Neptun – Empathie, Identifikation, Liebe

29. Jan 2012 – 12:48:03

In der Astrologischen Psychologie fassen wir die Planeten als Werkzeuge des inneren Wesenskerns auf, der in der Horoskopzeichnung durch den leeren Kreis in der Mitte dargestellt ist. Der innerste Kreis symbolisiert das Höhere (Wahre) Selbst, das Aspektbild seine Bewusstseinsstruktur und die Planeten seine Werkzeuge, mit denen es in der irdischen Welt agieren und reagieren kann. Die Planeten bieten dem Selbst die Handlungsmöglichkeiten und -fähigkeiten.

API-Planetentafel

API-Planetentafel

Dem Kreis in der Mitte steht dabei ein vielfältiges Instrumentarium zur Verfügung:

Zunächst die kreatürlichen Planeten Venus, Mars, Merkur und Jupiter, die auf Trieb- und Instinktleistungen ausgerichtet sind und die Funktion der Lebenserhaltung haben.

Dann die drei Persönlichkeitsplaneten Sonne, Mond und Saturn, die dem Höheren Selbst die im irdischen Leben wichtige ICH-Erfahrung bzw. das „Eigenbewusstsein“ vermitteln können. Sie sind die Werkzeuge, die eine ICH-BIN-Erfahrung ermöglichen.

Und schließlich die drei neuen Planeten Uranus, Neptun und Pluto, die in der Astrologischen Psychologie „geistige Planeten“ genannt werden, weil ihr vornehmlicher Funktionsbereich nicht auf der Ebene der Instinkte oder der Persönlichkeit liegt, sondern sie für den Einsatz auf transpersonalen Ebenen vorgesehen sind. Die drei geistigen Planeten sind jenseits von Trieb- und Instinktmechanischen oder persönlichen (egozentrischen) Motiven transpersonal zu verstehen – und entsprechend als Werkzeuge vom Einzelnen zu kultivieren und einzusetzen.

Huber'sche Flasche

Huber’sche Flasche

Dieses astrologische Modell der menschlichen Konstitution wird mit Hilfe der „Huber’schen Flasche“ anschaulich. Im Flaschenbauch finden sich die kreatürlichen und die Persönlichkeitsplaneten. In der Mitte der Flasche ist ein feiner senkrechter Strich wie ein Lot eingezeichnet. Diesen Strich bezeichnet die Esoterik als „Bewusstseinsfaden“. In einer Horoskopzeichnung entspricht diesem Faden der Kreis in der Mitte. Die Darstellung in der nebenstehenden Grafik zeigt den Idealzustand, wenn alle Persönlichkeitsplaneten an diesem Faden entlang aufgereiht sind. Wir sprechen dann von einer „integrierten“ Persönlichkeit. Diese ist gegeben, wenn die Ich-Kräfte, astrologisch Sonne, Mond und Saturn (das mentale, emotionale und physische Ich), dynamisch und unter Ausrichtung auf die Seele (das Höhere Selbst) zusammenwirken.

Wenn dieser Prozess eine gewisse Stufe erreicht hat, die Planeten bildlich gesprochen „in einer Reihe am Faden hängen“, ist der nächste Schritt, das Bewusstsein dieses dreifachen Ichs zu wandeln auf die Ebene des transpersonalen, Höheren Selbst, wo Uranus, Neptun und Pluto herrschen. Dabei fungiert Uranus als derjenige, der die Grenze des individuellen Bewusstseinsraumes (den Flaschenbauch) durchstößt. Man beachte das Symbol für Uranus: ein Kreis mit Punkt in der Mitte (das Sonnen-Symbol) und mit einem Pfeil, der senkrecht nach oben weist. Uranus macht den Weg frei für den Vorstoß in die geistige Welt. Dort trifft das Bewusstsein als nächstes auf Neptun, der die Funktion hat, gesetzte Grenzen des individuellen Bewusstseinsraumes aufzulösen. Im Grunde weiß Neptun, dass es keine Grenzen gibt. Seine Aufgabe ist es, dies die Persönlichkeit zu lehren.

NeptunPsychologisch formuliert bedient sich das Selbst (der Kreis in der Mitte, der Bewusstseinsfaden) der Planeten-Fähigkeit Neptun, wenn es darum geht, sich in eine andere Wesenheit, sei es ein Mensch oder ein Tier, hineinzuversetzen, sich mit ihr zu identifizieren, Empathie zu entwickeln. Dies entspricht einer besonderen Form der Kommunikation: Wenn ich mich total mit jemandem identifiziere, mit ihm „eins“ werde, dann kann ich genau nachempfinden, was er denkt und fühlt. Ich kann so über meinen Wahrnehmungshorizont hinausgehen und Grenzen, die auf der physischen Ebene bestehen, auflösen. Neptuns Ziel ist die ideale, perfekte Kommunikation, das totale Verstehen, die vollkommene Akzeptanz, oder schlicht: die Liebe. Wir haben die Fähigkeit zur Identifikation übrigens seit unserer Geburt, denn schon als Säugling waren wir in der Lage, uns mit der Umwelt und später mit unserer Mutter vollkommen eins zu fühlen.

In letzter Konsequenz befähigt uns ein „kultivierter“ Neptun zur Erfahrung, dass mein bewusstes Ich nicht von den anderen getrennt ist sondern durch die Identifikation mit dem Höheren Selbst mit „Allem was ist“ verbunden ist.

