Schütze – PA.BIL.SAG – GZ

Satyr

Die Konstellation Schütze wurde häufig als ein Mischwesen aus dem Leib eines Tieres mit dem Oberkörper eines Menschen dargestellt, bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Der Satyr Krotos (ein Mischwesen halb Mensch halb Tier) war ein Jäger und sehr geschickter Bogen­schütze. Er galt als Erfinder des Jagdbogens und genoss ein hohes Ansehen durch seinen Fleiß, seinen Eifer und seine Schnelligkeit. Er war außerdem Musiker, der die musikalische Begleitung mit rhythmi­schen Schlägen erfand. Krotos wurde im griechischen Mythos von Zeus als Sternbild Sagittarius an den Himmel versetzt, um all dessen Fähigkeiten in einer Konstellation zu vereinen. So gab er ihm wegen seiner Schnelligkeit die Flanken eines Pferdes, einen Pfeil als Ausdruck seines Scharfsinns und dazu den Schwanz eines Satyrs. 

In moderneren Darstellungen wird der Schütze als Reiter auf einem Pferd dargestellt, der mit Pfeil und Bogen ein Ziel anpeilt. Das Symbol für das Zeichen Schütze hat im menschlichen Bewusstsein of­fenbar eine Wandlungvollzogen. War der Satyr noch ein Wesen halb Tier halb Mensch, hat der Mensch auf dem Tier bereits eine Differenzierung des Bewusstseins erfahren.

Sagittarius

Urania’s Mirror

Im antiken Rom wurde mit Sagittarius eine besondere Gladiatorengattung bezeichnet: der Bogen­schütze. Das Bogenschießen ist eine der ältesten Jagdformen der Menschheit und spielte in kriegeri­schen Auseinandersetzungen eine herausragende Rolle. Das lateinische Verb sagire bedeutet ins Deutsche übersetzt „etwas sehr genau wahrnehmen und erfassen“, die indogermanische Wurzel *sag- „suchen, ausfindig ma­chen“. Beides erinnert an eine wichtige Eigenschaft der Qualität des Zeichens Schütze: die scharfe Auffassungsgabe und das intuitive Wahrnehmungsvermögen. Nach dem Kampf auf Leben und Tod im Skorpion folgt mit Schütze eine Ausrichtung auf neue Ziele, die durch Ehrgeiz und Konzentration er­reicht werden. Die Vergangenheit hinter sich lassend ist der Blick auf die Zukunft gerichtet.

PA.BIL.SAG

Ninurta und Anzu

Sagittarius handelt vom siegreichen Helden und steht in Verbindung mit wichtigen Hel­denfiguren antiker Mythen. In Mesopotamien hieß die Konstellation PA.BIL.SAG: „Urahn“ oder „Erster unter den Vorvätern“1. Diesen Namen erhielt der sumerische Gott des Windes Ninurta, nach­dem er als strahlender junger Gott die Herrschaft der Götter gegen den Vogeldämon Anzu verteidigte, indem er die Winde gegen diesen einsetzte und unzählige Pfeile auf ihn abschoss (Anzu-Mythos).

Mit diesem Sternbild wurde auch der sumerisch-babylonische Hauptgott Marduk verbunden. Im Cha­osdrachenkampf trat Marduk seiner Mutter, der Göttin Tiamat, entgegen und spaltete sie in zwei Hälften, aus denen er die Welt und den Himmel formte. Er wurde dafür von den Göttern geehrt und zu ihrem Herrn gekrönt. Nachdem die Welt geschaffen war und anschließend geordnet werden sollte, ersinnen Marduk und sein weiser Vater Ea den Menschen. Sie formen ihn aus Lehm und dem Blut von Kingu, den Sohn und Gatten der Tiamat, den Marduk im Kampf getötet hatte.

Im griechischen Mythos tötete Zeus seinen Vater Kronos mit Hilfe seiner Mutter Gaia. Kronos fraß all ihre Kinder aus Angst, eines Tages von ihnen entmachtet zu werden, denn einst entmachtete er seinen Vater Ouranos. Zeus nimmt den Kampf gegen ihn auf, siegt und befreit seine Geschwister. Er wird von ihnen auf Rat ihrer Mutter Gaia zum Herrscher gemacht. Er ordnet er die Welt neu und teilt sie in drei Reiche: Zeus selbst beherrschte den Himmel, Poseidon (röm. Neptun) das Meer und Hades (röm. Pluto) die Unterwelt.

Sonne ☌ GZ

Im Gilgamesch-Mythos träumte Enkidu, der treue Begleiter und Freund des Gilgamesch, von seinem eigenen Tod, wie er zwischen Himmel und Erde stehend vom Vogeldämon Anzu ergriffen und in eine Taube verwandelt mit gebundenen Flügeln nach Irkalla, dem „Haus ohne Wiederkehr“ getragen wird. Es galt allgemein die Vorstellung, dass die Geister der Sterbenden und Toten als geflügelte Wesen von einem Todesvogel durch das Himmlische Tor ins Jenseits hinweggetragen wer­den, das man in der sternenreichen Region der Milchstraße am Goldenen Tor der Ekliptik² vermutete, in der sumerisch-mesopotamischen Konstellation PA.BIL.SAG. Die Übersetzung dieses Namens mit dem Begriff „Urahn“ könnte die führende Rolle verstorbener Vorfahren zum Ausdruck bringen, die diesen Weg bereits gegangen sind und die – schenkt man Berichten von Nahtoderfahrungen Glauben – ihre Familienangehörigen an dieser Schwelle erwarten, sie über ihre neue Situation informieren und ins Jenseits begleiten. Der Urahn orientiert die Seele über den künftigen Weg.

Im Zweistromland galten Wind und Atem als wesenhaft für die Natur der Seele und des Geistes. Im Tode fliegt die Seele zurück zu ihrem Ursprung – dem Galaktischen Zentrum. Wenn die Sonne auf ihrer scheinbaren jährlichen Bahn in der Nacht des 19. Dezember die zodiakale Position des GZ erreicht³, steht sie gleichzeitig am Goldenen Tor der Ekliptik mit der Gelegenheit einer erneuten Rückverbindung mit ihrem Ursprung, dem Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße.

Xibalbá

In Mittelamerika nannten die Quiché Maya die Himmelsregion, in der sich das Zentrum der Milchstraße hinter dunklen Wolken verbirgt, Xibalbá re („Ort der Angst“), die Straße in die Unterwelt oder Maul des kosmischen Krokodils (Wassermonsters), das die Verstorbenen verschlang und in dem sich diese so lange aufhielten, bis sie diesen Ort nach auferlegten Leiden, Kämpfen und bestandenen Prüfungen wieder verlassen durften. Die Region galt als Sitz des Hunab Ku: der „eine Gott“.


¹ Gavin White: Babylonian Star-Lore
² Das silberne und das goldene Tor
³ Sonne ☌ GZ: 19.12.2018, 02:09:20 UT

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