sehen sich gewöhnlich nicht als der Verursacher ihres Schicksals. Sie erleben es als etwas von außen Kommendes und wirken unbewusst ihr eigenes Karma aus.
Interessanterweise stehen die drei Persönlichkeits- oder Ich-Planeten Sonne, Mond und Saturn sehr stark, da in unmittelbarer Nähe einer Häuserspitze. Das Ich (das in der Astrologischen Psychologie dreifältig aufgefasst wird: mental, emotional und physisch) fühlt sich gezwungen zu agieren und auf Einflüsse von außen (Häusersystem) schnell zu reagieren. Es kann sich den Forderungen des Schicksals (hier als Umwelt im Sinne des Häusersystems aufzufassen) nur schwer entziehen. Gleichzeitig steht das Ich in Kontakt mit transpersonalen oder spirituellen Kräften: Die Sonne und der Mond aspektieren alle drei geistige Planeten. Der Mond steht darüber hinaus in sehr enger Konjunktion zum Galaktischen Zentrum. Saturn befindet sich in schwacher Konjunktion zu Neptun und nahe einer Zeichengrenze, die auch als „kosmischer Kanal“ bezeichnet werden kann, da die Zeichenqualität im ersten und letzten Grad eines Zeichens nicht sehr dicht sondern durchlässig und transparent ist.
Die Mondknoten liegen auf der Existenzachse 6/12. Der absteigende Mondknoten in 12 könnte auf die ursprüngliche spirituelle Natur des Menschen deuten. Der Mensch ist eins mit allem. Trennung ist nicht existent, sie ist eine Illusion. Doch so lange der Mensch dies nicht erkennt und sich getrennt sieht vom Ganzen, indem er zum Beispiel die subjektive Erfahrung (Krebs) eines Ichs kreiert, oder die universalen Grundrechte seiner Mitmenschen und –geschöpfe missachtet, bringt er das kosmische Gesetz von Ursache und Wirkung in Gang.
Der aufsteigende Mondknoten im 6. Haus zeigt den Weg heraus aus karmischen Problemen: tue das Nächstliegende, ohne auf die Früchte deiner Arbeit zu schauen. Berücksichtige bei deinen Handlungen die Rechte und Bedürfnisse der Mitmenschen. Mit dem Nordknoten im 6. Haus sollen wir den Forderungen des Alltags und der Arbeit gegenüber eine selbstverantwortliche (Steinbock), verbindliche und akzeptierende Haltung einnehmen. Wir sollen uns nicht der Realität entziehen und die Illusionen der Vergangenheit nähren, sondern uns in die Gemeinschaft einfügen. Oft geht es dabei im 6. Haus um Demut und das Erkennen, das Ich nicht besser bin als der oder die andere. Jesus betonte, das wichtigste Gebot nach der Liebe zu Gott und sei die Liebe zum Nächsten.
Der Asteroid Karma steht im Entdeckungshoroskop in Elevation nahe dem MC. In der indischen Astrologie wird das 10. Haus „karma bhava“ genannt: Haus der Arbeit. Im Mondknotenhoroskop (MKH) befindet sich der Asteroid an der gleichen Stelle im 10. Haus. Er macht keine Veränderung in seiner Position im Mondknoten- und Häuserhoroskop, was eine Ausnahme ist.
Das Mondknotenhoroskop symbolisiert nach Auffassung der Astrologischen Psychologie eine tief unbewusste Ebene der menschlichen Psyche. Es gilt als die Summe der Erfahrungen aus früheren Inkarnationen, die in das jetzige Leben hineinwirken. Planeten, die sich im MKH an der gleichen Hausposition befinden wie im Grundhoroskop, bedürfen dabei einer besonderen Integration, denn sie symbolisieren Erfahrungen und Fähigkeiten, die quasi „ungebremst“ aus der Vergangenheit in das Hier und Jetzt hineinwirken. Mit solchen Planeten neigen wir ganz besonders zu einem tief unbewussten und reflexhaften Agieren und Reagieren. „Karma“ ist so gesehen ein sehr unbewusstes Thema oder auch ein unbewusster „Komplex“ im Sinne der Analytischen Psychologie C. G. Jungs.
Das Stellium Sonne, Neptun und Saturn tritt am Anfang des 4. Hauses ebenfalls auf der Stelle. Da Sonne und Saturn als Ich-Planeten gelten, können wir diesen „Stillstand“ auf der Ebene des Ichs, und zwar des denkenden und des Körper-Ichs verorten. Diese Teile des „Ich-Komplexes“ neigen offenbar besonders gern zum Entwicklungs-Stillstand. Im Familienmodell der Astrologischen Psychologie gilt die Sonne zudem als Symbol des väterlichen Leitbilds, Saturn hingegen symbolisiert die Mutter in ihrem schützenden, nährenden und pflegenden Aspekt. Bleiben diese Rollenerfahrungen undifferenziert, übernehmen wir die Elternmodelle unserer Kindheit (oder früherer Leben) quasi unhinterfragt in unser heutiges Erwachsenenleben, treten wir ebenfalls auf der Stelle und wiederholen lediglich alte Muster, anstatt neue Lösungen zu finden und zu leben.
