Aktuell jagt eine Horrormeldung die andere: ein Amokläufer hält München und die ganze Bundesrepublik in Atem, in Ansbach sprengt sich ein Asylbewerber in die Luft, in Reutlingen wird eine Schwangere von einem anderen Asylbewerber mit einer Machete erstochen, in Frankreich ein katholischer Pfarrer während der Heiligen Messe massakriert, in Japan 19 geistig Behinderte von einem ehemaligen Heimmitarbeiter erstochen – und dank Internet verbreiten sich diese Informationen in Windeseile. Die Motive waren unterschiedlich, und man sucht nach Denk-Schubladen, in welche die Ereignisse am besten einsortiert werden können: Amok, Terror, Extremismus, Beziehungstaten, Hasskriminalität. Eines haben sie astrologisch gemeinsam: die aktuelle Rahu/Ketu-Achse in dominanter Stellung.
Mir fiel dieses Dominanz-Muster nach Betrachtung der Horoskope seit den Anschlägen von Paris auf. Einen Tag zuvor war der „wahre“ Rahu in die Jungfrau eingetreten (12.11.2015, 01:03 UT). Mars wechselte ebenfalls gerade das Zeichen in die andere Richtung. So trafen sich die beiden an der Türschwelle Jungfrau/Waage. Dort steht übrigens die Sonne der 1. Republik Frankreichs (21.09.1792). Möglicherweise steht Frankreich deshalb im Zentrum dieses „Krieges“.
Die Zeichenachse Jungfrau/Fische wird in der Astrologischen Psychologie die Existenzachse genannt. Auf ihr stehen sich die materielle Existenz (Jungfrau) und die geistige Existenz (Fische) gegenüber. Mit dem aufsteigenden Mondknoten in Jungfrau geht es darum, die materielle Existenz wertzuschätzen, sie wichtig zu nehmen, das heißt auch, das Leben in einem physischen Körper. Gegenüber in Fische misst man der physischen Realität keinen so großen Stellenwert bei. Man weiß sich angeschlossen an ein größeres Ganzes, an das Universum, oder noch abstrakter: an Gott. An eine ganz bestimmte Form oder Ausprägung Gottes. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass das ausgehende Fischezeitalter mit seinen religiösen Extremen sich jetzt gerade ein letztes Mal aufbäumt. Der absteigende Mondknoten in Fische ist die Vergangenheit, das jahrtausendelang gepflegte Muster religiöser Inbrunst, die bereit ist, für ihren Gott zu sterben. Und andere zu töten, die diesen Gott beleidigen, die schwere Sünde der Gotteslästerung begehen. Dabei fordert der aufsteigende Mondknoten die Wertschätzung des materiellen Lebens und damit des physischen Körpers. Dazu gehört das universelle göttliche Gesetz „Du sollst nicht töten.“ Das Leben des Körpers soll geachtet werden, denn es stammt von Gott. Es nicht zu achten bedeutet im Grunde sich aufzuspielen, als sei man selbst Gott. Oder man rechtfertigt das Töten damit, dass man eine Gotteslästerung bestrafe und sozusagen als Stellvertreter Gottes handele.
Es geht jedoch nicht nur um Religion, um den Islam gegen die Juden, die Christen oder die Hindus. Es geht um den „Glauben“, zu einer Gemeinschaft zu gehören, die besser ist, die überlegen ist, die einer vermuteten Wahrheit näherliegt, die auserwählt ist. Die Zugehörigkeit zu einem Volk, einer Rasse, kann ebenso extremistische Züge annehmen, wie extreme Formen des Islams oder jeder anderen Religion. Im Grunde spielen sich all diese Dinge jedoch nur im Geist ab, im Bewusstsein, das gerade die Mondknoten in Aufruhr versetzen können. Ist die Oberfläche des Wassers (der Geist oder das Bewusstsein) in Aufruhr und aufgepeitscht, herrscht dort „hoher Seegang“, dann ist keine klare Spiegelung der Wahrheit im Geist möglich. Es kann das Licht, das der Mond von der Sonne (dem Unendlichen, Göttlichen) empfängt, nicht ohne Verzerrungen auf der Wasseroberfläche gespiegelt werden. Das kann nur eine ruhige Wasseroberfläche, ein ruhiges Gemüt, ein klarer Geist.
Deshalb nimmt es auch wenig Wunder, dass einige der Attentäter der letzten Tage an psychischen Krankheiten litten. Diese sind aus Sicht der vedischen Astrologie Krankheiten des Geistes. Die Mondknoten spielen dabei häufig eine entscheidende Rolle. So war der Münchner Amokläufer mitten in seiner ersten Mondknotenwiederkehr, der Selbstmordattentäter von Ansbach kurz vor der Halbzeit der zweiten Mondknotenwiederkehr, wenn Transit-Rahu die Radix-Position Ketus erreicht. Psychische Krankheiten sind sehr schwer zu behandeln. Die Pharmaindustrie entwickelt zwar immer neuere Medikamente, aber ein Durchbruch scheint hier noch in weiter Ferne. Von den Nebenwirkungen ganz zu schweigen.
Eine Erlösung des absteigenden Mondknotens in Fische ist nur durch die Arbeit möglich, die der aufsteigende Mondknoten in der Jungfrau fordert. Die Menschheit muss erkennen, dass die Materie, der Körper und das Leben genauso geachtet werden müssen, wie der Geist, das Göttliche und der Glauben. Beides hat den gleichen Wert, den gleichen Ursprung.
Der esoterische Saatgedanke für das Zeichen Jungfrau lautet:
„Ich bin die Mutter und das Kind. Ich bin Gott, ich bin Materie.“
Über diesen Gedanken können alle Menschen meditieren. Der nächste Jungfrau-Vollmond, eine Mondfinsternis, bietet dazu eine sehr gute Gelegenheit.
Lese-Tipp:
Jungfrau – Die Mutter und das Kind
Sonne und Mond – Sein und Geist
David Frawley: Vom Geist des Ayurveda. Windpferd-Verlag