Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin und Jim Morrison sind in den Jahren 1969 bis 1971 gestorben, ohne dass in der breiten Öffentlichkeit eine Verbindung zwischen dem gemeinsamen Todesalter gezogen worden wäre. Der Zusammenhang wurde zwar hin und wieder bemerkt, blieb aber eher eine Randnotiz. Erst mit dem Tode Kurt Cobains, knapp zweieinhalb Jahrzehnte nach den anderen, verbreitete sich die Vorstellung eines Klub 27 in der öffentlichen Wahrnehmung. (Wikipedia)
Mit dem Tod von Amy Winehouse setzt sich diese mysteriöse Serie auch im 21. Jahrhundert fort. Man spricht vom Klub 27. Unter Astrologen waren diese Todesfälle nie eine Randnotiz, denn es sollte eine astrologische Gemeinsamkeit erkennbar sein, die diese Todesfällle miteinander verbindet.
Altersprogression
Die Zeiger auf der Lebensuhr stehen mit 27 Jahren am Talpunkt des 5. Hauses. In allen zwölf astrologischen Häusern existiert eine Art “Energiekurve” (Intensitätskurve), die die Wirkungsstärke eines Planeten in einem Haus anzeigt. Gleiches gilt für den Alterspunkt, den Bewusstseinsfokus in einer bestimmten Lebensphase. An der Hausspitze ist die größte Wirkungsintensität nach außen in die Umwelt (Extraversion), am Talpunkt von außen betrachtet die geringste Wirkung. Die Energie ist hier maximal nach innen gerichtet auf die Welt des Kreises in der Horoskopmitte: das Wesenszentrum oder Höhere Selbst (Introversion).
Das 5. Haus ist im Lebensverlauf eine intensive Erlebnis- und Erfahrungsphase (Feuerhaus!). Am Talpunkt kommt es dabei zu gewissen Niederlagen. Wir sind die Jahre zuvor offensiv an das Leben herangegangen, kaum etwas konnte uns bremsen (je nach Zeichen- und Planetenbesetzung), Erfolge schienen uns zuzufliegen. Und dann kommt mit 27 Jahren die fixe Qualität des Talpunktes ins Spiel. Wir fühlen uns plötzlich ausgebremst und erleiden Niederlagen, trennen uns vielleicht vom Partner. Je mehr wir uns zuvor mit den äußeren und oft flüchtigen Erfolgen identifizierten, umso leichter geraten wir jetzt in eine Krise, denn Innen und Außen, Sein und Schein treffen jetzt aufeinander. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, was wirklich essentiell ist und was nur eine „aufgesetzte Masche“.
Transit-Zyklen
Möglich ist auch ein Blick auf „generische“ Transite, die im Alter von 27 Jahren bei jedem stattfinden.
Am Saturn kann die Gemeinsamkeit der frühzeitigen Todesfälle nicht festgemacht werden, denn seine erste Rückkehr zur Radix-Position findet erst rund zwei Jahre später statt.
Uranus erreicht mit 28 Jahren das Trigon zu seiner Radix-Position, nach Dane Rudhyar die Zeit einer „zweiten Geburt“, ein wichtiger Moment für die „spirituelle Metamorphose der Persönlichkeit“. Rudhyar sah den 84 Jahre dauernden Uranus-Zykluis in drei Hauptphasen von je 28 Jahren ablaufen. Mit 27 Jahren steht der Mensch am Ende des ersten Phasenabschnitts.
„Was während der vorangegangenen Jahre entwickelt wurde, wird in schicksalhafter Form seinen Höhepunkt erreichen.“
Gleichzeitig bildet sich jetzt die Saat für den kommenden 28-Jahre-Abschnitt des Uranus-Zyklus. Zum Zeitpunkt dieser „zweiten Geburt“ mit 28 Jahren ist nach Rudhyar die wahre Identität vollständig ausgebildet und kann kreativ ausgedrückt werden.
Vielleicht hatten die allesamt sehr erfolgreichen Künstler Schwierigkeiten mit der spirituellen Metamorphose, bei der manch liebgewordene Verhaltensweise und auch Abhänigigkeiten jedweder Art loszulassen sind. Die wahre Identität ist frei von so genannten „Schein-Ich-Formen“, die die zweite Geburt sonst verhindern können. Dies würde erstaunlich gut mit der Talpunkt-Qualität im fixen Feuerhaus 5 korrelieren.
