Niki de Saint Phalle

Les Baigneurs

Das Malen beruhigte das Chaos,
das meine Seele erschütterte.

Niki de Saint Phalle

Niki de Saint Phalle war eine fran­zö­sisch-ameri­ka­ni­sche Künstlerin, die in ihren Arbeiten über fünf Jahrzehnte hinweg eine unver­wech­sel­bare Formen­spra­che entwickelte. Sie kriti­sierte darin, einer Visionärin gleich, Insti­tu­tio­nen und Rollen­bil­der und setzte sich mit sozialen und poli­ti­schen Themen wie der Selbstbestimmung der Frau und ihrem Recht auf Abtrei­bung, der Diskriminierung und Stig­ma­ti­sie­rung durch AIDS, den Waffen­ge­setzen und nicht zuletzt auch mit dem Klima­wan­del kreativ auseinander. Bereits zu Beginn ihrer Karriere vom Foto-Modell über die Malerin zur Perfomance-Künstlerin und Schöpferin farbenfroher Großplastiken hielt Niki in ihrem künstlerischen Schaf­fen stets auch ein feministisches Plädoyer für die Frau und das Femi­nine. So entstanden Anfang der 1960er-Jahre in spek­ta­ku­lä­ren Kunstaktionen ihre legen­dä­ren Schieß­bil­der, in denen sie sich durch ihr wehrhaftes, einer Amazone gleichendes Auftreten und durch die Neuartigkeit ihrer Kunst schnell internationale Aufmerksamkeit verschaffen konnte. Ihre Zeich­nun­gen, Schrif­ten, Groß­plas­ti­ken, aber auch Thea­ter­stü­cke, Filme und Instal­la­tio­nen im öffent­li­chen Raum zeugen von der trans­for­ma­ti­ven Wirkungs­kraft ihrer Kunst, die sich bis hin zu ihrem archi­tek­to­ni­schen Lebens­werk, dem Tarot­-Gar­ten in der Toskana entfal­tete. Die Nanas, ihre bunten, groß­for­ma­ti­gen Frau­en­skulp­tu­ren, begrün­de­ten ihren inter­na­tio­na­len Erfolg und gelten bis heute als ihr Marken­zei­chen.

Sonne am Skorpion-Aszendenten

Die Künstlerin wurde am 29. Oktober 1930 als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine geboren. Sie war das zweite von fünf Kindern von Jeanne Jacqueline Marguerite geb. Harper (*12.11.1908 †31.05.1978), eine in Paris geborene amerikanische Filmschauspielerin, und André-Marie Fal de Saint-Phalle (*04.11.1906 †16.08.1967), der aus einem alten französischen Adelsgeschlecht stammte und zusammen mit seinen Brüdern das Bankhaus der Familie leitete, das durch den Börsenkrach von 1929 jedoch einen großen Teil seines Vermögens verloren hatte. Beide Elternteile wie auch die Großmutter Louise Marie Jeanne Bernard (*07.11.1877 †12.02.1965) wurden jeweils mit der Sonne im Zeichen Skorpion geboren. Kein Wunder, dass sich die Tochter von dieser skorpionischen Übermacht innerlich befreien wollte.

Mit der Linkslagerung ihres Aspektbildes rückt das ICH als steuerndes und regelndes Prinzip in den Vordergrund des Bewusstseins. Die subjektive Sicht der Welt wird zum inneren Maßstab. Die Skorpion-Sonne direkt auf dem Skorpion-Aszendenten betont dieses Lebensmotiv. Sie weiß hier um ihre Dominanz, und sie spürt gleichzeitig, dass sie diese Dominanz der Welt gegenüber erst beweisen und bekräftigen muss. Die Quadrate zur Opposition zwischen Mond und Mars liefern der Sonne potente Werkzeuge, um in den Kampf gegen die herausfordernde Welt ziehen zu können. Den mythischen Kampf um „SELBST-Behauptung“ gibt bereits das Zeichen Skorpion vor, das hier als Entwicklungsauftrag der Seele zunächst einen Kampf gegen die inneren Dämonen führt. Diese inneren Dämonen begegneten Niki de Saint Phalle in der Projektion bereits in Gestalt ihrer großbürgerlichen Familie als Menschen, gegen die sie sich in ihrem Kampf um Selbstbehauptung und Selbstverwirklichung behaupten musste.

