Am 17. März stehen Uranus und Pluto zum vorläufig letzten Mal im Quadrat zueinander. Wir konnten in den vergangenen drei Jahren eingehend die gesellschaftlichen, uranisch-plutonischen Transformationsprozesse beobachten. Sie erfassten zunächst die arabische Welt. Doch es hat den Anschein, dass sie zumindest dort noch nicht mit einem Mehr an innerer und äußerer Freiheit einhergingen. Dieses Mehr ist offensichtlich auch für die schwarze Bevölkerung in den USA weiterhin in unerreichbarer Ferne. An den Machtverhältnissen hat sich kaum etwas geändert. Im letzten Jahr musste das auch Europa feststellen, wo plötzlich der alte Ost-West-Konflikt aufs Neue ausgebrochen ist.
Die „alte Kultur“ wehrt sich auf Biegen und Brechen gegen neue Strukturen (siehe: Erstes Uranus/Pluto-Quadrat 2012). Zum Beispiel in Deutschland, wo Frauen auch im Jahre 2015 für die gleiche Arbeit immer noch deutlich schlechter entlohnt werden als ihre männlichen Kollegen. Immerhin gibt es kaum Tendenzen, die Frauen wieder zurück an den Herd zu schicken, denn ihre Arbeitskraft wird aus ökonomischer Sicht gebraucht. Überhaupt werden viele kulturelle und gesellschaftliche Errungenschaften der letzten fünf Jahrzehnte mittlerweile hauptsächlich an ihrem ökonomischen Nutzen gemessen. Wobei von diesem „Nutzen“ immer weniger Menschen profitieren, denn die Schere zwischen Arm und Reich wird konsequent weiter aufgerissen.
So auch in der Europäischen Union. Mit Eintritt des Planeten Pluto in das Individualzeichen Steinbock zerplatzte für viele Menschen der Traum vom eigenen Haus und für viele Bankinstitute der sicher geglaubte Gewinn durch großzügig gewährte Hypothekendarlehen. Plötzlich stellte sich heraus, dass die Immobilien gar nicht ihr Geld wert sind. Für diese Dummheit und unternehmerische Unfähigkeit müssen jedoch nicht die Banken bezahlen, sondern die Bürger, sei es in Amerika oder in Europa. Gerettet werden Banken durch den Staat, weil sie als unverzichtbarer Bestandteil der „alten Kultur“ angesehen werden. Fällt eine Bank, fällt die ganze Welt wie ein Kartenhaus zusammen, so zumindest der politische Glaube in Europa.
Das tut sie jetzt für die Menschen in Irland, in Spanien, Portugal und vor allem in Griechenland. Aber Menschen sind nicht so wichtig wie Banken. Genau genommen bringen sie die Opfer, damit deutsche und französische Banken „gerettet“ werden und deutsche Ersparnisse, vorzugsweise angelegt in Lebensversicherungen, sich nicht gänzlich in Luft auflösen.
Die PIGS, das sind die Länder Portugal, Irland, Griechenland und Spanien, sind die Verlierer der Dauerkrise und werden von dem Land, das bislang am meisten von ihr profitiert hat, Deutschland, auch noch beschimpft. Griechenland hat an seinem Drama zwar einen wesentlichen Eigenanteil, dennoch ist es sehr bequem und vor allem einseitig, nur ihm die „Schuld“ für seine stetig anwachsenden Schulden anzulasten.
Das vorerst letzte Uranus/Pluto-Quadrat wird nun nicht dafür sorgen, dass ein fairer Ausgleich gesucht und gefunden wird, dass wirksame Maßnahmen ergriffen werden, damit ein solches Desaster sich nicht wiederholt. Obwohl Jupiter in Löwe, der das Uranus/Pluto-Quadrat aspektiert, gewisse Hoffnungen weckt.
Da in Deutschland die „alte Kultur“ fest im Sattel sitzt und die deutsche Bevölkerung sich höchstenfalls aus Angst vor Überfremdung auf die Straße wagt, betrachte ich die neue Quadratur von Uranus und Pluto (17.03.2015 um 02:54:50 UT) auf europäischer Ebene, das heißt zunächst einmal für Brüssel aus der Perspektive der Europäischen Union. Der Aszendent liegt dort, wie auch für Berlin und Paris, im Individualzeichen Steinbock. Pluto steht somit „achsenaktiv“, d.h. im Zeichen einer Hauptachse.
