Steinbock



Die zehnte Arbeit des Herkules

Die zehnte Arbeit 

Das Erschlagen des Cerberus, des Wächters des Hades 

(Steinbock, 21. Dezember – 20. Januar) 

Die Sage 

«Das Licht des Lebens muss jetzt hinausleuchten in eine Welt der Finsternis», erklärte der große Eine, der den Vorsitz führt. Der Lehrer verstand. 

«Der Sohn des Menschen, der gleichermaßen ein Sohn Gottes ist, muss nun das zehnte Tor durchschreiten», sagte er. «Noch in dieser Stunde wird Herkules gehen.» 

Als Herkules ihm gegenüberstand von Angesicht zu Angesicht, ihm, der sein Führer war, sprach dieser: 

«Tausend Gefahren hast du getrotzt, o Herkules, und vieles ist erreicht. Weisheit und Stärke sind jetzt dein. Willst du sie nutzen, um einen zu erretten, der sich in Seelenangst verzehrt und Beute wurde unaufhörlich großer Pein?» 

Der Lehrer berührte sanft des Herkules Stirn. Vor dessen innerem Auge stieg eine Vision auf. Ein Mann lag ausgestreckt auf einem Felsen und stöhnte als ob das Herz ihm brechen müsste. Hände und Glieder waren gefesselt, die dicken Ketten, die ihn banden, waren an eiserne Ringe geschmiedet. Ein Geier, wild und angriffslustig, hackte nach der Leber des hingestreckten Opfers. Ein Blutstrom rann aus seiner Seite. Der Mensch hob die gefesselten Hände und schrie um Hilfe. Doch vergebens verhallten seine Rufe in der Öde und wurden vom Wind verschlungen. Die Vision schwand. Herkules stand wie zuvor zu Seiten seines Führers. 

«Der Gefesselte, den du gesehen, heißt Prometheus», sagte der Lehrer. «Seit vielen Jahrhunderten hat er so gelitten und kann dennoch nicht sterben, denn er ist unsterblich. Vom Himmel stahl er das Feuer und dafür wurde er bestraft. Der Platz an dem er liegt ist uns bekannt als Hölle, er ist Bereich des Hades. Für ihn, Prometheus, bist du als Retter aufgerufen, o Herkules. Geh‘ nun hinunter in die Tiefen und dort, auf deren äußeren Ebenen, erlöse ihn von seinem Leid.» 

Nachdem er gehört und verstanden hatte, machte sich der Menschensohn, der gleichfalls ein Sohn Gottes ist, auf seine Suche und schritt durch das zehnte Tor. (Siehe auch unter der 3. Arbeit) 

Abwärts und immer abwärts wanderte er in die bindenden Welten der Form. Die Atmosphäre wurde erstickend, die Finsternis immer tiefer. Doch war sein Wille fest. Der Abstieg in die Tiefe dauerte unendlich lang. Allein, und dennoch nicht allein wanderte er weiter, denn als er in sich lauschte, hörte er die silberne Stimme Athenes, der Göttin der Weisheit und die stärkenden Worte des Hermes. 

Endlich gelangte er zu dem dunklen, vergifteten Fluß Styx einem Fluß, den die Seelen der Abgeschiedenen überqueren müssen. Ein Obolus war zu entrichten an Charon, den Fährmann, damit er sie zur andern Seite bringe. Der düstere Besucher von der Erde erschreckte Charon und, ganz seinen Lohn vergessend, setzte er den Fremden über. 

Jetzt hatte Herkules endlich den Hades betreten, eine düstere, neblig verschwommene Region, wo die Schatten, die Hüllen der Abgeschiedenen an ihm vorüberglitten. 

Als Herkules Medusa sah, das Haar verschlungen mit züngelnden Schlangen, ergriff er sein Schwert und hieb nach ihr, traf aber nichts als leere Luft. 

