Dreidimensionale Horoskopdeutung

Früher gab man sich mit zwei Seiten einer Sache zufrieden: sie war entweder schwarz oder weiß, gut oder schlecht, richtig oder falsch. Stellt man sich diese dualistische Sichtweise grafisch vor, kommt eine „zweidimensionale Grafik“ heraus:

zweidimensional

Doch sobald ein dritter Pol hinzukommt, ein Grau oder ein Gelb, das Sowohl-als-Auch, wird die Grafik größer:

dreidimensional

Bezieht man diese dreidimensionale Sicht auf alle Horoskopfaktoren, also auf Planeten, Zeichen, Häuser und Aspekte, so sind diese eigentlich dreifach zu deuten. Seit dem Altertum kennt man die Dreiteilung des Menschen in Körper – Seele – Geist. Jeder hat schon davon gehört und kann sich etwas darunter vorstellen. Die „dreidimensionale Horoskopdeutung“, wie sie Louise Huber vertreten hat, deutet das Horoskop jeweils aus Sicht dieser drei Teile. Denn körperlich gesehen erlebt man zum Beispiel Saturn auf andere Weise als aus seelischer oder geistiger Sicht. Der Körper ist als physische Dimension zu sehen, die Seele die emotionale und der Geist die mentale.

Das Ich stellt man sich in der Astrologischen Psychologie bekanntlich dreifach vor, in Anlehnung an die Körper-Seele-Geist-Formel.

KörperSeeleGeist

Man kann diese Einteilung auch auf Saturn allein anwenden. Ist unser Ich zum Beispiel hauptsächlich im physischen Pol verankert, der astrologisch durch Saturn repräsentiert wird, dann kann dieser Saturn auf drei Ebenen erlebt werden: auf der physischen, auf der emotionalen und auf der mentalen. Das Erleben dieser Ebenen kommt im Laufe der Zeit einer Entwicklung in drei Stufen gleich, wie die dreidimensionale Deutung des Saturn zeigt.

Saturn dreidimensionalZu Beginn fühlen wir uns auf der physischen Ebene den körperlichen Bedingtheiten ausgeliefert („Das ist nun mal so und lässt sich nicht ändern!“). Doch irgendwann kommt die Zeit, da sich die Dinge von selbst verändern, zum Beispiel weil wir älter werden oder durch große biologische Veränderungen gehen (Pubertät, für Frauen Schwangerschaft und Geburt, später die Wechseljahre, zum Schluss der Sterbeprozess). Mit all diesen Veränderungen wird unser Ich konfrontiert, das sich vorzugsweise mit seinem Körper identifiziert, wenn Saturn der stärkste Ich-Planet im Horoskop ist. Es taucht Angst auf. Angst ist Saturns Lieblingsemotion. Immerhin ist man dann schon eine Stufe in der Erlebnisweise des Saturn voran geschritten, denn Angst zu haben produziert jede Menge Konflikte, die es zu lösen gilt. Jede Art von Angst kann gelernt werden (durch ständiges Erleben des Angstzustandes in Verbindung mit bestimmten Lebensituationen) aber auch wieder verlernt werden. Am Ende dieser emotionalen Berg- und Talfahrt, auf der man vielfältige Erfahrungen mit seinen Ängsten gemacht hat, steht der täuschungsfreie Sinn für die Realität, der Gefahren angemessen einschätzen kann. Das ist eine autonomer Umgang mit dem physischen Ausgeliefertsein an Veränderungen, die Angst hervorrufen können. Es siegt die Vernunft, die auf der mentalen Ebene herrscht. All dies hängt mit Saturn zusammen.

PlutoDie Sonne, der Mond und die anderen Planeten können ebenso dreifach oder dreidimensional gedeutet werden. Besonders bei den drei geistigen Planeten ist diese Betrachtungsweise wichtig. Auf der physischen Ebene findet sich für Pluto der Zwang und die Machtausübung: anderen seinen Willen machtvoll aufzwingen und alles, was sich dem widersetzt, blind zu zerstören. Auf der emotionalen Ebene, die immer auch eine Konfliktebene ist, finden wir dann die plutonischen Krisen, die ihrem Wesen nach Wandlungskrisen sind. Auf der mentalen Ebene wird die Macht zum zielgerichteten geistigen Willen, der nicht mehr die Persönlichkeit im Fokus hat, sondern schöpferisch auf der geistigen, d.h. transpersonalen Stufe wirkt.

