Die Yugas und der FP/GZ-Zyklus

Edit 22.04.2018

Weltzeitalter

Die Weltalter der Antike gehen auf einen von Hesiod überlieferten Mythos zurück, dem zufolge in der Geschichte der Welt fünf Menschengeschlechter aufeinander folgten:

  • Goldenes Geschlecht
  • Silbernes Geschlecht
  • Bronzenes (oder Ehernes) Geschlecht
  • Heroisches Geschlecht
  • Eisernes Geschlecht

Im Alten Testament (Dan 2,31) deutete der Prophet Daniel einen Traum des Königs Nebukadnezar (≈ 640 – 563 v. Chr.), in dem dieser die folgenden Königreiche der Erde als Gold, Silber, Bronze, Eisen und Ton voraussieht. Der griechische Philosoph Platon berichtete ebenfalls von verschiedenen Weltaltern. Auf ihn geht die Namensgebung der Präzessionszyklen zurück. Ein vollständiger Zyklus der Präzession der Erdachse wird Platonisches (oder Großes) Jahr genannt.

In Indien nennt man eine Hälfte dieses Zyklus Maha Yuga. Das Maha Yuga wird in vier kleinere Zyklen unterteilt:

  • Satya-Yuga (सत्य युग)
  • Treta-Yuga (त्रेता युग)
  • Dvapara-Yuga (द्वापर युग)
  • Kali-Yuga (कलि युग)

Im ersten Weltalter, dem Satya-Yuga, wird das in ihm Gestalt gewordene Lebensgesetz Dharma voll verwirklicht. Die Kraft des Heiligen Dharmas schwindet von Weltalter zu Weltalter um je ein Viertel. Im Treta-Yuga sind also nur noch 3/4, und im Dvapara-Yuga nur noch 1/2 des Dharma vorhanden. Im Kali-Yuga wird der schlimmste Zustand erreicht, nur noch ein Viertel des Dharma kann von den Menschen verwirklicht werden.

Der Verwirklichungsgrad bezieht sich auf die geistige Aufnahmefähigkeit der Menschen, wie leicht sie das Wissen um Dharma, die kosmische Ordnung, erfassen können. Im Satya Yuga stellt man sie sich derart umfassend vor, dass ein Schüler bereits in der Gegenwart seines Lehrers Zugang zu dessen Wissen erlangt, dass keine Worte oder Zeichen erforderlich sind, um Wissen weiterzugeben. Im nachfolgenden Treta Yuga reicht eine Berührung, oder es müssen zwar noch Worte gesprochen werden, mit denen der Schüler jedoch schnell das Wissen des Lehrers aufnehmen kann. Er hört den Lehrer und versteht sofort die tieferen Zusammenhänge. Im Dvapara Yuga ist die Aufnahmefähigkeit wesentlich geringer. Der Schüler muss sich die Lehre erarbeiten, muss intensiv nachdenken und verfällt dabei leicht Irrtümern. Im letzten Zyklus, dem Kali Yuga, fällt es den Menschen sehr schwer, die Wahrheit zu erkennen. Sie hören zwar den Lehrer, verstehen aber den Sinn seiner Rede nicht oder verdrehen die von ihm vermittelte Wahrheit.

Bereits Śri Yukteswar schrieb 1894 in seinem Buch Die heilige Wissenschaft über den Zyklus der Präzession, der ihm zufolge in einer Bewegung des Sonnensystems um einen anderen Stern begründet sei. Gleichzeitig bewege sich die Sonne um ein großes Zentrum mit dem Namen Vishnunabhi (Vishnus Nabel), dem Sitz Brahmans, des transzendenten Gottes. Ein Maha Yuga, also die Abfolge der vier kleineren Zyklen, dauere insgesamt 12000 Jahre, denen sich ein zweites Maha Yuga anschließe, in denen die kleineren Yugas vom Kali zurück zum Satya Yuga verlaufen. Beide Maha Yugas ergeben einen Vollzyklus von 24000 Jahren. Im Jahr 499 n. Chr. endete ein Kali Yuga und damit das Maha Yuga, das 12000 Jahre zuvor begann. Diesem Kali Yuga schloss sich ein weiteres an. Seit 1699 n. Chr. sei die Kali Yuga Periode zu Ende und die Welt befinde sich im Dvapara Yuga.