Neptun in der Mitte zwischen Sonne und Saturn weist auf das veränderliche Prinzip hin. Die Astrologische Psychologie teilt die Planeten den drei Kreuzqualitäten kardinal, fix und veränderlich zu, wobei Neptun wie auch der Mond dem veränderlichen Prinzip angehören, dessen Motivation Liebe und Verstehen ist. Offenbar deutet Neptun hier an, dass die bedingungslose Liebe, die er ermöglicht, einen Lösungsansatz bei karmischen Themen bietet. Zu Neptuns Fähigkeiten gehören außerdem Verzeihen, Akzeptanz und grenzenlose Empathie. Auf der Ich-Ebene vertritt der Mond das veränderliche Prinzip, allerdings noch mit egozentrischen Motiven nach geliebt werden wollen. Er steht jedoch in sehr enger Konjunktion mit dem Galaktischen Zentrum, das einen zerstörenden und transzendierenden Einfluss auf Ich-Motivationen hat. In der Nähe des Galaktischen Zentrums kann der Mond, das Gefühls-Ich, lernen, was Neptun schon längst kann: bedingungslose Liebe und Akzeptanz.
Zeichnet man in das Entdeckungshoroskop die Aspekte ein, die der Asteroid Karma zu den anderen Horoskopfaktoren bildet (ca. 2° Orbis), so entsteht eine noch komplexere Figur. Fast alle Planeten sind mit Karma verbunden. Gesteht man dem Asteroiden Karma einen noch größeren Orbis zu, befindet er sich im Quadrat zur Mondknotenachse (als pinkfarbener Balken eingezeichnet) und in Opposition zu Saturn, der wiederum Quadrate zur Mondknotenachse bildet. Es entsteht ein „Kosmisches Kreuz“, das man bei Einbezug der Mondknotenachse auch „Karmisches Kreuz“ nennt! Bruno und Louise Huber schreiben zu dieser Vierecksfigur in ihrem Buch „Mondknoten-Astrologie“:
„Wenn darin der Mondknoten fixiert ist, wird es schwierig sein, ihn als Aufstiegspunkt zu gebrauchen. Ein solches Viereck hat meist eine zurückhaltende und fixierende, auf Sicherheit bedachte Wirkung. Das Vorwärtsgehen bedeutet hier immer ein Verlassen alter Strukturen oder etablierter Sicherheiten. Es ist typisch für quadratierte Mondknoten: anstatt sich dem Kontakt entspannt zuzuwenden, sperrt man sich oder verfällt in aktive Hektik und tut irgendetwas, aber meist nicht das Richtige.“
Dieses Viereck erschwert es folglich, den aufsteigenden Mondknoten als hilfreichen „Karma-Korrekturpunkt„ zu leben. Die Neigung, in den Themen des absteigenden Mondknotens zu verharren (Subjektivität durch das Krebszeichen sowie ein Missverstehen des All-Eins-Seins bzw. Glauben an Getrenntheit analog eines verzerrt wahrgenommenen 12. Hauses), bzw. in saturnischen Aktionismus zu verfallen, kann leicht neues und unerwünschtes Karma erzeugen und so zum sprichwörtlich „ewigen Kreislauf der Wiedergeburten“ führen.
Das Wahrnehmen der Möglichkeiten, die der aufsteigende Mondknoten bietet, erfordert die Qualitäten des Mondes und Neptuns: Sensitivität und Empfindsamkeit für das mir Entgegenkommende, das Schick-sal im Sinne des Heils (sal), das mir geschickt wird und das mein Bewusstsein im positiven Sinne erweitern möchte. Ich soll mich darauf einstellen, entspannt darauf zufließen oder es auf mich zukommen lassen. Hier haben wir nochmals einen Hinweis, dass sowohl Neptun als auch Mond Schlüsselfiguren in diesem Horoskop des Karmas sind.
Die farblich markierten Planeten Uranus und Jupiter befinden sich gemeinsam mit dem Asteroiden Karma auf der nördlichen Hälfte der Mondbahn (nördlich der Ekliptikebene, die beim aufsteigenden Mondknoten beginnt und bei absteigenden Mondknoten endet). Der Astrologe Werner Held nennt diesen Bereich der Mondbahn „Drachenflügel“:
die Bewusstwerdung des mondhaft Unbewussten mit einem starken Drang, die seelische Vergangenheit in die sichtbare Zukunft zu führen.
Der Asteroid Karma befindet sich am Höhepunkt dieser „mondhaften Erhebung“, aber auch Jupiter und Uranus streben in dieser Hälfte der Mondknotenachse der Bewusstwerdung entgegen. Beide Planeten symbolisieren jene Fähigkeiten, die höhere Erkenntnisse vermitteln können.
Lesetipp:
Astroheilung Werner Held