16. Jul 2012 – 15:13:29
Jupiter regiert die Nakshatras Punarvasu, Vishakha und Purva Bhadrapada. Sein planetarer Einfluss verleiht diesen Konstellationen eine spirituelle Orientierung. Jupiter (in Sanskrit Guru bzw. Brihaspati), der Guru der Devas (Lehrer der Götter) vermittelt Weisheit, Optimismus und Glück und gibt dem Leben einen Sinn. Das Guna Rajas, das in den drei von Jupiter regierten Nakshatras gleichermaßen zum Ausdruck kommt, verleiht eine betont handlungsorientierte und leidenschaftliche Motivation.
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Punarvasu
„Wiederkehr des Guten (Heilsamen), der Götter und des Lichts“
Gottheit: Aditi, die Mutter der Götter, die Große Mutter-Göttin
Fixstern: Castor und Pollux im Sternbild Zwillinge
Shakti: Fähigkeit, Wohlstand (Substanz) zu erlangen
Obere Ebene: Wind oder Luft
Untere Ebene: Nässe oder Regen
Ergebnis: Wiederbelebung der Pflanzen
Im Nakshatra Punarvasu geht es um Erneuerung und Revitalisierung. Der Wind der oberen, spirituellen Ebene deutet auf Veränderung, die auf der irdischen Ebene die Feuchtigkeit mit sich bringt, die für Wachstum und Ausdehnung notwendig ist. Im vorhergehenden Nakshatra Ardra reinigte Rudra durch seine Stürme die Atmosphäre. In Punarvasu hat sich der Sturm gelegt. Es bleibt ein leichter Wind, der angenehme, weniger aufwühlende Veränderungen als noch in Ardra anzeigt.
Aditi ist die Mutter der Götter, der Adityas. Sie gilt als unvergängliche Beschützerin der Weltordnung Ṛta, die Schuld aufhebt und von Not und Furcht befreit. In manchen vedischen Schriften wird sie als Unendlichkeit und Nichtgebundenheit mit dem Schöpfergott (Brahma-)Prajapati gleichgesetzt, oder sie erscheint als Personifikation der Erde bzw. als Magna Mater.
Die beiden Hauptsterne Castor und Pollux des Sternbildes Zwillinge, die dem Nakshatra Punarvasu zugeordnet werden, galten in der griechischen Mythologe als göttliche Zwillinge, die Dioskuren. Castors Vater war der weltliche König Tyrandeos, sein in der gleichen Nacht gezeugter Zwillingsbruder Pollux (Polydeukes) hatte jedoch Zeus zum Vater.
In alter Zeit sah man im Sternbild Zwillinge keine Brüder, sondern ein Menschenpaar, einen Mann und eine Frau. Die lateinische Bezeichnung Gemini könnte auf den vedischen Gott Yama hinweisen, dessen Name ebenfalls mit „Zwilling“ übersetzt werden kann. Mit seiner Zwillingsschwester Yami gründete er das Menschengeschlecht, ähnlich wie die biblischen Urmenschen Adam und Eva. Yama und Yami stammten vom Aditya Surya ab, waren somit Enkelkinder der Großen Göttin Aditi. Die Tarotkarte „Die Liebenden“ weist offenbar auf das Urpaar Yama und Yami bzw. Adam und Eva hin. Im Crowley-Tarot wird sie dem Zeichen Zwillinge zugeordnet.
Punarvasu wird das Guna Rajas zugeordnet und betont die Motivation zur Handlung, die auf die Materie gerichtet Wohlstand und Reichtum erzeugen kann. Die Zielrichtung Artha betont dabei das Streben, durch diesen erzeugten „Reichtum“ seine weltlichen Verpflichtungen erfüllen zu können. Die Rajas– und Artha-Ausrichtung Punarvasus kann jedoch auch zu einer übermäßigen Fesselung an Materie und materiellen Wohlstand führen, der für egostische Zwecke ausgenutzt wird.
Die Sängerin Janis Joplin, „The Queen of Soul Rock“, wurde mit dem Mond im Nakshatra Punarvasu geboren. Mit einem einzigartigen Gesangstalent gesegnet erlag sie gleichzeitig der Faszination Drogensucht (Drogen quasi als materieller Weg in spirituelle Bereiche). Noch wenige Monate vor ihrem Tod versuchte sie sich von dieser Sucht zu befreien, um einen Neuanfang starten zu können.
Vishakha
„Gabelung“
Gottheit: Indragni (Indra, Gott der Blitze, und Agni, Gott des Feuers)
Fixstern: Zubenelgenubi und Zubenelschemali im Sternbild Waage
Shakti: Fähigkeit, viele und verschiedene Früchte zu ernten
Obere Ebene: Pflügen oder Kultivieren
Untere Ebene: Ernten
Ergebnis: die Frucht der Ernte
Dieses Nakshatra beherrschen zwei vedische Gottheiten: Indra, der kriegerische Gott, der jeden Widerstand zerschmettern konnte, und Agni, der Gott des Feuers. Agni ist das Feuer der Erde, Indra das Feuer der Luft in Form von Blitzen. Es geht in diesem Nakshatra um die spirituelle Bedeutung von Feuer. Insbesondere bei Reinigungszeremonien wird auch heute noch in Indien ein Feuerritual zelebriert. Feuer ist in der Lage, einen Ausgangszustand in eine Form zu verwandeln, die das Opfer der Menschen in die Welt der Götter (Devas) transportieren kann. Feuer hat zudem einen reinigenden, transformativen Effekt (siehe auch Nakshatra Krittika).
