Neptun/Pluto Konjunktion Uranus

Die geistigen Planeten wurden erst in der Neuzeit entdeckt. Sie erschließen sich dem Menschen nicht mit bloßem Auge, sondern er benötigt technische Hilfsmittel, um sie erkennen zu können.

Die Konjunktionen von Neptun und Pluto folgen einem Zyklus von annähernd 500 Jahren Dauer. Die letzte Konjunktion ereignete sich vor 125 Jahren. Die kulturhistorischen Entwicklungen der letzten fünftausend Jahre im Spiegel der Konjunktionen zwischen Neptun und Pluto wurden bereits mehrfach thematisiert (zuletzt im Meridian 2/2017: Der Neptun-Pluto-Zyklus von Anne C. Schneider).

577 v. Chr.

Die Konjunktion des Jahres 577 v. Chr. hatte eine Besonderheit, denn Uranus stand damals nur viereinhalb Grade entfernt. Es ereignete sich eine „große“ Konjunktion von Uranus mit Neptun und Pluto im Zeichen Stier. Das Zeichen kann man sich in diesen Jahren durch die Anwesenheit von drei geistigen Planeten mit einer außerordentlichen geistigen Potenz aufgeladen vorstellen. Wird schon eine Konjunktion von Uranus mit Neptun oder mit Pluto als äußerst intensiv und machtvoll erlebt, bedeutet eine enge Konjunktion aller drei geistigen Planeten eine enorme Verstärkung, denn sie beherrschen als kollektive Archetypen den Geist der jeweiligen Zeit und prägen das Bewusstsein der Menschheit unter Umständen für Jahrtausende.

Das 6. vorchristliche Jahrhundert stand im Mittelpunkt der „Achsenzeit“ von 800 bis 200 v. Chr., die gemäß Karl Jaspers das Ende des mythischen Zeitalters und den Beginn des Zeitalters des Logos, der „Vergeistigung“ markierte.  Jaspers sah hier Außerordentliches zusammengedrängt:

„In China lebten Konfuzius und Laotse, entstanden alle Richtungen der chinesischen Philosophie, (…) in Indien entstanden die Upanishaden, lebte Buddha, wurden die philosophischen Möglichkeiten bis zur Skepsis und bis zum Materialismus, zur Sophistik und zum Nihilismus (…) entwickelt – in Iran lehrte Zarathustra das fordernde Weltbild des Kampfes zwischen Gut und Böse, – in Palästina traten die Propheten auf von Elias über Jesaias und Jeremias bis zu Deuterojesaias, Griechenland sah Homer, die Philosophen – Parmenides, Heraklit, Plato (…).“1

In diesen Jahrhunderten entstanden die Grundkategorien, in denen der Mensch bis heute, die Welt und sich selbst erkennend, denkt.

Bei Dane Rudhyar stieß ich erstmals auf diese bedeutsame Phase der Menschheitsgeschichte:

„Der Mensch begann eine neue Phase seines Lebens zu entwickeln und sich selbst als Individuum zu erkennen – als freies Wesen; so entstand auf einer höheren, der psycho-mentalen Ebene, ein neuer Dschungel. Dies bedeutete den Anfang eines neuen Zyklus menschlicher Entwicklung, die nach einer Neuen Astrologie rief, einem neuen Verständnis von Ordnung, Kosmos und Gott.“2

Tatsächlich begann man in dieser Zeit, Horoskope für einzelne Individuen zu erstellen; in erster Linie für Könige und Herrscher, aber auch für einzelne Persönlichkeiten. Astrologie entwickelte sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg zu einem zunehmend hilfreichen Werkzeug, mit dem mehr über das Individuum und damit über sich selbst erfahren und der „Dschungel“ des Geistes gelichtet werden konnte.

Naheliegend wäre es, den Beginn des mythischen Zeitalters auf das vorhergehende Zusammentreffen der drei geistigen Planeten zu legen. Die Konjunktion von Neptun und Pluto im Jahr 4543 v. Chr. fand im Zeichen Wassermann statt. Uranus befand sich jedoch noch im Steinbock.

