18. Mai 2012 – 18:56:32
29. Tithi (14. Tithi Krishna Paksha) – Chaturdashi – Rudra – aggressiv
Das vorletzte Tithi ist wieder von schwieriger und unruhiger Qualität. Der vedische Sturmgott Rudra kann heute ordentlich „Wind“ machen, natürlich im übertragenen Sinne. Allerdings sind die Stürme, die Rudra an Chaturdashi entfesseln mag, nicht nur in ihrem zerstörerischen Aspekt zu sehen. Nach dem Sturm ist die Luft wieder klar und rein und bereit für einen Neuanfang, der an Neumond kommen wird.
Heute jedoch, wenn in der balsamischen Mondphase die Mondsichel ins Nichts zu verschwinden scheint, ist ein guter Tag für all jene Dinge, von denen wir uns endgültig befreien möchten oder müssen. In hinduistischer Zeit wurde aus dem vedischen Gott Rudra der Gott Shiva, der immerhin zur Trimurti gehört und dort den zerstörerischen und verwandelnden Aspekt des Göttlichen personifiziert. Shiva untersteht die Zeit, Kāla, und damit die Vergänglichkeit alles Irdischen. Nichts bleibt, wie es ist. Panta rhei! Dessen können wir vor allem an Chaturdashi Krishna Paksha gewahr werden.
Anfang des Jahres berichtete ich über Shivaratri, die „Nacht des Shiva“. Sie wird am 29. Tithi im Hindu-Monat Phalguni (Februar/März) gefeiert. Rudra bzw. Shiva wird an diesem lunaren Tag (bzw. Nacht) als der Erlöser gefeiert und angebetet. Die Gläubigen fasten die ganze Nacht hindurch, rezitieren Shiva-Mantren (das berühmteste ist das Om Namah Shivaya) und feiern Pujas (Yajñas), die Rudra bzw. Shiva gewidmet sind. Denn Shiva versprach den Menschen:
In der vierzehnten Nacht der dunklen Hälfte des Monats werde ich im Kali-Yuga (das gegenwärtige Zeitalter) über die Erde gehen. Ganz sicher werde ich in allen Lingas sein, in den beweglichen sowie den unbeweglichen, um die Sünden hinwegzunehmen, welche die Menschen im vergangenen Jahr begangen haben; darum wird derjenige, der mich in dieser Nacht mit Mantren verehrt, von Sünden frei sein. (Quelle: Wikipedia)
Lingas sind Steinsäulen oder zylinderförmige Steine, die den Shiva-Aspekt der göttlichen Trimurti symbolisieren. Diese Lingas spielen in den dem Gott Rudra oder Shiva geweihten vedischen Opferritualen, den Yajñas oder Pujas, eine zentrale Rolle. Vermutlich sollen sie Shiva als „unendliche Feuersäule“ symbolisieren, die den Himmel mit der Erde und den Menschen mit den Göttern verbindet. Die hinduistische Mythologie kennt eine kosmische Säule, Stambha, die Svarga (den Himmel) und Prithvi (die Erde) miteinander verbindet.
Fotos:
Elf Priester zelebrieren ein Maha Rudra Yajña
Ein Priester übergießt ein Linga mit Kokosmilch
(Quelle: Puja.net)