Saturn, der eigentliche Repräsentant für die alte Ordnung, das Traditionelle und Etablierte, liegt im 11. Haus, gut vernetzt in der herrschenden Klasse, auf dem Kreuzungspunkt, im Mondknotenhoroskop (MKH) somit an der gleichen Stelle. Pluto handelt im Steinbock im Sinne Saturns. Im Mondknotenhoroskop steht er kurz vor der 10. Hausspitze, er ist „der Mächtige“. Uranus, im MKH im 6. Haus der Arbeit und des Dienens, in der Radix im eingeschlossenen Zeichen Widder im 3. Haus, die Piazza, die Menschen auf der Straße, steht im Quadrat dazu – die steckengebliebene Revolte. Da hilft auch Mars nicht. Er steht ebenfalls im eingeschlossenen Zeichen. Schlechte Nachrichten für die PIGS, denn an diesem Bollwerk der Herrschenden werden sie sich die Zähne ausbeißen, schwere Prellungen holen und eine Gehirnerschütterung davontragen.
Dominantdreieck als Erfahrungsdreieck
Jupiter steht nun im Trigon zu Uranus und im Quincunx zu Pluto. Es entsteht ein Dominantdreieck. Als Dreieck ist seine Motivation dem veränderlichen Prinzip entsprechend auf Lernen, Verstehen, Beziehung und Information ausgerichtet. Der grüne Aspekt betont den Lerncharakter. Die rote Farbe des Quadrats weist es als dem kardinalen Prinzip zugehörig aus, während blaue Aspekte wie das Trigon dem fixen Prinzip angehören. Die Farben Rot und Blau, das kardinale und das fixe Prinzip, entsprechen dem Polaritätsdenken, das die Welt einteilt in Gut und Schlecht, Richtig und Falsch, Schwarz und Weiß. Der grüne Aspekt und mit ihm das veränderliche Prinzip überwindet diese Ambivalenz, denn es forscht nach den Ursachen, nach Lösungsmöglichkeiten, nach dem Sinn.
Schon Pluto und Uranus zeigen das Wechselspiel von Kardinal (Pluto) und Fix (Uranus), das im Quadrat einen ambivalenten Konflikt austrägt, ein Entweder-Oder, das zunächst eine Lösung mit Zwang oder Gewalt sucht, der kardinalen Qualität des Quadrats entsprechend eher in blindem Aktionismus ausartend. Doch mit dieser Methode dauert es lange, bis der Konflikt gelöst oder bereinigt ist. Vielleicht gelingt dies auch nie und einer zieht den Kürzeren. Der Quincunx-Aspekt von Pluto zu Jupiter deutet auf eine Lösungsmöglichkeit hin, indem in einem langfristigen Prozess Informationen gesammelt werden und intensiv nach den Ursachen des Konflikts geforscht wird. Dabei muss in der Regel ein Schwebezustand ausgehalten werden, denn eine sofortige Lösung scheint nicht möglich.
Der Quincunx-Aspekt wird in der Astrologischen Psychologie der lange Denkschritt genannt, denn man muss mit ihm im Denken weit ausgreifen, um sich ein umfassendes Bild der Konfliktsituation des Quadrats zu verschaffen. Nur so ist eine Lösung möglich, die der Trigon-Aspekt von Jupiter zu Uranus in Aussicht stellt. Doch diese Lösung und die mit ihr einhergehende Ruhe und Harmonie ist kein Endzustand, sondern lediglich eine Phase im Prozess des dreistufigen Krisenmechanismus, der im Dominantdreieck enthalten ist. Irgendwann geht die konfliktfreie, harmonische Phase ihrem Ende entgegen und es entzünden sich neue Konfliktfelder an der rot-blauen Ecke des Dreiecks, und der Entwicklungsprozess beginnt von neuem.
Dieser Krisenmechanismus hat die Abfolge ROT – GRÜN – BLAU. Konflikt/Energie (roter Aspekt), Suche nach Information (grüner Aspekt), Lösung (blauer Aspekt). Folgt man diesen Farben im Horoskop, so hat das Dreieck eine retrograde Richtung gegen den Tierkreis: Widder – Steinbock – Löwe . Diese Bewegung im Uhrzeigersinn ist gegenläufig zum kosmischen Drehsinn. Die „Rückläufigkeit“ weist dieses spezielle Dominantdreieck deshalb als Erfahrungsdreieck aus, bei dem erst nach mehrmaligen Fehlschlägen aus schmerzlicher Erfahrung gelernt wird, wie der Konflikt am besten gelöst werden kann.
Der gesamte Krisen-Prozess ist kein sich Drehen im Kreis, sondern eine Entwicklungsspirale, die nach jedem abgeschlossenen Durchgang eine erweiterte Sicht auf das Konfliktthema erlaubt. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass auch wenn jetzt keine „endgültige“ Lösung gefunden wird, und darauf deutet in der Weltlage alles hin, die Voraussetzungen gelegt werden, dass auch in Zukunft auf der „Baustelle Uranus/Pluto“ weiter nach Lösungen gesucht wird. Doch für die PIGS, die sich verständlicherweise eine schnellere Lösung ihrer Probleme erhoffen, sind das keine befriedigenden Aussichten.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied in den Horoskopen des Uranus/Pluto-Quadrats zwischen Portugal und Spanien gegenüber Irland und Griechenland. In Lissabon und Madrid liegt der Aszendent des exakten Quadrates ebenfalls in Steinbock wie in Brüssel. Diese Länder suchen zumindest auf Regierungsebene den Konsens mit Brüssel.
