Er war eine der widersprüchlichsten Gestalten des 20. Jahrhunderts: der verträumte Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara, der mit seiner Vision von einer besseren Welt die Menschen noch weit über seinen Tod hinaus begeisterte.
(Klappentext zu Jon Lee Anderson: Che)
Che Guevaras Tod jährt sich am 9. Oktober zum 45. Mal. Auf der spanischen Wikipedia-Seite findet sich eine Abschrift der Geburtsurkunde von Ernesto Guevara de la Serna. Ihr zufolge wurde er am 14. Juni 1928 um 3 Uhr 5 in der Stadt Rosario in Argentinien geboren. Jahrzehnte später gestand die Mutter einer Freundin, die zufälligerweise Astrologin war und angesichts Guevaras Sonne im Zeichen Zwillinge an ihren astrologischen Fähigkeiten zweifelte, dass der Junge tatsächlich bereits einen Monat zuvor am 14. Mai 1928 auf die Welt kam1. In der gleichen Stunde, als in jenem Krankenhaus ein streikender Hafenarbeiter mit Namen „Diente de Oro“ (Goldzahn) an einer Schussverletzung starb, die er am Tag zuvor bei einem Aufstand der Hafenarbeiter Rosarios davontrug. Ches Geburtsurkunde wurde von den Eltern manipuliert, um zu verbergen, dass die Mutter zum Zeitpunkt der Hochzeit im November 1927 bereits im 3. Monat schwanger war.
Ein stimmiges Omen: der Prototyp des Guerilla-Kämpfers des 20. Jahrhunderts, dessen natürlich gemeinfreie Fotografie zu den bekanntesten der Welt zählt, erblickt in dem Moment das Licht der Welt, als in den Räumen nebenan ein Arbeiter, der für gerechten Lohn und faire Arbeitsbedingungen kämpfte, seinen Verletzungen erlag. Und auch Guevaras Leben sollte eines Tages gewaltsam enden.
Uranus im Zeichen Widder
Passenderweise kam Ernesto also mit einer Stier-Sonne und vor allem mit Uranus exakt auf dem Aszendenten im Zeichen Widder zur Welt. Deutschlands Altmeister der Astrologie, Thomas Ring, nannte Uranus „das Umschwungbewirkende“. Uranus ist der erste in der Neuzeit entdeckte Planet. Seine Entdeckung, die nur durch den technischen Fortschritt möglich wurde (Entwicklung von Teleskopen), bewirkte einen Umschwung im Bewusstsein der Menschen, astronomisch wie auch psychologisch. Thomas Ring schrieb dazu:
Die (…) Kräftedimension [der klassischen Planeten der Astrologie von Sonne bis Saturn] betrifft den Aufbau und die Normalerfordernisse der Lebensganzheit. (…) Nunmehr handeln wir von einem Element, das einspringt, wenn die strukturmäßigen Voraussetzungen dieses in sich vollendeten Ganzen [die klassischen Planeten] nicht mehr mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Zum Durchbruch kommt etwas, was außerhalb der bisherigen Grenzen ansetzt und ein „außernormales“ Verhalten hervorruft.
(Astrologische Menschenkunde Band 1)
Im Widder bewirkt Uranus Durchbrüche und Umschwünge im Weltbild der Menschen, deren Impulsivität und Radikalität proportional zum Missverhältnis des Bestehenden mit der „Wirklichkeit“ steigt. Unter Wirklichkeit verstehe ich in diesem Zusammenhang das, was „das Leben“, die Natur, für erforderlich hält, damit die Evolution der Formen, in denen sich das Leben zum Ausdruck bringt, voranschreiten kann. Wenn die bestehenden Formen verkrustet und verhärtet sind, bringt Uranus einen Durchbruch, der dem Menschen (dem „Ich„) zunächst Angst einflößen mag – man weiß ja nicht, was danach kommt – der jedoch sicherstellen kann, dass die Entwicklung neue Impulse erhält, dass sie nicht verkümmert und einschläft, sondern dass es weitergehen kann.
