Gestern Abend übertrug der Fernsehsender arte das Ballett Le Sacre du Printemps („Das Frühlingsopfer“) live in zwei Versionen: die Original-Inszenierung nach Vaclav Nijinski und anschließend eine moderne Bearbeitung durch Sasha Waltz. Zuvor führte eine rund 90minütige Dokumentation in den Zeitgeist des Jahres 1913 ein, die erklärbar machte, warum die Uraufführung am Abend des 29. Mai 1913 einen derartigen Skandal provozieren konnte. Wer das Programm verpasst hat: auf ARTE +7 kann es noch sieben Tage lang angeschaut werden. Am Ende dieses Textes setze ich außerdem einen Link zu einem YouTube Video einer früheren Aufführung des Balletts in der rekonstruierten Nijinski-Inszenierung.
Die Musik komponierte Igor Strawinski. Er wurde am 17. Juni 1882 (greg. Kalender) um 12 Uhr in Lemonossow geboren, in der Nähe von Sankt Petersburg in Russland. Er studierte zunächst wie sein Vater Jura, bewahrte sich aber während Jugend und Studium dennoch sein großes Interesse an Kunst, Kultur und insbesondere Musik. Er war ein Schüler von Rimski-Korsakow und ging 1910 das erste Mal auf Einladung des Impresarios Sergei Djagilew nach Paris, um für dessen Ballets Russes das Ballett Der Feuervogel zu komponieren. Die Uraufführung wurde ein großer Erfolg, wie auch die nachfolgende Komposition Petruschka. Die Ballets Russes zählen auch heute noch zu den einflussreichsten Ballettensembles des 20. Jahrhunderts.
Djagilew gab nach diesen Erfolgen ein weiteres Stück in Auftrag. Strawinski erinnerte sich an eine Vision, die er im Frühjahr 1910 hatte:
„Als ich in St. Petersburg die letzten Seiten des ,Feuervogels‘ niederschrieb, überkam mich eines Tages – völlig unerwartet, denn ich war mit ganz anderen Dingen beschäftigt – die Vision einer großen heidnischen Feier: Alte weise Männer sitzen im Kreis und schauen dem Todestanz eines jungen Mädchens zu, das geopfert werden soll, um den Gott des Frühlings günstig zu stimmen. Das war das Thema von ,Le sacre du printemps‘.“
Das Stück handelt von einem Frühlingsopfer im heidnischen Russland. Dargestellt werden Entführungsspiele, eine Art „Frühlingsreigen“, dem sich Kampfrituale anschließen, die im zweiten Teil des Balletts in einem ritualisierten Opfertanz ihren Höhepunkt finden, bei dem eine Jungfrau sich förmlich zu Tode tanzt.
Der Radix-AP befand sich am Talpunkt 5 im Quincunx zu Uranus und zu Mond. Es entsteht eine grünblaue Projektionsfigur mit dem Mond/Uranus-Sextil als Basis. Der Mondknoten-AP stand gleichzeitig in Konjunktion mit Merkur.
Streber-Figur – „Grüner Drache“
Im Herbst 1912 setzte Strawinski die Arbeit am „Frühlingsopfer“ konzentriert fort. Sein Radix-AP stand im Spätsommer in Aspekten zur Streberfigur, die das Galaktische Zentrum gemeinsam mit Chiron, Sonne und Venus bildet. Die Arbeit wird im März 1913, zwei Monate vor der geplanten Uraufführung im neu errichteten Théatre des Champs-Elysées beendet. Der Mondknoten-AP steht nun in Konjunktion mit der MKH-Sonne auf der 6. Hausspitze. Im Premierenmonat überläuft er die Opposition zum Galaktischen Zentrum und steht in Halbsextilen zu Venus und Chiron – also auch hier zündet der Alterspunkt die Streberfigur an!