Durch labyrinthische Pfade verfolgte er seinen Weg, bis er an den Hof des Königs kam, zu Hades, der die Unterwelt regiert. Dieser Finstere saß grimmig, gefährlich und starr aufgerichtet auf seinem pechschwarzen Thron, als Herkules nahte. 

«Was suchst du, lebendiger Sterblicher in meinem Reich?» frug Hades, und Herkules erwiderte: «Ich will den Prometheus befreien!» 

«Der Weg ist bewacht von dem Ungeheuer Cerberus, einem Hund mit drei großen Häuptern, ein jedes von ihnen mit Schlangen umwunden», antwortete Hades. «Wenn du ihn mit deinen bloßen Händen überwinden kannst, eine Tat die noch keiner vollbrachte, so magst du den leidenden Prometheus losbinden.» 

Mit dieser Antwort zufrieden schritt Herkules weiter. Bald sah er den dreiköpfigen Höllenhund und hörte sein durchdringendes Gebell. Fletschend sprang der Hund ihn an. Die erste der Kehlen des Cerberus packend, hielt Herkules ihn wie in einem Schraubstock. Zu wahnsinniger Wut getrieben schlug das Ungeheuer um sich. Schließlich ließ seine Kraft nach und Herkules bemeisterte ihn. 

Nachdem dies geschehen war ging Herkules weiter und fand Prometheus. Er lag auf einer Felsenplatte in qualvoller Pein. Schnell zerbrach Herkules die Ketten und setzte den Leidenden frei. 

Dann wandte er sich um und kehrte zurück, wie er gekommen war. Als er die Welt der lebenden Dinge wieder erreichte, fand er dort seinen Lehrer. 

«Das Licht scheint jetzt in der Welt der Finsternis,» sagte dieser. «Die Arbeit ist vollendet. Ruhe nun, mein Sohn.» 

  1. M.

Prolog 

Das Zeichen Steinbock, sagt der Tibeter, ist eines der Zeichen, über das es am schwierigsten ist zu schreiben. Es sei das geheimnisvollste aller zwölf Zeichen. Das fanden auch wir. Selbst das Symbol des Zeichens ist niemals genau bezeichnet worden, weil seine korrekte Darstellung ein Einströmen von Kraft verursachen würde, das unerwünscht wäre; dieses Symbol ist «der Namenszug Gottes» genannt worden. 

Am Fuß des Berges sucht die Ziege, der Materialist, ihre Nahrung an dürren Plätzen. Weiter oben findet der «Sündenbock» die Blumen erfüllter Wünsche, jede mit ihren eigenen Dornen der Übersättigung und Enttäuschung. Auf dem Gipfel des Berges sieht die heilige Ziege die Vision, und der Eingeweihte erscheint. In anderen Schriften sind die Symbole die Ziege, das Krokodil und das Einhorn. 

Eine der Legenden legt das Hauptgewicht auf den Abstieg in die Hölle, (die Befreiung der Menschheit in Gestalt des gepeinigten Prometheus). Eine andere beschäftigt sich mehr mit Cerberus; in manchen wird er erschlagen, in anderen zur Erde hinaufgebracht. Wir überlassen der Betrachtung des Lesers die geistige Bedeutung dieser unterschiedlichen Darstellungen. 

Man erinnert sich, dass der getaufte Jesus dem Glaubensbekenntnis zufolge «zur Hölle hinabstieg.» Warum wohl? Sicherlich, weil seine allumfassende Liebe auch die sogenannten «verlorenen Seelen» einbezog, denn es wird auch gesagt, Christus wache über die Menschheit bis auch der letzte «der Kleinen» zurückgefunden hat. 

Und wer von uns wäre fähig, den «Namenszug Gottes» zu deuten? In aller Bescheidenheit stellen wir diese Fragen der Kontemplation des Lesers anheim. Es wird uns gesagt, dass der Steinbock-Geborene kniend sein Herz und sein Leben der Seele darbietet. Und erst, wenn er ein Selbsteingeweihter ist, können ihm die Geheimnisse des Lebens und der höheren Kräfte anvertraut werden. 