Uranus wurde 1781 entdeckt, wenige Jahre vor Beginn der Französischen Revolution. In den Widder trat der „entdeckte“ (und damit dem menschlichen Bewusstsein leichter zugängliche) Uranus erstmals 1843/1844 ein. Die 1840er Jahre waren ein Jahrzehnt der Hungerkrisen (Irland), der sozialen Unruhen und der Revolutionen (Frankreich und Deutschland). Marx und Engels veröffentlichen das Kommunistische Manifest, in Deutschland findet die Deutsche Revolution statt, in Frankreich kommt es nach einer Revolution zur Gründung der 2. Republik und die irische Bevölkerung tritt wegen Missernten, Hungersnöten und der Repressalien durch die englische Herrschaft den Exodus ins Gelobte Land Amerika an.
Che Guevara wurde in jenem Jahr geboren, als der entdeckte Uranus soeben ein zweites Mal endgültig das Zeichen Widder betreten hatte. Man kann sich leicht vorstellen, dass ein junger Mann mit diesem Widder-Uranus am Aszendenten sich insbesondere als der „Revolutionär“ exponieren wird, zumal Guevara auf einem Kontinent zur Welt kommt, der seit Jahrhunderten von europäischen Kolonialherren unterdrückt wurde und im 20. Jahrhundert als Ansammlung korrupter „Bananenrepubliken“ US-amerikanischer Konzerne, allen voran der United Fruit Company (heute besser bekannt als Chiquita), kein besseres Schicksal zu erwarten hatte.
Die gutbürgerliche argentinische Familie Guevara de la Serna hätte sich dies sicher nicht träumen lassen, als sie nach der Geburt ihres Erstgeborenen Ernesto die weitere Familienplanung in Angriff nahm. Es folgen drei Geschwister: ein Bruder und zwei Schwestern. Ernesto spielt in der Familie nicht nur durch den Umstand eine besondere Rolle, dass er das älteste Kind ist, sondern auch durch die Tatsache, dass er mit noch nicht ganz zwei Jahren im März 1930 einen schweren Asthmaanfall erleidet. Der Alterspunkt (AP) steht auf der Kippstelle (Halbsumme) von Uranus und Jupiter im Widder, im Quadrat zu Pluto und im Trigon zu Saturn, die beide nur über schwache einseitige Aspekte an das restliche Aspektbild angebunden sind. Später wird der Vater Ernestos Mutter Celia die Schuld geben, weil sie mit dem Jungen im argentinischen Herbst zum Schwimmen ging. Da er als Säugling jedoch bereits kurz nach der Geburt an einer Lungenentzündung erkrankte, und Celia selbst an Asthma litt, war diese Erkältung vermutlich nur Auslöser einer angeborenen oder früher erworbenen Krankheitsdisposition.
Die Asthma-Erkrankung
Asthma ist eine Erkrankung des Atmungssystems mit einem die Umwelt beeindruckendem Ausdruckscharakter. Im Anfall kommt es zu akuter Luftnot und starken Hustenanfällen. Der Betroffene glaubt zu ersticken. Die Bronchialäste in der Lunge sind verkrampft und verengt, so dass die eingeatmete Luft nicht mehr ausgeatmet werden kann. Das AP-Quadrat zu Pluto ist für diese Situation ein stimmiger Aspekt. Da er gleichzeitig ein Trigon zu Saturn im 9. Haus wirft, entsteht durch den Alterspunkt ein Dominantdreieck. Es ist das größtmögliche Lerndreieck und deutet auf die gesamte Persönlichkeit um- und erfassende Lernprozesse hin. Die Basis ist in Guevaras Horoskop das Quincunx zwischen Saturn und Pluto, den planetaren Vertretern des Gegensatzpaares Geist und Materie. Saturn geht es um materielle Sicherheit, um Kontinuität und Tradition, während Pluto Evolution fordert, was unweigerlich Wandlung und Transformation mit sich bringt. Im Quincunx kann man die gesamte Schwere dieses Problems erfassen und nach Lösungen, nach einer Synthese suchen. Wir wissen heute, dass Guevaras Leben sich um diese zentrale Frage drehte, und wie auch immer wir uns das vorstellen mögen: mit der Asthma-Erkrankung begann die Auseinandersetzung mit diesen Fragen von Geist und Materie, von Unterdrückung und Freiheit.
