12. Okt 2012 – 13:20:53
»Mein Bewußtsein hat sich niemals mit diesem vergänglichen Körper identifiziert. Ehe ich auf diese Erde kam, Vater, war ich die gleiche. Als kleines Mädchen war ich die gleiche. Ich wuchs zur Frau heran und war immer noch die gleiche. Als die Familie, in die ich hineingeboren wurde, Vorbereitungen traf, diesen Körper zu verheiraten, war ich die gleiche. Jetzt vor Dir, Vater, bin ich die gleiche. Und in alle Ewigkeit, solange das Spiel der ewig wechselvollen Schöpfung an mir vorbeizieht, werde ich die gleiche sein.«
Dies antwortete Anandamayi Ma, als Paramhamsa Yogananda auf seiner letzten Reise durch Indien die „Incarnate Divine Mother“, die Inkarnation der Göttlichen Mutter, im Dezember 1935 nach ihrem Leben befragte (Quelle: Paramhamsa Yogananda: Autobiographie eines Yogi).
Anandamayi Ma nannte Yogananda „Vater“ – nicht weil er ihr Vater war. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen. Sie sah in jedem Menschen den „Vater im Himmel”, das Göttliche, Gott, Brahman, wie auch immer wir die wahre Natur, das „höhere Selbst“ des Menschen bezeichnen wollen, die durch seine Persönlichkeit, sein Ich, hindurchtönt. So wie die Grußformel „Namasté“ in Indien die Ehrerbietung dem Göttlichen im Gegenüber zum Ausdruck bringt: „Ich grüße das Göttliche in dir!“
Geboren wurde Anandamayi Ma am 30. April 1896 gegen 3:30 Uhr Madras Zeit (22:00 UT des Vortages) im ostbengalischen Dorf Kheora, damals Britisch-Indien, heute Bangladesch. Die Eltern, ein sehr frommes und gleichzeitig in finanzieller Hinsicht armes Ehepaar aus der Brahmanen-Kaste, nannten ihr zweites Kind Nirmala Sundari Devi. Nirmala bedeutet „rein, makellos“, Sundari „Schöne“ und Devi „Göttin“. Ihre Schüler und Anhänger nannten sie später Anandamayi Ma, „Glückselige Mutter“.
Nirmala war ein sehr hübsches und liebenswertes Mädchen, das vor allem durch seine Fröhlichkeit, seine Hilfsbereitschaft und seinen ausgeprägten Gehorsam Aufsehen erregte. Bereits als Kind war Nirmala oft auffällig geistesabwesend: Mitten im Spiel hielt sie inne, blieb regungslos wie eine Statue und starrte in den leeren Raum. Dies bereitete den Eltern lange Sorgen, bis sie erkannten, dass ihre Tochter immer wieder in einen dem Samadhi ähnlichen Trance-Zustand fiel. Später sollte sich herausstellen, dass das Mädchen offenbar seit seiner Geburt im Zustand der Selbst- bzw. Gottes-Verwirklichung war, sich folglich stets seines Wahren (göttlichen) Selbst bewusst war.
Es stellt sich natürlich die Frage, inwieweit das Horoskop etwas über einen Menschen aussagen kann, der sich bereits von Geburt an in einem Bewusstseinszustand befindet, von dem wir „Normalsterblichen“ nur träumen können, und den die meisten von uns am Ende des Lebens auch nach langer und intensiver Übung wohl kaum erreichen werden. Wir werden sehen, wohin meine Deutung führen wird.
