18. Nov 2012 – 13:57:40
Mars repräsentiert in der indischen Astrologie Schwierigkeiten und Probleme, die zum Handeln herausfordern, damit sie gelöst oder überwunden werden. Mars ist immer bemüht zu gewinnen, das durchzusetzen, was er für richtig hält. Auf mentaler Ebene, um die es bei den Nakshatras im Wesentlichen geht, befähigt Mars das Bewusstsein, Fehler, Probleme und Unstimmigkeiten zu erkennen und zu beseitigen, damit wieder positive Entwicklungen möglich sind.
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Mrigashira
„Kopf eines Hirsches (Rehs), einer Antilope“
Gottheit: Soma
Fixstern: Meissa (Heka), Khad Prior und Khad Posterior im Sternbild Orion
Shakti: Die Fähigkeit, Erfüllung zu geben
Obere Ebene: Ausdehnung
Untere Ebene: Weben
Ergebnis: Die Welt angenehm und erfreulich machen
Soma – das ist einerseits die vedische Bezeichnung der Mondgottheit (Chandra) und außerdem ein rituelles Getränk, das von Menschen und Göttern gleichermaßen „getrunken“ wurde. Dieser Trank, dessen Rezeptur heute unbekannt ist, soll Menschen und Göttern außergewöhnliche Fähigkeiten verliehen haben. Menschen erhielten durch die offenbar berauschende Wirkung Zugang zur (Bewusstseins-) Ebene der Götter. Außerdem konnte er vor Krankheit bewahren bzw. sie heilen, und soll sogar Unsterblichkeit, zumindest eine lange Lebensdauer verliehen haben. Die Legenden, die sich um Soma ranken, erinnern an das Druidengebräu des Miraculix, das Asterix, Obelix und den Galliern immense Kräfte verlieh.
Soma gilt u.a. als Gott der Fruchtbarkeit und der Unsterblichkeit. Die Menschen waren schon immer auf der Suche nach dem Rezept, das sie unsterblich machen kann. Auch heute noch suchen Wissenschaftler nach dem genetischen Faktor, der uns altern lässt und trachten danach, diesen Mechanismus des menschlichen Körpers zu verändern. Der Mensch ist „auf der Jagd“ nach seiner Unsterblichkeit.
Das Stichwort „Jagd“ führt uns zum Sternbild Orion, dessen Fixsterne Lambda und Phi Orionis (Meissa bzw. Heka, Khad Prior und Posterior) das Nakshatra Mrigashira bilden. Orion war in der griechischen Mythologie ein riesiger und mächtiger Jäger. Die Germanen sahen in diesem Sternbild sogar drei Jäger. Orion war gemäß der mythischen Sagen sehr leidenschaftlich und bei den Göttinnen beliebt, rief unter ihnen jedoch auch Eifersucht hervor. In allen Erzählungen kommt Orion schlussendlich zu Tode, meist durch Göttinnenhand oder auf deren Veranlassung hin, und wurde als Sternbild an den Himmel versetzt.
Für die alten Ägypter war das Sternbild Orion himmlisches Abbild ihres Gottes Osiris. Der Mythos erzählt, dass Osiris von seinem Bruder Seth getötet und zerstückelt wurde. Seine Gattin (und Zwillingsschwester) Isis konnte jedoch alle Teile seines Leibes, die Seth in alle Winde verstreute, zusammentragen und Osiris wieder zu neuem Leben erwecken. Deshalb gelten Osiris wie auch der vedische Soma als Götter der Fruchtbarkeit. Bernadette Brady schildert in ihrem Book of Fixed Stars, dass das Sternbild Orion für die alten Ägypter nicht nur ein Symbol für Gott war, sondern „Orion war Gott!“. Übertragen auf die indische Mythologie könnte man Orion mit dem Schöpfergott Brahma gleichsetzen, der auf der Jagd nach seiner eigenen Schöpfung ist. Gott hat die Menschen erschaffen und ist nun auf der Jagd nach seiner Schöpfung, nach uns Menschen. Doch wir „verkleiden“ uns und tun so, als würden wir unseren Schöpfer nicht erkennen. Oder Gott verbirgt sich vor uns. Dieses Versteckspiel zwischen dem Schöpfergott und seiner Schöpfung ist eine in Indien weit verbreitete Vorstellung der Beziehung Gottes mit den Menschen.