Auslegung der Aufgabe im Steinbock 

Es gibt zwei Tore von überragender Bedeutung: Krebs führt in das, was wir irrtümlich Leben nennen, und Steinbock führt in das geistige Reich. Steinbock, das Tor durch das wir schließlich gehen, wenn wir uns nicht mehr länger mit der Formseite des Daseins identifizieren, sondern mit dem Geist. Das ist es, was «eingeweiht zu sein» bedeutet. 

Ein Eingeweihter ist ein Mensch, der sein Bewusstsein nicht mehr in seinem Denken, seinen Wünschen oder seinem physischen Körper konzentriert. Er kann diese benutzen wenn er will und tut es auch, um der ganzen Menschheit zu helfen, aber sein Bewusstsein ist nicht dort konzentriert, sondern in dem, was wir die Seele nennen, in jenem unseres Aspekts, der frei ist von der Form. Es ist das Seelenbewusstsein, in dem wir schließlich im Steinbock funktionieren, uns selbst als Eingeweihte erkennen und in zwei große, universale Zeichen des Dienens für die Menschheit eintreten. Es ist interessant, dass wir uns im Wassermann symbolisch mit Tieren als Maße beschäftigen, denn in diesem Zeichen hat Herkules die Aufgabe, die Augias-Ställe zu säubern, seine erste Arbeit als Weltjünger. In den Fischen fängt er nicht den Bullen, sondern alle Ochsen, und trägt so die Idee der Universalität der Weltarbeit, des Gruppenbewusstseins und des universalen Dienens in unser Bewusstsein. 

Solltet Ihr im Zeichen Steinbock geboren sein, dann bildet Euch bitte nicht etwa ein, dass Ihr deshalb ein Eingeweihter seid. Die Betonung muss auf einem Sinn für Proportion und den Entwicklungsstand gelegt werden. Aspiranten leiden entweder an einem Minderwertigkeitskomplex, der ihnen das Gefühl gibt, es sei unmöglich, irgend etwas zu tun; oder sie haben eine übertriebene Auffassung von ihrer Wichtigkeit. Sie besitzen bereits einen Anflug von Seelenbewusstsein, aber nur einen Anflug, von dem sie aber glauben, dies sei bereits das Ganze. Dadurch entsteht Aufgeblasenheit und das beweist einen mangelnden Sinn für Proportion. 

Steinbock symbolisiert die dritte Einweihung, die erste der Haupteinweihungen. Bei Matthäus 17 lesen wir, dass Christus drei Jünger nämlich Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen hohen Berg nahm und vor ihren Augen verklärt wurde. Sie fielen auf ihr Angesicht nieder und Petrus sagte: «Hier lasst uns drei Hütten bauen.» In der Hinduphilosophie heißt dies: «Die Einweihung des Menschen der seine Hütte baut.» Petrus, der Felsen oder Grundstein, ist das Symbol des physischen Körpers. Jakobus, der Täuscher, symbolisiert die emotionale Natur, die Quelle aller Verblendung. Johannes symbolisiert das Denken; der Name bedeutet: «Der Herr hat gesprochen.» Hier haben wir die Symbolik dreier Aspekte der Persönlichkeit, die vor dem im Steinbock verklärten Christus auf ihr Angesicht fällt. 

