„Es gibt doch nichts anderes,
wofür es sich zu leben lohnt,
als die Liebe.”
Wim Wenders
Wim Wenders Weg zum Film ist kein gerader gewesen. Zunächst will er Priester werden, studiert nach dem Abitur jedoch zwei Semester Medizin, dann Philosophie und Soziologie, und bricht all diese Studiengänge wieder ab, um sich zunächst der Aquarellmalerei zuzuwenden. 1966 rückt die Welt des Films in den Fokus seines Interesses. Wenders zieht nach Paris, um dort an der Filmhochschule zu studieren. Er wird abgelehnt, jobbt als Radierer in einem Kunst-Atelier, sieht sich ein Jahr lang jeden Tag fünf Filme an und beginnt ein Praktikum bei United Artists in Deutschland. Der gleichgültige Umgang mit Filmen dort schockiert ihn. 1967 wird er schließlich von der gerade neu gegründeten Hochschule für Fernsehen und Film in München angenommen.
Diese unsteten Such- und Wanderjahre, passend für den Durchgang des Alterspunktes durch das 4. Haus, werden in der Radix durch die Qualität des veränderlichen Feuer-Zeichens Schütze widergespiegelt, während der Mondknoten-AP die kosmische Spalte 0° Widder überläuft und durch das veränderliche Wasser-Zeichen Fische wandert. Bei Beginn des Film-Studiums wechselt der Alterspunkt in das kardinale Erdzeichen Steinbock und stellt die Weichen für das spätere berufliche Fortkommen.
Das veränderliche Prinzip mit seinem Hauptmotiv „Liebe“ spielt im Werk von Wim Wenders eine zentrale Rolle, und sein Eingangs-Zitat belegt ihre große Bedeutsamkeit für sein Leben. Beide Hauptachsen des Horoskops, die Horizontachse AC-DC und die Meridianachse IC-MC, liegen in veränderlichen Zeichen und betonen das Grundmotiv der Liebe, der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Suche nach dem Verstehen der Zusammenhänge. Das Aspektbild ist linear strukturiert und beseelt von dem Wunsch, neue Ziele zu erreichen und Impulse zu setzen. Die blau-grüne Farbigkeit bringt wenig Motivation zur Leistung, denn es fehlt das Interesse an der persönlichen Durchsetzung. Häufig zieht es solche Menschen jedoch in einen helfenden oder einen künstlerischen Beruf, in dem es auf Sensitivität, Einfühlungsvermögen, Geduld und Hingabe ankommt.
Geduld braucht man zuweilen als Zuschauer seiner Filme, doch lässt man sich auf sie ein, ziehen sie in Traumwelten und wecken Bilder im Innern, die jahrelang unbemerkt und unbetrachtet in unserer Seele schlummerten, vielleicht schon seit frühen Kindertagen.
Der Himmel über Berlin ist ein solches Werk. Der Engel Damiel wandelt in Begleitung seines himmlischen Kollegen Cassiel durch das geteilte Berlin des Kalten Krieges im Jahr 1987 und gibt sich der Faszination des menschlichen Daseins hin. Er träumt von einer wahrhaftigen irdischen Existenz, um all die Erfahrungen machen zu können, die nur den Menschen vorbehalten sind. Als er sich in die Trapezkünstlerin Marion verliebt, wagt er den Schritt in alles Menschliche und lässt den Himmel hinter sich. Wem die Story bekannt vorkommt – Stadt der Engel mit Nicholas Cage und Meg Ryan ist ein Remake dieses Klassikers von Wim Wenders, das im Vergleich zum Original jedoch ungleich alltäglicher und profaner erscheint. Denn um einen solchen Film zu drehen, braucht es die möglichst reine Qualität des veränderlichen Kreuzes und der blau-grünen Aspekte sowie den Mut, das veränderliche Prinzip nicht den Nützlichkeitserwägungen des fixen Prinzips oder dem Erfolgsdruck des kardinalen Prinzips zu opfern.
Obwohl auch der Regisseur der amerikanischen Adaption Brad Silberling in seiner Radix ebenfalls ein Schwergewicht an grünen und blauen Aspekten aufweist und sich ein Stellium von vier Planeten im sensiblen Zeichen Jungfrau befindet, allerdings angeordnet in einer mehreckigen Aspektstrukur, die eine fixe Motivation besitzt, bei der immer auch eine Optimierung um des Profits willen mitschwingen kann. Entsprechend wurde seine Adaption um ein Vielfaches lukrativer für den Produzenten als Wenders Original (Silberlings Geburtszeit ist leider nicht bekannt).
Wim Wenders: Kommentar zur Entstehung Der Himmel über Berlin (englisch) (YouTube)