Mrigashira sucht in der Schöpfung Erfüllung und Befriedigung, und für gewöhnlich werden diese auch erreicht. Mrigashira taucht tief in die Schöpfung ein, weil es in der Welt intensive karmische Bande webt auf der Suche nach Erfüllung seiner Wünsche und Begierden, die auf die schönen und angenehmen Dinge des Lebens gerichtet sind. Die Motivation dahinter ist, die Schöpfung in all ihren Aspekten zu erfahren und zu genießen. Das Guna Tamas lässt leidvolle, dunkle Zustände zwar bewusst werden, doch durch die Moksha-Zielsetzung geht es im Wesentlichen darum, sich von Leid und Dunkelheit zu befreien. Die milde Natur unterstützt das Wachstum des Sanften und Freundlichen im Leben.
Johannes Heesters und Kirk Douglas wurden beide mit dem Mond im Nakshatra Mrigashira geboren. Heesters erreichte ein ungewöhnlich hohes Alter (108 Jahre), und Kirk Douglas (Jahrgang 1916) ist auf dem besten Wege, es ihm gleich zu tun. Soma, der Gott der Unsterblichkeit, ist ihnen ganz offensichtlich sehr wohlgesonnen.
Chitra
„Glänzende“
Gottheit: Tvashtri bzw. Vishvakarman, der himmlische Künstler oder Architekt
Fixstern: Spica im Sternbild Jungfrau
Shakti: Die Fähigkeit, im Leben Verdienste zu sammeln
Obere Ebene: (göttliches) Gesetz
Untere Ebene: Wahrheit
Ergebnis: In der eigenen Arbeit Ehre erlangen
Die besondere Helligkeit des Fixsterns Spica gab diesem Nakshatra seinen Namen, denn Chitra bedeutet „hell glänzend, leuchtend“. Die vedische Gottheit, die in dieser Konstellation über die Evolution des menschlichen Bewusstseins wacht, ist der himmlische Architekt Tvashtri, der „Former“. In spätvedischer Zeit wurde Tvashtri zu Vishvakarman. Er stellte Werkzeuge für die Götter her: Indras Donnerkeil, Shivas Dreizack oder Vishnus Diskus. In manchen Texten wird er als Schöpfer der Welt und der Menschen beschrieben, somit als identisch mit dem Schöpfergott Brahma-Prajapati. Als Schöpfer der Welt fällt auch Maya in Tvashtris bzw. Vishvakarmans Zuständigkeitsbereich.
Entsprechend beinhaltet Chitra enorme schöpferische, kreative Kräfte. Tvashtri war ein göttlicher Schmied, der aus Erz Metall erzeugen und daraus kunstvolle Werkzeuge schmieden konnte. Entsprechend muss auch in der Konstellation Chitra mit Kraft und Energie, den Attributen seines planetaren Herrschers Mars, die Materie bearbeitet und perfektioniert werden, damit nützliche Werkzeuge oder die Schönheit künstlerischer Objekte entstehen kann. Oder im übertragenen Sinne: die Ecken und Kanten des menschlichen Bewusstseins müssen geglättet und poliert werden, damit das innere Licht nach außen strahlen und brillieren kann. Ein Symbol für das Nakshatra Chitra ist die Perle. Es braucht Zeit und ausdauernde Arbeit im Verborgenen, damit sie entstehen und wachsen kann. Um sie sichtbar zu machen und sich ihrer Schönheit zu erfreuen, muss die harte, unscheinbare Schale mit viel Kraft geöffnet werden. Diese Qualität der ausdauernden Arbeit im Verborgenen kennen wir auch vom Sternbild Jungfrau, in dem sich Chitra befindet.
Chitra ist von milder Natur, was ein sanftes und freundliches Wachstum unterstützt. Kama als Zielsetzung stellt die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund, während das Guna Tamas andeutet, dass es bei den Aktivitäten unter diesem Nakshatra darum geht, leidvolle Zustände zu überwinden.
Elisabeth Haich, Jane Austen und Sylvester Stallone wurden mit dem Mond im Nakshatra Chitra geboren.