Der indische Yogi und Mystiker Jaggi Vasudev, auch bekannt als Sadhguru, scheint diese Auffassung zu teilen, kommt jedoch zu anderen zeitlichen Zuordnungen, denn er berücksichtigt eine realistischere Dauer des Präzessionszyklus von 25920 Jahren. In der nachstehenden Übersicht können beide Yuga-Varianten miteinander verglichen werden:

Sadhguru lässt das erste Kali Yuga mit Krishnas überliefertem Todesdatum (18. Februar 3102 v. Chr.) beginnen. Den Tiefpunkt erreichte es um 1800 v. Chr. und ging 510 v. Chr. zu Ende. Mit dem nun beginnenden Dvapara Yuga erreichte die „Achsenzeit“ nach Karl Jaspers ihren Höhepunkt, die mit dem annähernd gleichzeitigen Auftreten von Laotse, Konfuzius, Buddha, der griechischen Philosophen und biblischen Propheten das Denken der nachfolgenden Jahrtausende wesentlich prägen sollte. Im Jahr 2082 n. Chr., also bereits in 64 Jahren, wird das Treta Yuga beginnen.

Im Jahr 1800 v. Chr. erreichte Dharma seinen Tiefstpunkt, rund 13000 Jahre später (um 11000 n. Chr.) wird er zu seinem Höhepunkt zurückkehren. Zum Beginn des Kali-Yuga war der Stern Thuban (α Draconis) im Sternbild Drache Himmelsnordpol. Im Satya-Yuga wird dies wieder der Stern Wega (α Lyrae) im Sternbild Leier sein.

Wir befinden uns heute demnach in einer Umbruchphase, in der ein Zeitalter zu Ende geht und ein neues beginnt. Dies deuten auch die anstehenden Zeichenwechsel der galaktischen Zentren an. Mitte des 19. Jahrhunderts wechselte bereits das Supergalaktische Zentrum SGZ in das Zeichen Waage. 2225 wird das Galaktische Zentrum GZ in das Zeichen Steinbock eintreten. Dazwischen wechseln im Jahr 2112 der Shapley Superhaufen SCl in das Zeichen Skorpion und im Jahr 2154 die Andromeda-Galaxie M31 in das Zeichen Stier. Den Rhythmus für diese Zeichenwechsel gibt die Veränderung des Frühlingspunktes vor.

Der FP/GZ-Zyklus

In Die Heilige Wissenschaft von Śri Yukteswar wird die Ursache für die Präzession mit einer Bewegung des Sonnensystems um einen anderen Stern als Gegenpol begründet. Je näher das Sonnensystem bei seiner Bewegung um diesem Stern dem großen Zentrum Vishnunabhi (Vishnus Nabel) komme, „umso höher sei der Entwicklungsgrad der Menschen, so dass sie alle Wahrheiten, selbst die Geheimnisse des GEISTES erfassen können“. Am höchsten sei er, „wenn das herbstliche Äquinoktium im Widderpunkt steht“.

Mit Vishnunabhi ist das Galaktische Zentrum gemeint, um das sich das Sonnensystem in rund 240 Mio. Jahren einmal dreht. Wenn Yukteswar jedoch vom Herbst- und vom Widderpunkt schreibt, bezieht er sich auf zwei Kardinalpunkte des tropischen Tierkreises. Am Frühlingspunkt (auch Widderpunkt genannt) überquert die Sonne den Himmelsäquator in nördlicher („aufsteigender“) Richtung, am Herbstpunkt (auch Waagepunkt) überquert sie den Äquator in südlicher („absteigender“) Richtung. Im Verlauf des rund 26000 Jahre dauernden Präzessionszyklus erscheint an diesen Tagen in jedem „Weltenmonat“ ein anderes der zwölf Ekliptik-Sternbilder am Himmel. Das herbstliche Äquinoktium kann nie am Widderpunkt stehen, denn beides sind Eckpunkte desselben tropischen Zodiaks. Aber der Frühlingspunkt wird eines Tages am Beginn des Sternbildes Waage stehen, der eine Analogie zum Herbst- oder Waagepunkt des Zodiaks hat. Dies war zuletzt um 13000 v. Chr. der Fall und wird sich 26000 Jahre später (13000 n. Chr.) wieder ereignen.

