06. Apr 2012 – 11:52:45
Horoskopvergleich in der Astrologischen Psychologie
Möchte ein Astrologe die Horoskope zweier Menschen miteinander vergleichen, so verwenden die meisten die Synastrie-Methode: man schaut sich die Planeten-Positionen in den Zeichen an und stellt fest, ob sie einen Aspekt zu den Planeten des anderen bilden. Wenn zum Beispiel die Sonne des einen auf 1° Widder steht und der Mond des anderen auf 1° Löwe, so besteht ein Synastrie-Aspekt, ein Trigon zwischen Sonne und Mond.
Beispiel: Die Synastrie zwischen den Pionieren der Tiefenpsychologie, Sigmund Freud (rote Planeten) und Carl Gustav Jung (blaue Planeten) zeigt eine Konjunktion von Freuds Sonne mit Jungs Mond – in der Astrologischen Psychologie ein Vater/Kind-Aspekt, hier eine Vater/Sohn-Beziehung. Tatsächlich sah Freud in Jung anfangs seinen „Kronprinzen“, der seine Forschungsarbeit weiterführen könnte. Doch Jungs Uranus steht im Quadrat zu dieser Sonne/Mond-Konjunktion. Jungs Streben nach neuen Horizonten, nach neuen „Denkebenen“ und nach Individuation sprengt die Vater/Kind-„Symbiose“.
Die Astrologische Psychologie verwendet diese Vergleichsmethode seltener. Seit etwa den 1970er Jahren arbeitet der API-Astrologe bevorzugt mit Klick-Horoskopen, um Details über die Beziehung zwischen zwei Menschen zu erfahren. Es gibt vier Klickhoroskope in einer Beziehung: der Vergleich der Grundhoroskope auf der Häuserebene (Häuser-Klickhoroskop), der Vergleich der Mondknotenhoroskope (Mondknoten-Klick) und der Vergleich des Grundhoroskops des einen mit dem Mondknotenhoroskop des anderen (Brückenklick).
Häuser-Klick
Die Grundhoroskope der beiden Personen werden so aufeinander gelegt, dass AC auf AC zu liegen kommen. Es werden Aspekte zwischen den Planeten in ihren Häuserpositionen ermittelt. Dazu müssen die zu vergleichenden Grundhoroskope zuerst auf gleich große Häuser (Achtung: Koch-Häuser/GOH verwenden!) von je 30° umgerechnet werden. Das Ergebnis ist das so genannte „Häuserhoroskop„. Wir stellen Konjunktionen und Oppositionen (= Klicks) der Planeten des einen Horoskops mit denen des anderen fest. Diese Hauptaspekte beschreiben die Hauptthemen einer Beziehung. Es gelten die gleichen Aspekt-Orben wie in Grundhoroskopen.
=> Die äußere, sichtbare und bewusste Beziehung. Unmittelbare Zugänge zueinander, gemeinsame Interessen. Auch Abhängigkeiten und Rollenspiele. Der „Beziehungsalltag“.
Konjunktions-Klick:
Zugänge zueinander, Berührungspunkte. Gleichschwingen. Harmonie. Symbiose. Es geschieht etwas gleichzeitig.
Oppositions-Klick:
Zündpunkte, Krisenthemen. Anziehungskraft, aber auch Gegensätze. Polarität. Herausforderung oder Konflikt, auch Abhängigkeiten (Rollenspiele). Der andere holt Dinge in mir hervor, die ich bisher verdrängt habe.
Eine ausführliche Deutung von Häuser-Klickhoroskopen kann im Loop! nachgelesen werden.
Unsere Beispiel-Beziehung Freud und Jung zeigt im Häuserklick auf der bewussten Ebene eine Arbeitsbeziehung. Die Monde klicken nicht, dies würde eine emotional geprägte Beziehung anzeigen. Hier klicken zweimal Sonne und Uranus, denn sowohl bei Freud als auch bei Jung stehen die beiden im 7. Haus. Das 7. Haus leitet den 3. Quadranten ein, den Bruno Huber den DENK-Quadranten nannte. Hier denken wir über das DU (rechte Horoskophälfte) bewusst (obere Horoskophälfte) nach. Uranus geht über das alltägliche Denken hinaus, wagt sich auf neues Terrain vor, durchstößt den Rahmen des Althergebrachten. Er ist schöpferisch im Denken. Hier treffen sich zwei schöpferische Denker, die sich auf einer vordergründigen Ebene der Häuser gegenseitig im Denken befruchten können. Ein Sonne/Sonne-Klick zeigt jedoch immer auch eine Konkurrenzsituation an. Zwei Könige in einem Reich, das gibt Gebietsstreitigkeiten bzw. Jung wird sich nicht auf Dauer mit der Rolle des Kronprinzen zufriedengeben. Und doch: es kann nur einen König geben! Von daher ist der Bruch dieser Beziehung vorprogrammiert.
Mondknoten-Klick
Die Mondknotenhoroskope (MKH) der beiden Personen werden so aufeinander gelegt, dass AC auf AC zu liegen kommt. Eine Umrechnung der Horoskope ist nicht notwendig, da Mondknotenhoroskope bereits mit gleich großen äqualen Häusern berechnet werden. Ermittelt werden Konjunktionen und Oppositionen der Planeten des einen Horoskops mit denen des anderen. Es gelten die gleichen Orben wie in Grundhoroskopen.
=> Bindungen im Bereich der Schattenpersönlichkeiten, im tief Unbewussten der Partner. Das innerseelische Fundament der Beziehung. Auch gemeinsame Berziehungserfahrungen aus vergangenen Leben sind theoretisch ablesbar, die in das Hier und Jetzt reflexhaft hineinwirken können. MKH-Konjunktionsklicks können zum Beispiel plötzliche, scheinbar unbegründete Vertrautheit oder Déjà-vu-Erlebnisse in einer Partnerschaft anzeigen.