Das gelingt zum Beispiel, wenn das Selbst sich nicht länger mit persönlichen (egoistischen) Gefühlen und Emotionen identifiziert, sondern seine Fähigkeit der Identifikation auf das Höhere Selbst ausrichtet. Die Disidentifikation von Gefühlen und Emotionen („ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle“) führt automatisch zu einer Identifikation mit dem Wahren Selbst (Selbst-Identifikation). Es geht, als Beispiel, nicht darum, von anderen geliebt zu werden („ICH will Liebe!“, ein ego-zentriertes Mond-Bedürfnis), sondern überhaupt in einem Zustand bedingungsloser Liebe sein zu können, was astro-psychologisch dem Neptun entspricht. Gefühle und Emotionen werden relativiert und von überbetonter Ich-Anhaftung befreit. Dies enstpricht der Transformation des Bewusstseins vom Persönlichkeitsplaneten Mond zum transpersonalen Planeten Neptun. In der Esoterik bezeichnet man diesen Wandlungsvorgang „Einweihung“.

Damit der Mensch diese Wandlungen gut (und vor allem gesund) überstehen kann, ist eine integrierte Persönlichkeit, ein „starkes Ich“ von Nöten. Treten wir mit einem nicht ausreichend gefestigten Ich die Reise in die geistige Welt an, drohen all die negativen Ausformungen, die wir von Neptun kennen: Trugbilder, Projektionen, Täuschungen, Ent-Täuschungen, Abhängigkeiten von Drogen und Alkohol, krankhafte Überempfindlichkeiten (Hysterie), Willens- und Antriebsschwächen, Ziellosigkeit, Orientierungslosigkeit, Heilserwartungen, religiöser Wahn, Betrug, Schwindel, Realitätsverlust, Identitätsverlust, Vernebelungen, Verführbarkeit und Opferbereitschaft bis zum Märtyrertum. Diese gedeihen auf dem Boden einer nicht integrierten Persönlichkeit, die ihre Werkzeuge nicht ausreichend beherrscht, die sie nicht am Faden bzw. auf das Zentrum hin ausgerichtet hat.

FischeIn Kürze wird Neptun für die nächsten dreizehn Jahre endgültig sein eigenes Reich, das Zeichen Fische, durchwandern und dabei optimale Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden. Wir können davon ausgehen, dass sein Ziel sein wird, die Menschheit auf einer kollektiven Ebene zu lehren, dass auf transpersonaler Ebene Grenzen illusionär sind. Im Wesen ist alles eins, sind wir alle eins. Ob das Pendel in den kommenden Jahren in die unerwünschte Richtung der negativen Neptun-Manifestationen ausschlagen wird (Apathie, Realitätsverlust, Verführbarkeit, Auflösung, Chaos usw.), oder ob die positiven Deutungsmöglichkeiten überwiegen werden (ideale Beziehungen, bestmögliche Kommunikation, vollkommene Akzeptanz, Liebe), hängt in erster Linie von jedem einzelnen Menschen ab und davon, inwieweit er „seine Drei“ am Faden ausgerichtet hat, seine Werkzeuge beherrscht und das Gute und Wahre in der Welt Wirklichkeit werden lässt.

Neptun-Ingress FischeDas Horoskop für den Moment von Neptuns Eintritt in die Fische zeigt viel Arbeit für das Gefühls-Ich, den Ich-Planeten Mond. Er steht an der Spitze eines roten Leistungsdreiecks mit den kreatürlichen Planeten Venus und Mars in Opposition. Diese Instinktmechanismen, die in Verbindung mit dem Mond eine sehr affektive Verhaltensweise zum Ausdruck bringen, gilt es offenbar „zu bändigen“. Es geht hier ganz intensiv um Gefühle und Emotionen und deren Ambivalenz, um Mond in Reinkultur. Die roten Aspekte sind herausfordernd und verlangen eine aktive Bewältigung der Emotionslage. Vom Mond führen außerdem zwei schwache, einseitige Trigone zu Saturn und Neptun. Es hat den Anschein, als wende sich der Mond, der hier von Venus und Mars ganz schön in die Zange genommen wird, um Hilfe an Saturn (das physische Ich und im Huber’schen Familienmodell die nährende, schützende Mutter) und an Neptun. Meist lässt sich ein Problem nur lösen, wenn man den Blick auf Dinge richtet, die eine neue Perspektive ermöglichen und so den Konflikt relativieren, d.h. in einen größeren Zusammenhang stellen.

Der aufsteigende Mondknoten in Schütze erinnert uns daran, den Glauben an uns selbst nicht zu verlieren, auch wenn die Konflikte überwältigend scheinen. In jedem von uns findet sich eine individuelle, sinnvolle Lösung. Vielleicht müssen wir uns eine Weile aus der Konfliktsituation zurückziehen, um Vertrauen in das eigene Wissen und die innere Weisheit fassen zu können. Am absteigenden Mondknoten in den Zwillingen geht es um Kommunikation, die Neptun generell als geistiger Planet der veränderlichen Reihe verbessern möchte. Dazu muss man sich vom instinkthaften Streben, überall dabei sein zu wollen und alles zu glauben, was die anderen sagen (Zwillinge), befreien (disidentifizieren), um die innere Wahrheit und Weisheit entdecken und leben zu können (Identifikation mit dem Selbst).

Grafiken:
Astrologisch-Psychologisches Institut

Lesetipp:
Bruno und Louise Huber: Die Planeten als Funktionsorgane.
Selbstidentifikation

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