Im Schuljahr 1980/81 machte in meiner Schulklasse ein Buch die Runde mit dem Titel „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Irgendwann landete es auch in meinen Händen. Es war die Zeit, als die BRAVO auf einer Doppelseite ein Foto eines ‚Drogenkoffers‘ abdruckte (→ „Rauschgift-Fahnder packen aus“). In Tütchen, Gläschen und Röhrchen war darin verpackt, was es damals auf dem Markt zu kaufen oder von Fahndern sicherzustellen gab. Der geneigte Teenie konnte sich ein Bild davon machen, in welchen Farben es Heroin gibt (mal weiß, mal braun), dass Haschisch mal grün aus der Türkei, rot aus dem Libanon oder schwarz aus Afghanistan kommt, dass Gras wie Kräutertee aussieht, außerdem Tabletten, Pillen, Pilze, Kokain… – wir 13jährigen waren top informiert. Es kam sogar ein Kriminalbeamter vom hiesigen Rauschgiftderzernat in die Schule, um uns eine Unterrichtsstunde in Sachen Prävention zu geben. Drogen waren DAS Thema an deutschen Schulen.
Dieses Buch, die Geschichte eines Teenagers, der nicht viel älter war als wir, und dessen Geschichte so ähnlich klang wie die von vielen anderen in unseren Freundes- und Bekanntenkreisen, wurde 1981 verfilmt. Die Erwachsenen waren entsetzt, wir Jugendlichen nicht, denn dass die Welt so ist, wie sie ist, und nicht so, wie die Eltern sich das einbildeten, wussten wir schon längst aus eigenen Erfahrungen. Es war die Zeit des „no future“ und „null Bock“. Unsere Lehrer wollten den Film mit uns im Kino anschauen, scheiterten jedoch daran, dass der Film für unsere Altersklasse nicht freigegeben war – obwohl der Film von den Drogenerfahrungen einer 13jährigen handelte – sondern erst für Jugendliche ab 16 Jahren. Ohne Lehrer kamen wir natürlich problemlos ins Kino, um uns den Film anzuschauen.
Am 9. Februar 2022 läuft er wieder im Fernsehprogramm des Senders arte. Weiterlesen