Die Griechen und Römer sahen im Sternbild Waage die „Scheren des Skorpions“ (siehe auch Nakshatra Anuradha). Die Silbe „Zuben“ der entsprechenden Fixsterne ist arabisch und bedeutet „Schere“. Die Sumerer (2. und 3. Jhtd. v. Chr.) sahen in dieser Konstellation die „Waage des Himmels“ und nannten sie ZI-BA AN-NA. Möglicherweise liegen hier die eigentlichen Ursprünge der arabischen Fixstern-Bezeichnungen.
Die Shakti und das Zusammenwirken der oberen und unteren Ebene des Nakshatras Vishakha haben einen offensichtlichen landwirtschaftlichen Bezug. Durch geduldiges und regelmäßiges Tun kann langfristig reiche Frucht geerntet werden. Ähnlich gehen Menschen mit wichtigen Planeten in diesem Nakshatra mit ihren Ideen und Vorhaben um: sie bauen sie geduldig solange aus, bis sie einen Grad der Perfektion erreicht haben und langfristig Erfolg haben werden.
Der äußerst produktive und erfolgreiche Schriftsteller Jules Verne hatte eine Mond/Jupiter-Konjunktion im Nakshatra Vishakha.
Purva Bhadrapada
„der frühere Günstige“
Gottheit: Aja Ekapada, die einfüßige Ziege (der einfüßige Ungeborene)
Fixsterne: Markab und Scheat im Sternbild Pegasus
Shakti: das Feuer, das einen spirituellen Menschen erheben kann
Obere Ebene: das, was gut für alle Menschen ist
Untere Ebene: das, was gut für die Götter ist
Ergebnis: die gesamte Welt wird unterstützt
Die Gottheit Aja Ekapada findet in den ältesten vedischen Schriften Erwähnung. Sie erscheint dort meist gemeinsam mit der in tiefen Gewässern lebenden Schlangengottheit Ahir Budhnya, die das benachbarte Nakshatra Uttara Bhadrapada beherrscht. Gemeinsam beherrschen Aja Ekapada und Ahir Budhnya das Sternbild Pegasus. Das „geflügelte Pferd“ Pegasos verbindet die Tiefen des Meeres (seine Herkunft) und die luftigen Höhen des Himmels, wo er den Helden Bellerophon bei der Lösung lebensgefährlicher Aufgaben (die Tötung der Chimäre) unterstützt. Interessanterweise weist der vedische Aja Ekapada Kennzeichen einer Luft-Gottheit auf, während die Schlange Ahir Budhnya in tiefen Gewässern lebt.
Dargestellt wird Aja Ekapada meist als einbeinige Manifestation des Gottes Rudra (der vedische Gott des Sturmes!). Aja bedeutet „ungeboren“. Ein Viertel (ein Fuß) der Gottheit ist in der Welt manifestiert und drei Viertel (drei Füße der Ziege) sind unmanifestiert, verborgen bzw. in einem Zustand andauernder tiefster Meditation. Die Shakti und die obere und untere Ebene betonen die Verbundenheit der Menschen (untere Ebene) und der Devas, der Götter (obere Ebene). Wenn es Göttern und Menschen gut geht, wird die gesamte Welt, Oben und Unten, Himmel und Erde, unterstützt.
Purva Bhadrapada besitzt eine starke („feurige“) Motivation, der Menschheit durch Wissen oder Weisheit zu dienen, um so das Wohlergehen aller Menschen zu verbessern, ihnen zu helfen und sie zu unterstützen, wo Hilfe not tut. Für seine Handlungen erwartet der in diesem Nakshatra Geborene keine Anerkennung und bezieht oft gerade im Rückzug von der Welt Energie und Durchhaltekraft für die Verfolgung seiner Ideale. Purva Bhadrapada besitzt die Eigenschaft, das, was ihn fasziniert oder von dessen Wichtigkeit und Bedeutsamkeit für die Menschheit er innerlich überzeugt ist, intensiv durch Handlungen und Gedanken zu „verehren“. Die Aufmerksamkeit, Konzentration und Ausdauer, mit der Purva Bhadrapada seine Aufgaben in der Welt angeht, ist ein Bild für die „Verehrung“ dessen, von dem er überzeugt ist. Mit diesem spirituellen Feuer ist er in der Lage, sich selbst und andere Menschen „in den Himmel zu erheben“, und wenn er sich dem kosmischen Gesetz Rta entsprechend verhält (obere Ebene), erfüllt er die Götter mit Freude (untere Ebene).
Martin Luther King und Che Guevara hatten den Mond im Nakshatra Purva Bhadrapada. Beide hatten den Traum von einer besseren Welt, das Ideal von Freiheit und Gleichheit unter den Menschen. Sie folgten ihren Überzeugungen ohne Rücksicht auf sich (und ihre Feinde) und nahmen dafür Entbehrungen und sogar die Gefahr des Todes in Kauf. Die Motivation des Nakshatras Purva Bhadrapada kann sich auch auf weltlichere und irdischere Ziele richten. Der Begründer des Playboy-Magazins Hugh Hefner ist ebenfalls mit Mond im Nakshatra Purva Bhadrapada geboren. Er verehrt das weibliche Geschlecht und bietet mit seiner Arbeit Millionen Männern auf der Welt Inspiration.