Wie es sich für die indische Kultur gehört, wurde in Nirmalas Kindheit die Hochzeit mit einem wesentlich älteren Mann arrangiert. Die Zeremonie fand der Tradition entsprechend im Februar 1909 statt, als das Mädchen 12 Jahre und 10 Monate alt war. Der Radix-Alterspunkt befand sich in genauer Konjunktion mit Neptun, dem „höheren“, spirituellen Liebes-Ideal. Nirmala folgte dem Wunsch der Eltern und der Tradition bereitwillig und stellte diese Ehe nie in Frage. Ab 1914 lebte sie mit ihrem Ehemann zusammen, die Ehe wurde jedoch nie vollzogen, denn der Ehemann, den Nirmala Pitaji (Vater) oder Bola Nath nannte, spürte, dass er sich seiner Frau wohl nie wird sexuell nähern können und Kinder zeugen – für Indien eigentlich eine unerhörte Sache, und seine Verwandtschaft ließ ihm hierin anfangs auch keine Ruhe. Doch Bola Nath spürte Nirmalas besondere, geradezu heilige Ausstrahlung, die jeden „weltlichen“ Gedanken in ihrer Gegenwart unmöglich machte. Zudem erhielt er stets eine Art elektrischer Schläge, wenn er ihren Körper zu Beginn der Ehe mit entsprechenden Absichten berührte. Er wurde später einer ihrer ersten Schüler, und trat Zeit seines Lebens als ihr treuer Beschützer auf.
Als der Alterspunkt den Talpunkt des 4. Hauses erreicht hatte (1917/18, 22. Lebensjahr) und im Quincunx zum Galaktischen Zentrum stand, begann eine Phase in Nirmalas Leben, die in der indischen Kultur Sadhana genannt wird. Sadhana umfasst verschiedene spirituelle Disziplinen wie regelmäßige Meditationen, die Rezitation von Mantren, das Singen spiritueller Lieder, spirituelle Tänze, Yoga-Übungen, die Verehrung bestimmter vedischer Gottheiten in speziellen Zeremonien (Pujas oder Yadnas) usw. mit dem Ziel spiritueller „Selbst-Verwirklichung“ (Gottes-Verwirklichung). Das Besondere im Falle von Nirmalas Sadhana war, dass sie Anfangs zwar zunächst die Gottheit Vishnu verehrte, weil ihr Vater ein Vishnu-Verehrer war, und später dann zur Verehrung von Shiva überging, weil dieser von ihrem Ehemann vorzugsweise verehrt wurde – doch schon bald folgte sie in ihrem Sadhana eigenen spontanen Impulsen. Sie machte ihre spirituellen Übungen „aus dem Gefühl“, man könnte auch sagen, aus einer spirituellen Intuition heraus. Sie nannte das ihr „Kheyala„. Sie lernte nie Hatha Yoga, sondern die Übungen fielen ihr spontan ein und sie führte sie unmittelbar aus. Während des Singens der ausgewählten Mantren drängte es sie zu spontanen Tänzen. In der Meditation folgte sie bei der Visualisierung religiöser Symbole ebenfalls ihrer inneren Eingebung. Diese Techniken übte sie einige Jahre spontan und intuitiv aus und weckte so die spirituelle Energie, die in Indien Kundalini genannt wird.
Nach fünf Jahren Sadhana meinte ihr Ehemann Bola Nath, dass es ohne Einweihung durch einen Guru keinen tieferen Fortschritt auf dem spirituellen Weg geben könne. Die gewohnt folgsame Nirmala erkannte offenbar die Richtigkeit des Gesagten, und fand auch hier wieder eine spontan-intuitive, überraschende Lösung: sie initiierte sich selbst! In der Nacht von Guru Purnima am 5./6. August 1922 (AP Sextil Neptun und Quadrat Saturn) schmückte sie ihr Zimmer feierlich, zündete Räucherstäbchen an, und verband sich in dieser Nacht, die der Verehrung des Gurus geweiht ist, meditativ mit ihrem „inneren Guru“, d.h. mit ihrem „wahren, göttlichen Selbst“. Ein Mantra tauchte spontan in ihrem Geist auf. Sie zeichnete das dazu gehörige Mandala (Meditationsbild) auf den Boden und meditierte in der Folgezeit mit diesem Mantra. Sie erreichte so einen tiefen Zustand inneren Glücks, weshalb sie in ihrer Umwelt fortan an „die glückselige Mutter“, Anandamayi Ma, genannt wurde.
