Heute ist Uranus endgültig in das Zeichen Stier eingetreten. Es beginnt ein neues Jahrsiebt bahnbrechender Erfindungen und Entdeckungen in Wissenschaft und Technik. Vor allem jene, die zwischen 1975 und 1982 mit Uranus im gegenüberliegenden Zeichen Skorpion geboren wurden und sich, sei es beruflich oder privat, forschend betätigen, können auf ihren Forschungsgebieten einen Höhepunkt erreichen, vielleicht sogar einen Durchbruch in eine neue Sicht der Dinge. Denn betritt ein Planet ein neues Zeichen, wird die gesamte Zeichenachse mit allen Planeten darin in eine von diesem Planeten geprägte Schwingung versetzt. Uranus „elektrisiert“ die gesamte Zeichenachse.
Uranus steht für das schöpferische Denken, das die Welt verbessern will, wozu es veraltete und längst überholte Strukturen hinwegfegt, um Platz für das Neue zu schaffen. Es strebt nach Sicherheit, aber nicht in der Art des Saturn durch Bewahrung und Konservierung des Bestehenden, sondern durch das Entdecken und Erobern neuer Möglichkeiten, durch innovatives Wissen und kreatives Denken. Uranus reizt im Menschen den Erfinder- und Entdeckergeist an, der bereit ist, neue Wege zur Erreichung seiner Ziele zu gehen. Nimmt jedoch die „ex-zentrische“ Uranus-Qualität auf der materiellen Ebene überhand, dann nehmen Technik und Funktionalität übermäßig Raum ein, während das Natürliche und Lebendige in den Hintergrund gedrängt wird.
Im Stier befasst sich die schöpferische Intelligenz vorzugsweise mit der konkreten Welt der Materie, in deren Tiefen sie sich versenkt, um ihre noch unentdeckten Geheimnisse zu enthüllen. Auf der Substanzachse Stier/Skorpion, der Polarität von materieller und geistiger Substanz, führt das intuitiv-schöpferische Denken des Uranus, gezähmt durch die Zügel der Beharrlichkeit und ausdauernden Konzentration, zu außerordentlichen Ergebnissen. Bildlich gesprochen versetzt hier die „uranische“ Kraft Quanten und Atome in Vibration.
So veröffentlichte der englische Philosoph Francis Bacon seine grundlegende philosophische Abhandlung Über die Würde und den Fortgang der Wissenschaft, in der er seine Idealvorstellung von wissenschaftlicher Erkenntnis als Schlüssel zum Fortschritt der Menschheit darlegte, als Uranus im Jahr 1605 durch das Zeichen Stier in Opposition zu seinem Radix-Uranus im Skorpion lief.
Auch einer der größten Naturforscher aller Zeiten, Isaac Newton, veröffentlichte sein wichtigstes Werk, die Principia Mathematica, als Uranus durch das Zeichen Stier lief. Geboren wurde er ebenfalls mit Uranus im Skorpion. Den Anstoß zu diesem Werk gab im August 1684 eine Diskussion unter Wissenschaftskollegen, darunter Edmund Halley, der Entdecker des Halley‘schen Kometen. In jenem Monat lief eine Uranus/Chiron-Konjunktion über Newtons AC-Herrscher Mars im Stier. Der Transit-Mondknoten stand im Trigon zum Radix-Uranus. Der Alterspunkt befand sich auf 26° Stier im Quadrat zur Venus. Als die Royal Society die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Werkes im Juli 1686 gab, erreichten der transitierende Chiron und Uranus die Opposition zum Radix-Uranus.
Ähnlich verhielt es sich zweihundert Jahre später beim Erfinder des Dieselmotors Rudolf Diesel und dem Entdecker der radioaktiven Strahlung Antoine Becquerel. Beide wurden mit Uranus im Zeichen Stier geboren und machten ihre bahnbrechende Entdeckung bzw. Erfindung während Uranus durch den Skorpion lief. In ihren Horoskopen spielte Uranus in dieser Zeit ebenfalls eine markante Rolle.
Ein Tiefenforscher ganz anderer Art mit Uranus in Stier war Sigmund Freud, der während des vorletzten Uranus-Transits durch das Zeichen Skorpion (in dem auch sein Aszendent liegt) das Unterbewusstsein entdeckte und erforschte. Als Uranus in die Opposition zu seiner Sonne/Uranus-Konjunktion lief, enthüllte sich ihm durch die Deutung von Träumen „das Geheimnis des Traumes“.
