12. Mai 2013 – 15:22:38
Heute ist der 118. Geburtstag des indischen Philosophen und spirituellen Lehrers Jiddu Krishnamurti. Seine Geburtszeit wurde vom Vater genau notiert: 00.30 Uhr Madras-Zeit, am 12. Mai 1895 (Astrodatabank). Im damaligen Britisch-Indien wurde in Städten häufig diese Zeitzone verwendet und nicht die mittlere Ortszeit, was bis heute einige Verwirrung unter Astrologen stiftet. Die Zeitzone Madras-Zeit entspricht nämlich der heutigen Indian Standard Time Zone von 5h30m. Demzufolge kam Krishnamurti um 19.00 GMT zur Welt. Der Aszendent befindet sich dann auf 16,4° Wassermann und die Altersprogression liefert sehr passende Übereinstimmungen mit den wichtigsten Stationen in Krishnamurtis Leben.
Krishnamurtis Vater Narayaniah war eines der frühesten Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft (TG) und persönlich bekannt mit Helena Blavatsky. Der Theosoph Charles W. Leadbeater lernte Narayaniahs Sohn Jiddu 1909 kennen und stellte schnell fest, dass sein Sohn eine außerordentliche schöne Aura besitze und er wahrscheinlich eines Tages ein großer Lehrer werden würde. Er bittet den Vater, den damals 14jährigen in seine Obhut nehmen zu dürfen, was der Vater bereitwillig erlaubte (Radix-AP Opposition Saturn, Quincunx Chiron und Sextil Jupiter). Einige Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft hatten in jener Zeit die Erwartung (oder Hoffnung), ein neuer Weltlehrer (Lord Maitreya) würde erscheinen und das Werk Helena Blavatskys fortführen – in der Person von Jiddu Krishnamurti! Jiddu unterzog sich unter der Obhut der damaligen Granden der TG einer sehr anspruchsvollen spirituellen Ausbildung.
Am 22. Dezember 1911 gründeten Mitglieder der TG einen Orden mit dem inzwischen 16 Jahre alten Jiddu Krishnamurti an der Spitze, den „Order of the Star in the East“ (Orden des Sterns im Osten). Der Radix-Alterspunkt stand in minutengenauer Opposition zu Uranus im 9. Haus, in applikativer Konjunktion mit der Sonne und im Sextil zum aufsteigenden Mondknoten. Der Mondknoten-AP war in Opposition zu Mars und im Quincunx zu Pluto. Unter einigen Theosophen stiftete diese Ordensgründung Unruhe und Rudolf Steiner, damals Generalsekretär der deutschen Sektion der TG, trat aus Protest aus der Gesellschaft aus und gründete die heute noch existierende Anthroposophische Gesellschaft. Der junge Krishnamurti nahm an diesen Entwicklungen eher indirekt Anteil. Er widmete sich in erster Linie der Meditation, seiner sehr fordernden, streckenweise körperlich schmerzhaften spirituellen Ausbildung und der inneren seelischen Entwicklung, die sich mit Übergang des Alterspunktes über die Neptun/Pluto-Konjunktion intensivierte. Sein Bruder Nityananda schrieb damals in einem Brief über Jiddu: „Er kann den Menschen ins Herz sehen und ist fähig, sich sein eigenes Urteil zu bilden.“
Am 20. August 1922 gipfelten Krishnamurtis spirituelle Übungen erstmals in einer Samadhi-Erfahrung, das Erleben des Einssein mit dem Göttlichen. Der Radix-AP war in Konjunktion mit Jupiter, der Mondknoten-AP in Konjunktion mit Saturn. Jupiter und Saturn stehen im exakten Trigon und deuten auf Qualitäten eines großen Philosophen hin. Beide stehen außerdem in Aspekt zu Chiron, den ich in die Grafik ausnahmsweise eingezeichnet habe, denn seine Aspekte zeigen die ausgeprägte Chiron-Qualität dieses großen spirituellen Lehrers und Philosophen. Beide Alterspunkte standen beim Samadhi-Erlebnis auch in Aspekt zu Chiron, dem Archetyp des Lehrers.
Warum machte Jiddu Krishnamurti die Samadhi-Erfahrung nicht schon zwei Jahre zuvor während der Oppositon zum Mond, der in sehr exakter Konjunktion mit dem Zentrum der Milchstraße steht? Das habe ich mich lange Zeit gefragt. Seitdem ich mich jedoch seit wenigen Monaten intensiver mit supergalaktischen Faktoren beschäftige, wird klar, warum der August 1922 der stimmigste Zeitpunkt war.