Fische

Erst in den Fischen hielten sich alle drei im gleichen Zeichen auf, allerdings ohne eine enge Konjunktion zu bilden. Während Uranus und Pluto auf 4° Fische in Konjunktion standen, befand sich Neptun 20 Grad entfernt auf 24° Fische. Dennoch scheint diese Zeit einen besonderen Einfluss auf das menschliche Bewusstsein ausgeübt zu haben, denn es etablierten sich wichtige neue Errungenschaften. Seit der Mitte des fünften Jahrtausends ist die Nutzung des Pfluges in Mesopotamien belegt, die Domestizierung des Wasserbüffels in China und des Pferdes in Eurasien. In diese Phase fallen auch die frühesten Funde des Rades, dessen Erfinder lange Zeit in Mesopotamien vermutet wurden. Das Bild des Rades könnte dort die Beobachter des Sternenhimmels zu revolutionären Gedankengängen inspiriert haben, aus denen sich astrologisches Denken entwickelte, das vorwiegend ein Denken in Zyklen ist. Dort wurde auch die erste Schrift entwickelt, die notwendig wurde, um die Beobachtungen für spätere Generationen festzuhalten. Die Methoden für Ackerbau und Viehzucht wurden insgesamt wesentlich verbessert.

Stier – Zwillinge

Im Zeichen Stier ging es im Konjunktionszyklus von Neptun und Pluto um das einzelne Individuum, das sich getrennt von anderen Individuen erlebt.

„Das Neue dieses Zeitalters ist (…), dass der Mensch sich des Seins im Ganzen, seiner selbst und seiner Grenzen bewusst wird.“1

Die letzte Konjunktion im Jahr 1892 setzte hierfür viele neue Impulse. Sie fand zum zweiten Mal im Zeichen Zwillinge statt. In Zwillinge geht es um die Vielheit der Individuen. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf dem von anderen getrennten, „individuellen“ Einzelnen, sondern auf den Verbindungen zwischen den einzelnen Individuen. Ging es im Stier noch um die Sicherung der Grenzen zwischen den einzelnen Individuen, liegt in Zwillinge der Schwerpunkt auf den vielfachen Kontakten der einzelnen Individuen untereinander.

Die erste Konjunktion im Zeichen Zwillinge im Jahr 1399 läutete ein neues Selbstverständnis der Menschen ein. Sie sahen sich selbst und die Welt plötzlich mit anderen Augen, aus einer neuen Perspektive. In der Kunst wurde in dieser Zeit die Zentralperspektive (wieder) entdeckt. Man vergrößerte den Blickwinkel durch die Entwicklung von Teleskopen. Die Erfindung des Buchdrucks vereinfachte und beschleunigte die Verbreitung neuer Ideen. Neue Kontinente und Seewege wurden entdeckt. Die Welt wurde immer kleiner. Mit der zweiten Konjunktion im Jahr 1892 verlagerte sich die Entdeckungsreise auf die Innenwelt des Menschen – das Unbewusste wurde zutage gefördert. Die Physik entdeckte die Welt der kleinsten Teile und die Unendlichkeit des Weltalls. Die Kommunikation zwischen den Individuen wird immer schneller, die Welt vernetzt sich immer enger. Grenzen behindern die mühelose Kommunikation und werden zunehmend nivelliert. Wahrscheinlich beförderte die Anwesenheit der aufsteigenden (nördlichen) heliozentrischen Venus- und Uranus-Knoten im Zeichen Zwillinge die Umsetzung der Impulse der letzten beiden Konjunktionen in den Bereichen Wissenschaft und Kunst. Der Uranusknoten wird noch bis zum Ende des fünften Jahrtausends durch das Zeichen Zwillinge wandern, während der Venusknoten es bereits in der Mitte des vierten Jahrtausends verlassen haben wird.

3371 n. Chr.

In Zwillinge werden auch die künftigen Konjunktionen von Neptun und Pluto stattfinden. In 1350 Jahren wird sich Uranus wieder in ihrer unmittelbaren Nähe befinden. Es handelt sich also um einen sehr großen, weiträumigen Zyklus, wenn die Konjunktion durch Uranus vervollständigt wird. Fast viertausend Jahre lang, von 577 v. Chr. bis 3371 n. Chr., konnte der Mensch sich selbst als Individuum erkennen. Welcher Entwicklungsschub wird am Ende dieses Zeitalters für die Menschheit anstehen? Das Augenmerk könnte sich verstärkt auf die „feinstoffliche“ Welt richten, oder auf die Tatsache, dass das Erkennen der Individualität noch nicht das Ende der Erfahrungsreise des menschlichen Bewusstseins darstellt, sondern dass die Verbindungen noch umfassender erforscht werden können. Vielleicht, um mit den künftigen Konjunktionen im Zeichen Krebs eines Tages zu erkennen, dass die Menschheit als Ganzes eine eigenständige Wesenheit darstellt, in die jedes Individuum eingebunden ist. In der Esoterik nennt man ihn den planetarischen Logos, der sich wie jeder einzelne Mensch auf einem Entwicklungsweg befindet.3

Literatur:
1Karl Jaspers: Ursprung und Ziel der Geschichte. (1949)
2Dane Rudhyar: Astrologie der Persönlichkeit. (1936/1970)
3Grundwissen der Esoterik

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