23. Mai 2013 – 10:53:32
Vorgestern erschoss sich ein 78jähriger Franzose vor dem Altar der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Eine Verzweiflungstat eines alten Mannes, der ein Zeichen setzen wollte – gegen Überfremdung des französischen Volkes, gegen Migranten speziell aus Nordafrika und dem Osten Europas, gegen die „Homo-Ehe“…
In Frankreich war Dominique Venner kein Unbekannter, denn er war eines der Gründungsmitglieder der Gruppierung GRECE, ein Think-Tank der französischen Ultrarechten, der sich als Reaktion auf die Pariser Mai-Unruhen des Jahres 1968 formiert hatte. Aus GRECE entstand die Nouvelle Droite („Neue Rechte“) Frankreichs, die mit der aktuellen Politik der sozialistischen Partei mit Ministerpräsident François Hollande an der Spitze im Grunde keinerlei Schnittmengen besitzt.
Venners Horoskop ist ein Paradebeispiel zur astro-psychologischen Bedeutung des so häufig missverstandenen Planeten Pluto im Horoskop. Venners aktueller Alterspunkt steht bei seinem dramatischen Suizid exakt auf Pluto auf der 2. Hausspitze am absteigenden Mondknoten und im Quadrat zur Sonne.
Pluto definiere ich als das Ideal des perfekten Menschen, des Göttlichen im Menschen. Er ist der Animos, das Vater-Leitbild, das Imago des Helden, das mich nach dem Höchsten streben lässt. (Bruno Huber: Pluto, ein Chaot?)
Pluto wird in der Astrologischen Psychologie gedeutet als die Kern- und Motivationskraft, die wandelnd auf das ICH-Bild, seine Masken und Über-ICH-Formen einwirkt. Pluto ist als „geistiger Planet“ eine Fähigkeit, die das Bewusstsein des Menschen zurück in den Raum des Kreises in der Horoskopmitte führen kann und dabei all das wandelt (zerstört), das mit dem Wahren (Höheren) Selbst nicht in Übereinstimmung ist. Ein unsachgemäßer Umgang mit dieser Kernkraft in uns kann jedoch zu ähnlich schwerwiegenden Ergebnissen führen wie ein unsachgemäßer Umgang mit der Kernenergie draußen in der Natur. So gesehen war Venners dramatisch inszenierter Suizid im Grunde ein „atomarer Super-GAU“ auf der Bewusstseinsebene, der größte anzunehmende Unfall, der mit Pluto geschehen kann.
Zu Pluto im 2. Haus scheibt Bruno Huber:
Wir haben es hier mit einem fixen, einem sozialen Haus zu tun. Das Soziale spielt die Hauptrolle, das Sich-Erhalten und Sich-Durchsetzen, das soziale Sich-Anpassen (…). Pluto kann in dieser Stellung noch sehr ichhafte Züge tragen, die das Erkennen des richtigen Verhältnisses vom ICH zur Gesellschaft nicht zulassen.
Die „ichhaften Züge“ sind das wesentliche Problem bei allen Pluto-Stellungen im Horoskop, denn Pluto und EGO gehen schlecht zusammen. Das biblische Sprichwort „Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel kommt“ bedeutet astrologisch: „… als ein großes EGO in den Kreis in der Horoskopmitte“. Venners Horoskop legt nahe, dass er in diesem Bereich einiges an Arbeit hätte leisten müssen. Mit Pluto auf einer Hausspitze, am absteigenden Mondknoten und im Quadrat zur Sonne ist das Ego ungemein dominant, um nicht zu sagen: immens aufgebläht. Es geht ihm um Macht und Autorität, es demonstriert seine Überlegenheit, und zur Durchsetzung ist ihm (fast) jedes Mittel recht.
Bruno Huber schreibt weiter zu Pluto im 2. Haus:
Oft sind Menschen mit dieser Konstellation stolz auf die Gewalt und Größe ihres Könnens oder ihres Besitzes. Sie fühlen sich stark und bilden eine Front mit Gleichgestellten. Das daraus resultierende Clan- bzw. elitäre Denken findet sich oftmals leider auch unter geistig orientierten Menschen, die sich in Gruppierungen sammeln und auf die anderen herunterschauen. Diese Denkart schafft eine Barriere zwischen den Menschen und macht das Helfenwollen wirkungslos. Im Grunde ist das elitäre Denken eine Verteidigungshaltung, denn gegenüber der großen Gesellschaft fühlt man sich klein und schwach. Um zum Zuge zu kommen, muss man sich zusammenrotten, natürlich in einer Elitegruppe, denn Pluto will überragen, er gibt sich nicht mit Halbheiten zufrieden.
Die Sonne auf der 11. Hausspitze unterstreicht die Neigung zum elitären Denken. Das „Kontakt Schichtungs-Diagramm“ (eine Seminarunterlage aus API-Kursen zur Astrologischen Psychologie, siehe Grafik rechts) erwähnt zur Schicht des 2. und 11. Hauses, in die das Pluto/Sonne-Quadrat eingelagert ist: „Besitz- und Raumansprüche, materielles und geistiges Besitz-Gehabe, im Extrem elitäre Verhaltensstrukturen, Rassismus usw.“ Diese Schicht ist quasi die letzte Bastion, der letzte Schutzwall, der die Privatsphäre des ICH-Raums (12. und 1. Haus) vor Fremdeinflüssen schützen soll, und insbesondere bei Pluto im Quadrat zur Sonne und am absteigenden Mondknoten sind hier extreme Ausprägungen leicht vorstellbar.
Das Leistungsdreieck von Pluto, Mondknoten und Sonne in fixen Häusern deutet außerdem auf fixierte, erstarrte und damit nicht so leicht zu ändernde Haltungen hin. Der Mond steht in blauen Aspekten zur Pluto/Mondknoten-Opposition. Er legt im 4. Haus eine scheinbar harmonische Lösung des „Problems“ nahe: eine Heimat, in der man sich wohlfühlen kann, in der es keine Konflikte gibt, weil man das Fremde aussperrt und nur unter „Seinesgleichen“ lebt.
Für die Etablierung einer solchen Scheinharmonie ist Pluto allerdings nicht da. Auch nicht, um anderen zu verdeutlichen, wie stark und mächtig man sich einbildet zu sein. Pluto ist aus astrologisch-psychologischer Sicht eine Fähigkeit, die uns mit dem Zielbewusstsein, der Energie und dem Durchhaltevermögen ausstattet, die es braucht, um eines Tages wieder in den „Himmel in uns“ eintreten zu können, im Horoskop dargestellt durch den Kreis in der Mitte, aus dem wir vor langer Zeit heraus- und in diese Welt eingetreten waren. Zu glauben, wir hätten diese besondere Fähigkeit und immense Kraft, um das Fremde zu bekämpfen und auszusperren, ist ein großer Irrtum, der auf die Spitze getrieben das angemaßte Schein-ICH zerstören wird.
Zitate:
Bruno Huber: Pluto in den zwölf Häusern. Autodidacta Studienheft im API-Verlag
Grafiken:
MegaStar
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