Bedeutungen des Zeichens 

Das ist das Zeichen der Bergziege, ein übermenschliches, ein Universales und unpersönliches Zeichen. Alle Aufgaben des Herkules betrafen bis hierher seine eigene Befreiung. Jetzt kommen wir zu drei Zeichen, die keine Beziehung zu seinen persönlichen Errungenschaften haben. Er ist frei. Er ist ein Eingeweihter, ein Weltjünger. Er ist Runde um Runde um den Zodiak gewandert, hat alle Lektionen der Zeichen gelernt und den Berg der Einweihung erklommen; er hat die Verklärung erfahren; er ist vollständig frei und kann nun universal an Aufgaben arbeiten, die keinerlei Beziehung zu ihm selbst haben. Er wirkt als ein übermenschliches Wesen in einem menschlichen Körper. Die großen Entwicklungsstadien auf dem Pfad der «Erweiterungen», die wir Einweihungen nennen, werden im Gehirn registriert und werden Euch nicht von jemand anderem mitgeteilt. Ich bin niemals einem echten Eingeweihten begegnet, der zuzugeben gewillt war, er sei ein Eingeweihter – niemals. Das Merkmal des Eingeweihten ist Schweigen. Steinbock ist ein trauriges Zeichen, es ist das Zeichen intensiven Leidens und der Einsamkeit, denn auch das sind Merkmale des Eingeweihten. 

Unpersönlichkeit beruht auf einer grundlegenden Persönlichkeitsvollendung. Man muss zuerst ungeheuer persönlichkeitsverhaftet gewesen sein, ehe man die Bedeutung der Unpersönlichkeit erkennen kann. Das klingt paradox, aber man kann Unpersönlichkeit tatsächlich nicht erreichen, wenn die Versuchung nicht besteht, persönlich zu sein. Die Unpersönlichkeit, die wir entwickeln müssen, ist eine Erweiterung der persönlichen Liebe zu einem Einzelwesen, zu unserer Familie, unserem Freundeskreis in genau dieselbe Haltung gegenüber der Menschheit; aber sie hat nichts mit Sentimentalität zu tun. Wir können die ganze Menschheit lieben, weil wir die Bedeutung persönlicher Liebe kennen; und diese gleiche Liebe müssen wir allen angedeihen lassen, wie wir sie in gleicher Weise unseren Nahestehenden gegeben haben. Unpersönlichkeit ist kein sich Abschließen, kein Mauern aufrichten, sondern bedeutet vielmehr, alle zu lieben, weil wir fähig sind, die Menschen so zu sehen, wie sie wirklich sind, mit all ihren Fehlern und Mängeln und ihren Vorzügen, kurz allem, was sie zu dem macht, was sie sind. Und, trotzdem wir sie so sehen, sie dennoch zu lieben. In den «Regeln des Pfades» steht geschrieben: «Jeder sieht und weiß um die Schändlichkeit eines jeden anderen. Trotz dieser großen Enthüllung gibt es jedoch kein Umkehren, keine gegenseitige Verachtung und kein Wanken auf dem Weg.» Das ist der Zustand, der in Steinbock erreicht werden muss. Was wir da entwickeln müssen, kommt nicht durch Verhärtung des Herzens, noch durch starke Absonderung, oder indem wir auf einen Sockel steigen. 

Der Weltjünger tut nicht nur was Herkules tat, nämlich in die Hölle hinuntersteigen, um Cerberus zu besiegen, sondern er wirkt auch alle Zeit unter den Menschen und ist an ihnen interessiert. Er ist unpersönlich. Ich frage mich, ob sich diese Unpersönlichkeit nicht weit mehr auf uns selbst bezieht als auf andere Personen. Wir sprechen von unserem unpersönlichen Handeln. Wären wir bei der Beschäftigung mit uns selbst ganz unpersönlich, dann würden unsere Reaktionen auf unsere Mitmenschen genau richtig. 

Konstellationen 

Es gibt drei Konstellationen, die mit dem Zeichen Steinbock verknüpft sind. Eine davon heißt Sagitta, der Pfeil. Es besteht zwischen ihr und dem Zeichen Schütze kein Zusammenhang (Schütze: sagittarius). Hier hatten wir den Bogenschützen mit dem Pfeil, mit dem der vollbringende Aspirant die Persönlichkeit durchbohrt. Sagitta ist der Pfeil, der aus einer kosmischen Quelle kommt und das Herz des Sohnes Gottes durchbohrt, den wir Christus nennen. Er ist der uns nächste der großen Welterlöser, «ein Mann der Schmerzen, der den Kummer kennt.» Er wurde von dem Pfeil Sagitta durchbohrt, dem kosmischen Pfeil. 