Als Ernestos AP den ersten Kreuzungspunkt auf der 2. Hausspitze mit Chiron und Venus erreichte, wurde seine jüngste Schwester Ana María geboren. Während der Junge mit seinen beiden anderen Geschwistern oft in Streit geriet, übernahm er bei seiner jüngsten Schwester eine Beschützerrolle. Die Kreuzungsachse markiert meist ein Hauptthema, um welches das Leben immer wieder zu kreisen scheint. Auf der Häuserachse 2/8 geht es um Fragen des Besitzes, um Mein und Dein, um Haben und Sein, das richtige Verhältnis von Geben und Nehmen. Dass dieses Verhältnis einer tiefgehenden Aufarbeitung bedarf, verrät uns schon Guevaras Asthmaerkrankung, denn das Ein- und das Ausatmen, das Geben und Nehmen im Atemprozess, funktionierte offensichtlich nicht auf natürliche, gesunde Weise.
Mit seiner Mutter hatte Ernesto nicht nur die Asthmaerkrankung gemein. Der Biograf Jon Lee Anderson beschreibt sie als Freidenkerin, die in der von strengen Normen geprägten argentinischen Gesellschaft viele Tabus durchbrach: sie trug Hosen wie ein Mann, sie fuhr selbst Auto, sie rauchte in der Öffentlichkeit und führte in mancherlei Hinsicht den Lebensstil eines Bohémien (fast losgelöster Saturn in Schütze im 9. Haus).
Ansonsten war Ernestos Kindheit und Schulzeit wenig spektakulär. Er war ein Lausbub, der gerne Streiche ausheckte. Prägend dürften die Jahre des Spanischen Bürgerkriegs 1936 bis 1939 gewesen sein. Der Alterspunkt lief immer noch durch das 2. Haus, das durch die Anwesenheit des Kreuzungspunktes sich später als besonders schicksalsträchtig erweisen sollte. Die Familie Guevara de la Serna nahm lebhaften Anteil an diesem Bürgerkrieg und dem Kampf für die spanische Repbulik. Oft hielten sich emigrierte Spanier im Haus der Guevaras auf. Ernestos Onkel reiste nach Spanien und arbeitete dort als Kriegsberichterstatter für eine argentinische Zeitung. Als später der 2. Weltkrieg ausbrach, engagierte sich Ernestos Vater für die Sache der Alliierten, hielt Reden und verfolgte Hinweise auf in die argentinische Geserllschaft „eingeschleuste Nazis“ aus Deutschland. Diese Ereignisse, an denen auch Ernesto Anteil nahm, haben seinem politischen Bewusstsein eine erste Prägung gegeben (AP Konjunktion Sonne am TP 2, Halbsextil Jupiter, Quadrat Neptun und Quincunx GZ).
Der Medizinstudent auf Reisen durch Südamerika
Als junger Mann galt Ernesto als faszinierender Außenseiter, der sich nur schwer in ein Schema einordnen ließ. Legten seine Altersgenossen Wert auf ein gepflegtes Äußeres mit Anzug und Krawatte, um ja nicht für Söhne der armen Arbeiterklasse zu gelten, bevorzugte Guevara altmodische und abgetragene Kleidung vom Trödelhändler. Ursprünglich hatte Guevara die Idee, Ingenieurwesen zu studieren. Als er jedoch miterlebte, wie seine Großmutter im Sterben lag (Mai 1947), beschloss er, Medizin zu studieren: „Ich träumte davon, ein berühmter Forscher zu werden … eine bahnbrechende Entdeckung zu machen, die dem Wohle der Menschheit dient.“ (AP im 4. Haus in Krebs Konjunktion Pluto und Trigon Mond). Vielleicht ging es bei dieser Entscheidung auch darum, ein Heilmittel für seine eigene chronische Erkrankung, dem Asthma, zu finden. Dies legt zumindest das Spezialgebiet nahe, dem er sich nach einigen Semestern zuwandte: die Behandlung von Allergien.
