Der aufsteigende Mondknoten im Zeichen Krebs stellt den Menschen vor die Entwicklungsaufgabe, Anschluss an ein Kollektiv zu finden und mit diesem in eine gefühlsmäßige Übereinstimmung zu kommen. Dies wird vor allem für überstarke Individuen, die sich von der Masse abheben wollen, zu einer echten Herausforderung.
Am 6. November 2018 werden die Mondknoten die Zeichenachse Krebs/Steinbock betreten, der nördliche das Zeichen Krebs, der südliche das Zeichen Steinbock. Sie triggern mit diesem Wechsel das Thema der Pluto Konjunktion südlicher Plutoknoten an, das sich auf derselben Zeichenachse abspielt. Da sich neben Pluto auch Saturn auf dieser Zeichenachse befindet, kann während dieses Zeichentransits mit weitreichenden Veränderungen in Politik und Gesellschaft gerechnet werden.
Aufmerksam wurde ich auf die Zeichendurchgänge der Mondknoten nach ihrem Wechsel zur Achse Jungfrau/Fische im Herbst 2015 (→ Amok, Terror, Hass). Dieser Transit zog mit zahlreichen Selbstmordattentaten, Amokläufen und islamistischen Terroranschlägen eine blutige Spur durch Europa. Während ihres Transits durch die Existenzachse des Zodiaks begegneten die Mondknoten dem geistigen Planeten Neptun, dessen Leitbild idealer Beziehungen zu Gott und den Menschen – von vielen Akteuren dieser Phase leider zutiefst missverstanden – auf eine massive Zerreißprobe gestellt wurde. Ihr Geist (Mond) war (und ist immer noch) verdunkelt (Mondknoten) durch Täuschungen, Irrglauben und Wahnvorstellungen (Neptun).
Der Wechsel zur Achse Löwe/Wassermann spülte auf der einen Seite autokratische Herrscher an die Macht und ließ gleichzeitig die traditionellen Parteien Europas, die sich jahrzehntelang auf der sicheren Seite der Herrschenden wähnten, empfindliche Zurückweisungen durch den Wähler erfahren. Während dieses Transits findet keine Begegnung mit einem der Langsamläufer statt, was den Einfluss auf das Weltgeschehen vielleicht ein wenig abmildern konnte.
Wenn in Berlin die Mondknotenachse in die Zeichenachse Krebs/Steinbock eintreten wird, geht im Osten das Zeichen Krebs mit dem darin eintretenden aufsteigenden nördlichen Mondknoten im Osten auf. Im Westen geht gleichzeitig Saturn am Deszendenten unter. Mars und Neptun umgeben in Elevation stehend die 10. Hausspitze, während Uranus eine Stunde später das Zeichen Stier wieder verlassen haben wird. Es ist anzunehmen, dass vor allem Deutschland und seine Hauptstadt Berlin ein wichtiger Schauplatz für die Auswirkungen dieses Zeicheneintritts sein werden, zumal das Horoskop der Bundesrepublik einen Steinbock-Aszendenten besitzt.
Der Aszendent Krebs des Ingress-Horoskops legt für Deutschland den Schwerpunkt auf den Mond und damit auf den jeweiligen Gemütszustand der Menschen. Gleichzeitig steht der Mond in der Mundan-Astrologie für die Massen, für das „gemeine Volk“, für die Bevölkerung. Es besteht im Zeichen Krebs die Neigung, sich zu sehr mit den eigenen Emotionen zu identifizieren und sich nicht bewusst zu sein, dass alle Gefühle lediglich Reflexionen äußerer Umstände sind, weshalb die eigene Sensibilität zu einer Quelle von Leid und Schmerz werden kann. Es gilt für den Mond zu erkennen, dass Wünsche und Bedürfnisse an sich für das Glücklich- oder Unglücklichsein verantwortlich sind, nicht aber ihre Erfüllung durch äußere Einflüsse.
Der Mond, Herrscher des Aszendenten, befindet sich im Skorpion im Zeichen seines Falls und in applikativer Konjunktion mit der Sonne. Er ist damit ein sehr dunkler, verbrannter Mond, der einen „verfinsterten“ (verblendeten) Geist anzeigt, der das Licht der Seele (die Sonne) nicht reflektieren kann. Er fühlt sich frustriert, da er sich nicht als einen reflektierenden und dazugehörigen Teil der Welt erlebt. Der verbrannte Mond zeigt immer eine mangelnde Erfüllung der eigenen Bedürfnisse, wodurch Unzufriedenheit vor allem in den Bereichen entsteht, die er beeinflusst. Im Zeichen seines Falls werden Geist und Gefühle in die tiefsten Abgründe der Psyche hinabgezogen. Es entstehen Ängste, Wahnvorstellungen, Hypersensitivität, Heimlichtuerei und andere psychische Probleme. Venus und Mars heben den Fall des Mondes auf (→ Nīcha Bhanga Yoga), was eine wachsende Einsichtsfähigkeit und zunehmendes Einfühlungsvermögen anzeigen kann.
Dieser Mond beschreibt recht gut das aktuelle psychische Klima vieler Menschen in Deutschland (und in der Welt), die in großen Teilen unzufrieden sind, die sich vom Staat (die Sonne!) nicht ausreichend wahrgenommen und ungerecht behandelt fühlen. Diese Unzufriedenheit ist im Osten des Landes besonders groß, denn viele konnten dort nach der Wiedervereinigung nicht im gleichen Maße wie in den „alten“ Bundesländern vom neuen Reichtum des Landes profitieren. Der Neumond steht in Rashi-Aspekten zur Mondknotenachse, was die Entwicklungen noch radikaler, unberechenbarer und beängstigender gestalten kann, als man es in Deutschland für möglich halten würde. Der Geist des Volkes – Mond – ist in Aufruhr, von dem die Herrschenden – Sonne – mitgerissen werden.