Als Kind konnte ich mich weder mit meiner Mutter noch mit meiner Großmutter identifizieren. Sie schienen ein ziemlich unglücklicher Haufen. Unser Zuhause war beschränkt. Ein enger Raum mit wenig Freiheit und Privatleben. Ich wollte nicht so werden wie sie, Wächterinnen des Herdfeuers; ich wollte die Welt, und die Welt gehörte den MÄNNERN. Ich wollte, dass die Außenwelt auch mir gehörte. Sehr jung erhielt ich die Botschaft, dass MÄNNER MACHT HATTEN, UND DIE WOLLTE ICH.
Niki de Saint Phalle in einem Brief an Pontus Hultén

Der Mond in Wassermann, der sich als von der Außenwelt distanziertes „inneres Kind“ erlebt, leidet unter den Angriffen (Quadrat Sonne und Opposition Mars) und wehrt sie ab, indem er gegen sie ankämpft.

Kindheit und Jugend

Als Marie-Agnès sechs Jahre alt war – sie nannte sich inzwischen bereits Niki – zog die Familie im Jahr 1937 nach Brooklyn, New York, wo Niki die katholische Klosterschule Sacred Heart besuchte. Der Radix-AP zündete die komplexe, sechseckige Aspektstruktur in der linken Horoskophälfte – der ICH-Seite – an und bildete ein Sextil bzw. Trigon zur Mond/Mars-Opposition, ein Halbsextil zur Sonne sowie ein Quadrat zu Neptun und lief auf die Konjunktion mit Venus und das Halbsextil zu Saturn zu, während der ☊-AP im Trigon zur Jupiter/Pluto-Konjunktion stand.

Niki Radix AP Frühjahr 1937

Aufgrund ihres energischen Temperaments musste Niki mehrmals die Schule wechseln, beginnend im Jahr 1941 mit zehn Jahren. Sie zog zu ihren Großeltern mütterlicherseits nach Princeton, New Jersey, wo sie die örtliche Public School besuchte. Mit elf Jahren kehrte das Mädchen 1942 zu ihren Eltern an die Upper East Side zurück und besuchte dort von 1942 bis 1944 die Brearley School. Damals begann der sexuelle Missbrauch durch ihren Vater, vermutlich seit der Zeit, als der Radix-AP in das Zeichen Steinbock eintrat und dessen im eigenen Domizil stehenden Herrscher Saturn sowie die im gegenüber liegenden Zeichen Krebs stehende Konjunktion zwischen Jupiter und Pluto plötzlich in das Bewusstsein des Mädchens katapultiert wurden. Der ☊-AP bildete gleichzeitig ein Trigon zu Merkur. Transit-Pluto lief gerade über den Radix-Mars in Opposition zum Radix-Mond, während der Transit-Mars im Juni 1942 über Radix-Pluto lief.

Niki las in dieser „plutonischen“ Zeit Texte von Edgar Allen Poe, die griechischen Tragödien sowie Werke von William Shakespeare und begann, selbst Gedichte zu schreiben. Sie schloss Freundschaft mit Jackie Matisse, der Enkelin des Malers Henri Matisse. Nach zwei Jahren wurde Niki jedoch erneut von der Schule verwiesen, als sie die Feigenblätter der griechischen Skulpturen auf dem Schulgelände mit hellroter Farbe bemalte. Trotzdem sagte sie später, dass sie dort zur „Feministin wurde. Sie haben uns eingetrichtert, dass Frauen Großes vollbringen können und müssen.“

Die Eltern schickten den Teenager daraufhin auf eine Klosterschule in Suffren, New York. Der Radix-AP beginnt in der Saturn/Mond-Kippstelle befindlich mit der Opposition zur Jupiter/Pluto-Konjunktion im Frühjahr 1945 deren absteigenden AP-Aspektzyklus, in deren Verlauf Niki diese mächtige kreative Potenz sinnenwacher Beobachtung patriarchaler Machtstrukturen in den nächsten drei Jahrzehnten Schritt für Schritt erforschen und in ihrer späteren künstlerischen Arbeit schöpferisch in ihre Kunst einfließen lassen wird.