Wir wissen heute, dass Guevara andere Lebenswege einschlug. Mit Anfang 20 hätte er sich diese womöglich selbst nicht träumen lassen. In seiner Studienzeit unternahm er mit einem Freund ausgedehnte Reisen durch Südamerika. Auf seiner letzten großen Reise, die er kurz vor Ende seines Medizinstudiums mit seinem Freund Alberto im Januar 1952 antrat, geschah die entscheidende Prägung. Tief berührte ihn die Armut der Menschen, ihr Leiden und Sterben. Insbesondere die Situation der Ureinwohner Südamerikas, die von den spanischen Eroberern unterdrückten Indios und deren grausame Realität nach vier Jahrhunderten weißer Oberherrschaft beindruckten ihn nachhaltig. In seinen Reisenotizen Notas de Viaje hielt er dies fest: „Eine besiegte Rasse starrt uns nach, als wir durch die Straßen der Stadt gehen. Ihre Blicke sind gezähmt, fast schon furchtsam und vollkommen gleichgültig gegenüber der Welt.“ Im Mai 1952 halten sich die beiden jungen Männer in einer peruanischen Leprakolonie auf. Der Leiter dieser Leprakolonie ist Hugo Pesce, die lateinamerikanische Version des Albert Schweitzer. Pesce hinterließ einen tiefen Eindruck auf Guevara: Dieser Mann lebte nach hohen ethischen Grundsätzen, indem er „Gutes für andere“ tat.
In dieser Zeit standen sich der Radix- und der Mondknoten-Alterspunkt 180° gegenüber. Sie aspektierten also beide die Venus/Chiron-Konjunktion auf dem Kreuzungspunkt, außerdem die Merkur/Mondknoten-Konjunktion und den Uranus am AC. Auf der Achse 5/11 geht es um Moral und Ethik. Insbesondere im 11. Haus ist man bestrebt, sein Leben nach ethischen Grundsätzen und hoch gesteckten Idealen auszurichten. Lösungsansätze für Konflikte auf der Besitzachse 2/8 sind meist auf der zweiten fixen Hausachse 5/11 zu finden. Guevara hatte hier zwar keine Planeten, aber es reichte in diesen Jahren offenbar schon die Anwesenheit der beiden Alterspunkte auf dieser Häuserachse, um die weitere Richtung in seinem Leben vorzugeben.
Der marxistische Revolutionär
Ernesto Guevara kehrte mit der Erkenntnis „Ich bin nicht mehr derselbe wie zuvor“ nach Argentinien zurück, absolviert konsequent die letzten Prüfungen und schließt sein Studium als Doktor der Medizin ab. Und ging wieder auf eine zunächst eher ziellos anmutende Reise durch den südamerikanischen Kontinent. Im Herbst 1953 folgt er der Einladung eines Freundes nach Guatemala, und die Aussicht, dieses Land zu besuchen, in dem gerade eine „linke Revolution“ stattfand, schien ihn zu beflügeln. In Guatemala entwickelt sich Che Guevara zum Revolutionär und identifiziert sich voll und ganz mit der Idee der Freiheit. Für die Länder Mittel- und Lateinamerikas bedeutete dies vor allem Freiheit vom übermächtigen politischen und wirtschaftlichen Einfluss der USA und US-amerikanischer Konzerne. In Guatemala wandelte sich Che Guevara zum überzeugten Marxisten.
Was liegt also näher als ein Combin mit Karl Marx? Das Combin-Horoskop gibt Aufschluss über den „energetischen Beziehungskörper“, der zwischen zwei Menschen entsteht. Meine Erfahrung zeigt, dass sich diese Menschen nicht unbedingt persönlich gekannt haben müssen, ja sogar in unterschiedlichen Zeitepochen gelebt haben können. Wesentlich ist offenbar, ob der eine den anderen durch seine Arbeit, sein Denken, seine Ideen oder was auch immer er der Welt hinterlassen hat, nachhaltig beeindrucken konnte.
Im Horoskop des „energetischen Beziehungskörpers“ Marx-Guevara findet sich ein mächtiges Stellium von Venus/Sonne/Pluto/Mondknoten im Zeichen Stier am Talpunkt des 2. Hauses. Der Schwerpunkt in dieser Verbindung liegt somit auf Fragen des Besitzes und der Werte. Pluto fordert hier unerbittlich Wandlung, die Mars nahe der 8. Hausspitze an der Spitze des roten Leistungsdreiecks mit der Basis der Saturn/Uranus-Opposition auf der Ethik- und Moralachse (Häuser 5 und 11) nur zu gerne in die Tat umsetzen möchte. Im Mondknotenhoroskop dieses Combins steht das Stellium im 1. Haus, d.h. der Schatten des Beziehungskörpers Marx-Guevara identifiziert sich selbst mit diesen Besitzfragen. Sie werden zum beherrschenden Thema in der Beziehung Guevara-Marx.
