Neptun

NeptunNachdem 1781 der Planet Uranus entdeckt worden war, stellten die Astronomen aufgrund von Bahninstabilitäten bald fest, dass da draußen noch ein Planet um die Sonne kreisen muss. Es begann eine regelrechte Jagd auf diesen ominösen Planeten, der die Bahn des Uranus offensichtlich störte. Zu Beginn der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts widmeten sich zwei Männer der Herausforderung, die Position dieses neuen Planeten rechnerisch zu ermitteln. In England stellte John Adams im Jahr 1843 erste allerdings noch ungenaue Berechnungen an. In Frankreich berechnete im Spätsommer 1846 der Mathematiker Urbain Le Verrier genauere Zahlen und schickte diese an die Berliner Sternwarte mit der Bitte, nach dem Objekt zu suchen. Observator Johann Gottfried Galle erhielt den Brief am 23. September 1846 und machte sich noch am selben Abend an die Arbeit. Zunächst erfolglos. Sein Mitarbeiter Heinrich d’Arrest schlug vor, die Beobachtungen mit einer akademischen Sternkarte zu vergleichen. So kam es, dass Galle die im Fernrohr sichtbaren Sterne ansagte und d’Arrest diese mit der Sternkarte verglich. Um 00:00:15 LMT schließlich rief d’Arrest: „Dieser Stern ist nicht auf der Karte!“ Entdeckung 1846 Galle Radix

Dieser Stern war der Planet Neptun. In der Folgenacht überprüfte Galle seine Beobachtungen und war nun sicher, den neuen Planeten entdeckt zu haben.

Meist wird der Tag der Entdeckung mit 23. September 1846 angegeben. Damals begann für Astronomen der Tag um 12 Uhr Mittag. Nach unserer heutigen Zeitrechnung begann nach Mitternacht der 24. September. 

Nakshatra Shatabishak

Rashi D1 (tropisch)

Rashi D1 (tropisch)

Neptun stand in dieser Nacht auf 25°52‘ im Tierkreiszeichen Wassermann und im Nakshatra Shatabishak, das sich bis in die ersten Fischegrade erstreckt. Es wird von der vedischen Gottheit Varuna beherrscht. In Indien bekam Neptun nach seiner Entdeckung ursprünglich diesen Namen, denn Varuna ist das indische Pendant zum griechischen Poseidon und römischen Neptun.

Varuṇa ( वरुण – „Umhüller“) ist der vedische Gott des kosmischen Ozeans oder Urwassers. Er galt in alter Zeit als schöpferischer Universalherrscher, als Wächter der kosmischen Ordnung und des Weltgesetzes Ṛta. Er durchdringt mit seinem Wasser das gesamte Universum.

Varuna gilt neben anderem als Schöpfer der Nakshatra, der Sternkonstellationen am Himmel. Die Nakshatra wiederum sind Symbol für das Schöpferische in der Welt. Sie lassen alle Dinge, die Natur und die Menschen gedeihen und wachsen, deren letztendliche Bestimmung die Heilung des Universums und des Menschen darin ist. Alles, was entsteht und in unser Leben eintritt, soll und kann unserer „Heilung“ dienen. Es geht in den Nakshatra darum, in Übereinstimmung mit der ursprünglichen Ordnung zu leben und Liebe und Weisheit im Universum zu vermehren. In Shatabhishak werden Dinge erschaffen, die der heilenden Veränderung dienen. Mitunter bereitet diese Veränderung (emotionale) Schmerzen, und nicht selten muss sich der Mensch in Shatabhishak zum Zwecke der heilenden Veränderung in Einsamkeit und Verborgenheit zurückziehen.

AquariusDas Sternbild und Tierkreiszeichen Wassermann zeigt einen Menschen, der Wasser aus einem Gefäß ausgießt. Vielleicht ist es Varuna, der das kosmische Wasser auf die Erde ausgießt, das alles bedeckt, umhüllt, durchdringt und verbindet. Aus dem kosmischen Urozean ist alles entstanden, sein Wasser ist schöpferisch und heilend.

Im Grunde hätte sich der Planet Neptun keinen besseren und stimmigeren Ort im Horoskop aussuchen können als Shatabishak und Wassermann, um aus dem Urozean in unser Bewusstsein aufzutauchen. Der Himmelsozean ist das Bewusstsein, das gleich Neptun, Poseidon und Varuna alles im Universum durchdringt und umhüllt.

Aszendent Krebs und Lagnesh Mond

KrebsIm Entdeckungshoroskop liegt der Aszendent im Zeichen Krebs, Zeichenherrscher Mond im Skorpion im 5. Bhava.