Als sich beide Alterspunkte mit 16 Jahren das erste Mal im 3. Haus in Konjunktion mit dem Mond kreuzten, machte Niki im Jahr 1947 schließlich nach einem weiteren Schulverweis an der streng katholischen Mädchenschule Oldfield High School in Glencore in Maryland ihren Abschluss. Die Mond/Mars-Opposition liegt exakt auf der Achse der beiden Kreuzungspunkte, die im ☊-Horoskop das gesamte Aspektbild nach rechts umkippt. Lediglich Uranus und Jupiter/Pluto liegen auf der jeweils anderen Seite, und sind zudem kaum in das restliche Aspektbild eingebunden. Ihre geistige Potenz musste innerlich erst entdeckt werden.

Nikis Flucht in die Konvention

Mit 18 Jahren begann Niki im Jahr 1949 eine Karriere als Model. Fotos von ihr erschienen in der Vogue, in Harper’s Bazaar sowie auf dem Cover des Life Magazines. Nachdem sie mit Harry Mathews, ihrem inzwischen 19jährigen Freund aus Kindertagen durchgebrannt war, um der familiären Enge zu entkommen, heiratete sie ihn auf Anraten ihrer Mutter. Harry entstammte einer New Yorker Familie der oberen Mittelklasse und studierte in Princeton Musik. Eine gemeinsame Zukunft schien der Mutter offenbar sicher zu sein. Die Trauung fand am 6. Juni 1949 vor einem New Yorker Richter statt, die kirchliche Feier im Jahr darauf in der French Church in New York. Der Radix-AP erreichte das Quincunx zur Jupiter/Pluto-Konjunktion, der ☊-AP die Opposition. Harry setzte sein Studium an der Harvard-Universität fort, während Niki erste Ölbilder und Gouachen malte. Am 23. April 1951 kommt ihre Tochter Laura zur Welt. Der Radix-AP lief auf das Trigon zu Merkur zu, der ☊-AP auf das Quadrat zu Uranus.

Kunst als Heilungsprozess

Niki arbeitete weiter als Fotomodell für internationale Magazine, bis Harry und sie 1952 beschlossen, nach Frankreich umzusiedeln. Niki besuchte in Paris eine Schauspielschule und reiste mit ihrer Familie in den Sommermonaten durch Südfrankreich, Spanien und Italien. Ihre Metamorphose vom Fotomodell und Ehefrau Niki Mathews zur feministischen Künstlerin Niki de Saint Phalle begann im Jahr 1953, als sie mit 22 Jahren einen Nervenzusammenbruch erlitt. Niki und Harry führten zwar eine moderne, offene Beziehung in der Art der Bohemiens, doch plötzlich attackierte Niki eines Tages, scheinbar aus dem Blauen heraus, in einem manischen Anfall Harrys Geliebte und drohte anschließend, sich selbst mit Schlaftabletten umzubringen. Harry ließ sie in die psychiatrischen Klinik in Nizza einweisen, wo Niki wieder mit dem Malen begann und dabei feststellte, dass diese Betätigung einen positiven weil heilenden Einfluss auf ihre Stimmungen ausübte. Der ☊-AP trat in das Zeichen Schütze ein mit Venus darin, während der Radix-AP mitten in der Opposition zu Neptun feststeckte mit einem Quadrat zur Venus, einem Trigon zur Sonne und einem Sextil zu Saturn. Im Juli 1953 fand außerdem eine Saturn/Neptun-Konjunktion auf 21° Waage statt, die ein herausforderndes Quadrat zur Jupiter/Pluto-Konjunktion bildete, über die zudem Transit-Uranus lief. Vermutlich erlebte Niki im Sommer 1953 eine Retraumatisierung ihrer eigenen Missbrauchserfahrungen im Jahrzehnt zuvor, die jetzt durch den Prozess des Malens einer therapeutisch begleiteten Bewusstwerdung zugänglich wurden:

„Ich begann mit den Verrückten zu malen…
Ich entdeckte dort das dunkle Universum des
Wahnsinns und seine Heilung. Ich lernte,
meine Gefühle, die Ängste, die Gewalt, die
Hoffnung und die Freude in Malerei umzusetzen.“

Im September 1954 zog die angehende Künstlerin mit ihrer Familie nach Deyà auf Mallorca, wo Niki ein halbes Jahr später am 1. Mai 1955 ihren Sohn Philip zur Welt brachte (Radix-AP Trigon und ☊-AP Quincunx Jupiter/Pluto). Sie begann die Werke von Antoni Gaudí zu studieren und besuchte im folgenden Jahr in Barcelona den berühmten, von Gaudí gestalteten Park Güell, der sie tief beeindruckte.

