17. Feb 2010 – 10:30:39
Neumond ist die Zeit, da Sonne und Mond in Konjunktion stehen. Der Mond ist nun unsichtbar, da er das Sonnenlicht nicht reflektieren kann. Es ist eine Zeit der Nachinnenwendung, der Einkehr und damit verbundenen Subjektivität, aber auch der Möglichkeit, eine Synthese zu schaffen in Bezug auf die Zeichenqualität, die der Neumond aktiviert. Tracy Marks beschreibt den Neumond, „als ob die vereinten Kräfte von Sonne und Mond einen Kanal in uns öffneten, der in den innersten Wesenskern führt.“ (1)
Neumond wird auch als eine Zeit der Saat beschrieben: ein Samenkorn wird gepflanzt, das sich im kommenden Zyklus entwickeln und entfalten kann. Die Zeichenqualität des Neumondes zeigt das Substrat, in dem sich diese Saat entwickelt und von der sie ernährt wird. Meist läuft dieser Prozess unbewusst und ohne unser bewusstes Zutun ab.
Wenn der Neumond in engem Aspekt zu einem Planeten oder einer Häuserspitze unseres Geburtshoroskops steht, beginnt ein Entwicklungs- und Bewusstwerdungsprozess in Bezug auf diese Fähigkeit oder Anlage in uns. Steht der Neumond mundan in enger Konjunktion zu einem Planeten, wird ein Bewusstwerdungsprozess in Bezug auf diese Planetenfähigkeit im Milieu der jeweiligen Zeichenqualität auf mundaner oder kollektiver Ebene angeregt.
Der letzte Neumond fand statt am 14.02.2010 um 2:51:19 GMT. Sonne und Mond stehen auf 25°18’ Wassermann in enger Konjunktion zu Neptun und Chiron. Schon das Aspektbild mit sage und schreibe acht grünen Bewusstseinsaspekten vermittelt den Eindruck, dass es hier um intensive Such- und Bewusstseinsprozesse geht.
Im fixen Luftzeichen Wassermann geht es um Denk-Gebäude (fixe Luft). Mit den exoterischen Herrschern Saturn und Uranus, die auf der Ebene der Persönlichkeit ihren Einfluss geltend machen, einerseits um das Wissen, wie es schon immer war, die alte Ordnung (Saturn), aber auch den Sinn für das Neue, der über das Bekannte hinaus geht in weitere (oder höhere) Dimensionen. Im Wassermann wird das Denken leicht elitär, denn der Uranus-Einfluss fördert die Distanziertheit, die Ex-Zentrik – das aus einem Zentrum Heraustreten und einen Sachverhalt aus einer veränderten Position, meist einer vermeintlichen Höhe, zu betrachten. Es verbindet sich in Wassermann die klassische Intelligenz des Saturns (z.B. das Gedächtnis) mit der intuitiv-schöpferischen Intelligenz des Uranus.
Solange jedoch im Wassermann das persönliche Interesse überwiegt, läuft diese Intelligenz leicht Gefahr, im elfenbeinernen Turm zu landen. Die Ideen sind weit von der Wirklichkeit und dem Leben entfernt, sie versteigen sich in sphärische Höhen, in denen keine Verwirklichung möglich erscheint. Die Wassermann-Energie muss von diesem Turm heruntersteigen zum Löwen, wo das Herz des Lebens pulsiert. Die Integration der Schattenseite Löwe bedeutet, dass nicht im wassermännischen Theoretisieren allein der Schlüssel zur Problemlösung liegt, sondern dass es dazu der direkten Erfahrung des Lebens und der hautnahen Begegnung mit anderen Menschen bedarf. Es braucht die sinnenhafte Wahrnehmungsfähigkeit des Planeten Jupiter, der im Wassermann esoterischer Zeichenherrscher ist und auf der Ebene der Seele wirksam wird, sobald sich die Gegensatzpaare einander zu nähern beginnen.
Jupiter symbolisiert den Geist der Synthese. Er vermittelt Einsicht in das Optimum möglicher Verwirklichung. Er hilft, den dritten Standort einzunehmen bei der Handhabung der Polaritäten: „oben – unten“, „richtig – falsch“, „wahr – unwahr“, „hell – dunkel“. Jupiter erkennt, dass auf der Persönlichkeitsebene der eine Pol ohne den anderen nicht sein kann, dass aber im Zentrum auf der Ebene der Seele Einheit möglich ist.
Verschmelzen die Polaritäten mit zunehmender Erkenntnis zu einer Einheit, kommt die Wirkungsweise des hierarchischen Herrschers Mond/Neptun zum Vorschein. Die Wassermann-Intelligenz ist nun universal, sie weiß aus eigener, lebendiger Erfahrung heraus, was die Welt im innersten zusammenhält: die Kraft der Liebe (Neptun).
So bekommt der Planet Neptun, der im vergangenen Neumond eine so wesentliche Rolle spielt, denn er verschmolz mit Sonne und Mond zu einer neuen Einheit, eine besondere Bedeutung. Es geht um einen kollektiven Bewusstwerdungsprozess der Kraft der universellen Liebe, die im Grunde die Bindekraft für alles in der Welt ist. Er verdeutlicht auch, worum es in den Phasen der Rezeption der geistigen Planeten Uranus und Neptun geht:
Bei einer Rezeption von Uranus und Neptun wird die Beziehung zwischen dem Individuum und dem Universum neu geformt. Denn der Uranus symbolisiert das freie, schöpferische menschliche Individuum und der Neptun symbolisiert das Grenzenlose, das Weltall und das Transzendente. Das Individuum taucht in das Grenzenlose ein, und das Grenzenlose überflutet das Individuum.
Vinzent Liebig
Wir Menschen sind durch diesen Neumond nun nicht alle erleuchtet worden, haben diese Energie noch nicht wirklich in unser Leben integrieren können. Dies deutet schon der Umstand an, dass das Neumond-Stellium an das restliche, sehr differenzierte und komplexe Aspektbild nur lose angehängt ist. Die meisten Menschen in Europa haben das Ereignis ohnehin verschlafen. Vielleicht ist die Übertragung dieser subtilen Energie so auch am effektivsten. Doch wir können davon ausgehen, dass dieser Neumond vielen Menschen und der Welt einen Impuls gegeben hat, der in Richtung der Leitmotive des Wassermanns weist: schöpferische Intelligenz, Gruppen-Bewusstsein und Universalität.
Uranus ist interessanterweise in Aspekt zur dreifachen Konjunktion Sonne, Mond und Neptun. Der nächste Neumond in Fische am 15. März 2010 wird in enger Konjunktion zu Uranus stattfinden und das Thema fortsetzen. Dazu demnächst mehr.
(1) Tracy Marks: Astrologie der Selbstentdeckung
Literatur:
Louise Huber: Tierkreiszeichen, API-Verlag
Gunda Scholdt: Praxisbuch der Esoterischen Astrologie, Ebertin-Verlag