28. Jul 2012 – 10:14:37
Gestern war die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London ab 21.00 Uhr britischer Zeit (20:00 UT). Ich wollte zuvor noch herausfinden, ob die drei Furien (Erinyen), die letzte Woche anlässlich des Massakers in einem amerikanischen Kino meine Aufmerksamkeit erregten, bei der Eröffnung der 30. Olympiade der Neuzeit eine Rolle spielen. Ich war erleichtert, denn sie verhielten sich unauffällig. Im Gegenteil fand ich eine sehr reizvolle Konstellation, die den olympischen Gedanken unterstützt.
Tisiphone, „die den Mord rächende“, steht zwar nur vier Grad vom Löwe-Deszendenten entfernt, doch schauen wir den Sternhimmel an, sehen wir, dass zum Beginn der Eröffnungsfeier das Sternbild Krebs am Westhimmel gerade unterging. Dies hat seine Ursache im Umstand der Präzession der Erdachse, aufgrund der heutzutage die (astronomischen) Sternbilder nicht mehr mit den gleichnamigen (astrologischen) Tierkreiszeichen übereinstimmen. Tisiphone steht astronomisch gesehen bereits unterhalb des Horizonts, beim Fixstern Acubens, dem Alphastern des Sternbildes Krebs. Die Astrologin Bernadette Brady bringt diesen Fixstern mit der Liebe zum und dem Respekt vor dem Leben in Zusammenhang. Tatsächlich rächen die drei Furien nur eine Übertretung der „natürlichen Ordnung“. Wer das Leben respektiert und liebt (also zum Beispiel andere nicht tötet), muss ihre Rache nicht fürchten. Da sich kein Planet in direkter Nähe zu Tisiphone befindet (beim Massaker in Aurora stand sie in engster Konjunktion mit Mond und Merkur), steht ihr vermutlich kein Werkzeug zur Verfügung, um ihrer Rache Ausdruck zu verleihen.
Die Olympischen Spiele haben eine sehr lange Geschichte. Ihr Ursprung geht offenbar zurück bis ins 2. Jahrtausend vor Christus. Aufzeichnungen über die Medaillengewinner reichen bis ins Jahr 776 v. Chr. zurück. Die Spiele sollen damals jedoch keine „Sportveranstaltung“ wie im heutigen Sinne gewesen sein, sondern ein religiöses Fest zu Ehren des Göttervaters Zeus. Welch Zufall, dass ausgerechnet das Sternbild Krebs im Westen untergeht, also an einem der kardinalen Punkte des Horoskops steht.
Im Sternbild Krebs befindet sich das Nakshatra Pushya. Es wird von der vedischen Gottheit Brihaspati beherrscht, die in der indischen Astrologie gleichzeitig mit dem Planeten Jupiter identifiziert wird. Jupiter ist das römische Pendant zum griechischen Göttervater Zeus.
Zeus = Jupiter = Brihaspati => Pushya. Ein zentrales Thema im Nakshatra Pushya ist, das Beste aus sich oder einer Situation herauszuholen. Im Blogeintrag über die Saturn-regierten Nakshatras schrieb ich:
Pushya bedeutet auch „Bester“. Brihaspati hilft, das Beste aus sich und den Dingen herauszuholen und dabei intensive spirituelle Energie zu erzeugen. Diese Anstrengungen dienen anderen Menschen oft als Vorbild, ebenfalls das Beste zu geben. Man wird Lehrer für andere, indem man seine Talente vervollkommnet und praktisch anwendet.
Da Pushya eine der günstigsten Konstellationen ist und fast jede Handlung unter ihrem Einfluss unter einem guten Stern steht, sah ich gestern Abend noch keinen Grund zur Sorge. Wie es der Zufall so will, zappte ich in der gestrigen schlaflosen weil extrem schwülen Nacht auf der Suche nach einem Thriller mit Orson Welles zum ZDF, als just die Queen die Spiele für eröffnet erklärte. Das war um 1.18 Uhr „Fernseher-Zeit“. Ich hoffe, die Uhr geht dort richtig. Heute morgen, die Luft ist wieder frisch und in Bewegung durch zwei tüchtige Gewitter (der blitzeschleudernde Zeus bzw. Jupiter! – ein passendes Omen!), schaue ich in Stellarium, wie letzte Nacht die Sterne in London standen.
Am Aszendenten ging gerade das Tierkreiszeichen Stier auf. Lilith steht auf dem Aszendenten, Megaira („der neidische Zorn“) steht schon im 12. Haus, acht Bogengrade vom AC entfernt. In Stellarium können wir weder Lilith noch den absteigenden Mondknoten sehen, denn diese Punkte sind rein hypothetischer Natur. Sie existieren gar nicht, bzw. sind eine Konstruktion des menschlichen Geistes (so wie man auch keinen Aszendenten am Himmel sehen kann). Tatsächlich steht Megaira noch unter dem Horizont. Projiziert man von ihrer Position eine senkrechte Linie (im Bild gestrichelt eingezeichnet) auf die Ekliptik (rote Linie), erscheint Megaira, bezogen auf die Ekliptik, über dem Horizont, wie es in der Horoskopzeichnung zu sehen ist.
Megaira steht im Maul des Seeungeheuers, des Sternbildes Cetus (Walfisch klingt viel zu harmlos). Cetus ist komplett unter dem Horizont, in der unteren Horoskophälfte, die in der Astrologischen Psychologie der unbewusste Raum genannt wird. Unbewusst in dem Sinn, dass wir nicht lange überlegen, sondern spontan, aus einem Impuls, Trieb oder Instinkt heraus tun. Wer weiß, was sich da im kollektiv Unbewussten zusammenbraut und sich spontan zum Ausdruck bringen will? Es scheint jedenfalls etwas „unter der Oberfläche zu brodeln“, wenn man diesem Bild Glauben schenken mag.
Die Plejaden, die „weinenden Schwestern“, sind gerade aufgegangen. Die indische Astrologie nennt die Plejaden Krittika. Diese „messerscharfe“ Nakshatra-Konstellation stand im Fokus der letzten Sonnenfinsternis, die während der Olympischen Spiele noch wirksam ist. Ich schrieb darüber in Sonnenfinsternis am Goldenen Tor der Ekliptik.
Wir dürfen gespannt sein, wie diese Olympiade verlaufen wird. Die Terroranschläge einen Tag nach der Bekanntgabe, dass die Sommerspiele 2012 in London stattfinden werden, warfen bereits ein schlechtes Omen auf diese Sommer-Olympiade. Immerhin ist jede Menge britisches Militär zur Gewährleistung der Sicherheit auf Londons Straßen unterwegs, nachdem die beauftragte Sicherheitsfirma durch Inkompetenz und Unfähigkeit glänzte.
Vielleicht ist es aus astrologischer Sicht auch ganz ohne Belang, zu welchem Zeitpunkt Queen Elizabeth II die Spiele für eröffnet erklärte.
Literatur-Tipp:
Bernadette Brady: Star and Planet Combinations