Im August 1956 kehrt die Familie Mathews nach Paris zurück, wo sie den Schweizer Bildhauer und Maler Jean Tinguely kennenlernten, den Hauptvertreter der kinetischen Kunst. Sowohl in Tinguelys wie auch in Nikis Radix bildete der Radix-AP ein Trigon zu Pluto, der bei Tinguely in Konjunktion zu Mars bzw. bei Niki zu Jupiter steht. Seit diesem Jahr signierte Niki ihre Arbeiten nicht mehr mit Niki Mathews, sondern mit ihrem Geburtsnamen Niki de Saint Phalle, ein weiterer wichtiger Schritt zur Emanzipation und zur Befreiung der Vorstellung des eigenen ICH von Fremdeinflüssen.

Gaudís Werke inspirierten Niki, eigene Skulpturengärten zu entwerfen und verschiedene Materialien und gefundene Objekte in ihrer Kunst einzusetzen. Sie schuf Ölbilder mit Tieren, Göttinnen, Bräuten, Schlangen, Monstern, Schlössern, Mond, Sonne und Sterne. Später ab 1958, kamen sogar gefährliche oder schmerzhafte Dinge wie Nägel, Scherben, Werkzeuge und Pistolen dazu, die sie auf Holzplatten in Gips oder Kunststoff einschloss und in ihre Reliefs und Assemblagen einarbeitete. Tinguely half ihr bei der Umsetzung ihrer ersten Skulptur, indem er ihr die eiserne Grundstruktur baute, die sie dann mit Gips überzog und bunt bemalte.

Nachdem Niki im Dezember 1959 ihre erste Saturn-Wiederkehr erlebte, fasste sie den Entschluss, sich künftig mehr auf sich selbst und ihre künstlerische Arbeit zu besinnen und trennte sich freundschaftlich in gegenseitigem Einvernehmen von ihrem Mann Harry, der sich fortan um die gemeinsamen Kinder kümmerte. Der Radix-AP auf 5° Widder zündete wieder die komplexe Sechseck-Figur an mit grün-blauen Aspekten zum Leistungsdreieck Sonne/Mond/Mars und weiteren Aspekten zu Neptun (Quincunx), Venus (Trigon) und Saturn (Quadrat).

Die wütende Amazone

Portrait of my Lover

Im Februar 1960 präsentierte Niki ihr Werk ‚Saint Sébastien Or Portrait Of My Lover‘ im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Es zeigt einen Oberkörper mit Hemd und Krawatte, doch anstelle des Kopfes montierte die Künstlerin eine Ziel- oder Dartscheibe, auf die sie das Publikum Pfeile werfen ließ. Sie wollte aus dem Angesicht ihres schwarz-weiß gehaltenen Werkes die Vision eines „blutenden Bildes“ erzeugen, das sie später zur Pop-Gun-Technik der „Schießbilder“ weiterentwickeln sollte. Diese Kunstform definiert sich durch Gewalt, Zerstörung und Wiederauferstehung, welche die zentralen Themen ihres Skorpion-Aszendenten und dessen Herrschers Pluto widerspiegelten, wobei die Anwesenheit des Publikums und die gemeinschaftliche Arbeit daran essenziell waren. Damit gelang Niki de Saint Phalle der Durchbruch in Paris und sie erhielt eine erste Einzelausstellung.

Zuvor jedoch zog die inzwischen 30jährige Künstlerin Ende 1960 in die Künstlersiedlung Impasse Ronsin im Pariser Montparnasse, in der auch Jean Tinguely lebte. Der Radix-AP stand kurz vor der Konjunktion mit Uranus im Quadrat zu Saturn und Trigon Venus, der ☊-AP im Trigon zur Jupiter/Pluto-Konjunktion, die einen weiteren Schritt in Nikis Emanzipierung und Selbstbefreiung bedeuteten. In Tinguelys Horoskop stand der Radix-AP in Opposition zur Venus und der ☊-AP synchron zu Nikis Radix AP-Aspekten im Quadrat zur Merkur/Saturn-Opposition und Trigon zur Venus.

