Im 20. Jahrhundert stand Saturn bereits mehrere Male in Konjunktion mit dem Galaktischen Zentrum. Im Jahr 1929 und 1988 kam es durch Saturns Rückläufigkeit zu einer dreifachen Konjunktion, wie auch im Jahr 2017:
Die jeweils letzten Konjunktionen dieser Jahre markierten tiefgreifende globale Veränderungen. 1929 ereignete sich wenige Tage nach der letzten Konjunktion am 25. Oktober 1929 der Zusammenbruch der New Yorker Börse (NYSE), der eine Weltwirtschaftskrise auslöste, während ein halbes Jahr nach der dritten Konjunktion des Jahres 1988 der Ostblock Stück für Stück zusammenbrach. Es ist anzunehmen, dass die Konjunktionen von 2017 ähnliche Impulse geben werden. Die Europäische Union droht auseinanderzufallen, Großbritannien steht eine ungewisse Zukunft bevor. China bietet sich als neuer Führer der Welt an, während die USA, die bislang diese Führungsrolle innehatte, von einem unberechenbaren Präsidenten regiert wird, der für komplexe Probleme einfache Lösungen suggeriert und gleichzeitig alte Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten wie zum Beispiel die NATO zunehmend infrage stellt. Eine weitere Finanzkrise liegt ebenfalls im Bereich des Möglichen, dann allerdings mit katastrophaleren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft als noch 2008.
Es gibt also viele Schwachstellen im globalen System, auf die Saturn seinen prüfenden Finger legen könnte. Denn ein Saturn-Transit ist eine Prüfung. Er prüft auf Herz und Nieren hinsichtlich Machbarkeit, Nutzen und Sicherheit. Die Kräfte und Energien konzentrieren und kristallisieren sich auf das minimal Notwendige. Ein eventuelles Zuviel wird weggenommen, ein mögliches Zuwenig kann aber auch aufgefüllt werden. Dies können wir als Reduktion, Einschnürung oder gar Depression erleben, aber auch als ein natürlich gewachsenes Verantwortungs- und Realitätsbewusstsein, das innere Sicherheit, Stabilität und Struktur verleiht.
Beim Transit über das Galaktische Zentrum prüft Saturn
die Übereinstimmung mit dem größeren Zusammenhang.
Im Jahr der letzten Konjunktion 1988 standen sich zwei Blockmächte gegenüber: der kapitalistische Westen und der kommunistische Osten. Der eine auf unendlich scheinendem Wachstumskurs, der andere mit vielen Rissen und Löchern im System, die der 1985 in Moskau angetretene Generalsekretär Gorbatschow reformieren wollte. Allerdings war es wohl bereits zu diesem Zeitpunkt zu spät. Die Strukturen waren zu verhärtet, nicht mehr lebens- und wandlungsfähig.
Die Folge ist seitdem eine sich zunehmend globalisierende Welt, die dem Modell der in dieser „Auseinandersetzung“ sich behauptenden „Supermacht“ folgt. Die ganze Welt ist nun auf Wachstumskurs, aber auch dieses System bekommt immer größere Risse. Es melden sich zunehmend die Menschen zu Wort, die einen hohen Preis zahlen in einer sich globalisierenden Welt. Sie möchten sich von Fremdem abgrenzen und ihren Standort mit all den damit verbundenen Gewohnheiten, Traditionen, Privilegien und Annehmlichkeiten sichern. Die Natur ist ebenfalls in den letzten beiden Saturn/GZ-Zyklen wesentlich ins Hintertreffen geraten.
Das „kapitalistische Modell“, in dessen Geiste die Menschheit seit der letzten Konjunktion ihr Zusammenleben auf der Erde gestaltet, hat also ein neues Gegenüber, mit dem es sich auseinandersetzen muss. Seine Opfer machen auf ihre Bedürfnisse aufmerksam: die Natur und die Menschen, die glauben oder erkennen, nicht von der Globalisierung der letzten Jahrzehnte profitieren zu können. Idealerweise werden Lösungen gefunden, mit denen alle Seiten zu Gewinnern werden. Die kommenden Transite des Saturn über das GZ könnten wieder eine neue Etappe in diesem kollektiven Lernprozess anstoßen. Hoffentlich finden die Menschen kreativere Lösungen als nach der Konjunktion von 1929, die eine weltweite wirtschaftliche (und mentale) Depression nach sich zog, die besonders in den USA zu einer großen Verelendung der Bevölkerung und in Europa zu faschistischen Regimen führte, die in den Zweiten Weltkrieg mündeten, der wiederum global ausgefochten wurde.