Das GZ liegt in der Radix am rot-grün aspektierten Zielpunkt des „Grünen Drachens“, der das Zielthema im 4. Haus vorgibt und im Kollektiv-Raum der Häuser 3 und 4 im Wasser-Haus dessen Fühl- und Empfindungs-Aspekt betont: die gefühlsmäßige Zugehörigkeit zum Großen Ganzen, um das es beim Galaktischen Zentrum geht. Dieses Große Ganze ist in Strawinskis Auffassung offensichtlich keine seichte Seifenoper, sondern voller Rhythmus und neuartiger Tonverbindungen. Die Musik Le Sacre du Printemps setzt neue Maßstäbe sowohl durch seine Polytonalität – „Dur- und Mollakkorde mit gleichem Grundton werden übereinander geschichtet, Septakkorde und ihre Umkehrungen in die Schichtungen einbezogen oder zwei Molltonarten im Halbtonabstand übereinandergelagert.“ – als auch durch seine Polyrhythmik, das Übereinanderschichten verschiedener Rhythmen, die gleichzeitig gespielt werden, und die die Tänzer mit ihrem Körper gleichzeitig umsetzen müssen: die Füße bewegen sich in einem anderen Rhythmus als z.B. Arme und Oberkörper. Das (und nicht zuletzt auch das künstlerisch kompromisslos umgesetzte Thema „heidnischer Rituale“ an sich) ist anspruchsvoll sowohl für Künstler als auch für das Publikum des Jahres 1913.
Als am 29. Mai 1913 um 20 Uhr die ersten Töne des Fagotts erklingen, wird es bereits unruhig im Saal. Um 20.08 tritt der laufende Aszendent in das Quadrat zu Chiron ein. Die Unruhe nimmt zu, Gelächter ist zu hören, das bald in Tumult übergeht, vermutlich, als der laufende Aszendent ab 20.18 Uhr in den Einflussbereich des Trigons zu Mars im Widder kommt, der im kardinalen Bereich des 4. Hauses die kollektive Stimmung im Saal anheizt. Zwei Minuten später steht auch Jupiter im Halbsextil zum Aszendenten, das losgelöste Mars/Jupiter-Quadrat ist jetzt „maximal-bedeutsam“, die kardinale Impuls-Energie (Mars in Widder, Jupiter in Steinbock) heizt die Stimmung noch mehr an. Wäre diese Aspektierung nicht grün-blau gewesen, das empörte Publikum hätte vermutlich das Mobiliar des neuen Theaters kurz und klein geschlagen. Der stoischen Ruhe des Dirigenten ist es zu verdanken, dass das Stück überhaupt zu Ende gespielt wurde, während die Tänzer aufgrund des Lärms im Publikum vermutlich ihre Schwierigkeiten hatten, der anspruchsvollen Choreographie gerecht zu werden, weil sie die Musik kaum hören konnten. Als alles vorbei ist, steht der Aszendent im Quincunx zu Neptun auf der 8. Hausspitze und läuft auf die Konjunktion mit dem Galaktischen Zentrum zu. Das Brausen und Tosen ist zu Ende, das Opfer dem Frühlingsgott dargebracht, und die Pariser Haute-Volée hat scheinbar allen Grund sich aufzuregen.
Strawinski war zunächst beleidigt über die Reaktionen des Publikums, obwohl es in Teilen auch applaudierte. Viele waren jedoch ganz offensichtlich mit den neuen Perspektiven, Rhythmen und Tönen überfordert. Das Galaktische Zentrum hat eben die Macht und Kraft, Illusionen zu zerstören. Das spürt und weiß jeder, der das GZ in seinem Horoskop an Hauptachsen oder in engem Aspekt zu Planeten stehen hat.
Eine ähnliche Wirkungsweise hat offenbar auch das Massenzentrum des Virgo Clusters, dem Supergalaktischen Zentrum. Im Frühjahr 1912, als Strawinski das Ballett nach einer Pause kurzfristig wieder in Angriff nahm, stand sein Mondknoten-AP im Trigon zum Virgo Cluster. Bei der Uraufführung am 29. Mai 1913 standen Mond und der aufsteigende Mondknoten in Konjunktion an der Kosmischen Spalte (0° Widder) in Opposition zum Virgo Cluster auf 29° Jungfrau und im Quadrat zu Transit-Pluto auf 29° Zwillinge,, die Transit-Venus auf 29° Widder. In der Venus/Pluto-Halbsumme befand sich folglich die Pluto/Mondknoten-Opposition der Strawinski-Radix und es entstand wieder eine Streberfigur, diesmal mit dem aufsteigenden Mondknoten an der rot-grünen Spitze.
Nach dieser Premiere wurde Strawinski endgültig zum bedeutendsten Vertreter der „Neuen Musik“ des 20. Jahrhunderts und setzte die „kompromisslose Modernität“ des Sacre in späteren Kompositionen fort. Der Radix-AP erreichte schließlich im Sommer 1913 das Quadrat zu Pluto und der Mondknotenachse und das Quincunx zum Supergalaktischen Zentrum.