Zerstören und Erschaffen

Am 12. Februar 1961 fand im Hinterhof ihres Ateliers eine erste Schießaktion statt, die bis 1963 insgesamt zwölf Mal wiederholt wurde. Geladene Künstlerfreunde schossen auf weiße Gipsreliefs, in die mit Farbe gefüllte Blasen oder Beutel eingearbeitet waren. Sie zielte damit auf gesellschaftliche Normen und die Grenzen der bürgerlichen Welt, aus der Niki stammte und die sie traumatisierten. Da sie ihrem Publikum erlaubte, selbst auf ihre Werke zu schießen, gab sie ihre alleinige Autorinnenherrschaft zugunsten des Miteinanders von Künstlerin, Werk und Publikum auf. Die „Schießbilder“ (franz. tirs) wurden im Laufe des Jahrzehnts zunächst zu öffentlichen Aktionen und dann zu immer größeren Happenings. Transit-Pluto, der esoterische Zeichenherrscher des Skorpion-Aszendenten, stand in Konjunktion mit Transit-Mondknoten und lief über den Radix-Neptun. Gleichzeitig aspektierte Pluto die Radix-Venus im Quadrat und den Radix-Saturn im Trigon. Der Jupiter/Saturn-Transit fand im Quadrat zur Radix-Mondknotenachse statt. Ihre erste Einzelausstellung im Juli 1961 war mit ‚Tirs à volonté‘ (Schüsse nach Belieben) betitelt: zwei Wochen lang durften alle Besucherinnen und Besucher auf die Werke an der Wand schießen.

Im August 1961 erhielten Niki und Jean Tinguely eine Einladung des surrealistischen Malers Salvador Dalí, für einen Stierkampf einen lebensgroßen explodierenden Stier (‚Toro de Fuego‘) zu schaffen. Jean und Niki stellten ihn gemeinsam aus Gips, Papier und Feuerwerkskörpern her und ließen die Skulptur nach Beendigung des Stierkampfs in der Arena explodieren. Nikis ☊-AP vollendete das Trigon zur Jupiter/Pluto-Konjunktion, während der Radix-AP bereits am 23. Juli 1961 die Konjunktion mit Uranus erreicht hatte.

Heads of State Frühjahr 1963

Im Frühjahr 1962 setzte Niki ihre Schießaktionen an der kalifornischen Westküste fort und trat dabei erstmals in einem weißen Overall vor ihr Publikum. Sie schießt selbst in den Hügeln oberhalb von Malibu auf ihr Werk und inszeniert sich als selbstsichere, beherrschende Künstlerin in einem sich rituell wiederholenden Schaffensprozess. In der männlich dominierten Kunstwelt repräsentierte Niki de Saint Phalle eine starke weibliche Position und widersetzte sich so dem damals in der Gesellschaft vorherrschenden Frauenbild. Sie schoss auch auf die Machthaber der damaligen Zeit, auf Chruschtschow und Kennedy, die im Oktober 1962 die Welt an den Rand des dritten Weltkriegs führten.

King Kong Frühjahr 1962

Die politische Dimension wurde vor allem in „King Kong“ präsent, als sie im Frühjahr 1962 auf satirische Masken von Fidel Castro, John F. Kennedy, Nikita Chruschtschow und Karl Marx schoss. Im Frühjahr 1963 beendete sie mit „Heads of State“ die Werkserie der „Schießbilder“, deren Erschaffung nach eigener Aussage wie eine Sucht auf sie wirkte. Der Radix-AP erreichte mit dem Quadrat auf die Jupiter-Pluto-Konjunktion und in Konjunktion mit dem aufsteigenden Mondknoten einen Krisenpunkt in der Verwirklichung ihrer transformativen Kraft, die zeitgleich mit dem Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy auch in der Außenwelt ihren Höhepunkt erlebte.