Regionale (nationalistische) Lösungen konnten der Herausforderung dieser dreifachen Konjunktion offenbar nicht angemessen begegnen. Die Menschheit muss vielleicht akzeptieren, dass die Welt sich immer enger vernetzt und zusammenwächst. Ich persönlich denke, es ist sinnlos, sich langfristig gegen diese Bewegung, in der sich Länder zunehmend miteinander verbinden und vernetzen, zu sperren und „gegen den Strom“ schwimmen zu wollen. Gerade der Einfluss des Galaktischen Zentrums betont das Ganze, den größeren Zusammenhang, von dem jeder nur ein Teil sein kann und das gleichzeitig mehr ist als die Summe seiner Teile. Man stelle sich vor, die Sonne würde plötzlich sagen: „mein System ist gefährdet, und wenn ich weiterhin wie bisher und wie alle anderen um das Zentrum kreise, wird es noch gefährlicher…“ und kehrt um! Ist natürlich Quatsch, aber es stellt sich die Frage, inwieweit der Mensch kollektive Entwicklungen akzeptieren muss und wie weit seine individuellen Gestaltungsmöglichkeiten tatsächlich reichen.
Ist Globalisierung wirklich so neu, oder ist sie ein alter Hut? Die einen sind der Meinung, die zunehmende Verflechtung verschiedenster Bereiche über den gesamten Erdball hinweg sei ein ganz neues Phänomen, das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei. Andere sehen ihren Beginn im 15. Jahrhundert mit der europäischen Expansion über die ganze Welt. Und manche vertreten die Ansicht, Globalisierung sei „ein uralter Trend, dieser Integrationsprozess sei so alt wie die Menschheit“1. Mir scheint sie ein Ausdruck des Veränderlichen Prinzips zu sein, das traditionell nicht die gleiche Wertschätzung erhält wie das Kardinale und das Fixe Prinzip.
Wir kennen die drei Grundkräfte Kardinal, Fix und Veränderlich. Bruno Huber sah in ihnen Motivationskräfte. Sie beschreiben, welche Motive zu einer Handlung bewegen. Jede Grundkraft verfolgt dabei eigene Ziele:
Das kardinale und das fixe Kreuz hatte für viele Jahrtausende das Primat. Die Erfüllung seiner Bedürfnisse nach Sicherheit und Macht standen immer an erster Stelle. Das veränderliche Kreuz schien im Vergleich unwichtig, unnötig, sogar gefährlich, denn es stellt die anderen Prinzipien infrage. Selbst ist es weder so standhaft wie das fixe Prinzip noch so durchsetzungsstark wie das kardinale, dafür strebt es nach Kontakt, nach Begegnung und befasst sich mit den daraus entstehenden Zusammenhängen. Dieses bislang vernachlässigte Grundmotiv menschlichen Handelns wird spätestens seit der Renaissance immer stärker.
Problematisch wird es für die veränderliche Grundkraft jedoch, wenn das kardinale Prinzip sie für sein Machtstreben oder das fixe Prinzip für sein Sicherungsstreben missbrauchen. Die Menschheit hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die veränderliche Grundkraft sich in der Welt immer besser entfalten kann, wird aber quasi von kardinalen und fixen Motiven „zweckentfremdet“. Das veränderliche Prinzip wird nicht als gleichberechtigte Grundkraft an sich anerkannt, sondern abgelehnt. Das bringt die Welt in eine grundsätzliche Schieflage, denn wenn die Menschen primär auf Abgrenzung und auf ihre Machtstellung fokussiert sind, können sie nicht gleichzeitig für den weltweiten Kontakt offensein.
