20. Mai 2012 – 23:39:04
Der kommende Neumond ist gleichzeitig eine Eklipse: der Mond verfinstert die Sonne. Da in Europa dieser Neumond um 1.47 Uhr bei Nacht stattfindet, ist die Sonnenfinsternis bei uns natürlich nicht sichtbar. Ihre Sichtbarkeit beginnt in Asien, dann wandert sie über den nördlichen Pazifik und endet in Nordamerika.
Eine sichtbare Sonnenfinsternis war in früheren Zeiten für die Menschen ein furchterregendes Ereignis, denn plötzlich verdunkelte sich die lebenspendende Sonne am hellichten Tag. Es schien, als würden die Sonne und der Mond von einem dunklen Drachen (oder einer Schlange) verschluckt. Dieser kosmische Drache ist die Mondknotenachse. Finsternisse können nur in der Nähe der Mondknotenachse stattfinden, denn an den Knotenachsen berührt der Mond die Ekliptik (die rote Linie der Stellarium-Grafik), auf der die Sonne ihr scheinbare jährliche Wanderung vollführt.
Schauen wir uns das Horoskop für die kommende Sonnenfinsternis an, können wir sehen, dass der Neumond auf 0° Zwillinge steht und die Mondknotenachse auf 5° im Zeichen Schütze/Zwillinge.
Mit dieser Sonnenfinsternis hat es eine besondere Bewandtnis: sie scheint astrologisch Feuer pur zu sein, denn es geht auf mehreren Ebenen um den vedischen Feuergott Agni. Bei der Beschreibung des 1. Tithis Pratipada (Neumond) haben wir erfahren, dass es vom vedischen Gott des Feuers Agni beherrscht wird. Der kommende Neumond findet im Nakshatra Krittika statt, das ebenfalls vom Feuergott Agni beherrscht wird. Krittika ist am Himmel die Sternkonstellation Plejaden, denen wir zuletzt beim 8. Tithi Ashtami begegnet sind. In alter Zeit sahen die Inder in dieser Konstellation eine Flamme. Vielleicht hängt diese bildliche Vorstellung mit dem Zeitpunkt des hinduistischen Lichterfestes Diwali zusammen, dessen Feierlichkeiten im Hindu-Monat Kartika (!) im Oktober/November enden. Der Vollmond im Monat Kartika steht in der Regel im Nakshatra Krittika.
Krittika
„Klinge, Schneide“
Gottheit: Agni
Fixstern: Plejaden im Sternbild Stier
Shakti: die Fähigkeit, etwas zu verbrennen
Obere Ebene: Hitze
Untere Ebene: Licht
Ergebnis: Verbrennung oder Reinigung
Krittika ist ein scharfes, aggressives und manchmal schlicht destruktives Nakshatra. Feuer hat die Kraft zu zerstören, aber auch zu reinigen. Wenn Hindus die Körper der Verstorbenen im Feuer verbrennen lassen, dann aus dem Grund, weil sie in dieser Zeremonie eine Reinigung sehen, die es der Seele überhaupt erst ermöglicht, in die Welt der Götter überzugehen. Die Katholiken kennen das Purgatorium, das Fegefeuer als Reinigungsort der Seele nach dem Tode. Dorthin kommen jene Verstorbenen, deren Sündenregister weder einen Aufenthalt in der Hölle noch einen sofortigen Einzug in den Himmel erlauben. Im Fegefeuer werden ihre Seelen solange gereinigt („purifiziert“), bis sie in den Himmel eintreten können.
Eine mythologische Geschichte Indiens erzählt, dass Shiva und Parvati einen Sohn mit Namen Skanda (auch Subrahmanya oder Murugan) hatten, der von sechs Schwestern, den Krttikas (Kartikas) erzogen wurde. Diese sechs Schwestern sind die Sterngruppe der Plejaden. Wir lernten sie beim 8. Tithi Ashtami als Matrikas kennen. Skanda hieß nach seinen Ziehmüttern auch Kartikeya, Sohn der Krttikas. Er führte den Kampf gegen die mächtigen Asuras (Dämonen) an. Wir kennen seine Geschichte bereits aus der Beschreibung des 6. Tithis Shashti, das von Kartikeya beherrscht wird.