Graha Pakvata
In Indien erhält man wieder eine andere Antwort auf die Frage nach der astrologischen Gemeinsamkeit. Die vedische Astrologie kann die Todesfälle im Klub 27 mit der „Reife der Planeten“ (Graha Pakvata) erklären.
Die neun Planeten der indischen Astrologie erfahren in speziellen Lebensaltern ihre volle Ausreifung (maturity). Diese Jahre sind für jeden Menschen gleichermaßen gültig. Insbesondere das Jahr vor der „Ausreifung“ ist krisenanfällig, vor allem, wenn es sich um einen natürlichen Übeltäter handelt oder der Planet im individuellen Horoskop verletzt ist.
Mit Vollendung des 28. Lebensjahres erreicht der natürliche Übeltäter Mars seinen vollen Reifegrad. Die Mitglieder im Klub 27 wären demzufolge einer Reifungskrise des Planeten Mars zum Opfer gefallen.
Während des Reifejahres wird der Mensch die Ergebnisse des betreffenden Planeten ernten. (James Braha: Die indische Mondastrologie)
Mars in der vedischen Astrologie
In der vedisch-astrologischen Literatur werden die Planeten stets in der Reihenfolge der sieben Wochentage aufgelistet (chaldäische Reihe): 1. Tag = Sonntag = Sonne, 2. Tag = Montag = Mond, 3. Tag = Dienstag = Mars usw. Mars ist somit Planet Nummer 3.
Die Sonne als 1 ist der kreative Aspekt, der gleichzeitig immer auch undifferenziert ist, denn alles ist „eins“. Der Mond als 2 ist die Reflektion der 1 und damit die erste Differenzierung, die es der undifferenzierten 1 ermöglicht, sich selbst zu erkennen. Aus der Reflektion des kreativen Aspekts geht die 3 hervor: 1 + 2 = 3.
Der Mond gibt vor, dass diese Reflektion der 1 in erster Linie im Bewusstsein stattfindet: sie erzeugt Gedanken. Mit diesen Gedanken entstehen Konzepte, die bestimmen, was eine Sache ist und was sie nicht ist. Diese Festlegungen einer Sache können Sympathie oder Widerwillen erzeugen. Sympathie führt zu einer energischen Verfolgung dieser Ziele, Antipathie erzeugt Frustration, die zu Zerstörung führt.
Mars symbolisiert in der vedischen Astrologie auf der Ebene des Bewusstseins (und alles spielt sich als Reflektion im Bewusstsein ab) jene Auffassungen und mentalen Konzepte, die festlegen, wie etwas sein sollte und wie es nicht sein sollte. Ein starker Mars deutet auf einen willensstarken (der englische Ausdruck strong-minded ist in diesem Zusammenhang vielsagend) Menschen hin, der weiß, was er will und was er nicht will. Einem schwachen oder verletzten Mars fehlen diese mentalen Konzepte, die wie Leitplanken dem Leben eine Richtung geben und sicherstellen, nicht vom Weg abzukommen. Ein schwacher oder verletzter Mars ist sich zum Beispiel unsicher, für was es sich zu kämpfen lohnt.
Im Reifejahr mit 28 Jahren kommen diese marsischen (Selbst-) Konzepte auf den Prüfstand und können insbesondere im Vorjahr mit 27Jahren zu Krisen führen.
Dass Mars die Zahl 3 zugeordnet wird, war mir bisher neu, und sicher auch anderen Lesern des Starfish-Blogs. Diese Zuordnung erlaubt jedoch erstaunliche Parallelen zu Dane Rudhyars Zahlenakrobatik zum Transit-Zyklus des Planeten Uranus (zitiert von Alexander Ruperti in „Kosmische Zyklen“):
Die Zahl 27
Die Zahl 27 ist die dritte Potenz oder die Kubikzahl der Zahl 3 (3 x 3 x 3 = 27). Die dritte Potenz der Zahl 3 steht dafür, dass die 3 auf drei verschiedenen Seinsebenen wirkt. In Verbindung mit dem Trigon-Aspekt bezieht sich die Zahl 3 auf den Bereich der Gedanken, bevor diese durch die Wirkung der Zahl 4 (dem Quadrat-Aspekt) zur konkreten Realität werden. Daher bezieht sich die Zahl 27 in ihrer Eigenschaft als dritte Potenz der Zahl 3 auf die Wirkung der Gedanken auf allen drei Seinsebenen.