Natürlich fällt das Galaktische Zentrum (GZ) am MC auf. Spontan würde ich weder Guevara noch Marx mit spirituellen Themen in Verbindung bringen. Andererseits deuten Planeten in Elevation, also in nächster Nähe zum MC, die grundlegende Priorität an, nach der das Leben ausgerichtet wird. Schauen wir ins Combin-Karmaklick, erkennen wir, dass sich „unter“ das Radix-GZ der MKH-Jupiter schiebt, und auch umgekehrt unter den Radix-Jupiter auf der 6. Hausspitze das MKH-GZ. Gemeinsam mit der Merkur/Neptun-Konjunktion auf dem Kreuzungspunkt K1 entsteht ein Großes Talentdreieck.
So seltsam es klingen mag: Guevara in Verbindung mit Marx erweckt den Anschein, „in höherem Auftrag“ für das Wahre, Gute und Gerechte im Sinne des „Großen Ganzen“ (Jupiter + GZ) zu wirken. Mit Uranus am Aszendenten stellt sich Guevara hier natürlich eine revolutionäre Form des Marxismus vor.
In Che Guevaras Radix steht das GZ ebenfalls an höchster Stelle im Häusersystem. Zeichnet man die gradgenauen Trigone zu Jupiter und Neptun ein, entsteht ebenfalls ein großes blaues Talentdreieck, allerdings an Talpunkten, wo es sich weder der Umwelt noch dem Horoskopeigner selbst unmittelbar aufdrängt. Dazu müsste sich Guevara konsequent nach innen wenden. Berücksichtige ich außerdem die Aspekte, die mit Planeten außerhalb des 1°-Orbis zum GZ entstehen, bildet Mars ein Quadrat und die Sonne ein Quincunx zum GZ. Der Drang zum Handeln und zur Aktion (männliche Planeten) ist also gegeben.
Kuba und Fidel Castro
In Mexiko-City, wohin Guevara nach dem Scheitern der guatemaltekischen Revolution ausreiste, begegnete er am 7. Juli 1955 dem Kubaner Fidel Castro. Der Radix-AP stand im Quadrat zur Sonne, der MKH-AP im Trigon zur Sonne. Im Combin Marx-Guevara stand der Combin-AP in Konjunktion mit der Sonne im Stier-Stellium. Der Combin-Alterspunkt bietet eine astrologisch nachvollziehbare Erklärung an, warum sich Guevara in diesen Jahren politisch radikalisierte. Er bewunderte den Revolutionär Castro, vielleicht sogar als eine Art Vater-Figur (AP-Aspekte zur Sonne), und fühlte sich sicher geschmeichelt, dass Castro ihn schon nach kurzer Zeit aufforderte, seiner Guerilla-Bewegung beizutreten.
In seiner Radix lief Guevara jedoch gleichzeitig auf die Konjunktion mit Neptun zu. Im Sommer 1955 gestand ihm seine Geliebte Hilda, dass sie schwanger sei. Sie heirateten daraufhin und am 15. Februar 1956 wurde seine erste Tochter Hilda Beatriz2 geboren, als der Alterspunkt ziemlich exakt den Neptun am Talpunkt erreichte und im Trigon zu Jupiter und dem Galaktischen Zentrum (GZ) stand. Mit der Geburt seines ersten Kindes stand Che Guevara offenbar an einem Scheidepunkt – Familienvater und Arzt oder Revolutionär? Er entschied sich für das, was sich ihm innerlich vermutlich am stärksten aufdrängte: Uranus exakt am Aszendenten. Er suchte den radikalen Umbruch im Außen (Uranus auf der kardinalen Häuserspitze), nicht den sanften in seinem Innern (Neptun und das Große Talentdreieck an Talpunkten).