Beim letzten Transit des Uranus durch den Stier (1935 bis 1942) eroberte die Wissenschaft die Welt der kleinsten Teile und entdeckte die Möglichkeit, diese zu spalten und die ungeheure Energie, die bei der Kernspaltung freigesetzt wird, für den Menschen nutzbar zu machen, im Guten wie im Bösen. Auch die Erforschung des Himmels geriet in den Fokus der schöpferischen Intelligenz, für dessen Untersuchungen neue Techniken (Radioastronomie etc.) und Instrumente entwickelt wurden. Die Entwicklung des ersten Computers durch Konrad Zuse fällt ebenfalls in diese Zeit. Als er seinen Z3, den ersten Computer überhaupt, am 12.05.1941 einer Gruppe von deutschen Wissenschaftlern vorstellte, standen Transit-Uranus und -Jupiter in Konjunktion mit Zuses aufsteigenden Mondknoten sowie im Trigon zu seinem Radix-Uranus und im Quincunx zum GZ. Da Zuse in den 2. Weltkrieg eingezogen und die Rechenmaschine bei einem Bombenangriff 1944 zerstört wurde, geriet dieser Durchbruch jahrelang in Vergessenheit.
Uranus im Stier 2019 bis 2026
Das Ereignishoroskop des Zeichenwechsels ist durch die lineare Struktur und das überproportional vertretene Grün sehr dynamisch und stets Fragen stellend auf der Suche nach Lösung und Erkenntnis. Die Chiron/Merkur-Konjunktion am Nullpunkt im Halbsextil zu Uranus steht für neue, originelle und geniale Ideen, die durch das Trigon zum aufsteigenden Mondknoten den nächsten Entwicklungsschritt der Menschheit – die Abwendung von starren, individualistisch-autoritär geprägten Gefühlsmustern (Pluto/Saturn am absteigenden Steinbock-Mondknoten), um in einen bewussten (grüne Aspekte) „von Herz zu Herz“ Gefühlsaustausch (Krebs) mit den Menschen zu kommen – unterstützen können: es ist entwicklungsfördernd, sich den neuen Ideen gegenüber zu öffnen. Die autoritär geprägten Gefühls- und Denkmuster stehen in Verbindung mit der balsamischen Neumondphase (Saturn Sextil Sonne/Mond/Neptun). Das ist eigentlich keine günstige Zeit für den Anstoß neuer Projekte, doch Mars im Stier im Sextil zum balsamischen Neumond-Stellium weiß seine Kampf-Agenda zur Sicherung von Grenzen und zur Aufrechterhaltung des Status Quo der etablierten autoritären Denkmuster raffiniert-elegant durchzusetzen (Trigon Saturn). Die Erkenntnisse der grünen Aspekte finden dabei leider wenig Widerhall.
Der neuerliche Uranus-Transit durch den Stier wird der Materie weitere Geheimnisse entreißen und Rätsel lösen. Vielleicht werden Forscher endlich verstehen, was es mit der Beschaffenheit der mysteriösen Dunklen Materie auf sich hat, deren Anteil an der Gesamtmasse im Universum Berechnungen zufolge etwa fünfmal so hoch sein soll wie die gewöhnliche sichtbare Materie. Vielleicht findet der mit Uranus im Stier geborene unermüdliche pseudowissenschaftliche Forscher Erich von Däniken endlich den untrüglichen Beweis für die Existenz von Außerirdischen auf der Erde. Solche ungelösten Rätsel reizen den uranischen Entdeckergeist, der nichts unversucht lässt, um Licht in das Dunkel zu bringen.
Wahrscheinlich wird der Eingriff in das Erbgut des Menschen ethische Grundsatzdiskussionen auslösen, denn die Aussicht auf Ausrottung lebensbedrohlicher Erbkrankheiten durch Genmanipulation entspricht ganz wesentlich der uranischen Motivation, das Leben für viele Menschen zu sichern und verbessern zu wollen. Uranus im Stier wird auf diesem Gebiet die Forscher dazu antreiben, die Grenzen des Verstehens und der Machbarkeit zu überschreiten.
Im Zuge der Digitalen Revolution werden die sich rasant vollziehenden Veränderungen jeden Aspekt des Lebens in der Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Öffentlichkeit und im Privatleben beeinflussen. Neue Medien revolutionieren unsere Kommunikation und soziale Interaktion, und bergen gleichzeitig die Gefahr einer zunehmenden Funktionalisierung und Manipulation des Menschen.
