21. Jul 2012 – 22:38:44
In den USA sind wieder nach einer sinnlosen Schießerei 12 Tote und mindestens 70 Verletzte zu beklagen (fast auf den Tag genau ein Jahr nach den Ereignissen auf der norwegischen Insel Utøya). Ich bin zu den „Aurora-Shootings“ auf Asteroiden- und Mythensuche gegangen.
Im Deutschen nennen wir einen dem Betrachter wahllos erscheinenden und sich meist in der Öffentlichkeit innerhalb kürzester Zeit abspielenden Massenmord „Amoklauf“ oder „Amoktat„. Amok stammt aus der malayischen Sprache und bedeutet laut Wikipedia „in blinder Wut angreifen und töten“. Die nordeuropäische Variante ist der Berserker, was möglicherweise bedeutet „wie ein Bär (oder Wolf) kämpfen und töten“. Die Römer nannten das Berserker-Phänomen Furor Teutonicus. Diesen Begriffen gemeinsam ist die Idee der Raserei und der blinden Aggression.
Griechen und Römer kannten drei Rachegöttinnen: die Erinyen bzw. die Furien.
• Alekto, „die (bei ihrer Jagd) Unaufhörliche“
• Megaira, (deutsch auch „Megäre“), „der neidische Zorn“.
• Tisiphone, „die Vergeltung“ oder „die den Mord Rächende“.
Der Mythos erzählt, dass die Erinyen von Gaia aus dem auf die Erde tropfenden Blut des Gottes Uranos geboren wurden, nachdem der Titan Kronos seinen Vater Uranos entmannt hatte.
Zum „Aurora-Shooting“ existiert eine englische Wikipedia-Seite mit vielen Informationen. In das Ereignischart des Geschehens (Grafik rechts) sind einige Asteroiden eingebunden, die mir für eine Amokhandlung relevant erscheinen. Da es keine Asteroiden mit Namen „Amok“ oder „Berserker“ gibt, entscheide ich mich für die drei Erinyen bzw. Furien: Megaira, Alekto und Tisiphone.
Megaira steht tatsächlich am Aszendenten des Geschehens. Wenn man sich die Situation in der Software Stellarium anschaut, ist sogar zu sehen, dass Megaira exakt auf der Horizontlinie liegt. Außerdem ist zu erkennen, dass Megaira sich am Kopf des Sternbildes Walfisch (Cetus) befindet. Dieses recht große Sternbild, das sich heute ungefähr vom Tierkreiszeichen Widder bis Mitte Stier erstreckt, ist oft bei Katastrophen involviert, bei denen es entweder um das Meer geht, oder um die ozeanischen Bereiche im Menschen bzw. der Menschheit: das individuelle und das kollektive Unbewusste.
Das Sternbild Walfisch wurde hier im Starfish-Blog bereits zwei Mal thematisiert: Die Mutter, das Seeungeheuer, der Held und Moby Dick und Sternbild Walfisch und das Erdbeben in Japan
Im Quadrat zu Megaira am Aszendenten steht ein Stellium von Mond, Tisiphone und Merkur. Sie stehen nahe der Meridianlinie, also fast exakt in „unterer Kulmination“. In Stellarium ist erkennbar, dass sich dieses Stellium auf dem Kopf des Sternbildes Hydra (Wasserschlange) befindet. Das entspricht dem Nakshatra Ashlesha. Im Beitrag über die Merkur-regierten Nakshatras schrieb ich über dieses „Schlangen-Nakshatra“:
Das Umschlingen bringt der Name Ashlesha zum Ausdruck. Es symbolisiert die eher unerwünschten Dinge im Leben, die uns nicht loslassen, oder die wir nicht loslassen können – wir sind karmisch mit ihnen verschlungen. Nicht selten verursachen diese karmischen Bande Ängste, denen der Mensch sich stellen muss. Wenn die Schlange sich uns nähert (obere Ebene), ist es Zeit für eine Transformation, auch wenn uns diese anfangs erschüttert und zittern lässt (untere Ebene). Es ist an der Zeit, sich seinen karmischen Bindungen zu stellen und sie abzulegen.
Unter den „karmischen Banden“ stellt man sich in Indien, wo der Glaube an Reinkarnation ganz selbstverständlich ist, Erfahrungen aus früheren Leben vor, für die uns vom Schicksal heute die Rechnung präsentiert wird. Diese karmischen Erinnerungen sind in unserem Unbewussten gespeichert und werden von dort „abgerufen“. In der indischen Astrologie nennt man die Planeten „grahas„. Das Sanskrit-Wort graha bedeutet übersetzt greifen, ergreifen, packen und hat dieselbe indogermanische Wurzel wie das deutsche „greifen“. Die Planeten sind die „Herren des Karmas“. Sie ergreifen unser Karma aus dem Karma-Pool, wenn die Zeit gekommen ist und werfen es uns quasi vor die Füße, wenn der entsprechende Planet ausgelöst ist.
Da ich von Karma schreibe: der gleichnamige Asteroid steht in Konjunktion mit der Sonne des Ereignisses.
Die dritte Furie, Alekto, steht in weiter Konjunktion mit Uranus Anfang Widder, der wiederum in Opposition zu Mars steht. Mit Pluto bilden die drei ein Leistungsdreieck (T-Quadrat).
Der Täter heißt laut Wikipedia-Eintrag James Eagan Holmes und wurde am 13.12.1987 geboren. Sein Geburtsort ist San Diego in Kalifornien. Zeichnet man das Horoskop in ‚Huber-Manier‘, fällt sofort die enge Mars/Pluto-Konjunktion in Skorpion auf, die unaspektiert, d.h. losgelöst ist.