Auf der unbewussten Ebene des Mondknotenhoroskops entdecken wir bei Freud und Jung plötzlich zwei klickende Monde. Was sich im Alltag als Arbeitsbeziehung auf dem Korrespondenzweg darstellt, ist im Bereich des Unbewussten eine durchaus emotionale Beziehung. Jungs Mond klickt mit Freuds Merkur im 11. Haus, während Freuds Mond mit Jungs Pluto klickt, ebenfalls im 11. Haus. Diese Mond-Klicks zeigen den emotionalen Kontakt zwischen den Männern auf einer tief unbewussten Ebene, die im luftigen 11. Haus gleichzeitig immer wieder um Reflektion bemüht ist und das Unbewusste auf der Denkebene erfassen möchte. Der Mond im 11. Mondknotenhaus kann auch darauf hinweisen, dass es schwer fällt, sich wirklich tief in die Welt der Emotionen einzulassen. Man nimmt sich emotional zurück, erscheint anderen im Kontakt unnahbar und reserviert.
Es klickt im 12. Haus auch Freuds Sonne mit Jungs Neptun. Sonne/Neptun-Aspekte zeigen in einem Horoskop eine psychologische Begabung, denn Neptun besitzt die Fähigkeit zur Empathie: sich in einen anderen Menschen einfühlen und sich mit ihm identifizieren können ist eine Fähigkeit, über die ein guter Psychotherapeut unbedingt verfügen muss. Freud und Jung haben beide in ihren Horoskopen jeweils einen Sonne/Neptun-Aspekt. Dass sie im 12. Mondknotenhaus ebenfalls einen Sonne/Neptun-Klick aufweisen, kann uns spekulieren lassen, dass diese beiden Seelen sich schon seit alter Zeit kannten und damals bereits eine empathische, „therapeutische“ Beziehung gehabt haben. Zum Beispiel in einem „Initiations-Tempel“ im alten Ägypten oder im klassischen Griechenland, in denen Träumen eine große Bedeutung beigemessen wurde.
Brückenklick
Das Häuserhoroskop (= Grundhoroskop mit gleich großen Häusern) des einen Partners wird auf das Mondknotenhoroskop des anderen gelegt. Es existieren immer zwei Brückenklick-Horoskope in einer Partnerschaft. Auch hier stellen wir Konjunktionen und Oppositionen fest.
Diese Horoskope zeigen die gegenseitigen unbewussten Projektionen, Erwartungszwänge und Abhängigkeitssysteme in der Partnerschaft, auch gegenseitige Stützung und Aktivierung je nach beteiligten Planeten und Aspekten. In der Regel wirkt das Mondknotenhoroskop des einen auf das Häuserhoroskop des anderen, d.h. der Partner des Häuserhoroskops entwickelt seine bewusste Persönlichkeit durch die Schattenpersönlichkeit des anderen.
Es fällt bei den Brückenklicks zwischen Freud und Jung auf, dass der Brückenklick von Freuds MKH mit Jungs Radix herausfordernder auf der Kontaktebene (das sind die Zonen der Häuser 12 und 1 sowie 6 und 7) ist. Jung sah sich durch Freud in seiner bewussten Persönlichkeit sehr herausgefordert (viele Oppositionen) und hat vermutlich mehr über diese Beziehung reflektiert als Freud. Dessen Radix-Brückenklick ist im Vergleich dazu aspektärmer und für sein Bewusstsein eigentlich längst nicht so herausfordernd. Dafür waren die wenigen, aber dafür sehr prägnanten Konjunktions-Klicks für Freud wohl etwas zuviel. Jungs „Schatten“-Uranus in Konjunktion mit Freuds Radix-Saturn brachte die saturnische Ordnung durcheinander (was aber nun einmal die Aufgabe des Uranus ist: die Grenzen des Althergebrachten durchstoßen, um neue Räume zu entdecken). Jungs MKH-Pluto auf Freuds Radix-Mars ist eine sehr machtvolle Konjunktion. Vielleicht hatte hier Freud die berühmt-berüchtigte „Kastrationsangst“? Oder er projizierte seinen eigenen Übervater-Komplex auf Jung.
Wem die Fülle an Information, die diese Klick-Horoskope bieten, noch nicht ausreicht, um die wesentlichen Beziehungsthemen herauszufinden, kann in die Klick-Horoskope die Nebenaspekte einzeichnen. Es empfiehlt sich dann ein reduzierter Orb (zum Beispiel 60 %).
Mit Klickhoroskopen kann jede Art Beziehung untersucht werden: Liebesbeziehungen, Eltern/Kind-Beziehungen, Freundschaften, Geschäftspartnerschaften usw. Auch über Institutionen, Länder oder Ereignisse kann man auf diese Weise interessante psychologische Einsichten gewinnen.
Eine Spezialität der Astrologischen Psychologie ist der Single-Klick, aus dem später das Integrationshoroskop und der Karma-Klick entwickelt wurden. Hier klickt der Horoskopeigner mit sich selbst, und zwar seine bewusste Persönlichkeit (Grundhoroskop) mit seiner unbewussten Schattenpersönlichkeit (Mondknotenhoroskop). Diese Horoskopvergleiche liefern wertvolle Informationen für die Bewusstwerdung eigener, in der Tiefe gründender Konfliktthemen und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu in Kürze mehr.
Lese-Tipp:
Bruno Huber: Liebe und Kontakt im Horoskop (nur die neuen Auflagen haben ein Kapitel über Klickhoroskope!)