Den Gehorsam und die Folgsamkeit können wir in Anandamayis Horoskop in der Saturn-Stellung auf der 8. Hausspitze erkennen. Gesellschaftliche Normen geben hier Schutz und Sicherheit. Der Mond, Nirmala als kleines Mädchen und das „innere Kind“, steht in enger Opposition zu den beiden geistigen Planeten Neptun und Pluto. Man könnte sagen, der Mond steht unter „spirituellem Starkstrom“, zumal er auch noch ein Quadrat zum AC-Herrscher Mars in Fische im 12. Haus, außerdem ein exaktes Quincunx zur Stier-Sonne bildet. Dieses Leistungsdreieck mit dem rot-grün aspektierten Mond vermittelt eine radikale, fast unerbittliche Energie. Doch für Nirmala war dies ganz offensichtlich kein traumatischer innerer Konflikt, keine Überforderung, sondern Ausdruck der starken spirituellen Anbindung an ihren göttlichen Ursprung (Neptun Konjunktion Pluto), und das von Kindheit, von Geburt an. Sie erwähnte einmal, dass „dieser Körper“ (damit meinte sie sich selbst) nichts aus „eigener Initiative“ heraus tue. Sie meinte damit offenbar, dass sie erst dann tätig wurde, wenn der Impuls aus ihrem Wesenszentrum, dem wahren Selbst (der Kreis in der Horoskopmitte) kam.
Diese „spirituelle“ Intuition hängt in ihrem Horoskop mit dem Aszendenten Widder zusammen, dessen exoterischer, „weltlicher“ Herrscher Mars in Fische und im 12. Haus auf das Jenseits und die Welt hinter dem „Schleier des Bewusstseins“ gerichtet ist. Aber auch, und ganz besonders, mit dem hierarchischen Herrscher des Zeichens Widder. Dieser kommt dann zur Wirkung, wenn das Bewusstsein des Betreffenden ein sehr hohes, für heutige Verhältnisse noch „unübliches“ Niveau erreicht hat, nämlich wenn die Gegensatzpaare im Bewusstsein zu einer Einheit verschmolzen sind. Das bedeutet, dass dieser Mensch in seinem Bewusstsein nicht mehr in der Welt der Dualität oder Polarität lebt, sondern jenseits davon. Der hierarchische Herrscher des Zeichens Widder ist Uranus. Gunda Scholdt schreibt in ihrem Praxisbuch der Esoterischen Astrologie über Uranus als hierarchischem Herrscher des Zeichens Widder:
Leitmotiv: Spirituelles Bewusstsein
Wenn Uranus auf hierarchischer Ebene herrscht, dann ist das Gegensatzpaar Widder-Waage im Bewusstsein verschmolzen. In dieser Phase verliert die Persönlichkeit ihre Bedeutung als beherrschende und lenkende Kraft, und es entsteht der Wille zur Mitarbeit am großen Schöpfungsplan.
Auf der hohen Bewusstseinsebene des hierarchischen Herrschers Uranus verschmelzen das ICH (Widder) und das DU (Waage) zu einer Einheit, denn das Bewusstsein erkennt, dass es mit allem und allen eins ist. Das Bewusstsein verankert sich dann stets im Zentrum, im Kreis in der Horoskopmitte. Von hier kann sich die uranische schöpferische Intelligenz über Intuitionen ganz natürlich und spontan zum Ausdruck bringen. Interessanterweise werden diese spontanen Eingebungen nicht als umstürzlerisch erlebt oder von anderen als unpassend, gar revoluzzerhaft als Angriff auf die Tradition aufgefasst, obwohl Uranus in unmittelbarer Nähe zum an Konventionen gebundenen Saturn im 8. Haus steht. Uranus kann Saturn hier offenbar geradezu mühelos, auf ganz natürliche Art und Weise „transzendieren“, vor allem seitdem Nirmala sich selbst „initiiert“ hatte.