1. Haus dreidimensionalDie zwölf Häuser profitieren ebenfalls von einer Betrachtung auf drei Ebenen. Auf der physischen Ebene äußert sich der Aszendent als eine gewisse Egozentrik: Man kommt nicht auf die Idee, an seinem Image, seiner Persönlichkeit zu arbeiten, sondern man ist überzeugt, dass man so, wie man ist, richtig sei.

Auf der emotionalen Ebene demonstriert man diese Selbstgewissheit, stellt sie zur Schau, will mit ihr auftrumpfen. Man tritt mit den anderen in Konkurrenz, denn man will zeigen und bestätigt bekommen, dass man der Größte ist und gerät so schnell in Konflikte. Erst auf der mentalen Ebene beginnt man, sich selbst und seine überhöhten Ansprüche infrage zu stellen. Die Selbstgewissheit, die hier möglich wird, ist durch viele Konflikterfahrungen gewachsen und damit organisch.

Eine solche Betrachtungsweise ermöglicht einen ganz neuen Blick auf sich selbst, auf die anderen und auf die Konflikte, die aus diesem Spannungsfeld entstehen können. Es gibt dann keine schnellen Antworten und Pauschalisierungen mehr. Das macht die Welt zwar komplizierter, aber auch reichhaltiger.

OppositionAuch eine dreidimensionale Betrachtung der einzelnen Aspekte ist aufschlussreich. Besonders anschaulich wird das an der Opposition. Auf der physischen Ebene wird sie zur Blockierung, die zur Starre führt. Nichts bewegt sich, man ist fixiert. Auf der emotionalen Ebene wird die Starre aufgelockert durch das Hin- und Herpendeln zwischen den Gegensatzpaaren. Man lernt beide Seiten kennen, macht Erfahrungen mit ihnen. Erst auf der Denkebene wird die Opposition zu einem echten Denkkonflikt, in dem man dieser Spannung, die man in sich fühlt, Herr werden möchte. Es kommt zunächst zu einer verhärteten Entweder-Oder-Haltung. Man ist kompromisslos entweder schwarz oder weiß, dazwischen gibt es nichts. Weil diese Spannung unerträglich und quälend ist, entwickelt sich daraus ein Prozess des Suchens nach Befreiung von dieser Spannung. Er kann zur Verdrängung führen und auch zur Erkenntnis, dass die Antagonismen in einem Sowohl-als-auch erlebt werden können.

Dieser Entwicklungsweg wird durch die „dreidimensionale“ Deutung der zwölf Tierkreiszeichen besonders anschaulich. In der ersten Phase steht die Qualität des klassischen (exoterischen) Zeichenherrschers im Vordergrund. Dann wird die Qualität des gegenüberliegenden Zeichens und damit die Polarität in die Deutung miteinbezogen. Polaritäten erzeugen Konflikte, die es zu lösen gilt, um wieder eine entspannte, friedlichere Atmosphäre zu erreichen. Wenn man sich durch einen Konflikt durchgearbeitet hat, ist der Zustand nicht mehr so wie vorher, denn man hat etwas dazugelernt, ist an und mit dem Konflikt gewachsen. Man hat sein Bewusstsein erweitert, man weiß nun mehr über die andere Seite. Diese neue Erfahrung, das neue Wissen wird durch die Deutung des zweiten (esoterischen) Zeichenherrschers beschrieben.

Literatur:
Louise Huber: Diverse Veröffentlichungen im Astrolog
Bruno, Louise und Michael Huber: Aspektbild-Astrologie. API-Verlag
Bruno und Louise Huber: Die Planeten als Funktionsorgane. API-Verlag

 

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