Gleichzeitig brechen neue Revierkonflikte auf, denn das Zeichen Stier gehört zur Besitzachse mit ihrer Trennung in „Mein und Dein“. Der Trend des zunehmenden Nationalismus mit seinen Schranken und Grenzen, die das Eigene vom Anderen und Fremden trennen, könnte sich im öffentlichen Bewusstsein noch mehr als bisher durchsetzen. Während des Uranus-Transits in den 1930er Jahren begünstigte dieses Denken die Ausbreitung und Machtentfaltung nationalsozialistischer Ideologien.
Für London und das britische Königreich, das vor allem zur Sicherung seiner Grenzen aus der Europäischen Union austreten wird, stellt der Stier-Ingress des Uranus mit Mars am Stier-Aszendenten und Saturn am Steinbock-MC zähe und gleichzeitig erbitterte Macht- und Revierkämpfe in Aussicht. Der balsamische Mond in Konjunktion mit Neptun könnte auf Fehleinschätzungen der Realität hinweisen, die in Enttäuschung und hart ausgefochtene Existenzkämpfe münden werden. Im Ortshoroskop liegt die Mondknotenachse auf dem Orts-Aszendenten und die Saturn/Pluto-Konjunktion am Deszendenten. Gemeinsam deuten sie auf ein ausgeprägtes Streben nach Dominanz in der Begegnung (ersichtlich an der aktiv betriebenen, eigenständigen Grenzkontrolle), das Konflikte mit anderen Ländern auslöst.
In Brüssel rutscht der Mars in den Schatten des Aszendenten, während Pluto an die 10. Hausspitze heranrückt und die Mondknotenachse die Meridianachse belegt. Auch für die Europäische Union geht es um Sein oder Nichtsein, denn nationalistische Kräfte nehmen im Staatenbund zu und drohen diesen zu sprengen. Pluto am MC klebt an seiner Machtstellung oder erzwingt sie durch politisches Intrigenspiel. Der absteigende Mondknoten weist jedoch darauf hin, dass es an der Zeit ist, diesen Machtanspruch loszulassen, um nicht ganz von der einmal erreichten Machtposition in die Bedeutungslosigkeit gestürzt zu werden. Im Ortshoroskop rutscht diese Konstellation in den Schattenbereich der Horizontachse.
In Washington DC liegt die Saturn/Pluto-Konjunktion im 1. Haus. Hier findet der Präsident im Weißen Haus die perfekte Bühne für die machtvolle Durchsetzung seiner Mauerpläne zur Befestigung der Grenze nach Mexiko, wofür er selbst vor einem wochenlangen Shutdown nicht zurückschreckte und sogar der nationalen Notstand ausruft, um die Gelder dafür aus der Staatskasse zu beschaffen. Im Ortshäusersystem für Washington verlässt Uranus das Zeichen des Orts-Aszendenten. Die Konjunktion zwischen Saturn und Pluto am absteigenden Mondknoten liegt jedoch weiterhin im Zeichen des Orts-Meridians und hält an der internationalen Machtposition der USA fest.
Im Ereignishoroskop des Uranus-Ingress für Washington liegt die 4. Hausspitze im Stier. Uranus erschüttert dort den seelischen Wurzelboden des Landes bzw. seine Verfassung. Uranus könnte hier auch reale Erdbeben anzeigen, doch die Stadt gehört nicht zu einer gefährdeten Zone. Anders jedoch Kalifornien, das letztes Jahr massive Waldbrände mit dutzenden Toten hinnehmen musste. In San Francisco, das bereits vor 113 Jahren durch ein Erdbeben verwüstet wurde, liegt das „balsamische Neumond-Stellium“ zwischen Mond, Sonne und Neptun auf der 4. Hausspitze. Wenn in der griechischen Mythologie das Äquivalent zu Neptun, der Meeresgott Poseidon, zornig wurde, stach er mit seinem Dreizack in die Erde und verursachte so Erdbeben und Überschwemmungen. Gleichzeitig steht der Gasriese Jupiter im Zeichen des Aszendenten (→ Erdbeben astrologisch betrachtet). Die Orts-Meridianlinie von San Francisco liegt auf dem letzten Grad der Zeichenachse Stier/Skorpion.
In Moskau betritt Uranus ein Hauptachsenzeichen, denn im Stier liegt die 10. Hausspitze mit einem zielbewussten Mars im Schatten des MC. Ähnliches trifft auf die syrische Hauptstadt Damaskus zu, wo sich Mars im 10. Haus befindet und sein Ziel – Dominanz und Herrschaft über das Kollektiv – bereits erreicht zu haben scheint.