Nana Power – Die fröhlich befreite Frau

Die nach 1963 entstandenen Assemblagen und Skulpturen zeugen von der Bedeutung, die das Thema „weibliche Identität“ für Niki de Saint Phalle hatte. Durch die Schwangerschaft ihrer Freundin Clarice Rivers inspiriert, entwickelte Niki de Saint Phalle im Sommer 1965 kleine Frauenfiguren aus Stoffresten, Wolle und Draht, die einen betont rundlichen und üppigen Körper hatten und im Verhältnis dazu einen recht kleinen Kopf. Sie nannte diese Figuren Nana (franz. ‚Dame‘ oder ‚Huhn‘), ein aus der Babysprache entwickelter Name.

„Meine erste Ausstellung mit Nanas nannte ich „Nana Power“. Für mich waren sie das Symbol einer fröhlichen befreiten Frau. Heute nach beinahe 20 Jahren sehe ich sie anders. Ich sehe sie als Vorboten eines neuen matriarchalischen Zeitalters, von dem ich glaube, dass es die einzige Antwort ist. Sie repräsentieren die unabhängige, gute, gebende, glückliche Mutter.“

Beide Alterspunkte standen Mitte Juli 1965 in Opposition zueinander (dem Gegenpunkt zum Kreuzungspunkt, an dem beide Alterspunkte in Konjunktion zueinander stehen): der Radix-AP auf 0° Stier und der ☊-AP auf den letzten Bogenminuten des Zeichens Skorpion im Übergang zum Venus-Zeichen Waage. Standen die Jahre zuvor noch mit den Alterspunkten in den von Mars regierten Zeichen unter dem Eindruck von Krieg und Aggression, begann nun eine vom Planeten Venus geprägte Lebensphase. Gleichzeitig standen beide Alterspunkte in Konjunktion bzw. Opposition zu Merkur, der als Planet mit der höchsten Gradzahl im Zeichen auch als ein beweglicher Signifikator für die Seele oder das Zentrum des unvergänglichen und unzerstörbaren göttlichen Bewusstseins des Menschen gilt (Atma-Karaka).

Uranus/Pluto-Konjunktionen

Schon bald wechselte Niki ihre Technik und arbeitete vorwiegend mit dem hochgiftigen Polyester, um überlebensgroße Nanas schaffen zu können. Sie träumte von riesigen, bunten Nanas, die in Parks und der Landschaft standen und die Macht über die Welt übernahmen. Mit ihrer Losung „Alle Macht den Nanas!“ griff sie den Zeitgeist der Uranus/Pluto-Konjunktion auf, welche die geistigen Geschlechts-Leitbilder oder archetypischen Rollenmodelle von Mann und Frau, von Animos (Pluto) und Anima (Uranus) auf null zu setzen schienen und so der neu aufkeimenden Frauenbewegung der 1960er Jahre neuen Antrieb gaben.

Venus von Willendorf

Zunächst nur als Figur gestaltet, wurden die Nanas bald auch auf Plakaten, Schmuckstücken und Parfümflakons als Symbol für das weibliche Selbstbewusstsein gesehen. So entstand noch im gleichen Jahr in der niederländischen Stadt Zevenaar die zwei Meter hohe Skulptur Lili ou Tony. Im Jahr darauf installierte sie in Stockholm eine 29 Meter lange liegende Skulptur mit dem Namen Hon (schwedisch: ‚sie‘), die durch die Vagina betreten werden konnte und in deren Innerem sich unter anderem eine Bar und ein Kino befanden. Bemalt wurden die Nanas mit reinbunten Farben. Ihre rundlichen und stark abstrahierten Formen als Symbol für weibliche Fruchtbarkeit und Sexualität, ihre fröhliche Farben und der Materialmix erinnern den Betrachter an mythische Urmütter bzw. an Darstellungen steinzeitlicher Figuren wie der Venus von Willendorf, die bis heute de Saint Phalles Markenzeichen sind.

Niki + Jean Tinguely Altersprogression EXPO ’67

Gemeinsam mit Jean Tinguely entwarf Niki de Saint Phalle für die Expo `67 in Montreal neun bemalte Skulpturen und Jean Tinguely sechs kinetische Kunstobjekte unter dem Titel „Le paradis fantastique“. Seit Ende 1968 litt Niki de Saint Phalle an starken Atembeschwerden, die durch die giftigen Polyesterdämpfe und den Polyesterstaub verursacht wurden. Am 13. Juli 1971 heirateten Niki und Jean im schweizerischen Soisy.

