Zur Einstimmung auf das Thema empfiehlt sich die neuerliche Lektüre des Textes über die Europäische Union.
Das griechische Verfassungshoroskop ist dynamisch angelegt. Dreiecksfiguren werden dem veränderlichen Prinzip zugeordnet. Sie möchten verbinden, in Beziehung sein, Kontakte herstellen. Außerdem finden sich noch zwei Strichaspekte zu Uranus und Neptun. Sie bringen kardinale Impulse, die sich jedoch in die veränderliche Grundqualität einschmiegen, nicht aus ihr herausfallen oder sie gar infrage stellen.
Vergleicht man diese bewegliche Grundstruktur mit der fixen Struktur des EU-Horoskops, sieht man eine Kombination, die es im partnerschaftlichen Bereich besonders schwierig hat. Das Fixe (das EU-Horoskop) sucht die Struktur, die Ordnung und Harmonie, es strebt nach Sicherheit und Abgrenzung. Das Veränderliche steht allem gegenüber offen, es ist neugierig, will vom anderen lernen – nicht, um genauso gut zu werden, sondern weil es einfach neugierig ist. Es strebt nach Kontakt, in der Tiefe eigentlich nach Liebe, nach dem, was für das Veränderliche die Welt überhaupt lebenswert macht. Es prallen in der Folge kaum vereinbare Welten aufeinander. Speziell das Veränderliche leidet, wenn es auf das Fixe trifft. Das Fixe scheint so vollkommen, so unangreifbar, so gut organisiert, dass das Veränderliche irgendwann glaubt, wertlos zu sein, nicht gut genug, nicht so wohl organisiert. Dabei funktioniert es einfach anders. Es ist nicht besser oder schlechter, sondern anders. Ihm sind andere Dinge wichtiger. Meist ist seine einzige Chance, sich den beiden anderen Prinzipien, dem Kardinalen und dem Fixen, anzupassen. Es kann dann so tun, als ob ihm Ziele wichtig wären, oder der Zweck der Dinge. Doch es droht ihm auf Dauer die Gefahr des Selbstverlusts.
Allein diese Strukturierung der beiden Aspektbilder weist auf eine grundlegend unterschiedliche Motivation zwischen der Europäischen Union und der demokratischen Verfassung Griechenlands. Es wundert daher den Astrologen nicht wirklich, dass es hier über kurz oder lang zum Streit und zum Zerwürfnis kommt, wenn der veränderliche Typus nicht mehr bereit ist, sich den Nützlichkeitserwägungen des fixen Typs unterzuordnen.
Das Combin zwischen beiden Horoskopen liefert weitere Details. Sein Aszendent liegt im veränderlichen Zeichen Zwillinge, das Aspektbild ist waagerecht gelagert und damit auf Begegnung ausgerichtet, die auf der Horizontachse immer auf Augenhöhe geschehen soll. Die Farbigkeit zeigt im Gesamtverhältnis ein Überwiegen der roten Energieaspekte und grüner Bewusstseinsaspekte, damit eine nervös-gespannte Erlebnislage.
Uranus direkt auf dem Deszendenten lebt in diesem Milieu geradezu auf und registriert unmittelbar jedes Ungleichgewicht in der Begegnung. In ihm jedoch allein den Unruhestifter zu sehen ist eine zu einfache Sichtweise. Uranus führt in neue Bereiche, er dehnt das Bewusstsein aus. Er befähigt dazu, von heute auf morgen die Welt aus einem vollkommen neuen Blickwinkel sehen zu können. Gerade in fest gefahrenen Situationen kann dies enorm hilfreich sein. So wie jetzt, da Griechenland mit seinem neuen Premier Alexis Tsipras die EU-Granden ordentlich aufmischt, so dass sie jede Contenance und ihre demokratischen Fundamente verlieren. Nun gibt es also am 5. Juli 2015 ein Referendum in Griechenland, mit der Frage an das Volk, ob das rigorose Spardiktat, das es in den letzten fünf Jahren nur noch stärker in Ruin und Verschuldung hineintrieb, auf sich nehmen soll.
Vernünftig wäre ja ein Nein, όχι. Doch ob die Griechen verstehen, dass dies tatsächlich die beste Entscheidung wäre? Sie haben nämlich gleichzeitig Angst, dass dies einem Votum gegen den Euro und die Europäische Union gleichkommt. Tsipras hätte die Bevölkerung vielleicht auf diesen Tag besser und umfassender vorbereiten sollen. Der Combin-AP steht am Sonntag in Konjunktion mit Saturn, der Mondknoten-AP mit Neptun und dem Galaktischen Zentrum. In einer solchen Stimmung entscheidet man sich eher für eine Aufrechterhaltung des Status Quo, mag er auch noch so dramatisch und elend sein. Andererseits: im EU-Horoskop wird der AP Ende Juli den aufsteigenden Mondknoten erreichen. Vielleicht bietet diese Volksabstimmung auch der EU Gelegenheit, tiefschürfend darüber nachzudenken, wie sehr sie den europäischen Karren an die Wand zu fahren droht.
In Griechenlands Verfassungshoroskop steht der Alterspunkt im Sextil zum Mond und im Halbsextil zu Venus und Pluto. Mit dem AP-Übergang über die Venus wurde Griechenlands prekäre finanzielle Lage offenbar und das europäische Spardiktat kam über das Volk. Man hätte damals schon vernünftig handeln können und angesichts der immensen Verschuldung Griechenlands gleich Tabula Rasa machen. Doch Schuldenschnitt, das geht nicht mit Deutschland. Dann hätte Angela Merkel noch mehr Geld zur Bankenrettung in die Hand nehmen müssen, da insbesondere deutsche Banken (und französische), bekannt für ihr Unmaß und ihre Unvernunft, Griechenland großzügig mit Geld versorgten. Aber das ist heute vergessen und damit schon nicht mehr wahr. Heute werden souveräne Regierungen gestürzt, mit ökonomischen Mitteln, wenn sie sich nicht in das enge europäische Denkschema hineinzwängen. Die EU sollte sich nicht wundern, wenn nach Wahlen in anderen Mitgliedsstaaten weiterhin keine Ruhe im Staatenverbund eintreten wird. Die Unzufriedenheit ist nämlich groß – nicht bei den einzelnen Regierungschefs, die mittlerweile einen seltsam weichgespülten und gleichgeschalteten Eindruck auf mich machen und stets das für gut und richtig befinden, was Angela Merkel vorschlägt – sondern beim Volk, dem eigentlichen Souverän in einem demokratischen Europa. Die Zeit des Uranus/Pluto-Quadrats ist zwar vorbei, aber die von ihm angereizten Probleme noch lange nicht gelöst.
Bleibt den Griechen zu wünschen, dass sie am Sonntag die beste Wahl treffen werden.
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