Die Saturn/GZ-Konjunktion stelle ich mir in diesem Prozess deshalb als eine Phase der Neujustierung dieser Grundkräfte vor. Ein Zuviel wird reduziert, ein Zuwenig aufgefüllt damit wieder eine ausgewogene Balance zwischen den drei Grundkräften entstehen kann. Dieser Prozess ist zyklisch und wird vermutlich nie ein Ende nehmen. Der Mensch ist permanent gefordert, ein gesundes Gleichgewicht herzustellen.
Eine Globalisierungswelle setzte zum Beispiel mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus ein. Fünf Jahre zuvor ereignete sich im Jahre 1487 eine dreifache Saturn/GZ-Konjunktion:
Das Horoskop der dritten Konjunktion, berechnet auf das Zentrum des spanischen Königreiches veranschaulicht, dass dieser Impuls in erster Linie zu Eroberung und Machtausdehnung (kardinales Prinzip) genutzt wurde.
Im Horoskop für den Widderingress der Sonne 2017 versammeln sich Mond, Saturn und das Galaktische Zentrum in einer gradgenauen Konjunktion. Das betont den Einfluss, den die dreifache Konjunktion auf Entwicklungen in der Welt nehmen wird. In London liegt sie wie für den größten Teil Europas im 6. Haus. In Spanien und Portugal rutscht sie an den DC und ins 7. Haus. In Washington steht das Stellium im 10. Haus mit Neptun am Fische-Aszendenten (am DC der Plutino „Orcus“). In Peking liegt es im 3. Haus im Schatten des IC. In den veränderlichen Häusern passt man sich an, fühlt sich unter Umständen (vor allem am Talpunkt) den wirkenden Kräften ausgeliefert, während man in kardinalen Häusern diese gestalten will. In den USA liegt dieser Gestaltungswille vor, allerdings hat man dort die Maxime „einer von vielen“ noch nicht wirklich erfasst. In China möchte man diese Kräfte ebenfalls gestalten, neigt jedoch im Schatten der kardinalen Hausspitze noch zu Übertreibung und Übersteigerung. China und die USA würden damit die Hauptrollen in dieser neuen Folge des Saturn/GZ-Zyklus übernehmen, während Europa und Großbritannien Nebendarsteller sind.
Motivationskräfte im Horoskop
Trimurti
Der dritte Saturn-Transit über das GZ 2017
Daten: 25.11.2017 um 01:22:10 UT
In Peking liegt zu diesem Zeitpunkt der Aszendent auf der Zeichengrenze Schütze/Steinbock. Je nach genauen Koordinaten – Peking ist sicher eine sehr große Stadt und die geographischen Daten (39°55‘ Breite und 116°25‘ östliche Länge) scheinen grob gerechnet – liegt der AC noch in Schütze oder bereits in Steinbock. Die Mars/Uranus-Opposition liegt auf der Meridianachse (IC-MC). Diese Konjunktion wird sich auf China markant auswirken und umgekehrt könnte China in den kommenden Jahrzehnten eine tonangebende Rolle spielen.
In Washington DC liegt die Mars/Uranus-Opposition ebenfalls auf der Wachstumsachse, allerdings um 180° gedreht und weiter entfernt von den Hauptachsen als in Peking. Die Saturn/GZ-Konjunktion liegt auf der 6. Hausspitze. Das schwächt die Durchsetzungskraft. Die USA müssen wesentlich mehr kämpfen als vergleichsweise China, an das die USA den ersten Platz in der Welt langfristig wohl abgeben müssen.
In Brüssel liegt der Aszendent auf dem letzten Grad des Zeichens Jungfrau. Die Saturn/GZ-Konjunktion liegt zwei Grade vor dem IC. In London steht sie exakt auf dem IC und außerdem Chiron am DC. Die Chiron-Position könnte der Außenseiterposition entsprechen, die das Land seit dem Brexit-Referendum eingenommen hat. Die Auswirkungen der Konjunktion werden sich auf das Königreich markanter auswirken als auf Europa. Vielleicht bricht eher das UK auseinander als die Europäische Union.
