29. Dez 2012 – 11:04:21
Der Jazzpianist Michel Petrucciani wäre diese Woche 50 Jahre alt geworden. Er starb jedoch bereits mit 36 Jahren am 6. Januar 1999. Er litt seit Geburt an der Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta), bei der es durch einen angeborenen, gestörten Kollagenstoffwechsel zu einer unzureichenden Entwicklung des Knochengewebes kommt. Den Betroffenen drohen bei ungeschickten Bewegungen und auch sonst bei jeder Kleinigkeit Knochenbrüche, die nur schlecht verheilen. Bei Petrucciani lag zudem Zwergenwuchs vor. Dennoch gelangen Petrucciani, dessen Vater dem Sohn als Jazz-Gitarrist die Musik offenbar in die Wiege legte, ganz erstaunliche Erfolge.
Ein Begriff ist mir Petrucciani seit seinen Auftritten in Roger Willemsens Fernsehsendungen in den 1990er Jahren. Ich fand damals schon erstaunlich, wie sich ein derart „gehandicappter“ kleinwüchsiger Mann am Klavier allem Unglück trotzend solche Träume erfüllen und derart beschwingte Musik spielen kann. Er spielte mit den Großen der Jazz-Musik, heimste viele Preise ein, heiratete, wurde Vater. Gestorben ist er kurz nach seinem 36. Geburtstag an den Folgen einer Lungenentzündung.
Das indische Horoskop (Rashi D-1) zeigt einen Lagna (Aszendent) in Zwillinge mit Merkur im 8. Haus in Steinbock. Mit insgesamt vier Planeten, incl. dem Schattenplaneten Ketu, ist das 8. Haus überbesetzt und in indischer Deutungsweise somit sowohl das Haus als auch das Steinbockzeichen verletzt. Das 8. Haus repräsentiert die Härten des Lebens, die Krisen, die wirklich großen Herausforderungen, die uns nicht selten an die Schwelle des Todes führen können. Hier finden sich auch die chronischen (vererbten) Krankheiten. Traditionell wird der Herrscher des Steinbocks, Saturn, mit dem Knochengerüst in Verbindung gebracht. Aus indisch-ayurvedischer Sicht ist es jedoch die Sonne und ihr Herrschaftszeichen Löwe, die Asthi Dhatu beherrschen, die mineralischen Grundsubstanzen, aus denen unser physischer Körper besteht, die sich speziell in den Knochen einlagern. Eine verletzte Sonne, bzw. ein verletztes Zeichen Löwe, kann deshalb u.a. auch auf Erkrankungen des Knochen- und Skelettsystems hinweisen. Die vier Planeten in Steinbock aspektieren (Rashi Drishti) das Zeichen Löwe, in dem sich der natürliche Übeltäter Mars befindet.
Im Trimshamsha D-30, ein wichtiges Varga zur detaillierteren Untersuchung im Fall von Krankheiten, steht Venus als natürlicher Feind der Sonne im Zeichen Löwe im 12. Haus, während die Sonne selbst mit Mars in Widder im 8. Haus steht. Petrucciani wurde kurz vor dem Ende eines Sonne Maha Dashas geboren, exakt in der Sonne/Venus/Jupiter-Periode. Dass gleich bei der Geburt ein Sonne/Venus-Dasha lief, weist hier in Verbindung mit dem Trimshamsha auf eine angeborene Erkrankung des Knochensystems hin, die sich während der Schwangerschaft von der Anlage her schon ausbildete. Bei angeborenen Krankheiten, die sich während der Schwangerschaft entwickeln, lohnt immer ein Blick auf die pränatalen Eklipsen: Eine Sonnenfinsternis auf 7°49′ Löwe (31.07.1962) steht direkt auf dem IC, in Opposition zu Saturn und im Quincunx zur Chiron/Jupiter-Konjunktion. Eine vorgeburtliche Mondfinsternis fand auf 24,5° Krebs/Steinbock (17.07.1962) direkt auf dem AC-Herrscher Merkur statt. Die zweite Mondfinsternis 14 Tage später auf 22° Löwe/Wassermann stand im exakten Quadrat zur Venus.
Gestorben ist Petrucciani während der Dasha-Phase Jupiter/Jupiter/Venus/Rahu. Rahu ist der aufsteigende Mondknoten, der im 2. Haus ein Maraka-Planet ist wie auch Jupiter als Herrscher des 7. Hauses. Maraka sind die Herrscher des 2. und 7. Hauses sowie Planeten, die sich in diesen beiden Häusern befinden. Oft sind sie als Dasha aktiv, wenn der Horoskopeigner stirbt oder todesähnliche Erfahrungen macht.
Mit dem Huber’schen Alterspunkt (AP) befand sich Petrucciani direkt auf dem Deszendenten im Quadrat zu Uranus und Chiron – er starb relativ überraschend an einer akuten Erkrankung. Außerdem aspektierte der AP die Sonne im Halbsextil und lief auf ein Quadrat zu Jupiter zu. Die Huber-Methode eignet sich für medizinische Auswertungen zwar nicht so gut wie die indische Astrologie, wir sehen jedoch den Planeten Saturn, das physische Ich bzw. Körperbewusstsein, exakt auf der 10. Hausspitze, also sehr prominent, aber mit zwei grünen Aspekten gleichzeitig sehr unsicher und fragil. Das dreieckige Aspektbild lässt auf einen Menschen mit einem dynamischen Bewusstsein, viel Neugierde und Offenheit schließen, für den Leben in Bewegung sein bedeutet – so paradox hier das für diejenigen klingen mag, die sich nur schwer vorstellen können, dass auch körperlich schwer beeinträchtigte Menschen das Leben mit Schwung angehen können.
Petrucciani hatte zwei Kinder, von denen eines ebenfalls an der Erbkrankheit des Vaters leidet. Petrucciani sagte dazu selbst: „Wir wussten schon während der Schwangerschaft, dass er die Krankheit geerbt hat. Wir entschieden uns, das Kind aus zwei Gründen zu behalten: es nicht zu behalten wäre das gleiche gewesen wie meine Krankheit zu leugnen. Außerdem, ich glaube dass es sich lohnt, das Leben zu leben. Ja, es lohnt sich wirklich.“
Im indischen Horoskop hängt Mars im 3. Haus in Löwe zwar mit der Krankheit zusammen, verleiht in dieser Hausposition aber auch den Willen, die Kraft und die Ausdauer, es mit jeder Herausforderung des Lebens aufzunehmen. Dazu passt sein Lebensmotto, das seiner Webseite vorangestellt ist:
„My philosophy is to have a really good time and never to
let anything stop me from doing what I want to do.“