Der hebräische Name für diesen Pfeil bedeutet «der Verlassene», und der Pfad, den jeder Jünger geht, ist notwendig ein einsamer Weg. Der Pfad des Eingeweihten ist noch weit einsamer. Der Pfad eines Welterlösers ist der einsamste von allen. Ich denke mir, dass dieser Zustand aber erleichtert werden wird. Seit Urzeiten sind diese Großen hervorgekommen, einer hier – der andere dort. Habt Ihr jemals über ihre Einsamkeit nachgedacht? Sie hatten Niemanden, der sie verstand. Aber jetzt gibt es so viele Aspiranten und so viele auf dem Pfad der Jüngerschaft, dass das in der Welt sich zeigende Gruppenbewusstsein viel eher in Gruppeneinsamkeit resultieren wird als in Einsamkeit eines einzelnen. 

Aquila, der Adler wird sowohl zu Steinbock als auch zu Schütze in enge Beziehung gebracht. Wir haben den Vogel des Lichts (das Symbol des höchsten Aspekts des Menschen), der sich als die Seele manifestiert (den zweiten Aspekt), die ihr Werk vollendet hat. 

In Delphinus haben wir eine sehr interessante Konstellation, die ein erstaunliches Stück Symbolik enthält. Er wird in einem alten Zodiak als ein äußerst lebhafter Fisch dargestellt, der spielend aus dem Wasser in die Luft springt. Das ist das Symbol des Sohnes Gottes, der unter dem Gesetz wirkend Form annimmt und im Wasser und in der Luft lebt. Und da er nicht mehr an das physische Gesetz gebunden ist, kann er mit den Kräften der Natur spielen. Wir fangen an, etwas über diese Kräfte zu lernen, aber es wird noch einige Zeit dauern, ehe Delphinus der Delphin für uns größere persönliche Bedeutung haben wird. 

Das Erklimmen des Berges 

Steinbock erzählt uns die Geschichte vom Erklimmen des Berges und dem Niedersteigen in die Hölle. Es gibt drei große Aufstiege der Seele. Die Freimaurerei war durch die Zeitalter ein Hüter dieser Tradition. Zuerst das Erheben der Materie in den Himmel; das finden wir in Jungfrau. Dann das Emporheben der psychischen Natur über das Sonnengeflecht: Man lebt nicht mehr emotionell und selbstzentriert im Sonnengeflecht, sondern ist im Herzen konzentriert und der Gruppe bewusst; die Gefühle und Wünsche beziehen sich auf die Gruppe. 

Man lebt nicht mehr in der animalischen Natur und ist an der Schöpfung auf der physischen Ebene interessiert, sondern man wird ein geistiges Geschöpf, das in mentaler Materie wirkt. Man ist also nicht mehr in der Form verhaftet, sondern man hat sie so gehandhabt, dass sie in das Kopfbewusstsein erhoben ist und vom Kopf aus beherrscht man Kehle, Herz und Sonnengeflecht und jeden Teil des Körpers. Das geschieht aber nicht, indem man sich auf sie konzentriert und über sie nachdenkt, sondern indem man als ein bewusster Sohn Gottes «auf dem Thron zwischen den Augenbrauen» lebt, dem Ajnazentrum, wie der Hindu es nennt, die Entsprechung der Hypophyse. Das ist der zweite große Aufstieg. 

Der letzte Aufstieg ist der, welcher die Emanzipation des Eingeweihten sehr hohen Grades kennzeichnet, der bewusst zum Welterlöser wird. Aber es ist die zweite Einweihung, das Erheben der niederen psychischen Natur, an der wir zu arbeiten haben, so dass jeder Wunsch, jede Stimmung, jede Empfindung «in den Himmel» gehoben wird. 