Im Herbst 1956 erreicht Guevara als Comandante unter der Führung von Fidel Castro mit dessen kubanischer Guerilla-Truppe in einem kleinen Boot Kuba, um die dortige Batista-Diktatur zu stürzen. Am 1. Januar 1959 flieht Batista – die Kubanische Revolution war nach rund zwei Jahren Guerilla-Kampf geglückt. Guevaras Radix-AP steht im Quadrat zum Mondknoten, in Opposition zum Mond und im Trigon zur Venus/Chiron-Konjunktion. Der Mondknoten-AP steht ebenfalls im Quadrat zum Mondknoten mit Uranus, im Trigon zu Chiron/Venus und im Quincunx zu Merkur/Mondknoten. Während der Guerilla-Zeit verliebt sich Che in eine Mitkämpferin, Aleida, die er noch in der ersten Jahreshälfte 1959 heiratete (AP Opposition Mond und Trigon Venus), nachdem er sich von seiner ersten Frau Hilda scheiden ließ. Mit Aleida hatte Che Guevara weitere vier Kinder.
Che Guevara wird vom neuen kubanischen Staatschef Fidel Castro zunächst zum Industrieminister und dann zum Leiter der Nationalbank ernannt. Guevara und Castro waren sich einig, dass die Kubanische Revolution nur durch eine konsequente Emanzipation vom übermächtigen US-amerikanischen Einfluss sichergestellt werden konnte. So wurden zahlreiche Ländereien verstaatlicht, die meist in Besitz US-amerikanischer Konzerne waren, insbesondere der United Fruit Company (heute Chiquita). Anders als unter der rigiden Ausreisepolitik der Ostblockstaaten konnten jene Kubaner, die das Land verlassen wollten, dies tun. Fast die gesamte kubanische Oberschicht emigrierte so vorzugsweise in die USA. Einige dieser Exilkubaner arbeiteten mit dem CIA zusammen mit dem Ziel, Castro zu stürzen. Dies gipfelte im misslungenen Versuch der Invasion der Schweinbucht. In der Folge wurde Kuba von den USA mit einem Wirtschaftsembargo belegt, das bis heute andauert. Kuba wiederum näherte sich verstärkt dem kommunistischen Ostblock und der Sowjetunion an.
In den kommenden Jahren nahmen die Differenzen mit Fidel Castro zu. Che Guevaras radikale Ideen standen im Widerspruch zur pragmatischen „Realpolitik“ Castros. Guevara wollte die Industrialisierung auf Kuba forcieren, um so die künftige wirtschaftliche Eigenständigkeit des Landes sicherzustellen. Castro fügte sich jedoch dem Wunsch aus Moskau, Kuba möge die Zuckerrohrproduktion ausbauen. Im Grunde wechselte Kuba damit seinen Ausbeuter. Nicht mehr die USA standen einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik im Wege, sondern jetzt die Sowjetunion. Bedenkt man außerdem, dass Guevara einfach nicht der Typ war, der eine Revolution „verwaltet“ (Uranus am Widder-AC, dynamisches Aspektbild), versteht man, dass er sich bald nach neuen „Aufgaben“ umschaute. Anfang 1965 trat er von seinen Ämtern in der kubanischen Regierung zurück. Sein jüngster Sohn war gerade zur Welt gekommen. Die Geburt seines fünften Kindes hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich auf den Weg in den Kongo in Zentralafrika zu machen, wo er eine Revolution nach kubanischem Vorbild plante (Mondknoten-AP Trigon Uranus und Quincunx Chiron). Das Unternehmen endete in einem Fiasko.
Das Ende
Im November 1966 reiste Che Guevara nach Bolivien. Das letzte Kapitel seines Lebens hatte begonnen. In den Monaten zuvor plante er von Kuba aus die „Befreiung“ Boliviens. Dieser Befreiungskrieg sollte der zündende Funke für die anderen lateinamerikanischen Länder sein, sich von ihren „Diktatoren“ zu befreien. Als letztes Stadium dieser Befreiungskriege sah Che einen großen Krieg der lateinamerikanischen Nationen gegen die Vorherrschaft der USA. Allerdings beging Che den gleichen Fehler, der schon seine kongolesische Revolution scheitern ließ: er drängte sich den dortigen Rebellen einfach auf, indem er ungefragt eine Revolution in ihrem Land plante. Das weckte Argwohn und Misstrauen, und ließ das Unternehmen schlussendlich scheitern. In Bolivien sollte es ihm nicht anders ergehen. Er agierte mit seinen kubanischen Guerilleros auf bolivianischem Boden ohne Unterstützung der bolivianischen kommunistischen Opposition.