Für Krebs-Aszendenten ist das Leben und Wohlbefinden in erster Linie abhängig vom Zustand des Gemüts. Sie passen sich innerlich den Lebensumständen an, und diese Anpassungsfähigkeit ist ausschlaggebend für das innere Wohlbefinden. Durch die ausgeprägte Sensitivität und Sensibilität besteht eine gewisse Gefahr, sich zu sehr mit den eigenen Emotionen zu identifizieren und nicht zu erkennen, dass alle Gefühle lediglich Reflexionen äußerer Umstände sind. Deshalb kann die große Sensibilität zu einer Quelle von Leid und Schmerz werden. Handlungen werden hauptsächlich durch Bedürfnisse motiviert und das Empfinden von Glück hängt sehr stark davon ab, inwieweit die Erfüllung dieser Bedürfnisse durch äußere Quellen möglich ist. Je mehr der Krebs-Aszendent erkennt, dass die eigenen Bedürfnisse für sein Glücklich- oder Unglücklichsein verantwortlich sind, nicht aber ihre Befriedigung durch äußere Einflüsse, umso mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit stellen sich ein.

MondDer Mond befindet sich im Nakshatra Svati, das wie Shatabishak von Rahu, dem nördlichen Mondknoten, beherrscht wird. Ihm wird Vayu zugeordnet, der Gott des Windes. Er ist der Atem Varunas. Der Wind kann stets seine Richtung ändern, er ist extrem beweglich und verteilt sich in viele Richtungen. Für den Mond als Symbol des Geistes bedeutet dies, ruhelos auf der Suche nach neuen Anregungen und Erkenntnissen zu sein. Neptun zeichnet diese Beweglichkeit und Omnipräsenz ebenfalls aus.

Die Mondknotenachse

Da sowohl Neptun als auch Lagnesh Mond in einem Rahu-beherrschten Nakshatra stehen, gibt die Rahu-Stellung sicherlich Hinweise auf wichtige Aufgaben, die Neptun dem Menschen stellt. Ketu im 10. Haus zeigt die Neigung, Sicherheit durch Beherrschung der äußeren Umstände zu erreichen. Mit Rahu in 4 sind diese äußeren Umstände jedoch kaum beeinflussbar. Rahu verursacht hier Angst, Instabilität und emotionale Schwäche, die immer größer werden, umso mehr man im Außen eine Lösung sucht. Nur durch die Entwicklung innerer Sicherheit können diese Ängste bewältigt werden.

SaturnSaturn spielt in diesem Entdeckungshoroskop eine wichtige Rolle, weil er in gradgenauer Konjunktion zu Neptun in seinem eigenen Zeichen Wassermann steht, seinem Mulatrikona. Er beherrscht das 7. und 8. Bhava des Krebs-Aszendenten. Er erzeugt hier viele Unsicherheiten und Abhängigkeiten des Krebs-Geborenen. Zum Selbstschutz baut Saturn einen Schutzwall auf, den „Krebs-Panzer“, der als Kälte und Gleichgültigkeit in Erscheinung tritt, bis Vertrauen entwickelt wurde. Als Herrscher des 7. Bhava, einem Maraka oder todbringenden Haus, des 8. Bhava des Todes, der Krisen und des Umbruchs, und in seiner Eigenschaft als natürlicher Karaka für Verluste, Krankheit und Tod ist Saturn für den Krebs-AC ein machtvoller „Killer“ und Erzeuger (Karaka) schwieriger Lebensumstände, auf die der Mond bzw. der Geist mit Angst und Abwehr reagieren wird. Aus diesem Drama entkommt der Mond nicht durch die Flucht nach vorn, sondern nach Innen. Dies legt Neptun im 8. Bhava ebenfalls nahe. Durch die äußeren Stürme des Lebens kann nur eine gute Verwurzelung der Innenwelt helfen. Nur sie kann emotionale Stabilität und Vertrauen auch in schwierigen Lebenslagen geben.

Varuna

Varuna

Denn Varuna ist nicht zu täuschen. Seine Diener und Spione sind die Sterne, die für ihn die Erde und die Menschen überwachen. Wie er kennen sie alle Taten und Sünden der Menschen, ebenso ihre verborgenen Geheimnisse. Varuna kennt sowohl Vergangenheit als auch Zukunft. Mit seiner Schlinge fängt er die Sünder und Wortbrüchigen, ebenso kann er sie auch davon befreien und wieder losbinden. Varuna bindet an das Karma. Er verursacht nicht die schwierigen Lebenslagen, er zeigt die Bindung der Menschen an die Folgen ihrer Handlungen. Und er bietet einen Ausweg: innere Ruhe und Distanz gegenüber den Lebensumständen, emotionale Stabilität, Leidenschaftslosigkeit und Zufriedenheit können den Krebs-Aszendenten wesentlich besser gegen karmische Einflüsse „panzern“ als Saturn.