Das Virgo Cluster, das gravitatorische Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens, der gleichzeitig das gravitatorische Zentrum des Virgo-Superhaufens ist, von dem unsere Milchstraße ein Teil ist (siehe auch Galaktische Faktoren im Horoskop), befand sich 1895 auf 29°28′ Jungfrau im Trigon zu Merkur und im Quadrat zur Venus. Chiron steht nicht mehr in Konjunktion mit dem galaktischen Superzentrum (die Distanz beträgt 3,5°), dafür jedoch in gradgenauer Konjunktion mit der Galaxie Messier 49 (M49). Diese ist die erste der Galaxien im Jungfrau-Galaxienhaufen, die vom französischen Astronomen Charles Messier am 19. Februar 1771 entdeckt worden war, vermutlich weil sie die hellste der Galaxien dort ist. M49 befindet sich in Krishnamurtis Horoskop auf 2°11′ Waage im Halbsextil zu Saturn, im Trigon zu Jupiter und in Konjunktion zu Chiron. Die gesamte Figur mit Namen Trampolin zwischen Merkur, Venus, Jupiter, Chiron und Saturn steht somit unter massivem supergalaktischem Einfluss und weist damit eine ganz besondere spirituelle Note auf.
Mit dieser Samadhi-Erfahrung begann eine Phase der Transformation, die Krishnamurti selbst den „Prozess“ nannte. In den folgenden Jahren großer innerer Veränderungen löst sich Krishnamurti zunehmend von seiner Rolle als Weltenlehrer Lord Maitreya, die ihm von der TG zugedacht worden war. Der frühe Tod seines Bruders Nityananda im November 1925 verstärkte seine Zweifel an der TG (Radix-AP Sextil Sonne und Trigon Merkur, also in Kontakt mit den Planeten, die schon bei der Ordensgründung vom Alterspunkt aktiviert waren). Doch erst am 3. August 1929 unternahm er den entscheidenden Schritt und löste den Order of the Star in the East auf mit den Worten seiner berühmten Rede „Die Wahrheit ist ein pfadloses Land“:
Der Glaube ist eine absolut individuelle Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer Religion, die anderen aufgezwungen wird. […] Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen. Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis. Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute, uneingeschränkte Wahrheit entdeckt. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich mich – da ich der Präsident des Ordens bin – entschlossen habe, den Orden aufzulösen.
Der Radix-Alterspunkt befand sich auf 7°48′ Löwe zwar in keinem Aspekt zu einem der klassischen Planeten des Horoskops, zieht man jedoch den Transneptuner Orcus auf 7°28′ Fische hinzu, so stand der AP im Quincunx zu diesem Plutino im Kuipergürtel, der dem Astrologen Rolf Liefeld zufolge „insbesondere für Übergänge und Beendigung stehen [soll], im Leben auch für bedeutende Wendepunkte, hinter die es kein Zurück mehr gibt.“ (Astro-Wiki) Der Mondknoten-AP stand in dieser Zeit in Konjunktion mit dem supergalaktischen Zentrum, im Quadrat zur Venus und Trigon zu Merkur, d.h. die spirituell ausgerichtete Trampolin-Figur war wieder aktiviert. Den Bezug auf das supergalaktische Zentrum können wir als Hinweis auf die „absolute, uneingeschränkte Wahrheit“ deuten, die Krishnamurti hier verkündet – dass es sich also um etwas handelt, das sich im Großen Ganzen als universelles Gesetz widerspiegelt.
Dass sich Jiddu Krishnamurti mit dieser folgenschweren Entscheidung sieben Jahre Zeit nach seiner Samadhi-Erfahrung ließ (der AP-Übergang über Jupiter entspricht häufig einer Phase, in der einem buchstäblich „die Augen aufgehen“), mag an der Betonung der fixen Zeichen in seinem Horoskop gelegen haben (AC Wassermann, Sonne im Stier, Meridianachse ebenfalls in fixen Zeichen). Doch unter dem Einfluss der supergalaktischen Horoskopfaktoren in der Trampolin-Figur schmolz das Erstarrte und Versteinerte dahin und brachte das Leben wieder in ein dynamisches Fließen – oder ein Springen und Hüpfen, um im Bild der Figur Trampolin zu bleiben.
Lese-Tipp:
Bruno und Louise Huber: Transformationen – Astrologie als geistiger Weg. API-Verlag
(mit einer ausführlichen Deutung des Horoskops und des Mondknotenalterspunktes von Jiddu Krishnamurti)
Vinzent Liebig: Chiron astronomisch und astrologisch gesehen
Grafiken:
MegaStar
API-Bildarchiv (Bruno und Michael Huber)