Losgelöste Konjunktionen sind wie ein losgelöster Planet nicht an den Gesamtschaltplan des Bewusstseins angeschlossen. Die Gesamtheit des Aspektbildes symbolisiert das Bewusstsein einer Person. Die Planeten, einzelne Figuren oder auch Aspekte können wir uns in diesem Schaltplan wie Teilpersönlichkeiten vorstellen. Eine Mars-/Pluto-Konjunktion, noch dazu im Skorpion, ist leicht als eine „Berserker„-Teilpersönlichkeit vorstellbar. Das Besondere der Losgelöstheit ist: wenn in einem gegebenen Moment dieser „innere Beserker“ angesprochen und aktiviert ist, dann spult er sein Programm ab, ohne durch Aspekte anderer Planeten gebremst oder in seiner Ausdrucksweise modifiziert zu werden. Der Horoskopeigner erscheint Umstehenden (oder auch sich selbst) dann wie fremdgesteuert, wie nicht bei sich selbst. Nicht selten werden losgelöste Planeten auch an die Umwelt delegiert, weil sie dem Betroffenen so fremd erscheinen. Man überlässt dann anderen Personen, Autoritäten oder auch Vorstellungsbildern die Handlungsgewalt.
Die Astrologie-Software Astroplus bietet noch mehr astrologische Informationen. Bindet man dort die Asteroiden Alekto, Megaira und Tisiphone ein, sieht das Bild wie in der Grafik rechts aus. Ich habe für diese Darstellung das Sonnenaufgangshoroskop gewählt. In der indischen Astrologie ist diese Horoskopvariante (Surya Lagna Chakra) eine gängige Methode, wenn die Geburtszeit nicht bekannt ist.
Wir sehen den Transneptuner Orcus (mein vorläufiger Deutungsansatz zu Orcus siehe hier) im Quadrat zur Mars/Pluto-Konjunktion. Das verschärft das Bild des „Berserkers“ enorm. Die Furie bzw. Erinye Megaira, die beim Ereignis in Opposition und Quadrat zu Holmes‘ Berserker-Konstellation (Mars/Pluto/Orcus) steht, ist in seiner Radix ebenfalls dominant, weil in Konjunktion mit seiner Sonne. Astronomisch sehen wir außerdem, dass die Sonne und Megaira im Sternbild Skorpion stehen, und zwar genau über dessen giftigen Stachel.
Die Furie Tisiphone steht in Holmes‘ Radix in Konjunktion mit Karma. Das unterstreicht nochmals meine Idee, dass Holmes hier in gewisser Weise als Rachegott aufgetreten ist. Sein Orcus (in dessen Nähe Lilith steht) steht in Konjunktion zum Mond/Merkur/Tisiphone-Stellium, alle zusammen im Nakshatra Ashlesha und im Quadrat zu seiner Mars-/Pluto-Konjunktion.
Zu den Erinyen erinnere ich mich eines sehr aufschlussreichen Textes zur Mythologie der Venus des Freiburger Astrologen Vinzent Liebig. Er schreibt in seinem Porträt der Venus:
Wo das Blut des Uranos zur Erde fällt, entstehen die drei Furien oder Erinnyen. Die Erinnyen sind Rachegöttinnen. Sie bestrafen Vatermörder und Eidbrüchige indem sie die Täter in den Wahnsinn treiben. Erinis bedeutet „den Geist stören“.
Bei „Rachegöttinnen“ denken wir nicht unbedingt an etwas besonders Erfreuliches. Aber es handelt sich dennoch um ein ganz positives Symbol. Versuchen wir zu verstehen, welche Bedeutung die Furien oder Erinnyen haben. Dass die Erinnyen Vatermörder bestrafen, ist nur logisch, genauer mythologisch. Sind sie doch entstanden, als Kronos seinen Vater Uranos ermordet hat. (…)
Solange wir wahrhaftig und unserem Ursprung (Uranos) treu bleiben, lassen uns die Erinyen in Ruhe. Wenn nicht, beginnen sie unseren Geist zu stören. Sie stehen also eigentlich für unsere Integrität, für die Wahrheit und Ursprünglichkeit unserer Individualität.
Zu Holmes‘ Uranus lässt sich festhalten, dass er in exakter Konjunktion mit dem Galaktischen Zentrum steht. Der Schweizer Astrologe Bruno Huber sagte über Planeten in Aspekt zum Galaktischen Zentrum:
„Es wurde festgestellt, dass G.Z.-aspektierte Radix-Planeten eine besondere geistige Bedeutung im Horoskop haben. Sie haben offensichtlich eine Wirkung im fortgeschrittenen Individuationsprozess. Sie schaffen (unter allen Aspekten) Probleme, wenn sie zu vordergründig, zu weltlich, zu oberflächlich oder nur zur kreatürlichen ICH-Befriedigung eingesetzt werden. Sie unterstehen der Kritik „höherer Instanzen“.
(Bruno Huber: Galaktisches Zentrum und Frühlingspunkt)
Das könnte bestätigen, dass es Holmes‘ sich mit seinem Uranus zu einfach gemacht hat und die Erinyen so einen Nährboden für ihre „Rache“ vorfanden. Vielleicht erfahren wir noch Näheres zu den Hintergründen dieses Geschehens, das uns Aufschluss geben kann, warum James Eagan Holmes so grausam Rache genommen hat. Meine Überzeugung ist, dass niemand als Massenmörder auf die Welt kommt, sondern im Laufe des Lebens dazu wird.