In Dublin liegt der AC in Schütze auf dem Galaktischen Zentrum, in Athen im Wassermann. Uranus ist wieder jeweils im eingeschlossenen Zeichen Widder. Die irische Bevölkerung protestierte schon vor fünf Jahren gegen die massiven Sparauflagen. Ohne Erfolg. Die Arbeitslosenquote liegt seit 2009 im zweistelligen Bereich. Wahrscheinlich macht sich in Irland inzwischen Resignation breit.
In Griechenland liegt der AC in Wassermann, wie schon im Horoskop der griechischen Verfassung. Der Mond liegt im AC-Zeichen in Opposition zu Jupiter. Der Mond, mundanastrologisch das Volk, steht im Zeichen der Hauptachse AC/DC und schon dadurch unter energetischem Starkstrom. Griechenland, das griechische Volk, revoltiert. Da jedoch auch in diesem Horoskop Uranus im eingeschlossenen Zeichen steht, sind die Aussichten auf Erfolg dieser Revolte gering. Brüssel wird den Machtpoker gewinnen. Es sitzt am längeren Pluto-Hebel.
Es wird der EU-Rebellion offenbar ähnlich ergehen wie schon der arabischen Welt. Ich finde das etwas beunruhigend, denn es bleibt alles beim Alten, wenn auch in neuen Verkleidungen. Die bestehenden Konflikte werden ungelöst im Verborgenen weiterschwelen.
Der Uranus/Pluto-Zyklus
Dieses Quadrat, dessen Zeit nun zu Ende geht, ist das erste Viertel des gesamten Uranus/Pluto-Zyklus‘, der 1966 begann (30.06.1966 um 09:54:10 UT). Erste Zwischenstationen waren das Halbsextil (1978/79) und das Sextil (1995/96). Kommende Stationen werden sein das Trigon und das Quincunx. Mit der Opposition zwischen Uranus und Pluto erreicht der Zyklus seinen Höhepunkt im Jahr 2046. Danach geht der Zyklus in die absteigende Phase mit einem erneuten Quadrat im Jahr 2073/74. Es handelt sich dann wieder, wie schon in den 1930er Jahren, um ein absteigendes Quadrat, das eine andere Grundqualität besitzt als das Quadrat im aufsteigenden Teilzyklus.
Der letzte Uranus/Pluto-Zyklus 1851 – 1966
Ich befürchte, wenn bis dahin die erneuernden Kräfte (Uranus) kein adäquates Durchkommen finden, drohen langfristig Gefahren. Bei plutonischen Prozessen dauert es erfahrungsgemäß sehr lange, bis jene kritische Masse erreicht wird, die Pluto implodieren lässt, wie zum Beispiel in Deutschland während des „Dritten Reichs“. Der Uranus/Pluto-Zyklus begann damals mit der Konjunktion am 23. März 1853. Das zunehmende Quadrat (Uranus in Löwe und Pluto in Stier) 1876/77 ging mehr oder weniger spurlos an Europa vorüber. Die Opposition der Jahre 1901/02 nannte ein Historiker „Die Stille vor dem Sturm“ und charakterisiert damit treffend, dass diese Zeit bei allem Anschein äußerer Stabilität schon den Keim jener Widersprüche in sich birgt, die einmal für den Untergang einer ganzen Epoche sorgen werden. Gut ein Jahrzehnt später wird die scheinbar so festgefügte Ordnung in der Katastrophe des Ersten Weltkriegs auseinanderbrechen. (www.chroniknet.de)
Danach bedurfte es noch weiterer kritischer Masse, die sich in den 1930er Jahren in Deutschland ansammelte, um dann im 2. Weltkrieg zu kulminieren. Dass Pluto zu Beginn jenes Jahrzehnts entdeckt wurde, wirkte womöglich wie ein Katalysator für die extremen Pluto-Erfahrungen der Folgejahre.
Es geht also weiter mit Uranus/Pluto. Vielleicht kommt es 2046 anlässlich der Opposition (Uranus in Jungfrau und Pluto in Fische) zu ähnlichen Kristallisationserscheinungen wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 2073/74 fordern sich die beiden dann wieder gegenseitig im Quadrat heraus. Dann wird Pluto im Widder stehen und Uranus im Steinbock.
Für das 21. Jahrhundert weist der französische Astrologe André Barbault, Urgestein der französischen Astrologie, im nach ihm benannten Barbault-Zyklus auf eine kritische Zeit in den Jahren 2017/18 und 2078/79 hin, jeweils wenige Jahre nach einem Uranus/Pluto-Quadrat.
Die kommende Zeit bleibt angespannt und aufregend.
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André Barbault