Vollmond in Löwe und Saturn/Uranus in Hochpotenz

14. Jul 2010 – 13:08:12

Der 26. Juli 2010 ist in zweierlei Hinsicht ein astrologisch interessantes Datum: zunächst einmal haben wir Vollmond auf 2°59′ Löwe/Wassermann, der sich wiederum in Trigonen und Sextilen zur Saturn/Uranus-Opposition befindet, die an diesem Tag ebenfalls und zum letzten Male für die nächsten 45 Jahre exakt sein wird.

Vollmond Löwe 2010Der dritte Grad Löwe, auf dem sich die Sonne befindet, symbolisiert im bestmöglichen Sinne die Mobilisierung der eigenen inneren Kräfte zum Wohle persönlicher Ziele, während der Mond auf dem dritten Grad Wassermann den wahren Mut symbolisiert, der alle sinnlosen Verbindungen von sich weist. Es geht bei diesem Vollmond offensichtlich um eine Emanzipation. Übertragen auf die gleichzeitig stattfindende letztmalige exakte Opposition von Saturn und Uranus geht es wohl darum, sich nun wirklich und endlich vom Alten zu befreien, damit das Neue und Wesenseigene zur Entfaltung kommen kann. In den letzten zwei Jahren ging es mit der Entwicklung kaum voran, sowohl mundan in der Welt der Politik und Wirtschaft als auch im persönlichem Erleben vieler Menschen. Zermürbende Stagnation prägte die Zeit seit Herbst 2008, als die erste Opposition zwischen Saturn und Uranus stattfand. Mein Astrologen-Kollege Vinzent Liebig hat dieser Konstellation einen Artikel gewidmet.

Saturn ist in der Deutungsweise der Huber-Schule Symbol für das Körper-Ich: „ich habe einen Körper mit Grenzen, also bin ich.“ Er identifiziert sich über Grenzen, die natürlich gesichert werden müssen. Es fällt schwer, Neues und Unvorhergesehenes zuzulassen, denn das könnte Unsicherheit bedeuten und den Fortbestand der Materie in Frage stellen. Uranus ist wiederum Symbol für das schöpferische Bewusstsein, das über die Grenzen des Saturns hinausgeht. Bis vor zweihundert Jahren war Saturn die äußerste Grenze unseres Sonnensystems, mehr gab es nicht. Bis die Entdeckung des Uranus im Jahr 1781 diese Grenze sprengte. Bis dahin jedoch war Saturn jahrtausendelang der Herrscher der Grenze.

Im Mythos hatte Saturn in seiner griechischen Form Kronos einst seinen Vater Ouranos (Uranus) kastriert und damit dessen Schöpferkraft beraubt. Seine Eltern jedoch warnten ihn, dass es ihm eines Tages ebenso ergehen werde und er von einem seiner Kinder gestürzt werde. Kurzerhand verschlang Kronos nun jedes Kind, das im seine Gattin Rhea gebar. Bis auf Zeus (Jupiter), der rechtzeitig von seiner Mutter gerettet und versteckt werden konnte, später den Kampf gegen seinen Vater aufnahm und mit einer List seine Geschwister befreite.

In den vergangenen zwei Jahren hatte offensichtlich Kronos = Saturn die besseren Karten als Ouranos = Uranus, denn wie gesagt: alles stagniert (Saturn), es passiert nichts wirklich Neues (Uranus). Der Vollmond weist darauf hin, dass es jetzt sehr wichtig wird, sich zu emanzipieren, sich auf seine schöpferischen Kräfte zu besinnen und darauf, wer man wirklich ist, dabei alles Wesensfremde von sich zu weisen, sich davon nicht mehr beeindrucken oder beeinflussen zu lassen.

Rechtschaffenheits-FigurDie Oppositionen zwischen Sonne/Mond und zwischen Saturn/Uranus bilden gemeinsam ein Rechtschaffenheits-Viereck. Dies ist eine sehr symmetrische, rot-blaue Aspektfigur. Vierecke haben eine ausgeprägte harmonie- und sicherheitsorientierte Motivation, die den Planeten Saturn scheinbar zu bestätigen scheint. Die rot-blaue Farbe betont die Ambivalenz, die Symmetrie die Statik, d.h. die Bewegungslosigkeit. Die Spannungen und Gegensätze, die in den Oppositionen enthalten sind, werden im Inneren des Briefumschlags verschlossen. Die Gefahr ist natürlich groß, dass das saturnische Prinzip des Bewahrens und Absicherns das Gewitter der Spannungen einfach aussitzt im Glauben, dass die Zeit (Chronos) schon für es arbeiten werde. Manchmal jedoch ist der aufgestaute Druck der innen liegenden Opposition so stark, dass er zu einem Durchbruch der inneren Wahrheit führt, zu einer Verwirklichung des Wesenszentrums (der Kreis in der Mitte). Es wird alles losgelassen, was bislang wertvoll und richtig schien zugunsten der inneren Wahrheit. Eine Neugeburt wird möglich. So wie Saulus zum Paulus wurde. Diese Deutungsmöglichkeit hatte wohl Dane Rudhyar im Sinne, als er diese Aspektfigur „Mystisches Viereck“ nannte.

Wir sollten beachten, dass Zeus/Jupiter, der einst die Herrschaft Saturns beendete und seine gefressenen Geschwister aus dem Bauch des Kronos/Saturn befreite, in Konjunktion mit Uranus an diesem Viereck beteiligt ist! Das ist sehr ermutigend für jene, die sich endlich Bewegung und frischen Wind erhoffen.

Ich deute diese Vierecksfigur zum Vollmond als vorübergehende Intensivierung der Stagnation, die offenbar notwendig ist, damit es kurz danach zu einem Befreiungsschlag kommen kann, zu einem gewaltigen Gewitter mit Blitz und Donner (wofür Saturn/Uranus-Konstellationen übrigens auch stehen).

Neumond in Löwe 2010Beim folgenden Neumond in Löwe hat sich das Rechtschaffenheitsviereck in ein höchst dynamisches Leistungsdreieck gewandelt. Die Dinge kommen in Fluss und vermutlich überstürzen sich die Ereignisse, sowohl mundan in Politik und Wirtschaft, wie auch im Beruf und Privatleben.

Lese-Tipps:
„Alchemie, Astrologie, Mythologie – Saturn“ von Vinzent Liebig
„Alchemie, Astrologie, Mythologie – Jupiter“ von Vinzent Liebig
Bruno, Louise und Michael Huber: „Aspektbild-Astrologie“

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