Die Schweizer Astrologin Louise Huber schrieb vor über 30 Jahren einen Artikel über „Die Stellung der Frau im kommenden Zeitalter“, und bezieht sich darin u.a. auf die beiden „Mutter-Planeten“ Saturn und Uranus.
Wenn nun Saturn die physische Mutter darstellt, dann ist Uranus das höhere Mutter-Imago oder die Anima nach C. G. Jung. Es sind also beide Mutterplaneten, die mit dem Zeichen Wassermann verbunden sind und deshalb im neuen Zeitalter besondere Bedeutung haben. Saturn als schützender Grenzring, als Kristallisationsprinzip, der das Leben in der Form zusammen-, aber auch gefangenhält, und Uranus, der durch die einengenden Grenzen hindurchstösst und nach neuen Dimensionen des Bewusstseins sucht. Im tiefsten esoterischen Sinne hat Uranus mit dem Mutterprinzip in der Schöpfung einen interessanten Zusammenhang. Wenn wir in Analogieketten denken, können wir nach der Trinitätslehre »Vater, Sohn, Heiliger Geist«, das Mutterprinzip mit dem sogenannten dritten Aspekt der Dreieinigkeit »dem heiligen Geist« gleichsetzen. Es ist demnach identisch mit der Materie im Gegensatz zum Geist, dem Vater-Aspekt. Um weitere Entsprechungen heranzuziehen, kommen wir zur Schlussfolgerung, dass das erhöhte Bewusstwerden der Materie, des Körpers, des Ur-Mutterprinzips oder des hl. Geistes in der heutigen Zeit sich u.a. darin zeigt, dass die Frau wieder mehr und mehr als gleichberechtigtes Wesen in der menschlichen Gesellschaft anerkannt wird. Die sogenannte Emanzipation der Frau hat mit der Integration der drei Kräfte im Schöpfungsprozess zu tun. Es geht also nicht allein um die Frau, sondern um das harmonische Gleichschwingen aller drei geoffenbarten göttlichen Prinzipien von Vater, Sohn und heiligem Geist.
Das Mutterprinzip, die Urmutter, ist also identisch mit dem dritten Aspekt, dem heiligen Geist, der heute in alles eindringt und alles umwandelt. Er ist das Wasser des Lebens, das der Wassermann mit einem Krug in der Hand auf die dürstenden Menschen ausgiesst und zu neuen Erkenntnissen hinführt.
Mit 28 Jahren, beim AP-Eintritt in das Zeichen Jungfrau, wo sich der erste Kreuzungspunkt K1 befindet, hörte Anandamayi Ma auf, mit ihren eigenen Händen zu essen. Sie konnte die Nahrung einfach nicht mehr festhalten und zum Mund führen, sie entglitt ihr unwillkürlich. Ihre Familie und Schüler führten ihr seitdem die Nahrung zum Mund, weil sie befürchteten, dass sie sonst ihren Körper für immer verlassen könnte. Sie selbst sagte dazu einmal: »Ich sehe alle Hände als meine eigenen an. In Wirklichkeit esse ich immer mit meiner eigenen Hand.«
Anandamayi Ma sah sich nicht als Guru, denn das wäre ein Ausdruck der Trennung gewesen zwischen ihr selbst und den Menschen um sie herum, die ihre Gegenwart suchten. Sie fühlte sich im Gegensatz mit allem eins. Sie konnte entsprechend die Gedanken und Gefühle der Menschen um sie herum lesen, worüber es viele erstaunliche Geschichten aus dem Kreise ihrer vielen Verehrer und Schüler gibt.