Niki + Jean Tinguely AP 13.07.1971 Hochzeit

Der Tarot-Garten

Aufgrund der Lungenbeschwerden, die Niki sich durch die Arbeit mit Polyester zugezogen hatte, verbrachte sie 1974 einige Monate zur Erholung in St. Moritz, wo sie ihre alte Freundin Marella Caracciolo wiedertraf, die sie in den 1950er Jahren in New York kennengelernt hatte und die inzwischen mit dem Vize-Präsidenten des FIAT-Konzerns Giovanni Agnelli verheiratet war. Erste Ideen zu einem Skulpturengarten hatte sie bereits im Herbst 1954 während ihres Aufenthaltes auf Mallorca. Die Idee der Verwirklichung eines Skulpturengartens als Rückzugsort von allem Kummer fanden bei Marella und ihren beiden Brüdern Gefallen. Die Familie stellte Niki einen Hügel eines ehemaligen Steinbruchs in Garavicchio in der südlichen Toskana zur Verfügung, um dort ihr Projekt in die Tat umzusetzen. Als Vorbild diente ihr das Kartenspiel Tarot de Marseille aus dem 18. Jahrhundert, das vor allem zum Wahrsagen verwendet wird.

Niki + Jean Tinguely Radix AP Frühjahr 1980 – Tarotkarte „Hohepriesterin“

Niki arbeitete rund zwanzig Jahre am Tarot-Garten. Sie schuf 1976 erste Entwürfe, drei Jahre später wurden die Fundamente gelegt und 1980 begannen die Arbeiten an der „Hohepriesterin“. Saint Phalle bezog ein Häuschen in der näheren Umgebung und beschäftige vor allem einheimische Handwerker für das Bauvorhaben. Damit besserte sich die allgemeine Stimmung im Ort erheblich, da viele Bewohner dem Projekt zunächst sehr skeptisch gegenüberstanden. Jean Tinguely schweißte mit Freunden die baumhohen Eisengerüste für die ersten Figurengruppen zusammen. Da das gesamte Projekt von der Künstlerin selbst finanziert wurde, entwarf sie 1982 hierzu ein eigenes Parfum in blau-goldenem Flakon. Im selben Jahr wurde die Figur der „Herrscherin“ fertiggestellt, in der die Künstlerin in den folgenden sieben Jahren lebte. Im Juni 1996, etwa zwei Jahre vor der Fertigstellung, wurde der Tarot-Garten erstmals für Besucher geöffnet. Die feierliche Eröffnung fand am 15. Mai 1998 statt.

Die Eröffnung des Tarot-Gartens sollte Jean Tinguely, der seit 1986 mit der 37jährigen Bulgarin Milena Palakarkina zusammenlebte, nicht mehr erleben, denn er stirbt mit 66 Jahren am 30. August 1991 an den Folgen eines Schlaganfalls. Nikis Alterspunkte aspektierten die Jupiter/Pluto-Konjunktion sowie den Zwergplaneten Ceres. Tinguelys ☊-AP stand in Konjunktion mit Nikis Neptun.

Niki + Jean Tinguely Radix AP 30.08.1991

Niki de Saint Phalle selbst stirbt am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren im kalifornischen San Diego. In Europa war es bereits der 22. Mai 2002, der 77. Geburtstag ihres elf Jahre zuvor verstorbenen Freundes, Liebhabers, Ehepartners, Konkurrenten und Mitarbeiters Jean Tinguely, die beide in ihrer Kunst vereint waren.

Niki de Saint Phalle Radix Altersprogression


Literatur:
Kunsthalle Schirn: Digitorial Niki de Saint Phalle
Niki de Saint Phalle
Dewiki: Niki de Saint Phalle
The Art Story: Niki de Saint Phalle
Giardino dei Tarocchi
Art in Words: Niki de Saint Phalle
Das kreative Universum: Niki de Saint Phalle
Venus von Willendorf
Starfish-Blog: Das Uranus/Pluto-Quadrat 2015

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