Neptun-Sichtung durch Galilei

Beobachtung 1612 Galilei Radix234 Jahre zuvor studierte Galileo Galilei Jupiter mit der neuen Erfindung Fernrohr und machte Aufzeichnungen seiner Beobachtungen. Damals stand Jupiter zeitweise in Konjunktion mit Neptun, den Galilei in seinen Notizen als Fixstern markierte. Tatsächlich war es jedoch Neptun. Galilei machte diese Beobachtung laut seinen Aufzeichnungen erstmals am 28. Dezember 1612 um 3.46 LAT (2:58:15 UT) in Florenz.

Rashi D1 (tropisch)

Rashi D1 (tropisch)

Der Aszendent lag im Skorpion, Lagnesh Mars im 8. Bhava im Nakshatra Mrigashira. Der Skorpion-Aszendent ist bemüht, gegen persönliche Schwächen und Unzulänglichkeiten anzukämpfen, deren er sich schmerzlich bewusst ist und die ihre Ursache in der Vergangenheit haben können, meist also karmischer Natur sind. Doch je mehr Mars im 8. Bhava gegen die Krisen und Herausforderungen ankämpft, umso machtvoller treten neue in Erscheinung. Das Leiden kann immens sein, der Mensch ist verletzlich, extrem von den eigenen Defiziten absorbiert und im ständigen Kampf auf der Jagd nach Sicherheit oder Stabilität für sein aufgewühltes Inneres. Der Mrigashira-Einfluss intensiviert den ruhelosen Kampf und die Suche nach Abhilfe in der Welt.

Die Lösung liegt im Loslassen der persönlichen Anteile, die das Leiden verursachen und den permanenten inneren Kampf herausfordern. Es geht hier wie im Entdeckungshoroskop des Uranus um Veränderungen, die notwendig sind, damit wir die große Befreiung (Moksha) erfahren können, d.h. uns von Bindungen und Anhaftungen befreien, die die vollkommene Sicht auf die wahre Essenz in unserem Inneren behindern.

Nakshatra Hasta

Neptun selbst befand sich in enger Konjunktion zu Jupiter im 11. Bhava im Nakshatra Hasta. Dieses Nakshatra wird vom Mond beherrscht, der bereits im Entdeckungshoroskop von 1846 eine zentrale Rolle spielt. Die Mythen, die sich um das Sternbild Rabe (Corvus) ranken, das dem Nakshatra Hasta entspricht, handeln vom Zusammenspiel der Sonne und des Mondes. Die Sonne ist das SELBST (die Seele), unveränderlich, unbeweglich, unbeeinflussbar, Atman gleich. Der Mond ist der Geist, wandelbar, wechselhaft, beeinflussbar, berührbar. Er durchstreift im Auftrag der Sonne die Welt, immer in Gefahr, sich in der Welt zu verlieren und seinen Ursprung, die Seele, zu vergessen. Aufgabe des Mondes ist eigentlich, das SEIN der Sonne zu reflektieren.

Neptun reflektiert ähnlich dem Mond das SEIN, die Seele. In der Astrologischen Psychologie ist Neptun die geistige (transpersonale) Entsprechung des Mondes. Neptun reflektiert über die Identifikation, das sich empathisch Einfühlen. Auf diese Weise ist Neptun in der Lage, Zeit, Raum und Grenzen zu überwinden und alles zu durchdringen.

Das 11. Bhava handelt von unseren Wünschen und Verlockungen. Doch gerade diese Wünsche binden uns an die Welt und verhindern die große Befreiung Moksha. Es geht mit Neptun um die Bindung unserer Wünsche an die transpersonale Welt, an Brahman, die Universalseele, die eins ist mit dem SELBST.

Daten:
24.09.1846, 00:00:15 LMT, Sternwarte Berlin: 52° 30′ 12″ N, 13° 23′ 35″ O
28.12.1612, 03.46 LAT (Wahre Ortszeit), Florenz/I

Literatur:
Bruno und Louise Huber: Planeten als Funktionsorgane. API-Verlag.
David Frawley: Astrologie der Seher. Windpferd-Verlag.
Ernst Wilhelm: Vault of the Heavens. Kala Occult Publishers.
Starfish-Blog: Vedische Götter und Uranus, Neptun und Pluto

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