Indische Mondphasen: 30. Tithi „Amavasya“

19. Mai 2012 – 19:52:16

30. Tithi (15. Tithi Krishna Paksha) – Amavasya (Neumondphase) – Pitris – ungünstig

Die Neumondphase beginnt, wenn der Abstand vom Mond zur Sonne nur noch 12° beträgt. Der Mond ist nun unsichtbar, weil er mit der Sonne am Taghimmel in Konjunktion steht. Das 15. Tithi im Krishna Paksha ist der letzte lunare Tag des Monats und trägt den Namen Amavasya

Für die meisten Unternehmungen ist heute ein ungünstiger Tag. Er ist zum Beispiel sehr unfallträchtig. Florian Euringer schreibt dazu in seinem Buch Indische Astrologie:

Am Neumondtag ereignen sich mehr Unfälle als sonst. Da hat ein Brett schon lange geknarrt und geächzt; erst heute, da die Sonne den Mond verbrennt, verliert es auch das letzte bisschen Elastizität, es gibt nach und bricht – der Mensch, der darauf stand, fällt und verletzt sich. Das Brett brach nicht, weil Neumond ist, sondern weil das Brett alt und weil Neumond war. Gleiches geschieht auch auf mentaler Ebene. Umstände, die bislang „gerade noch so“ zu ertragen waren, werden heute unerträglich – der berühmte Strohhalm zuviel, der den Esel zusammenbrechen lässt.

30. Tithi Amavasya

30. Tithi Amavasya

Mit Beginn der Neumondphase erreicht die dunkle Mondphase Krishna Paksha und damit die Energie der Auflösung, der Reinigung und des Rückzugs ihren Höhepunkt. Günstig ist Amavasya zur Andacht unserer Vorfahren, den Pitris. Die aufmerksamen Leser des Starfish-Blogs lernten die Pitris bereits beim Nakshatra Magha kennen, über das sie als Gottheit herrschen. In Indien herrscht der Glaube, dass die Pitris die Menschen vor Übel bewahren, dass sie ihre Nachkommen beschützen und ihnen helfen, wenn sie um Rat gefragt werden.

Früher wurde in Indien an Amavasya nicht gearbeitet, um Zeit und Muße zur rituellen Verehrung und zur Durchführung von Pujas für die Vorväter zu haben. Erst die Briten führten in Indien den Sonntag als Feiertag ein. Heute noch wird in Teilen Indiens Pitru Paksha gefeiert, zwei Wochen, an denen intensiv den Vorvätern gedacht und geopfert wird. Die Zeremonien beginnen am Vollmondtag im Monat Bhadrapada (September) und finden ihren Höhepunkt an Mahalaya Amavasya.

Abgesehen vom Gedenken unserer Ahnen und der Rückbesinnung auf unseren Ursprung ist die Neumondphase auch gut geeignet für Reinigung, Entschlackung und Entgiftung. Insbesondere vor einer Finsternis empfiehlt sich ein Fastentag.

Tithi 29 StellariumDie aktuelle Neumondphase stellt sich in der Astronomie-Software Stellarium beindruckend dar. Sichtbar ist der Mond der gerade begonnenen Neumondphase natürlich nicht, da er bei Eintritt der Dunkelheit mit der Sonne unterhalb des Horizonts steht. Aber wenn er dies für uns am Nachthimmel wäre, könnten wir sehen, wie die Sonne unterhalb der Plejaden und in ihrem Gefolge Jupiter, Merkur und der Mond vor dem „Goldenen Sternentor“ im Sternbild Stier stehen, als warteten sie auf Einlass. Hinter dem Tor erwartet sie das Sternenmeer der galaktischen Ebene, die als Band der Milchstraße am Nachthimmel sichtbar ist. Vermutlich kommt von daher der Name Goldenes Tor der Ekliptik. Eine geradezu perfekte Zeit, sich von unnötigem Ballast zu trennen, der unsere „galaktische Reise“ erschweren und verzögern würde.

Der kommende Neumond, der gleichzeitig eine Sonnenfinsternis ist, findet in der Nacht von Sonntag auf Montag vor dem Goldenen Tor statt. Dazu morgen mehr…

Lese-Tipp:
Florian Euringer: Indische Astrologie – Die 27 Frauen des Mondes. Ariston-Verlag

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