In Peking liegt die Meridianachse des Uranus-Stieringress ebenfalls auf der Zeichenachse Stier/Skorpion. Auffälliger ist allerdings das Ortshäusersystem der Stadt. Die Mondknoten belegen dort die Orts-Meridianachse mit Pluto und Saturn im Schatten der 4. Hausspitze und bilden eine Umkehrung der Verhältnisse in Washington, im Grunde eine Konkurrenzsituation: der Pekinger Orts-Aszendent auf 21° Waage steht in genauer Opposition zum Washingtoner Orts-AC auf 21° Widder.
In Pjöngjang bedeutet der Zeicheningress des Uranus in das Zeichen Stier gleichzeitig das Verlassen der Konjunktion mit dem Orts-DC auf 28°47‘ Widder.
Ausblick
Mit Uranus im Stier geraten traditionelle Werteformen und Geldsysteme zunehmend unter Druck. Vorstellbar ist zum Beispiel die Abschaffung des Bargeldes, oder die Einführung neuer Techniken des Bezahlens. Künstliche Intelligenz wird sämtliche Arbeitsprozesse revolutionieren. Die daraus entstehenden sozialen Probleme durch Arbeitslosigkeit und die ungleiche Verteilung des Eigentums erfordern neue revolutionäre Lösungen, zum Beispiel in der Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme. Gleichzeitig radikalisieren und verstärken sich populistische Bewegungen, denn das Stierprinzip ist mit einem grenzenlosen globalen Bewusstsein, wie es Uranus vertritt, nur schwer vereinbar.
Selbst der Astrologie stehen durch den Einsatz künstlicher Intelligenz Veränderungen bevor. Die ersten astrologischen Computerprogramme entstanden in den 1970er Jahren, als Uranus durch das Zeichen Skorpion lief. Sein Transit durch den Stier könnte die astrologische Welt weiter revolutionieren, zum Beispiel durch den Einsatz intelligenter Deutungsprogramme, die vielleicht eines Tages sogar den Gang zum „humanoiden Astrologen“ überflüssig machen werden.
George Orwell
Eine interessante Synchronizität bildet der aktuelle Neumond in Konjunktion mit Neptun im Zeichen Fische¹, der wenige Stunden nach dem Eintritt des Uranus in den Stier stattfinden wird. Während ich an diesem Text schrieb, beschäftigte ich mich auch mit dem Horoskop von George Orwell, der mit diesem Stellium im Zeichen Krebs geboren wurde. Seine Dystopie eines totalitären Überwachungsstaates 1984 ist zumindest in China in greifbare Nähe gerückt, aber auch in den USA und anderen Industriestaaten sind die Bürger einer allgegenwärtigen Überwachung ausgesetzt, die mit Uranus in Stier noch zunehmen wird.
In Orwells Horoskop steht der aktuelle Alterspunkt wie bereits 72 Jahre zuvor während der Niederschrift des Romans in Konjunktion zu Merkur. Der Mondknoten-AP bildete wie heute ein Trigon zum Neumond-Stellium. Orwell hielt sich von Mai 1947 bis Dezember 1948 auf der schottischen Insel Isle of Jura auf, um dort sein bekanntestes Werk zu schreiben. Im Ortshoroskop dieser Insel befindet sich Orwells Jupiter am MC. Im Herbst 1948 kreuzten sich der Orts- und der Mondknoten-Alterspunkt, das heißt sein Schicksal erfüllte sich an diesem Ort. Als er am 4. Dezember 1948 das fertige Manuskript seinem Verlag zuschickte, standen Orts- und Mondknoten-AP im Sextil zur Uranus/GZ-Konjunktion. In seiner Radix stand der Alterspunkt auf dem Pluto in Opposition zur Uranus/GZ-Konjunktion. Das Buch sollte bis in unsere Zeit epochalen Charakter entfalten und wird dies auch in Zukunft tun, denn wir steuern heute geradewegs auf Orwells Zukunftsvision zu (Pluto am absteigenden Mondknoten im Uranus-Stieringress-Radix).
¹ siehe auch: Vinzent Liebig; Astrologisches zum Neumond in den Fischen 2019
Literatur:
Bruno Huber: Begegnung mit Orten (Astrolog Nr. 52)
Bruno Huber: Das Weltbild des Claudius Ptolemäus (Astrolog Nr. 190)
Bruno Huber: Das Ortshoroskop (Astrolog Nr. 211)
Ich habe im Radix Sonne/chiron Konjunktion in Stier im 2. Haus, zur Zeit läuft der Uranus Transit an meiner Sonne und macht einen Konjunktion zur Sonne/chiron und wühlt mich richtig auf, manchmal habe ich ungewollte Schockzustände und macht mich einerseits risikofreudiger, d.h. lebendiger.