Uranus wirkt wie ein Verstärker des Mondknoteneinflusses auf den Neumond. Im Mondknotenhoroskop steht er an der Spitze des 4. Mondknotenhauses und ist nach jahrzehntelang angestauter Unzufriedenheit bereit, einen radikalen Wandel, vielleicht sogar einen Umsturz, zu wagen.
USA
Das Mondknotenhoroskop besitzt globale Bedeutung, das heißt auch in den USA befindet sich Uranus auf der Spitze des 4. Mondknotenhauses. In Washington DC liegt die Orts-Meridianachse (→ Ortshoroskop) auf 11° Krebs/Steinbock in der Halbsumme von Saturn und Pluto, auf die sich die Knotenachse die nächsten Monate zubewegen wird. Nur zwei Grade entfernt auf 13° Krebs liegt die Sonne der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (→ Sibly-Horoskop der USA). Der Einfluss von Saturn und Pluto auf die Meridian-Achse und die amerikanische Sonne beschreibt anschaulich die „schweren Geschütze“, die Donald Trump an der Grenze zu Mexiko auffahren lässt, um den Flüchtlingsstrom aus Mittelamerika am Grenzübertritt zu hindern sowie den zunehmenden, allgegenwärtigen Fanatismus, der das Land an den Rand eines Bürgerkrieges treibt. Ausgerechnet am Tag des Zeichenwechsels der Mondknoten finden in den USA Zwischenwahlen statt, die auch die neue Zusammensetzung des Repräsentantenhauses festlegen werden. Das Wahlergebnis dürfte die Spaltung des Landes noch weiter vertiefen.
Deutschland
Wer in Deutschland einen Umsturz für unmöglich hält, sei an den endgültigen Uranus-Ingress in das Zeichen Stier im Jahr 1935 erinnert, der unter ähnlichen Auspizien stattfand. Kurz zuvor wechselte die Knotenachse ebenfalls zur Achse Krebs/Steinbock. Uranus stand damals an der Spitze des 10. Mondknotenhauses in Opposition zu Mars. Der Umsturz kam von oben, vom Führer Adolf Hitler und seiner Partei NSDAP, die innerhalb von drei Jahren nach ihrem Einzug in den Berliner Reichstag die Macht über das ganze Land ergreifen konnte.
Damals steckte den Deutschen allerdings das kurz zuvor untergegangene Kaiserreich und der verlorene Erste Weltkrieg noch zu tief in den Knochen, als dass sie sich mit einer jungen, instabilen Demokratie hätten anfreunden können. Heute sind die Deutschen jedoch seit zwei Generationen an das demokratische System gewöhnt, sehen es mehrheitlich als die beste aller Staatsformen an, was einen Umsturz erschweren dürfte. Dennoch ist „das Volk“ zumindest in Teilen bereit für einen Wandel.
Großes „karmisches“ Quadrat
Die Mondknoten standen 1935 im Quadrat zu Uranus, der wiederrum eine weite Opposition zu Mars in der Waage bildete. Für ein Quadrat der Mondknotenachse zum Mars wurde der zulässige Orb von 4° um 2° überschritten. Das Leistungsviereck blieb unvollständig, was jedoch eine Tendenz zu einem stark kompensatorischen Verhalten erzeugt, das bereit war, sich für eine Idee mit Haut und Haar in den „totalen Krieg“ zu stürzen. Am 6. November 2018 steht die Mondknotenachse wieder im Quadrat zur engen Opposition zwischen Uranus und der Konjunktion Mond/Venus. Es entsteht eine geschlossene große Spannungsfigur mit „karmischem Charakter“, die es wesentlich erschwert, den aufsteigenden Mondknoten im Krebs tatsächlich als „Aufstiegspunkt“ zu gebrauchen.
„Ein solches Viereck hat meist eine zurückhaltende und fixierende, auf Sicherheit bedachte Wirkung. Das Vorwärtsgehen bedeutet hier immer ein Verlassen alter Strukturen oder etablierter Sicherheiten. Es ist typisch für quadrierte Mondknoten: anstatt sich dem Kontakt entspannt zuzuwenden, sperrt man sich oder verfällt in aktive Hektik und tut irgendwas, aber meistens nicht das Richtige.“1
Die mittel- und langfristige Zukunft deutet damit aus meiner Sicht weiterhin in eine konservative Richtung (☋ in Steinbock) und zum Festhalten am Status Quo. Dies torpediert gleichzeitig das Thema von Pluto am absteigenden Pluto-Knoten: die Wandlung autoritärer, nationalistischer und egozentrischer Machtstrukturen. Es ändert sich erst einmal wenig an diesen Strukturen, sondern man sucht Problemlösungen nach altbewährtem Muster. In den USA würden die Republikaner die Politik weiterhin maßgeblich beeinflussen und ihren Präsidenten Donald Trump stützen, in Deutschland könnten Jens Spahn oder gar Friedrich Merz den CDU-Vorsitz übernehmen. Der globale Kapitalismus wird sich vertiefen, der Klimawandel kleingeredet bzw. ignoriert und die Schere zwischen Arm und Reich sich immer weiter öffnen. Es wird vermutlich mindestens einen Mondknotenumlauf dauern, bis die Menschheit erkennt, dass für eine nachhaltige Lösung dieser Probleme ein gänzlich neues Denken erforderlich ist, ein Denken, das sich an den Bedürfnissen des breiten Kollektivs orientiert und nicht an der Profit-Maximierung einiger weniger Individuen und internationaler Konzerne.
1 Bruno und Louise Huber: Mondknoten-Astrologie