Vorbereitung für den Abstieg zum Hades 

Es heißt, Herkules habe drei Dinge tun müssen, ehe er in die Hölle hinunterstieg, und interessant ist ihre Reihenfolge. Erst musste er sich selbst läutern. Herkules, ein Sohn Gottes, der triumphiert hatte, der verklärt war, wollte hinunter in die Hölle um zu wirken. Und das Wort erging an ihn, sich selbst zu läutern. Er dachte, er sei doch rein! Es wird uns nicht gesagt, wie er den Prozess der Läuterung unternahm, aber ich glaube, dass er sich in dem uninteressanten Umkreis, in dem er als menschliches Wesen lebte, frei von Reizbarkeit und Selbstsucht zeigen musste. Es gibt eine okkulte Regel, die besagt: «Wenn ihr auf der Leiter der Einweihung in eurem privaten Bereich nicht rein leben könnt, seid ihr weder im Himmel noch in der Hölle von irgendeinem Nutzen.» Was meine ich mit «rein»? Wir benützen das Wort sehr viel in seiner physischen Bedeutung, aber wirklich «rein» ist Freiheit von der Begrenzung der Materie. Wenn ich auf irgendeine Art gefangen bin, und sei es selbst im Denken, das ja auch eine Form subtiler Materie ist, dann bin ich nicht rein. Habe ich selbstsüchtige Empfindungen, bin ich nicht rein. Herkules musste sich selbst reinigen. 

Dann lesen wir, dass er in die Mysterien eingeweiht werden musste. So, wie ich es verstehe (und ich kann mich irren), bedeutet dies, dass man durch die eigene, persönliche Hölle geht, ehe man durch die universale Hölle gehen kann. Man durchlebt im eigenen Leben eine schreckliche Zeit, und man wird eingeweiht, indem man seine eigene Hölle durchmacht. Man lernt das Wesen des Universalen durch individuelle Erfahrung; nur das ist Verwirklichung. Man kann nicht vom Hörensagen lernen. 

Dann, wie es schon in den vorhergehenden Sagen geschah, musste Herkules pausieren und eine Tat des Dienens vollbringen, bevor er sich mit Cerberus abgeben konnte. Er sah zwei Leute angebunden, die von einer Viehherde angegriffen wurden. Er musste sie befreien, ehe er sich mit seinen eigenen Problemen befassen konnte. Immer kommt für den Eingeweihten zuerst das Dienen und jedes andere Vorhaben aufzuschieben, wenn es nötig war, zu helfen. Das ist immer die Geschichte des Eingeweihten, weil diese Haltung auf Gruppenbewusstsein beruht. 

Das Cerberus-Symbol 

Cerberus

Der dreiköpfige Hund Cerberus mit seinem schrecklichen Geheul, mit den Schlangen, die aus seinem Körper wachsen und Schlangen anstelle des Schwanzes – das war der Wächter des Hades. Die drei Köpfe symbolisieren Sensationslust, Begierde und gute Vorsätze. Es ist die Liebe zu Sensationen, welche die Menschheit hin und her treibt, um ihren Hunger im wirtschaftlichen Bereich zu stillen, oder den Wunsch nach Glück in der Welt des Vergnügens zu befriedigen. Die heftigen Einwirkungen der Sensationslust werden gesucht, um das Denken beschäftigt zu halten. Das mittlere Haupt wurde von Herkules ergriffen, weil es das wichtigste ist, weil Begierde aller Sensationslust zugrunde liegt; es ist das, was durch Begierde zum Ausdruck kommen will, um so in der äußeren Welt Befriedigung zu erlangen. Das dritte Haupt sind gute Vorsätze, die nicht durchgeführt werden. So haben wir Begierde im Zentrum: auf der einen Seite Sensationslust, die für alle heftigen Wirkungen typisch ist, und auf der anderen den dritten Kopf der guten, nicht durchdachten Vorsätze, die nie ausgeführt werden, und von denen es immer schon hieß: «der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert». 