Dhanishtha
„sehr reich, sehr schnell“
Gottheit: Acht Vasus, Götter des Lichts und des Überflusses („die Leuchtenden und Guten“)
Fixstern: Sualocin im Sternbild Delphin
Shakti: Die Fähigkeit, Ruhm und Fülle zu geben
Obere Ebene: Geburt
Untere Ebene: Wohlstand
Ergebnis: Menschen zusammenbringen
Sualocin ist der Hauptstern des Sternbildes Delphin (Delphinus). Dieses recht kleine, unauffällige Sternbild befindet sich nicht in der Nähe der Ekliptik, sondern über dem Himmelsäquator. Projiziert man es senkrecht auf die Ekliptik, teilt es sich dort den Platz mit den Sternbildern Steinbock und Wassermann. Es wurde bereits von Ptolemäus vor 2000 Jahren beschrieben, der ihm einen Saturn- und Mars-Charakter zuordnete.
Die indische Mythologie bringt diese Konstellation mit den Vasus in Verbindung. Das sind acht Gottheiten im Gefolge Indras (später Vishnu), die elementare Naturphänomene personifizieren: Anala (Agni) Feuer bzw. Leben; Dhara Unterstützung; Anila Wind; Aha „durchdringend“, Pratyusha Licht; Prabhasa leuchtende Morgendämmerung; Soma eine spezielle Pflanze bzw. der Mond und Dhruva bewegungslos oder der Polarstern. Die griechische Mythologie erinnert mit diesem Sternbild an den Mythos der schönen Amphitrite, Beherrscherin der Meere, um die Poseidon warb. Doch Amphitrite wollte unverheiratet bleiben und versteckte sich vor dem Meeresgott. Erst, als Poseidon einen Delphin als Brautwerber zu Amphitrite schickte, ließ sie sich erweichen und willigte in eine Vermählung ein. Auf dem Rücken des Delphins schwamm sie zu Poseidon zurück.
Der Name Delphin rührt von der griechischen Bezeichnung „delphys“ für Gebärmutter her, die wiederum mit dem Thema der „oberen (spirituellen) Ebene“ von Dhanishtha zu tun hat: die Geburt. Dhanishtha wiederum kann mit „sehr schnell“ übersetzt werden, und Delphine sind bekannt für ihre besonders schnelle Fortbewegung im Meer. Der Name des Orakels von Delphi hat den gleichen Ursprung wie Delphin. Es war Apollon, dem Gott des Lichtes, des Frühlings und der Künste gewidmet. Apollon soll im Meer geboren und nach seiner Geburt von einem Delphin an Land gebracht worden sein. Später verwandelte er sich im Mythos selbst immer wieder in einen Delphin. Weltweit beschreiben die Mythen um Delphine ihre engen positiven Verbindungen mit den Menschen.
Dhanishthas Fähigkeit, Ruhm und Reichtum zu verleihen, zeigt die wohlwollende Qualität dieser Konstellation. Die künstlerische und speziell musikalische Begabung, die Dhanishtha immer wieder nachgesagt wird, erinnert an Apollon, den griechischen Gott der Künste, aber auch an die vedischen Symbole dieses Nakshatras: die Trommel und die Flöte. Die Fülle, die Schönheit und der Ruhm, die dieses Nakshatra erzeugen kann, übt auf die Menschen eine magische Anziehungskraft aus und ein Mensch, der diese Qualitäten ausstrahlt, kann die Menschen miteinander zusammenbringen, wie auch Delphine im Meer in Gruppen auftauchen.
Dhanishtha ist von beweglicher Natur. Es erzeugt Dinge, die Wechsel und Veränderung mit sich bringen, was eine anpassungsfähige Qualität erzeugt. Dharma als Zielsetzung möchte in Übereinstimmung mit dem inneren Wesenskern leben, während das Guna Tamas andeutet, dass es bei den Aktivitäten unter diesem Nakshatra stets auch darum geht, leidvolle Zustände zu überwinden und positive Veränderungen zu erzeugen.
Die Schauspielerinnen Inge Meysel und Marilyn Monroe wurden mit dem Mond im Nakshatra Dhanishtha geboren.