Kartikeya wurde von den Plejaden-Schwestern, den Krttikas (oder Matrikas), erzogen. Ihr Name kann mit „scharfe Klinge“ übersetzt werden. Kartikeya ist ein kriegerischer Gott, ähnlich dem griechischen Ares und römischen Mars. Feuer hat eine zerstörende Wirkung. Und das alles während einer Sonnenfinsternis, die einem „kosmischen Kurzschluss“ entspricht. Die Sonne ist zudem planetarer Herrscher des Nakshatras Krittika.
Kombiniere ich all diese Informationen, komme ich zu dem Schluss, dass der heutige Neumond der Beginn eines feurigen und zerstörerischen lunaren Monats werden könnte.
Aufgrund des metonischen Zyklus‘ findet alle 19 Jahre eine Sonne/Mond-Konjunktion auf dem gleichen Zeichengrad statt. Das heißt, wir hatten diese Konstellation bei den Plejaden schon einmal am 21. Mai 1993. Da die Mondknotenachse ganz in der Nähe lag, war dieser Neumond ebenfalls gleichzeitig eine Sonnenfinsternis. Acht Lunar-Tage später, im Tithi Ashtami, zündeten junge Neonazis in Solingen ein Haus an. Fünf Türkinnen starben, weitere wurden schwer verletzt. Damals stand Saturn auf 0° Fische im Quadrat zur Sonnenfinsternis. Heute steht Neptun auf 3° Fische im Quadrat zur Eklipse.
Weitere 19 Jahre zuvor, am 21. Mai 1974, fand auch ein Neumond auf 0° Zwillinge in Konjunktion mit den Plejaden im Nakshatra Krittika statt. Die Knotenachse war jedoch zu weit weg, so dass es keine Sonnenfinsternis war. An diesem Tag erschoss ein Mobiles Einsatzkommando der Polizei im Rahmen einer Fahndung nach RAF-Terroristen versehentlich den unbeteiligten Münchner Taxifahrer Günther Jendrian.
Für den Mai 1955 finden sich nicht mehr so viele Details in den Suchmaschinen. Auch damals war Neumond auf 0° Zwillinge, allerdings keine Sonnenfinsternis. Interessant ist, dass in den Tagen vor diesem Neumond die Bundesrepublik souverän wurde und sich der NATO anschloss, während die DDR dem gerade neu gegründeten Warschauer Pakt beitrat. Deutschland im Kreuzfeuer der Blockmächte, oder, um im Bild der messerscharfen Plejaden-Schwestern zu bleiben: „auf Messers Schneide“.
Es kann sicher nicht schaden, in den nächsten Wochen achtsamer als sonst durchs Leben zu gehen, insbesondere, wenn Faktoren des Geburtshoroskopes in der Nähe von 0° der veränderlichen Zeichen stehen.
Die Sonnenfinsternis der kommenden Nacht findet am „Goldenen Tor der Ekliptik“ statt. Dieses Tor wird gebildet durch die Sternkonstellation der Plejaden (Schulter des Stieres) auf der einen Seite und die Konstellation der Hyaden (der Kopf des Stieres) auf der anderen Seite. Vielleicht hatten die Menschen der Frühzeit (es finden sich bereits in prähistorischen Höhlenmalereien Darstellungen der Plejaden) diesem Sternbild so viel Beachtung geschenkt, weil kurz nach Durchschreiten des Goldenen Tores die Planeten die „galaktische Ebene“ erreichen und durchschreiten. Die galaktische Ebene ist das auffallend sternenreiche und deshalb milchig erscheinende Band der Milchstraße, die ungefähr bei den Sternbildern Orion und Zwillinge fast senkrecht hindurchzieht.
Astronomische Sternkarten:
Stellarium und Cartes du Ciel