Auf die Mitglieder des Klub 27 übertragen würde dies bedeuten, dass sie in erster Linie ihren bis dahin aufgebauten mentalen Konzepten über das Leben und über sich selbst zum Opfer gefallen sind. Dass die Klubmitglieder mehrheitlich schwer drogenabhängig waren, erleichterte die bewusste Auseinandersetzung und Infragestellung der bis dahin angesammelten Denkkonstrukte vermutlich nicht.
Beispielhoroskope
Dazu einige Beispielhoroskope:
Brian Jones (28.02.1942, 19.00 Uhr, Cheltenham), Band-Mitglied der Rolling Stones, wurde am 03.07.1969 tot in seinem Swimmingpool aufgefunden.
Mars ist Atmakaraka. Er steht im Rashi D1 in Stier im Zeichen eines Freundes in Konjunktion mit dem natürlichen Übeltäter Saturn.
Im Drekkana D3 (Glück mit Geschwistern, Team-Kollegen und Bandmitgliedern) steht Mars gemeinsam mit Saturn und Rahu im Steinbock-Lagna.
Im Bhamsa D27 (Stärken & Schwächen) steht Mars im 1. Rashi in Zwillinge, das Zeichen eines Feindes. Im Trimshamsha D30 (physische Krankheiten) ist der Lagna im Skorpion mit Rahu und Ketu.
Der Alterspunkt war im Januar 1969 in das Zeichen Wassermann eingetreten und stand in Opposition zu Pluto am TP 11. Dies deutet eine massive Krise an, denn Pluto intensiviert die blockierende Energie des Talpunktes.
Die Kreuzungspunkte direkt auf AC und DC deuten ein generelles Identitätsproblem an, und gerade Pluto stellte in dieser Phase ganz penetrant die Frage: Wer bin ich? War das Schein-Ich zu massiv, wird es von Pluto zerstört, was in seltenen Fällen auch die physische Form in Mitleidenschaft zieht.
Jim Morrison (08.12.1943, 11.55 Uhr, Melbourne, Florida) starb am 03.07.1971, vermutlich an einer Überdosis Heroin. Auch er hatte Mars und Saturn in Konjunktion, diesmal in Zwillinge, für Mars das Zeichen eines großen Feindes. Im Trimshamsha D30 stehen Mars und Saturn in Fische im 12. Rashi vom Widder-Lagna. Im Jahr zuvor hatte ein Mars Maha Dasha begonnen.
Der Alterspunkt stand exakt am TP 5 im Quadrat zu Neptun, was die Drogenthematik, evtl. jedoch auch eine harte Erfahrung in der Liebe andeutet.
Janis Joplin (19.01.1943, 09.45 Uhr, Port Arthur,Texas) starb am 4.10.1970 ebenfalls an einer Drogenüberdosis.
Mars und Saturn stehen in gegenüberliegenden Zeichen, ein Anblick (= Aspekt), den Mars mit 51 Virupas sehr stark spürt. Im Bhamsa D27 stehen Mars und Rahu in Wassermann im 7. Haus, während gegenüber im Lagna Sonne, Mond und Ketu stehen – das Bild einer Eklipse in Verbindung mit Mars. Im Trimhamsha D30 steht Mars in Widder im 12. Rashi vom Stier-Lagna. Bei ihrem Tod lief gerade ein Saturn/Mars-Dasha.
Der Radix-Alterspunkt bildete zum Zeitpunkt des Todes keine Aspekte, der Mondknoten-AP stand jedoch im Sextil zu Saturn und im Trigon zu Pluto.
Diese drei Klub-Mitglieder führten in den Jahren zuvor ein äußerst exzessives und exzentrisches Leben und alle drei waren im Begriff, wesentliche Änderungen im Beruf und im Privatleben vorzunehmen, was durch den frühen Tod vereitelt wurde. Es fällt auf, dass die jeweiligen Mars/Saturn-Konstellationen mit Uranus verbunden sind (Jones und Morrison: Uranus Konjunktion mit Mars, Joplin: Opposition Mars, d.h. in gegenüberliegenden Zeichen), was darauf hinzuweisen scheint, dass Uranus tatsächlich eine wichtige Rolle spielt.
Jimi Hendrix (27.11.1942, 10.15 Uhr, Seattle) starb am 18.09.1970. Mars steht im D1 im 12. Rashi, einem Dushtana, wie auch im D30. Eine Woche zuvor hatte gerade ein Ketu/Rahu-Dasha begonnen, das stets das Schicksal auf den Plan ruft.
