Das Königreich der Schlange

18. Dez 2012 – 11:27:51

Vor ein paar Tagen wurde ich von einem Leser des Starfish-Blogs nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass am 21. Dezember 2012 die aufgehende Sonne mit der Galaktischen Ebene, das ist das milchige Sternenband unserer Galaxie (Milchstraße), im Osten aufgehen und die Milchstraße im Westen auch untergehen wird, und zwar bezogen auf die Gegend, in der sich das antike Maya-Reich befand. Im Juni erklärte ich dazu bereits, dass dieses „Galactic Alignment“ kein Beweis dafür ist, dass in drei Tagen die Welt untergeht.

Als reales Bild präsentiert sich die Milchstraße auf der südlichen Halbkugel, wo die Sonne bei Blickrichtung nach Norden rechts im Osten aufgeht (davon konnte ich mich selbst vor zwanzig Jahren auf der Insel Bali überzeugen), folgendermaßen:Milchstraße
Bei uns auf der Nordhalbkugel ginge die Sonne im Osten natürlich links auf, wenn wir nach Süden schauen.

In Stellarium habe ich dazu einige Grafiken erstellt und als Bezugsort die antike Stadt Calakmul im Königreich der Schlange gewählt, eine der größten Städte des alten Maya-Reiches, mit dessen Kalender wir uns seit einigen Monaten so intensiv beschäftigen.

Sonnenaufgang 21.12.2012

Betrachtet man dieses Foto eine Weile, ist für mich sehr leicht nachvollziehbar, dass in alter Zeit in diesem Band (ein regelrechter Himmelsbogen) eine Schlange gesehen wurde, ein Ouroboros, der sich selbst in den Schwanz beißt (denn unterhalb des Horizonts scheint die Milchstraße im Kreisrund weiterzugehen). In vedischen Mythen hieß diese Schlange Vasuki, die im Mythos Samudra Mantham einer Vereinbarung mit den Göttern (Devas) folgend auch vom Unsterblichkeitstrank Amrita trinken wollte. Während sie jedoch davon trank, wurde sie von Surya und Chandra, dem Sonnen- und dem Mond-Gott, an Vishnu, den All-Durchdringenden, verraten, der sein messerscharfes Sudarshan-Chakra (das Sonnenrad der Ekliptik als Diskus-Waffe) nach Vasuki warf und den Körper der Schlange in einen Kopf Rahu – und einen Schwanz Ketu – durchtrennte. Die Schlange wird gemäß dieses alten Mythos nur durch den Tierkreis in zwei Hälften geteilt. In Wirklichkeit ist sie, die Mondknoten-Achse, eine unendliche, weil in sich geschlossene Einheit.

OphiuchosKetu, der Schwanz der Schlange, hat seine Heimat im Nakshatra Mula, das den Stachel des Skorpions mit den Sternen zu Beginn des Sternbildes Schütze vereint, darunter auch das Galaktische Zentrum. „Zufälligerweise“ findet sich hier außerdem ein Sternbild, das von den Griechen Ophiuchus, Schlangenträger, genannt wurde. In Händen trägt der Schlangenträger tatsächlich eine Schlange, deren Schwanzende (Serpens Cauda) in der Stellarium-Grafik fast waagerecht über dem Horizont zu liegen kommt.

Die Griechen der Antike sahen im Sternbild Ophiuchus den griechischen Gott der Heilkunst, Asklepios. Asclepios bedeutet sinnigerweise „herausgeschnitten“! Das Sternbild Schlangenträger hat sehr viel mit Heilkunst zu tun, und zwar der alten und ursprünglichen schamanischen Heilkunst. Wir können im Schlangenträger einen „Schlangenbeschwörer“ sehen: jemand, der Macht über oder Zugang zu den geheimnisvollen Heilkräften der Schlange besitzt und diese in positivem Sinne beeinflussen und nutzen kann.

aeskulab_stab.svgIn der indischen Philosophie gibt es als Symbol dieser Urenergie die Kundalini-Schlange, die im Wachstumsprozess des Menschen die Wirbelsäule hochsteigt und damit in gewisser Weise sowohl den evolutionären als auch den Bewusstseinsentwicklungsprozess und Individuationsprozess nachbildet. In manchen Kulturen wird sie dementsprechend auch als Repräsentantin geheimen Wissens über das Leben und besonders auch über Krankheit, Heilung und Gesundheit angesehen. Durch ihre Häutung wurde sie zum Symbol von Unsterblichkeit, Erneuerung des Lebens, von Wandlung und Heilung. www.symbolonline.de

Im Mythos Samudra Mantham, dem Quirlen des Milchozeans, taucht nach ausgiebigem Durchrühren des Milchozeans mit der Schlange Vasuki der göttliche Arzt Dhanvantari aus den Himmelsfluten auf, in der Hand das Gefäß mit dem Unsterblichkeitstrank Amrita. Das antike Griechenland kannte Amrita als Ambrosia. Interessanterweise sind beide Worte etymologisch eng verwandt. Am Sternenhimmel trägt der himmlische Arzt eine Schlange in Händen: die Schlange als himmlisches Amrita oder Ambrosia, das Unsterblichkeit  verleihen kann?

Sternbild Perseus mit Algol, dem Haupt der Medusa

Dhanvantaris griechisches Äquivalent Asklepios beherrschte die Heilkunst wie kein anderer. Homer nannte ihn einen „unvergleichbaren Arzt“. Mit dem magisch heilsamen Blut des Hauptes der Medusa konnte er sogar Tote zum Leben erwecken. Medusa begegnet uns am Westhimmel als Fixstern Algol im Sternbild Perseus, das kurz vor Sonnenaufgang am berüchtigten 21. Dezember 2012 im Westen untergeht.

Am Westhimmel geht zudem das Nakshatra Ardra mit dessen Hauptstern Beteigeuze unter. Ardra wird von Rahu beherrscht, dem Kopf der Schlange.

Die Mondknotenachse könnten wir diesen Mythen zufolge nicht nur als ein „lokales“ Phänomen des Zusammenspiels von Erde-Mond-Sonne auffassen, sondern sie bringt geradezu galaktische Dimensionen in die Welt unserer Horoskope, mit Heilung als ihr innewohnende Bestimmung.

Ein Grund mehr, sich in drei Tagen keine Sorgen zu machen…

Link-Tipp:
Eine lesenswerte Webseite zur Siderischen Astrologie unter Einbezug galaktischer Faktoren bietet Nick Anthony Fiorenza unter Sidereal Astrology & Earth’s Precessional Cross

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