Der Schlangenschwanz versinnbildlicht alle Illusionen, die den Fortschritt geistigen Lebens behindern; die Materialität, die uns niederhält, die niedere psychische Natur, die solche Zerstörung verursacht. Furcht auf jeder möglichen Linie; die Furcht vor Versagen, die so viele von Aktivität abhält und nur Trägheit züchtet den großen Fehler der Aspiranten und Jünger, wie uns gesagt wird. 

Herkules packte das mittlere Haupt des Cerberus und besiegte ihn, weil alle Sonnengötter mit den Problemen der Menschheit beschäftigt sind. Einsam und verlassen gehen sie hinunter in die Hölle, um die Menschheit zu retten, deshalb werden alle Sonnengötter im Zeichen Steinbock geboren. 

(Vortrag von A. A. B.) 

Epilog 

Die große Spannweite in Steinbock ist in den Schlüsselworten zusammengefasst. Auf dem gewöhnlichen Rad heißt es: «Und das Wort lautet: Laß Ehrgeiz herrschen, und das Tor stehe weit offen.» Das ist der Schlüssel zum evolutionären Drang und dem Geheimnis der Wiedergeburt. (Tibeter) Wenn sowohl irdischer als auch geistiger Ehrgeiz durch echten Wirklichkeitssinn ersetzt wird, kann der Mensch in Wahrheit sagen: «Versunken bin ich in überirdischem Licht, und diesem Licht wende ich den Rücken zu.» So macht sich der Weltjünger, der Eingeweihte im Steinbock auf seinen Weg, um im Wassermann der Menschheit zu dienen. In diesem Zeichen reinigt er den Augias-Stall (vom Karma aller vergangenen Unwissenheit und Irrtümer, – dem Hüter der Schwelle) und so wird er in den Fischen ein Welterlöser. Man erinnert sich, dass es die letzte Tat Christi auf seinem Weg nach Gethsemane und Golgatha war, die Füße seiner Jünger zu waschen. 

Es wurde gesagt: «Die Christenheit hat nicht versagt: sie wurde noch niemals geprüft.» Werden wir jetzt nach 2000 Jahren wirklich anfangen, es einzeln und in Gruppenformation zu versuchen? Das ist die Arbeit, die es Christus möglich machen wird, wieder zu erscheinen, und die gleichzeitig die Menschheit darauf vorbereitet, ihn zu erkennen und sie befähigen wird, die Qualität der Ausstrahlung zu ertragen, die sein Kommen begleitet. (Ausführungen zu: Esoterische Astrologie) 

Kein Mensch sollte je vergessen, dass die Bestimmung der Menschheit mit nichts zu vergleichen ist, und dass es zum größten Teil von seinem eigenen Willen abhängt, in dieser transzendenten Aufgabe mitzuwirken. Möge sich jeder daran erinnern, dass das Gesetz lautet und immer gelautet hat, zu kämpfen; und dass der Kampf nichts von seiner Heftigkeit dadurch verliert, dass er sich von der materiellen auf die geistige Ebene verlagert hat. Jeder möge sich bewusst bleiben, dass seine eigene Würde, sein hoher Adel als menschliches Wesen aus seinen Bemühungen erwächst, sich selbst aus seinen Banden zu befreien und seinen tieferen Aspirationen zu gehorchen. Und möge er vor allem niemals vergessen, dass der göttliche Funke in ihm ist, und nur in ihm allein, und dass es ihm freisteht, ihn zu mißachten, ihn zu töten, oder Gott näherzukommen, indem er sein heftiges Verlangen zum Ausdruck bringt, mit ihm und für ihn zu wirken. 

Le Comte de Noüy 

 

Literatur:
Alice Bailey: Esoterische Astrologie → Lucis Trust  → Netnews.helloyou.ch
Gunda Scholdt: Praxisbuch der Esoterischen Astrologie  → Geistiges Schulungszentrum
Louise Huber: Tierkreiszeichen – Reflexionen Meditationen
Louise Huber: Tierkreis-Meditationen – Steinbock (Audio) Ebertin / Bauer Verlag

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