21. Jan 2013 – 13:18:03
Vor ein paar Tagen fügte ich in der Seitenleiste des Starfish-Blogs eine kleine Spielerei ein: jeden Tag ein neues Zitat eines VIP. Heute ist der bayerische Schriftsteller Ludwig Thoma dran:
„Liebe Mari, ich bin so froh‘, daß ich keine Rede nicht halten brauch‘, sondern das Maul.”
Da neben dem Geburtstag 21.01.1867 auch die Geburtszeit bekannt ist, 11.00 Uhr vormittags, Geburtsort Oberammergau, können wir uns sein Horoskop anschauen. Die runde Geburtszeit und der knappe Aszendent auf 0°34′ Stier könnten sogar ziemlich genau sein, wenn man sich einige wichtige Lebensstationen mit dem Alterspunkt anschaut:
Der Vater stirbt, als Thoma sieben Jahre alt war. Der Alterspunkt stand auf der Kippstelle (Halbsumme) Pluto/Uranus kurz nach der 2. Hausspitze und deutet an, dass sich im familiären Umfeld plötzlich etwas einschneidend verändert hat. 1907 mit 40 Jahren, AP Konjunktion Saturn im 7. Haus, heiratet er eine Tänzerin und gebürtige Philippinin, eine für die damalige Zeit sehr emanzipierte Frau, vermutlich die im Zitat angesprochene Mari (ihr Name war Marietta di Rigardo). Diese ungleiche Ehe hielt nicht lange und wurde schon vier Jahre später unter AP Quincunx Uranus wieder geschieden.
Der Sommer 1918 war in zweifacher Hinsicht lebenswendend: Thoma begegnete einer früheren Bekannten wieder und „entbrannte in flammender Liebe zu ihr“. Die Frau war jedoch verheiratet und ihr Mann wollte in keine Scheidung einwilligen. Außerdem zeichnete sich im letzten Kriegsjahr die Niederlage Deutschlands ab, was dem besonders konservativ und deutschnational eingestellten Thoma schwer zu schaffen machte. Der Radix- und der Mondknoten-AP begegneten sich am zweiten Kreuzungspunkt, der immer wieder Schicksalsjahre markiert, in denen es darum geht, das Bewusste mit dem Unbewussten, die Gegenwart mit der Vergangenheit auszubalancieren (Radix und Mondknotenhoroskop). Wenn man hier nicht richtig „schaltet“, nicht umkehrt, falls das Leben bislang in die falsche Richtung lief, kommt es nicht selten zu eher unerfreulichen Entwicklungen in den folgenden Lebensjahren.
Ludwig Thoma erkrankte an Magenkrebs und starb am 26. August 1921 mit 54 Jahren, als der Alterspunkt den Merkur kurz nach dem MC erreichte und gleichzeitig in Opposition zum Mars im 4. Haus in Krebs stand.
Gelesen habe ich noch nie etwas von Thoma. Der Fernsehzuschauer kennt sicher die Verfilmung seiner Lausbubengeschichten, die autobiographische Züge haben sollen. Schon als Schüler setzte sich Ludwig Thoma gegen Scheinmoral und Scheinautoritäten zur Wehr, weshalb er häufig die Schule wechseln musste. Wikipedia beschreibt ihn als einen Schriftsteller, „der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär wurde.“
Die Häuser 3 und 4 bezeichnet die Astrologische Psychologie als Kollektiv-Raum: das 3. Haus ist der Marktplatz oder die „Piazza“, auf der sich die Dorfbewohner miteinander austauschen, wo Tratsch weitergetragen wird, wo man sich informiert, was gerade im Dorf so passiert, wo man von anderen auch etwas lernt oder einfach mitreden will, während es im 4. Haus eher um das emotionale Pelzgefühl geht, um das gefühlsmäßige Dazugehören und das sich aufgehoben Fühlen in einem Kollektiv, dem man sich emotional verbunden fühlt. Das kann sich durchaus auch auf eine ganze Nation, zumindest auf den Landstrich, in dem man aufgewachsen ist, ausdehnen. Krebs am IC zeigt schon von der Anlage her eine gewisse Bindung an das Kollektiv, mit Uranus und Mars im Kollektiv-Raum jedoch durchaus streitbar und angriffslustig, weil mit dem Bestehenden unzufrieden. Mars Opposition Merkur auf der Meridianachse zeigt die verbale Angriffslust, mit der man sogar zu Berühmtheit gelangt, der Löwe-Mond auf der 5. Hausspitze den Lausbub, dem man im Trigon zur Schütze-Venus nicht lange wirklich böse sein kann.
Die Merkur/Mars-Opposition hatte jedoch auch eine Schattenseite: nachdem der Alterspunkt den Kreuzungspunkt ein zweites Mal passierte, verfasste Thoma in seinem letzten Lebensjahr viele (laut Wikipedia immerhin 175) meist anonyme und häufig antisemitische Hetzartikel, die sich vor allem gegen die Regierung in Berlin und die Sozialdemokratie richteten. Bei Wikipedia ist dazu zu lesen: „Die Stadt München hat zu seinen Ehren jährlich eine ‚Ludwig-Thoma-Medaille für Zivilcourage in der Öffentlichkeit‘ verliehen, die Verleihung jedoch 1990 nach Bekanntwerden seiner nationalkonservativen Haltung, der antisemitischen Parolen und antisozialistischen Polemik eingestellt.“ Der Alterspunkt stand 1990 wieder im Zeichen Steinbock am Kreuzungspunkt wie 1918 und in Opposition zu Uranus. Fehlentscheidungen können uns auch nach dem Tod einholen.