Die Alterspunkt-Biographie zeigt, dass das AP-Quadrat zu Pluto im Herbst 1966 sein Wirkmaximum erreichte. Als geistiger Planet hat Pluto die Funktion, uns mit dem göttlichen Kern in uns (im Horoskop dargestellt durch die Kreismitte) zu verbinden. Als der AP zum ersten Mal ein Quadrat zu Pluto bildete, erlitt der kleine Che seinen ersten Asthma-Anfall. Als der AP in Konjunktion zu Pluto stand, beschloss er angesichts des Sterbens seiner Großmutter, Medizin zu studieren. Von diesem ursprünglichen Ziel, das vermutlich für Che Guevara wesentlich stimmiger aus Sicht des göttlichen Kerns gewesen wäre, wich er jedoch in den Folgejahren wieder ab. Uranus direkt auf dem Aszendenten war einfach zu verlockend, versprach schnellere und durchschlagendere Erfolge als der langsamer wirkende und oft das eigene Ich schmerzhaft infragestellende Pluto. Das Quadrat des Alterspunktes stellt immer eine Krise innerhalb des AP-Aspektzyklus dar, der im Falle Plutos davon handelt, der zu werden, der man in der Tiefe seines Wesens tatsächlich ist – eben den göttlichen Wesenskern zu verwirklichen. Wir können uns leicht vorstellen, dass es sicher nicht der göttliche Wille (Pluto) sein kann, den zündenden Impuls für einen kriegerischen Flächenbrand auf einem ganzen Kontinent zu legen.
Im Sommer 1967 überlief der Alterspunkt kurz vor dem TP 7 die Kippstelle Neptun/Saturn. Che und seine bis dahin überlebenden Guerilleros waren krank und erschöpft. In sein letztes Tagebuch notierte er im August 1967 deprimiert: „Ich habe Asthma und weiß nicht, was ich dagegen tun soll“. In dieser Zeit erfuhr die USA, dass sich Che Guevara in Bolivien aufhalten soll. Der CIA schickte einen in die USA emigrierten Exil-Kubaner nach Bolivien, der die bolivianische Armee bei der Aufspürung der kubanischen Guerilla-Kämpfer unterstützte. Am 8. Oktober 1967 war es soweit: gegen 15.15 Uhr nahmen bolivianische Soldaten Che Guevara bei La Higuera gefangen. Der Radix-AP erreichte das exakte Quincunx zur Sonne, während der Mondknoten-AP in Opposition zur Sonne stand.
Am nächsten Tag, dem 9. Oktober 1967, wurde Ernesto Che Guevara auf Befehl des bolivianischen Oberkommandos ohne Gerichtsverhandlung um 13.10 Uhr erschossen. Im Combin-Horoskop zwischen Karl Marx und Che Guevara stand der Mondknoten-AP in Konjunktion mit Saturn. Der Radix-AP des Combins befand sich auf 15° Krebs im Quadrat zum Combin-Chiron und exakt auf der Position von Ches Radix-Pluto. Auch die Transite auf Ches Radix offenbaren mit Transit-Sonne im Quadrat zu Radix-Pluto und Transit-Pluto im Trigon zur Radix-Sonne, dass sein gewaltsamer Tod eng mit dem Konflikt zwischen persönlichem Eigen-Willen (Sonne) und dem höheren (transpersonalen) Willen (Pluto) verknüpft war.
1Die Alterspunkt-Biographie zeigt, dass der Geburtstag tatsächlich der 14. Mai 1928 sein muss und die Geburtszeit 3:05 Uhr sehr exakt ist.
2Guevaras erste Tochter, Hilda Beatriz, starb am 21.08.1995 an Krebs, im gleichen Alter wie ihr Vater.
Literatur:
Jon Lee Anderson: Che. Die Biografie. Econ & List Verlag (1999)
Horoskopgrafiken:
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