Rashi Drishti und FP/GZ-Zyklus

Nachdem ich mich längere Zeit mit dem Zyklus des Frühlingspunktes und des Galaktischen Zentrums beschäftigt habe, wurde mir klar, dass er den Hintergrund einer besonderen Variante astrologischer Aspekte darstellen muss, die in Indien Rashi Drishti genannt wird, was man mit dem Ausdruck Zeichen-Aspekt übersetzen kann.

Es aspektieren sich hierbei nicht die Planeten, sondern die Zeichen (Rashi). Die kardinalen Zeichen stehen in Aspekt zu den fixen Zeichen außer dem direkt angrenzenden, die fixen Zeichen aspektieren im Gegenzug die kardinalen Zeichen, ausgenommen das direkt benachbarte. Das Zeichen Widder aspektiert Löwe, Skorpion und Wassermann, jedoch nicht das benachbarte Zeichen Stier. Das Zeichen Stier aspektiert Krebs, Waage und Steinbock, jedoch nicht das benachbarte Zeichen Widder. Die veränderlichen Zeichen aspektieren sich untereinander.

Der FP/GZ-Zyklus kennt vier „kardinale“ Punkte. FP und GZ stehen zweimal in Konjunktion miteinander und zweimal in Opposition zueinander. Dies geschieht jeweils zu Beginn der fixen Zeichen und Sternbilder. Dies sind auch die Spiegelachsen für die Rashi Drishti.

Der FP steht demzufolge stets im Zeichenaspekt zum Galaktischen Zentrum. Die Yuga-Zyklen erreichen ihren Hochpunkt (Satya Yuga) und Tiefpunkt (Kali Yuga) während sich FP und GZ gegenüberliegen.

Literatur:
Sadhguru: The Great Cycles or Yugas (Youtube Video) – Kali Yuga end lies ahead (Artikel)
Indische Weltalter und Wiederholung (Wikipedia)
Bruno Huber: Das Galaktische Zentrum und die Zeitalter-Lehre (Astrolog Nr. 43)
Das GZ als siderischer Nullpunkt


Edit 22.04.2018

Letzte Nacht erinnerte ich mich dunkel im Halbschlaf (vielleicht träumte ich es auch), dass sich in der Esoterischen Astrologie von Alice Bailey ein Hinweis auf einen „zentralen, bestimmenden Stern für das Sonnensystem“ findet. Er liegt in den Plejaden, dem „Sieben-Gestirn“ – eine Konstellation, die etwa 440 Lichtjahre von der Sonne entfernt liegt. Im Vergleich zum Galaktischen Zentrum, das rund 26000 Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt liegt, ist diese Distanz fast ein Katzensprung.

Denkt darüber nach und berücksichtigt auch, dass unsere Sonne durch den Raum wandert (und dabei unser Sonnensystem in ihrer Einflußsphäre weiterträgt) und zwar rund um unseren eigenen, zentralen und bestimmenden Stern, der – wie man richtig angenommen hat – im Sternbild Stier, in den Plejaden steht. Gleichzeitig scheint sie vom Standpunkt unseres Planeten aus durch die zwölf Tierkreiszeichen zu gehen; dies ist ein Symbol im makrokosmischen Sinn für den allzu egozentrischen Gesichtspunkt des menschlichen Individuums, des Mikrokosmos. Es ist interessant, diese Symbolik und die Wahrheit zu vergleichen, die dem kleineren und größeren Tierkreis und deren 12 Monate- beziehungsweise 25’000 Jahre-Zyklus zugrunde liegt. Es wird da vieles bestätigt, was ich euch über die schließlich von den esoterischen Planeten beeinflusste Seele und über die von den orthodoxen Planeten beeinflusste Persönlichkeit gesagt habe. Der größere Tierkreis steht als Symbol für die Seele, der kleinere als Symbol für die Persönlichkeit. Im Zyklus der Persönlichkeit bestimmt der kleinere Tierkreis deren Laufbahn, und die zwölf planetarischen Häuser sind von beherrschender Wichtigkeit. Später überwiegt der Einfluss der zwölf Zeichen den der Planeten.
Alice Bailey: Esoterische Astrologie

 

Die Plejaden entsprechen dem Nakshatra Krittika.

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