Der Alterspunkt hatte soeben den Talpunkt erreicht und stand im Quincunx zum Galaktischen Zentrum am Aszendenten. Der Mondknoten-AP aspektierte die Venus/Saturn-Opposition und stand in Opposition zum Transit-Uranus.
Kurt Cobain (20.02.1967, 19.20 Uhr, Aberdeen USA), Sänger der Band Nirwana, erschoss sich am 05.04.1994 offenbar im Drogenrausch. In seinem Rashi ist Mars durch die Anwesenheit der Rahu/Ketu-Achse verletzt. Ansonsten steht Mars im eigenen Zeichen Skorpion stark. Auch im Trimshamsha D30 und im Drekkana D3 steht Mars im eigenen Zeichen. Mentale Grundsätze, wenn vielleicht auch starre, sollten durchaus vohanden gewesen sein.
In den letzten Monaten seines Lebens intensivierte sich Cobains Drogenkonsum und er begann mehrfach, aber erfolglos einen Drogenentzug. Er wurde einen Monat vor seinem Tod im Komazustand ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte diagnostizierten einen Suizidversuch. Er versuchte einen letzten Drogenentzug, floh allerdings aus der Klinik. Als er endgültig Suizid beging, lief ein Saturn/Jupiter/Mond/Saturn/Venus-Dasha.
Der Alterspunkt stand im Quadrat zum Mondknoten, eine Zeit, die uns reichlich Gelegenheiten zur geistigen Weiterentwicklung bietet. Die der Musiker leider nicht genutzt hat, denn gleichzeitig wirft der Alterspunkt ein Quadrat auf den absteigenden Mondknoten, den Weg rückwärts und der ständigen Wiederholung jener Dinge, die uns geistig nicht weiterbringen.
Als Vergleich zu diesem Horoskop schildere ich kurz meine eigenen Erfahrungen mit dem Mars-Reifungsjahr, denn ich bin am gleichen Tag geboren wie Kurt Cobain, allerdings mit einem Aszendenten im Zeichen Zwillinge. 1993 übernahm ich den Arbeitsplatz einer Arbeitskollegin, die in Mutterschutzurlaub ging. Ihre Tätigkeit war in eine höhere Gehaltsgruppe eingereiht als meine bisherige. Ich ließ mich allerdings, ganz typisch für eine Fische-Sonne, immer wieder vertrösten, bis mein Gehalt entsprechend angepasst wurde. Bis mein Mars ein Jahr später in seine Reifungsphase kam und die Faxen dicke hatte. Ich stellte meinen Chef vor die Alternative: Entweder mehr Geld oder ich setze mich wieder an meinen alten Arbeitsplatz. Die Gehaltserhöhung landete dann umgehend auf meinem Konto inkl. Nachzahlungen für ein Jahr. Meine Chefs wussten nun, dass mit mir nicht zu spaßen ist, wenn es um eine gerechte Bezahlung geht und ich erlebte das gute Gefühl, für meine Belange einzutreten und zu kämpfen, was mich einige Überwindung kostete. Im Dashamsha D10 steht bei mir der Mars in Krebs im Fall, also in sehr schlechter Würde.
Das vorläufig jüngste Klubmitglied ist die Sängerin Amy Winehouse (14.09.1983, 22.25 Uhr, London), die am 23.07.2011 mit 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung gestorben ist.
Sie hatte einen Aszendenten im Zeichen Zwillinge. Für alle Merkur-regierten Aszendenten (Zwillinge und Jungfrau) ist Mars ein temporärer Übeltäter, also auch für Brian Jones und Kurt Cobain. Er befindet sich jedoch bei Amy Winehouse in einer ganz passablen Würde, auch in den relevanten Unterhoroskopen. Dennoch starb sie unter Mond/Mars/Saturn/Rahu/Ketu. Mond und Mars stehen in einem 6/8-Verhältnis zueinander, ebenso Saturn und Rahu. Mars ist Herrscher von 6, Saturn Herrscher von 8.
Der Alterspunkt stand in Konjunktion mit der Saturn/Pluto-Konjunktion, im Sextil zum Mond und war gerade im Begriff, in das Zeichen Skorpion zu wechseln. Der Mondknoten-AP stand im Quadrat zum Radix-AP und zum Saturn.
Das war wohl zuviel für die zierliche junge Frau, die schon in den Jahren zuvor ihrem Körper (Saturn!) wenig Schonung gegönnt hatte.
Lese-Tipp:
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James Braha: Die indische Mondastrologie
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Bruno und Louise Huber: Lebensuhr im Horoskop