In Deutschland geht zum Zeitpunkt der exakten Konjunktion das Zeichen Waage auf. Die Mars/Uranus-Opposition ist in Talpunktnähe und damit weit entfernt von der Hauptachse. Deutschland wird damit keine große Rolle im Weltkonzert spielen. Zum Vergleich das Horoskop der dritten Konjunktion vom 18.10.1929 auf Berlin berechnet. Ein zunehmender Vollmond auf der Horizontachse mit der Sonne exakt auf dem Waage-AC ließ Diktator Adolf Hitler groß werden und gottseidank auch wieder untergehen.
Liebe Birgit, das ist ungeheuer spannend, was du da schreibst! Ja, es wankt überall, dieses System, das auf Ausbeutung alles „Schwachen“ beruht; das kann nicht immer so weitergehen, der Spieß wird umgedreht.
Wenn das GZ mit der höchsten Konzentration der göttlichen Kraft zu tun hat, so könnte da doch jetzt auch ein Quantensprung stattfinden und die vertriebene Göttin sich wieder manifestieren? Es hat doch schon super begonnen mit 100.000en von Frauen, die gegen Trumpet-Mouth demonstriert haben….Frauen werden sich ihrer Ungleichbehandlung mehr und mehr bewußt, und auch ihrer Macht. Das Patriarchat hat ausgedient, immer Wenigere glauben an die „natürliche Ordnung“ der männlichen Vormachtstellung.
Was sagst du zu diesem Thema astrologisch, das zu erfahren wäre mal wieder bereichernd.
Herzlichen Gruß
Karin
Ein ähnliches Thema schwebt mir für den Blog seit längerem vor Augen. Allerdings erwarte ich weniger die „Rückkehr der Göttin“, sondern die „Geburt des göttlichen Kindes“. Das hängt auch mit den drei Kreuzqualitäten zusammen. Das Veränderliche Prinzip entspricht dem „göttlichen Kind“. Es kann den Mutter-Mythos (Fixes Kreuz) mit dem Vater-Mythos (Kardinales Kreuz) sinnvoll verbinden. Aber dies sind Entwicklungen, die Jahrtausende benötigen, bis sie sich im kollektiven Menschheitsbewusstsein verankert haben.
Die Sache mit den veränderlichen Zeichen (und Häusern) interessiert mich, hier eine kleine Übersicht, die ich mir zusammen gebaut habe:
ZWILLINGE – Haus 3 – Intellekt, unmittelbarer Umraum, traditionell Geschwister
JUNGFRAU – Haus 6 – Vernunft, reale Lebensbedingungen, traditionell Arbeit
SCHÜTZE – Haus 9 – Erkenntnis, größere Zusammenhänge, traditionell Weite Reisen,
im irdischen Sinne sind das dann internationale Zusammenhänge, während die beiden Phasen davor noch auf nationale Erfahrungsbereiche deuten
Astronomisch das GZ bzw. die Galaxis; wobei für uns Astrologen das GZ als präzise definierbarer Bezugspunkt natürlich am einfachsten zu handhaben ist
FISCHE – Haus 12 – Intuition, das jeweilige universelle Ganze, – traditionell unter anderem „verborgene Feinde“ – (man könnte überlegen, ob die menschlichen Grundmentalität eventuell paranoide Züge hat 🙂 aber das ist ein anderes Thema)
Mystisch bzw. mythologisch gesprochen – die kosmische Leerheit, das „NICHTS“, das Unmanifeste, das alle möglichen Manifestationen als Potentiale in sich trägt
Astronomisch der Weltraum
Ich finde es interessant, dass die veränderlichen (sattvischen) Phasen alle zunehmend weiter reichende Facetten des Bewusstseins und im Konkreten zunehmend weitere physische Räume symbolisieren.
Grüße – Vincento
Birgit , könnte ich das auf astrologisch verlinken. Viel Arbeit und interessant. Grüße, Sepp
Natürlich kannst du dort einen Link setzen. Auf astrologix habe ich eine Diskussion gestartet.