Im Mai 1928, als beide Alterspunkte den Kreuzungspunkt K1 im Zeichen Jungfrau und das Quincunx zur Venus erreichten, begegnete Anandamayi Ma dem in Indien seinerzeit berühmten Heiligen Balananda Brahmachari. Er war von ihrer Erscheinung derart tief beeindruckt, dass er ausrief: „Sie IST die Inkarnation der Göttlichen Mutter!“ Interessanterweise steht die Venus in Konjunktion mit dem Asteroiden Nr. 170 Maria. Dieser Asteroid wurde zwar nicht nach der christlichen „Muttergottes“ sondern nach der Schwester eines italienischen Astronomen benannt, doch es ist wohl kaum ein Zufall, dass der Alterspunkt ausgerechnet jetzt einen Aspekt zu diesem Asteroiden bildet, wenn ein Mensch mit einer sehr hohen Bewusstseinebene in Anandamayi Ma die „Göttliche Mutter“ wahrnimmt!
Ein Jahr später, im April 1929, wurde der erste Ashram für Anandamayi Ma errichtet (AP Trigon Merkur, der esoterische Herrscher des Zeichens Widder, Sextil Uranus, der hierarchische Herrscher, und Quadrat Galaktisches Zentrum). Kurz darauf brach sie mit ihrem Ehemann und einigen Anhängern, die sich ja immer um ihre „Ernährung“ kümmern mussten, auf eine erste große Reise durch den indischen Subkontinent auf.
Am 8. Mai 1938 stirbt ihr Ehemann Bola Nath an Pocken, als der Alterspunkt gerade die 8. Hausspitze und die Konjunktion zu Saturn und das Quincunx zu Neptun erreichte. Nirmala hatte ihre traditionelle, „weltliche“ Pflicht erfüllt, einen Mann geheiratet und ihm, solange es ihr möglich war, den Haushalt geführt, ihn später sogar spirituell initiiert. In einem anderen Zusammenhang erklärte sie einmal, dass der Mensch nichts vorsätzlich aufzugeben brauche. Wenn die Zeit reif sei, würden alle ablenkenden Faktoren von selbst wegfallen. Anandamayi befand sich von nun an bis zu ihrem Tod auf ununterbrochener Pilgerfahrt durch Indien. Sie besuchte die zahlreichen Ashrams, die ihr zu Ehren errichtet wurden, und auch andere heilige Orte Indiens. An keinem Ort blieb sie länger als zwei Wochen. So wurde die ganze Welt zu ihrem Wohnort. Sie war überall „zu Hause“.
Als der Alterspunkt im Januar 1947 das Galaktische Zentrum erreichte, begann auf ihre Anregung hin (eines ihrer vielen Kheyala) die Zeremonie eines großen vedischen, drei Jahre währenden Yajnas zu Ehren der Sonnen-Gottheit Savitar (auch Maha Gayatri Yajna) für den Weltfrieden. Es herrschten damals in Indien sehr unruhige und gefährliche Zeiten. Schon ein halbes Jahr später wurde Indien unabhängig und die eigenständigen Republiken Indien und Pakistan gegründet. Vergleicht man das Grund- mit dem Mondknotenhoroskop, so fällt im Klickvergleich (Single-Klick) die doppelte Konjunktion von Neptun mit dem Galaktischen Zentrum auf, ein weiterer Hinweis auf die tiefe Spiritualität von Anandamayi Ma.
Am 9. August 1970 stirbt Anandamayis Mutter „Didi“ (AP Konjunktion Venus und Opposition Chiron, Trigon Galaktisches Zentrum), die seit dem Tod ihres Ehemannes die Tochter stets begleitete. Als Anandamayi mit 10 Jahren drei ihrer Brüder durch Krankheit verlor, wurde sie gefragt, ob Sie nicht darunter gelitten habe. Sie erwiderte, dass ihr Scheiden sie nicht traurig machte. Den Verlust Ihrer Brüder habe sie als Gesetzmäßigkeit hingenommen, weshalb für sie kein Grund zur Klage bestand. Wenn Sie geweint habe, dann aus einem Pflichtgefühl Ihrer trauernden Mutter gegenüber, die dann natürlich versuchte, das Kind zu trösten und zu beruhigen, obwohl dies in Wirklichkeit überhaupt nicht notwendig war.
Anandamayi Ma gab keinen spirituellen Unterricht, aber sie beantwortete oft Fragen ihrer Besucher. Als sich jemand über die mangelnde Eindeutigkeit Ihrer Antworten beklagte, entgegnete sie:
„Zumindest hast Du begriffen, daß es einen Zustand gibt, in welchem Probleme nicht mehr länger auf eine bestimmte Weise gelöst werden. Im Lauf deines Lebens bist du nach sorgfältiger Überlegung bei vielen Fragen zu einer Entscheidung gelangt, nicht wahr? Aber nun mußt du erkennen, daß keine Lösung jemals endgültig ist; mit anderen Worten, du mußt dich jenseits der Ebene begeben, wo Sicherheit und Unsicherheit existieren.
Wenn man mit Hilfe der Vernunft zur Lösung eines Problems gelangt, so ergibt sich diese Lösung unausweichlich von einem bestimmten Standpunkt aus: folglich existiert auch die Möglichkeit zu entgegengesetzten Standpunkten, da deine Lösung nur einen Aspekt darstellt. Was hast du also wirklich gelöst? Du wirst für jedes Problem eine vollständige und endgültige Lösung innerhalb des jeweiligen Rahmens finden, in dem es sich gerade stellt, und du wirst auch entdecken, daß es eine Ebene gibt, auf der alle (tatsächlichen und möglichen) Probleme nur eine universelle Lösung haben, in der keinerlei Widerspruch mehr existieren kann. Dann wird die Frage von Lösung oder Nicht-Lösung überhaupt nicht mehr aufkommen: Ob man »ja« oder »nein« sagt – alles ist DAS.“
Folgendes Zitat lässt die Qualität ihres Widder-Aszendenten anklingen, und den Umstand, dass ihr Mond in Aspekt zu allen drei männlichen Planeten stand:
»Der Mensch webt wie die Spinne Netz um Netz und tut sein Bestes, um darin verstrickt zu bleiben, durch alle Ewigkeit hindurch. Verfangen in den Anziehungen der Sinne und in Täuschung hält er nicht einmal inne, um zu reflektieren, wie quälend doch die immer wiederkehrende Aktion und Reaktion von Geburt und Tod ist. Entscheide endgültig und ein für alle mal, daß die Fessel des Karma mit dem jetzigen Leben enden muß, und sammle wie ein Kriegsherr alle deine Kräfte in der verzweifelten Anstrengung, den Schleier der Maya zu zerreißen; oder anders, verneige dich wie eine bedrängte Garnison vor dem Allmächtigen, und übergib dich selbst bedingungslos in Seine Gnade – und Er Selbst wird sich um alles kümmern.«
Am 27. August 1982, im Alter von 86 Jahren, endet Anandamayi Mas „Lila”, das göttliche Spiel ihres irdischen Lebens und der Rollen, die sie darin spielte: Tochter, Ehefrau, spirituelle Führerin. Nie vergaß sie während ihres Spiels, wer sie selbst in Wirklichkeit ist. Sie kehrt nun zurück zu ihrem Ursprung, als der Alterspunkt in Opposition zum Galaktischen Zentrum steht, dem sich gerade auch der Transit-Neptun annäherte. Außerdem bildete der Alterspunkt Aspekte zu Merkur und Uranus, dem esoterischen und hierarchischen Herrscher ihres Aszendenten-Zeichens Widder, sowie ein Trigon zu Chiron, dem mythologischen Lehrer und Heiler. Im Moment ihres Todes befand sich der Aszendent in der „kosmischen Spalte“ auf 0° Widder, dem Anfang und Ende des Tierkreises, der auch nur ein „Lila“ symbolisiert.
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